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Alt 04.03.2017, 00:34
Silena
#1
Silena Farion
Reisender
 
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Silena Farion


Einleitung

Achtzehn Jahre war durchaus ein Alter, das man als „erwachsen“ betrachten konnte! Wobei sich Silena bereits mit 13 genauso erwachsen gefühlt hatte wie mit 9 oder wie halt nun – mit 18 Jahren. Es machte für sie selbst keinen großen Unterschied – denn sie hatte sehr früh „erwachsen“ sein müssen – sprich, für sich selbst gesorgt.

Es fühlte sich fast wie ein Geburtstagsgeschenk an, als sie die Holzdielen des Hafens betrat. Zehn Wochen hatte sie nun auf dem Schiff „Ankerslieb“ verbracht und war sich schon nach gut zwei Wochen sicher gewesen, dass sie das Reisen auf dem Schiff hasste! Nichts, was sie so schnell noch einmal erleben wollte – wenn es nicht sein musste. Es war eng, schaukelig, man sah immer wieder nur die gleichen hässlichen Gesichter – das Essen war mehr schlecht als recht und es stank irgendwann erbärmlich nach süßsaurem Schweiß derer, die sich davor sträubten mal eine Seife in die Hand zu nehmen!

Aber vor allem störten sie die Männer… sie waren immer da und überall anzutreffen! Einige, viele hatten versucht Kontakt zu ihr aufzunehmen. Jeder auf seine ganz eigene Art und Weise… Silena war eine hübsche junge Frau – ohne viel dafür tun zu müssen. Ihr Haar war aus reinster Bequemlichkeit lang – wellte sich ein wenig und wirkte vital. Ihre Augen waren groß, rund und trugen eine grüne Farbe. Die Nase wirkte stubsig und ihre Lippen waren voll, waren immerzu rosarot. Der hübsche Kopf saß auf einem durchaus ansehlichen jungen Körper. Mit ihren 1.68m war sie für eine Frau normal hoch gewachsen – doch war sie weiblich schlank. Busen und Po waren durchaus „vorhanden“.

Oftmals hatte sie an Deck die einfachste Kleidung getragen… Hosen und weite Hemden, das lange Haar unter eine Kappe gestopft war nach einiger Zeit ihr Lieblingsoutfit – so genoss sie die Zeit, in der sie nicht angegafft oder blöd angesprochen wurde.

Sie hatte doch sehr ahnungslos das Schiff betreten… gut, Silena hatte gewusst, dass es nach Britain segelte – aber was sie dort tun sollte?!

Nach etwa vierwöchiger Reise lernte sie Jaki kennen. Jaki war eine ältere Frau… sehr bodenständig und liebenswert. Wie alt genau sie war, hatte Silena nie erfragt… aber sie schätzte sie auf irgendwas zwischen 60 und 70 Jahren. Jaki und Silena waren schon bald ein unzertrennliches Paar auf dem Schiff. Sie teilten sich schon bald eine Kajüte – und verbrachten jede Minute zusammen. Anfangs haben sie nur geplaudert und die Anwesenheit des Anderen genossen. Beide fühlten sich etwas sicherer, wenn sie beisammen waren. Nach einiger Zeit hatte Jaki ihr aber das Nähen beigebracht. Jaki war nämlich Schneiderin – ihr Leben lang hatte sie Kleider für eine reichere Familie als Hausschneiderin gefertigt. Anfangs war es aus purer Langeweile, dass Silena sich im Nähen probierte. Silena war als Straßenmädchen groß geworden… für häusliche Dinge wie das Nähen hatte sie nie Zeit und auch gar kein Interesse! Aber als sie ihre erste selbstgenähte Hose das erste Mal anprobierte – und sah, welch Unterschied dies zu ihrer Hose machte, wollte sie unbedingt mehr lernen! Sie wollte sich Hemden nähen, Kleider, Hosen und Hauben! Sie wollte in maßgeschneiderten Lederschuhen stolzieren! Und nach und nach wuchs eine Art Lebensplan in ihr…

Jaki brachte ihr alles bei, was die alten Hände und der vergessliche Geist zuließen. Ein Tag vorm Anlegen hatte sie Silena sogar all ihre Schnittmuster geschenkt! So wäre das Fußfassen einfacher, hatte sie gesagt. Jaki war leider nicht mehr bei Silena. Sie wollte weiterreisen – zu ihrem Enkelsohn… der hatte Gold! Dort konnte sie ihren goldenen Abend verbringen – hatte sie immerzu lächelnd geträumt. Sil hatte in ihrem Leben schon so unendlich viele kommen und gehen sehen… sie empfand bei dieser Trennung keine Trauer sondern lediglich Dankbarkeit.

