Erinnerungen

[Larinda Karntus]

Wie so oft schlich sie wieder in den Seitengassen des Marktplatzes umher, sie, das kleine Mädchen von 4 Sommern in ihrem schmutzigen Kleidchen, in der Hoffnung etwas Besseres als im Waisenhaus zu Essen zu finden.
Das Treiben auf dem Platz und die Rufe der Marktschreier drangen an ihr Ohr. Welch Vielfalt an Waren es doch immer auf dem Markt gab. Dort bat jemand Kleidung an, hier wurden Speisen angepriesen, wieder an anderer Stelle erklang das stetige Hämmern eines Schmiedes.
Vorsichtig spähte sie aus einer der Gassen, um zu prüfen, ob sie nicht doch einen Moment der Unachtsamkeit eines Händlers nutzen könne. Dort, am Stand eines Obsthändlers, schien sich eine Möglichkeit zu bieten.
Immer darauf bedacht, nicht beachtet zu werden, schlich sie hinaus. "Ja, so einen Schönen Pfirsich hole ich mir" ging es durch ihre Gedanken. Doch bevor sie auch nur den Stand erreichte stand mit einmal die Stadtwache vor Ihr. "Haben wir dich, du Streunerin!" rief er.
Voller Furcht rannte sie los, ihre Gedanken überschlugen sich. "Schnell wieder in den sicheren Schatten“ schoss es durch ihren Kopf. Hinter Ihr schepperten die Rüstungen der Stadtwache. Dort um die Ecke, dann wieder links in eine andere Gasse, langsam entfernte sich das Scheppern.

Schweiß gebadet riss sie Ihre Augen auf. "Wieder nur ein Traum" sprach sie zu sich in leisem Ton. Ihr Blick fiel auf Aislin, die neben ihr im Bett lag und schlief. Aislin, die ihr in den letzten Tagen zu einer Freundin geworden war, die sich um ihre Gesundheit sorgte und mit der sie seit langem auch wieder einmal lachen konnte. Langsam legte sie sich zurück auf ihr Kissen und starrte an die Zimmerdecke. "Nur ein Traum…" sprach sie erneut zu sich und schloss ihre Augen, um langsam wieder in einen unruhigen Schlaf abzugleiten.

[Larinda Karntus]

"Wieviele Tage sind vergangen als sie in die Zelle geworfen wurde? Wie ist sie da wieder herraus gekommen?"
Fragen die sie im Moment nicht beantworten kann und will.

Mit einmal stand sie im Handelshaus und gleich darauf war sie im Atelier von Adyanne.
Stimmen, Fragen, Gesichter und Eindrücke die sie nicht wirklich verarbeiten konnte.
Verwirrung und Angst wechselten sich ab alles kam ihr so fremd vor, selbst die Gesichter,
die sie hätte vor diesem Erlebniss in helle Freude versetzten, nahm sie nur am Rande wirklich wahr.
Wieviel Zeit mag wohl vergangen sein?
In einem Bad spürte sie erst wieder das etwas um sie herrum geschah.
Jemand wusch sie, jemand den sie gut kannte, gründlich und vorsichtig. Und dann?
Der Abend verschwomm in einem wirrwar in ihrem Kopf. Die letzen Tage waren wohl zuviel.

Erinnerungen an ihre Vergangenheit und Bilder des erlebten mischten sich als sie in einem Bett lag,
war sie noch Wach oder ist dies wieder nur ein Traum?
War sie wirklich wieder Frei oder hockte sie immer noch in der Zelle und wartete auf das Ende?