Der Hafen wirkte wie jeder normale Hafen eines Mittelreiches. Er war weder pompös – noch war er schäbig. Die Holzdielen knarzten leise beim Betrieb des Aus- und Aufladens… es waren ein paar Hafenarbeiter hier beschäftigt… aber reger Betrieb sah anders aus. „Gemütlich..“ murmelte die junge – nun 18 jährige Frau und schlenderte durch die Straßen.

Eine Bank, ein Gärber, ein Bäcker, ein Bognerladen – und da – im Westteil der Stadt eine öffentliche Shcneiderei! Die Besitzerin Rashida war sehr nett. Sie bot einige Dinge an – nichts davon Maßgeschneidert… aber durchaus ausreichend für das allgemeine Volk! Vor allem aber bot sie ihr Spinnrad und ihren Webstuhl den Jungschneidern an, die es brauchten. Silenas Herz bubberte… denn eigentlich hatte sie schon fest damit gerechnet, dass sie sich anfänglich Stoff hätte stehlen müssen… eine Kleinigkeit für das „Straßenmädchen“ – wenn sie nichts erbetteln konnte – oder gerade keinen Gönner hatte wurde es eben gestohlen. Aber so, wie es nun war – war es für einen Neustart natürlich viel besser!

Natürlich waren ihre ersten Werke keine Meisterstücke! Dinge, die nur sie selbst anzog – hier und da waren die Naht- oder Legefehler eingebaut. Nichts, dass sie verkaufen wollte.

Am Abend bezog sie ein kleines Dachzimmer. Es lag im Handwerksviertel der Stadt – über einer Bank. Ein Grinsen schlich sich auf ihren Mund… und der Plan in ihrem Kopf wuchs. Sie malte sich verschiedenste Szenarien aus! Denn wenn sie eines aus ihrer schweren Kindheit gelernt hatte, dann – dass Träume nichts kosteten! Man konnte frei über sie verfügen – ohne viel Aufwand… und sie trugen einen voran. Neben der Tatsache, dass man tatsächlich für das eigene „Glück“ sorgen musste – waren sie im Verbund eine wunderbare Sache!

So entstand ihr sicherlich großprotziger Plan…

„Ich werde die beste Schneiderin der Welt – und ich werde im Gold schwimmen!“ wisperte sie in den dunklen Raum und schloss gemütlich lächelnd die Augen um die erste Nacht in diesem Reich zu verbringen.
Silena Farion ist offline  
Geändert von Silena Farion (03.06.2017 um 07:20 Uhr).
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Alt 10.03.2017, 18:59
#2
Silena Farion
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Kapitel 1

Am Folgetag erkundete Silena die Stadt und den Stadtrand. Irgendwie wirkte die Stadt auf sie sehr organisiert. Händler waren vorhanden, Gardisten in glänzenden Rüstungen. Auch Wohnhäuser gab es reichlich…. Wovon viele allerdings leer standen. Warum, das war Silen ascheierhaft. Aber sie verschwendete auch nicht sonderlich viel Zeit damit, darüber nachzudenken – Silena wusste mittlerweile sehr gut, worüber sie sich den Kopf zerbrechen sollte und worüber nicht. Und die Infrastruktur dieser Stadt Britain gehörte ganz sicher nicht dazu!

Sie hatte all ihre Sachen im kleinen Dachzimmer unter gebracht – natürlich war sowas wie eine Schneiderei nicht erdenklich – also lagen Stoffe, Leder und diverse Schnittmuster in ihrem Zimmer verteilt. Was aber noch viel wichtiger war als Platz… als Raum für ein Handwerk war… das Lernen! Jaki hatte ihr zwar vieles beigebracht, aber bei weitem nicht genug! Vielleicht sollte sie sich mal nach einer Lehrmeisterin umschauen?

Das Gefühl der Abhängigkeit und Bindung gefiel ihr zwar nicht – aber sie konnte sich ja nicht alles alleine beibringen?!

Es war bereits abends als Silenas knurrender Bauch sie daran erinnerte was Essen zu müssen. Silena vergaß viel zu oft zu essen…. In der Kindheit hat sie viel zu oft hungern müssen… richtig hungern – so sehr, dass sie ab und zu nach schmerzlichen Hungerattacken einfach einschlief – und fast nicht mehr erwachte. Da war das normale Hungergefühl, das sie in diesen Zeiten empfinden sollte einfach zu lau um es zu bemerken.

Direkt neben der Bank, in der ihr Zimmer ist, steht eine Art Taverne. Bärenhöhle ihr Name. Dort setzte sie sich nieder und an diesem zweiten Abend in dieser Stadt lernte sie zwei Menschen kennen, die noch eine größere Rolle spielen sollten.

Stina & Korad.


Stina war ihr sofort sympatisch. Das mochte vielleicht an Stinas Jugend liegen… oder an ihrem offenen Wesen. Stine wirkte wild – und wilde Mädchen mochte Silena schon immer gern! Sommersproßen besprenkelten Stina von oben bis unten – sie hatte ein ehrliches Lächeln, aufrichtige Augen und dunkelrote Haare, die oft zu einem einfachen Zopf gebunden waren. Ihre Figur war noch sehr schlank und sehnig… halt noch sehr jugendlich! Und das war mit 15 Jahren ja noch absolut normal…

Silene hatte sich ihr Leben lang mit Mädchen besser verstanden als mit Jungen… zwar waren Jungen leichter im Umgang und besser zu manipulieren aber… wirkliche Bindung hatte Silena nur zu Freundinnen aufbauen können. Jungs oder Männer hatten sie immer – früher oder später – schwer enttäuscht. Stina erinnerte sie sehr an Mona… eine wirklich – wirklich – wirklich gute Freundin – über Jahre hinweg führten Silena und Mona eine… tiefe Freundschaft…. Aber mehr dazu vielleicht später.

Korad, ein Junge von 16 Jahren, war eigentlich gar nichts für Silena… er passt auf den ersten Blick nicht zu ihrem „Freunde-Schema“. Mit seinen 1.80m überragte er Silena. Und irgendwie wirkte er unendlich selbstsicher auf sie. Eine Eigenschaft, die Männer manchmal zum… Kotzekel machte. Bei Korad war es aber anders… er war groß, er war gutaussehend und er was selbstsicher… zugleich war er aber auch sehr loyal, hatte Herzenswärme und war irgendwie zugänglicher als viele andere Männer.

Es dauerte nur wenige Tage, da hatte Silene den beiden gegenüber so viel Vertrauen, wie anderen nicht nach einem ganzen Jahr. Stina und Korad ermutigten Silena darin, das Handwerk auszuüben – sich Kunden zu suchen! Korad bestellte sogar gleich ein paar Hemden. Und beide empfohlen ihr eine Analope Reus – als Ausbilderin. Natürlich hatte Silena dieser Analope gleich geschrieben. Eine Antwort blieb aber lange aus… was nicht so schlimm war! Denn Silene bemerkte, dass sie auch so vieles lernte. Einiges bekam sie von Rashida erklärt, anderes lernte sie nach dem einfachen Prinzip des Ausprobierens. Immer wieder erwischte sie sich dabei, wie sie Kleidung Anderer ganz genau betrachtete. Korads großen Harnisch hätte sie am liebsten Schritt für Schritt zerschnitten um nachzuvollziehen, wie genau er zugeschnitten und vernäht war… das tat sie natürlich nicht! Korad hätte sie sicherlich nicht gelassen…

Es gab mal eine Gönnerin in Silenas Leben. Frau Fredrick. Eine ältere Dame mit einem Mann – aber ohne Kinder. Über zwei Jahre hatte sie das blonde Straßenmädchen mit täglichen Mahlzeiten versorgt. Sie hatte sogar versucht Silena aufzunehmen – drei Mal! Aber Silena war immer nach spätestens 5 Tagen weggelaufen. Erstens, weil sie ihre Mona vermisste aber auch zweitens – und vor allem deshalb: sie fühlte sich eingesperrt! Und das war für sie unaushaltbar! Frau Fredrick sagte sehr oft: „Kleine Silena… du bist wirklich nicht dumm – nur unwissend…“ Dabei hatte sie das ca 8jährige Mädchen fast bedauernd angeschaut – ihr angeboen sie zu lehren… aber Silena wollte nicht! Frau Fredrick sollte sie mit Nahrung versorgen… mehr sollte sie nicht tun!

Doch das, was Frau Fredrick in Silena sah, stimmte. Sie war kein dummes Mädchen – nur unwissend. Und je mehr sie über das Schneiderhandwerk erfuhr, umso mehr konnte sie sich auch neue Vorgänge erklären. Nach gut 2 Weochen hatte Silene gar keinen Lust mehr, sich einen Ausbilder zu suchen… Sie genoss die Zeit, in der sie alleine in ihrer Dachkammer nähte genauso, wie die Zeit mit Stina & Korad.

Silena erfuhr recht rasch, dass die beiden ein Paar waren. Ein Paar…. Die junge Frau hatte oft das Argument ihres jungen Alters genutzt. Wenn sie wer nach „Liebe“ fragte. Sie hatte noch nie das nervöse Kribbeln gegenüber einem Mann verspürt, von dem ihr schon so oft vorgeschwärmt wurde… Es gab einige Jungen und Männer, die Silena umworben hatten – zuletzt auf dem Schiff – und es erkelte sie. Sie ekelte es, wenn diese augen auf ihrer Brust oder ihrem Po klebten. Sie erkelte es, wenn sie Süßholz raspelten. Sie ekelte es, wenn sie ein Mann „so“ berührte…! Sie hatte sich ein mal bemüht zu lieben… aber mit 17 war sie dafür viel zu jung gewesen! Zumindest hatte Silena es sich so erklärt!... Und nun… Korad und Stina… sie waren noch viel jünger! Oft ließ sie den Gedanken nich an sich heran… aber ab und zu fragte sie sich, ob sie überhaupt fähig war zu lieben…

Die blonde Jungfrau war neugierig und zugleich vor den Kopf geschlagen, als Stina sie nach „dem Küssen“ fragte. Korad und sie pressten ihre Lippen aneinander und gingen davon aus, dass sie „küssten“. Silena war sicher kein Kuss-Profi….! Aber sie wusste, wie man küsst – denn das hatte sie schon getan… über Jahre hinweg… also versuchte sie es Stina zu erklären, indem sie ihre Handrücken küssten… am liebsten hätte sie Stina einfach geküsst und es ihr so gezeigt! Das wäre einfacher gewesen! Aber so vertraut waren sie sich dann doch nicht… Und doch zeigte dieses Szenario, dass sie in Stina eine Freundin gefunden hatte – denn so öffnen, bei so einem intimen Thema tat man doch nur bei Freundinnen?!

Das Korad Stina so nahe stand, machte es Silena umso einfacher ihn zu mögen. So sehr, dass sie ihn um Unterricht bat. Sie wollte unbedingt das Kämpfen erlernen! Zumindest so weit es möglich war… sie wollte niemals mehr so… unwissend sein wie bei „ihm“ – dem sie aus reinster Panik die Augen mit den Daumen in den Kopf drückte – bis er abließ… Sie wollte sich wehren können… denen, die ihr weh tun wollten auch weh tun…! Korad stimmte ein – er war bereit, sie zu unterrichten! Und wenn er es nicht getan hätte, hätte Silena Anna gefragt…. Anna….
Silena Farion ist offline  
Geändert von Silena Farion (29.04.2017 um 18:55 Uhr).
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Alt 20.03.2017, 20:24
Kapitel 2
#3
Silena Farion
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Kapitel 2

Langsam aber sicher hatte Silena sich eingelebt. Sie hatte hier und dort Bekannte – sie verstand, wo sie sich über wichtige Dinge zu onformieren hatte. Unter anderem fand sie das Handelsbrett am Marktplatz. Dort boten Handwerker schriftlich ihre Ware feil und Bürger suchten schriftlich nach gewissen Gegenständen. Von dort erfuhr die auch von Aldfur – ein Ort, an dem andere Regeln herrschten als im streng beregelten Herzogtum. Nichts, was Silena schlimm fand! Sie lebte eigentlich schon immer nach dem Grundprinzip: Leben und leben lassen – Jedem das Seine! In Aldfur selbst gab es auch sowas wie ein Handelsbrett – denn gewisse Dinge durfte man im Herzogtum weder herstellen, verkaufen – noch besitzen. Über diesen „Aldfuer-Weg“ lernte Silena eine Frau kennen, die vieles in ihr durcheinander bringen würde.

Anna ihr Name….


Als Silena Anna das erste Mal sah, war ihr das natürlich nicht bewusst. Wie schön sie diese Frau fand, wie sehr ihre Ausstrahlung auf sie wirkte – aber war sie zu dem Zeitpunkt schlicht ein frau, die sie als Kundin gewissen wollte! Anna führte Silena in die „Teestube“ ein Haus direkt am Südmeer… direkt am Strand!

Silena musste arg aufpassen, nicht zu sehr zu staunen… der feine Sand, das rauschende Meer – die Luft, das Klima – alles war wunderschön! Die Teestube war für hiesige Verhältnisse seltsam eingerichtet. Statt Stühlen gab es Stitzkissen auf flauschigem Teppich. Silene erinnerte sich an Frau Fredricks Erziehungsversuche: bevor man einen schönen Teppich betritt, zieht man die Stiefel aus! Also zog die blonde Frau ihre Stiefel aus bevor sie sich auf eines der Kissen setzte – eine tat, die der dunkelhaarigen Anna ein vergnügtes Schmunzeln entlockte.

In vielerlei Hinsicht war dieses Handelsgespräch… einzigartig. Erstens bekam Silena Lederlagen von Anna, die sie verarbeiten sollte, zweitens wurde ihr von Anna ganz freigestellt „was“ sie daraus schneidern sollte und drittens begann Silenas Herz wild zu pochen… Ihr Bauch zog sich zusammen, wenn Anna sie anlächelte oder ihr nahe kam – was sie kam! Denn Silena vermaß Anna akribisch – so, was Jaki es ihr beigebracht hatte. Natürlich versuchte Silena all die Nervosität, die sie selbst nicht verstand, zu verbergen! Und wenn da nicht das sanfte Rosa auf ihren Wangen gewesen wäre, hätte es gewiss auch geklappt! Bei Anna fühlte sie sich an dem Abend gewissermaßen verstanden – und das war selten!

Als Silene auf dem schmalen Bett in ihrer Dachkammer saß, fand sie eine ganze Weile keinen Schlaf. Sie hatte mehrere Schnittmuster auf dem Boden liegen – die, wenn sie das Leder so zuschneiden wurde, viel zu groß für Anna waren. Also rechnete sie hier und dort – änderte immer wieder was ab… am Ende – nach gut 6 Stunden, schlief sie mit hochrotem Kopf – und abgeänderten Schnittmustern ein… Sie träumte von Anna – wie sie in der Kleidung aussah, die Silena ihr nähte. Und das, was sie da sah, gefiel ihr sehr! So sehr, dass sie sich am nächsten Tag gleich an die Arbeit machte!

Den ganzen Tag verbrachte Silena in ihrer Kammer. Sie gab sich solche Mühe, dass ihre rechte schon bald so sehr schmerzte, dass sie weder zuschneiden noch nähen konnte… Pause…!

Am nächsten Abend war dann aber doch alles fertig. Hose, Stiefel, Body, Umhang und Brustier. Der Weg in den Süden war aufregend! Hoffentlich würde Anna zufrieden sein! Hoffentlich hielten alle Nähte! Hoffentlich passte alles so, wie Silena es sich vorstellte!

In der Teestube war eine weitere Frau. Ria Alano. Silena sah nicht viel von ihr… Sie trug einen Sari (wie Silena an dem Tag auch) aber hinzu kam noch eine Art… Gesichtsschleier, der ihr Haar und ihr Gesicht verbarg – lediglich ihre Augen sah man. Das die Frau dunkelhäutig war – konnte man auch erahnen… schon bald hatte Silena Gwissheit, denn Ria stand beim vermessen, sie wollte noch mehr Sari haben, splitterfasernackt vor Silena… das war Silena irgendwie peinlich… und wieder legte sich eine rosa Farbe auf ihre Wangen – nur… eben aus einem anderen Grund.

Anna probierte dann auch bald alles an und Silena versuchte professionell zu sprechen. Erklärte, warum sie dort eine Haltenaht eingearbeitet hatte oder dort doppellagig gearbeitet hatte… Und wie erwartet, sah Anna wunderschön aus. Die Anwesenheit von Ria hemmte Silena ein wenig. Diese Frau wirkte auf sie irgendwie streng, still und beobachtend. Silena hatte das Gefühl, sie müsse aufpassen, was sie sangte und wie sie sich verhielt – und das hemmte! Das war so anders, als der Abend – den sie mit Anna allein verlebt hatte… wo sie so sein konnte, wie sie war – sich so verstanden fühlte…

Aber Ria war eine gute Freundin von Anna – das bemerkte Silena schnell…! Trotzdem erwischte sie sich an dem Abend bei dem Gedanken, Anna für sich haben zu wollen – um nochmal so „frei“ zu sein… versuchte, diesen Gedanken aber nicht auszuschmücken – schob ihn schon dort weit weg.

Ein paar Tage später fand eine Audienz statt. Und weil Silena von Natur aus neugierig war, wollte sie zuschauen! Noch nie hatte sie eine echte Herzogin gesehen. Und das, was dort geschah, zeichnete sich in ihrem Herzen ab – nicht unbedingt positiv!

Oftmals verstand sie gar nicht wirklich, wovon gesprochen wurde! Sie wusste sehr wohl, dass gerade etwas… nun, „merkwürdiges“ um sich ging – das hatte Stina und Korad ihr gesagt. Geister, fehlende Schatten, entzogenes Lebenskraft… Bei dieser Audienz empfahl der Anführer der Glitzer-Gardisten und eine Priesterin, das Normalsterbliche dieser Gefahr nicht gewachsen waren. Man sollte sich der Kraft auf keinen Fall entgegen stellen! Wenn man kann, sollte man fliehen!

Fliehen – das konnte Silena gut! Mona hatte Silena immer „Hasi“ genannt – Silena konnte, wenn sie wollte, nämlich blitzschnell losrennen und somit ganz wunderbar weglaufen! Sei es, weil sie einen Apfel stibitzt hatte, oder weil ihr jemand bedrohlich vorkam. Also fand sie das, was die beiden Herschaften erklärt hatten durchaus plausibel!

Nun begab es sich, dass diese „Macht“ – diese Gefahr tatsächlich bei der Audienz auftauchte – in Gestalt eines Mannes – im Nachhinein erfuhr sie, dass es sich um den Hofheiler handelte – ein Freund von Stina und Korad. Dieser Mann – dieses Wesen verbreitet Angst und Schrecken. Silena beobachtete eine kurze Weile, wie die Glitzergardisten sich um die Herzogin herum sammelten, wie die Priesterin Gebete sprach… und Silena?! Sie wurde zu „Hasi“ und floh – rückwärts tastete sie sich unbemerkt zu Tür, öffnete sie einen Spalt – und entwischte. Sie tat das, was vorher noch geraten wurde!

Zwei Gedanken sausten ihr so gut wie gleichzeitig durch den Kopf. Korad – Anna! Zu beiden wollte sie fliehen – denn bei beiden fühlte sie sich sicher… und das verwirrte sie! Noch bevor sie sich entschieden hatte zu wem sie fliehen wollte, stampfte ein großer, bärtiger Mann auf sie zu – und ja, er wirkte bedrohlich!

„Bleibt stehen!“ rief er – und Silena musste sich arg anstrengend stehen zu bleiben. Denn eigentlich wollte sie einfach weg! Er machte ihr „glaubhaft“ klar, dass sie sich sehr verdächtig machte, wenn sie floh. Also ging sie mit ihm – denn, dass fühlte sie – hätte er sich auch mit Gewalt mitgeschleppt… wäre sie nicht freiwillig mitgegangen – und er war ihr körperlich absolut überlegen. Im Saal war… es… schwierig zu überblicken. Dieser Bart-Mann fesselte Silenas Hände hinterm Rücken, dieser Geist-Schatten-Heiler wurde gefesselt abgeführt und Silena fühlte sich wie eine Schwerverbrecherin – ohne das sie was gemacht hatte!

Silena wurde von einer Frau Ritter „befragt“- die selbst einen gebrochenen Arm hatte. Sie erzählte ihr die Wahrheit – natürlich tat sie das! Denn sie war doch keine Verbündete von einem Wesen?!

Silena wurde an dem Abend noch frei gelassen – von diesem bärtigen Mann Heim gebracht – der sie, als Wiedergutmachung, zu einem Getränkt im Bären einlud, für den nächsten Abend…

In dieser Nacht fühlte Silena sich sehr allein… sie schrieb Anna einen Brief… sie schrieb Stina und Korad einen Brief… sie wusste nicht, ob sie hier im Lande bleiben wollte… wenn man denn so behandelt wurde?!...
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Geändert von Silena Farion (29.04.2017 um 18:57 Uhr).
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Alt 04.04.2017, 14:42
Kapitel 3
#4
Silena Farion
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Kapitel 3

Die Herbstsonne kitzelte Silenas Herz wach – neben der Tatsache, dass ihr vor allem Stina und Korad gut zuredeten. Sie solle bloß nicht den Kopf in den Sand stecken! Ja, sie wurde gefesselt und ja, sie hatte sich wie eine Verbrecherin behandeln lassen müssen… all das hatte sich ja aber aufgeklärt – und es wurde sich bei Silena entschuldigt. Vor allem Stina, so Silenas Gefühl, war es wichtig, dass Silena blieb… etwas, das ihr Herz neben der Herbstsonne in diesen Tagen erwärmte.

Der „Bärtige“ entpuppte sich als Rorthran – er hielt sein Versprechen, lud Silena und Stina zu einem Getränk ein und war eigentlich sehr nett! Warum eigentlich?!... Weil Silena mit dieser Art von „Nettigkeit“ noch nie gut umgehen konnte. Er hatte ihr Herbstblumen gepflückt – wunderbar sah der Strauß aus! Und er duftete! Aber mehr als ein verhaltenes „Danke“ brachte sie nicht hervor. Sie erkannte das Grinsen auf Stinas hübschem Grinsemund… das eindeutig aussagte: „Nänänä! Der mag dich!“

Aber daran wollte Silena derzeit nicht denken… er war groß… und bärtig… und hatte sie einen Tag zuvor erst gefesselt! Jaja… es war seine Pflicht… aber trotzdem!!!

Nach einigen Tagen zog es Silena dann zu Anna. Sie wollte… unbedingt dem nachgehen, was sie fühlte. Und da ihr erster Gedanke „Anna“ war – als all das bei der Audienz passierte, musste sie zu ihr… wollte ihr unbedingt von all dem persönlich berichten – insgeheim wünschte sie sich sogar, dass Anna sie in den Arm nehmen würde…

In der Teestube war Anna – und sie war nicht alleine. Diese Ria war da… und beäugte Silena wieder mit Argusaugen. Wieder dieses hemmende Gefühl in Silenas Herzen…

Sie erzählte, so sachlich wie möglich, was passiert war. Sie gab keiner der Frauen irgendwelche „umarm-mich-Signale“. Anna war sichtlich erbost – scheinbar gefiel ihr all das gar nicht… Und auch Ria lauschte dem, was gesprochen wurde ohne unerlässlich zu Silena zu starren… an dem Abend wurde ihr die verlassene Schneiderei am Strand gezeigt… riesig!

Eigentlich ein Grund zur Freude! Denn Anna legte ihr nahe, dass sie die Schneiderei doch übernehmen könnte! Aber Silena erschwerten ein paar Momente die eigentliche Freude. Die Momente waren flüchtig, aber vielsagend. Mit Gesten und Worten unterstrich vor allem Anna, wie sie zu Ria stand – die Aussage, dass sie auch bei Ria schlief… also ein Bett teilte… hinterließ einen Stich in Silenas Herzen… was sie zuvor noch nie gefühlt hatte!

Silena trottete den Frauen an dem Abend nur noch hinterher… wollte in ihr Kammerbett und nie mehr wiederkommen! Früher, als Silena noch etwas jünger war, entgegnete sie Leuten, die ihr weh taten, mit purer Aggression und Hinterhältigkeit. Sie wurden z.B. aufs übelste beschimpft, hintergangen und wenn es nötig war auch mal verprügelt… Silena tat alles dafür, dass es dem Gegenpart schlechter ging als ihr! Aber das hier… das war etwas ganz anderes!

Weder Ria noch anna hatten ihr absichtlich weh getan… Hinzu kam, dass Silena nicht einmal verstand, wieso genau ihr all das weh tat… Anna liebte Ria offensichtlich… das war doch gut?!

Wütend wischte sich die junge Frau also die Tränen von den Wangen, als sie endlich im Bett lag und schwor sich, sie würde Anna „entmögen“ – denn das sie Anna viel zu sehr mochte, das war ihr sehr wohl klar! Sie redete sich also allerlei Zeug ein, warum sie Anna nicht so sehr mögen sollte… und zeigte ihr bei den nächsten Treffen auch sehr offensichtlich, dass da etwas nicht stimmte.

Da die nächsten Begegnungen aber nicht alleine waren, hatte Anna kaum Chance all das anzusprechen… Silena versuchte sich neu zu orientieren… Wenn Anna diese Ria so sehr mochte, dass musste Ria toll sein! Also suchte Silena Ria auf. Die beiden Frauen saßen am Meer und sprachen eine ganze Weile miteinander. Silena erfuhr, dass Ria ihren Gesichtsschleier nie abnahm – sie tat es auch kulturellen Gründen.. Etwas, das Silena gewiss nicht nachempfinden konnte – aber sie akzeptierte es.

Ria zeigte ihr an dem Tag Aldfur, ihre Räumlichkeiten in der Burg, das Tunnelsystem im Berg und eine Art… Tempel? Mittel im Berg – unter der Erde. Darin gab es einen großen Schwitzraum, ein Schwimmbecken und einen großen Raum, mit einem Bett und vielen Kissen und Liegemöglichkeiten. Zuerst dachte Silena recht naiv, dass es hier verdammt gemütlich seie! Im Nachhinein… war es aber etwas seltsam! Warum hatte ihr Ria all das gezeigt?

Anna hatten sie an dem Tag auch kurz getroffen – sie ärgerte sich… weil eine Frau… vom Dämon… verletzt wurde?! So richtig verstand Silena nicht… aber sie versuchte ja auch Abstand aufzubauen! Hörte gar nicht so wirklich zu… und ging sehr früh. Sollten Ria und Anna ihre Zeit zu zweit doch genießen!

Das folgende Treffen gab Silena allerdings mehr als einen Grund, gewisse Antigefühlte Anna gegenüber aufzubauen. Natürlich waren sie wieder nicht alleine… Annas Bogner war mit der in der Teestube. Silena war aufmerksam – bemerkte sehr wohl, wie Anna mit ihm umging! Sie setzte sich etwa so in den Schneidersitz, dass ihre Knie das von ihm berührte. Sie nannte ihn unter anderem sogar „Liebster“ und schenkte ihm alle Aufmerksamkeit. Etwas, das Silena erst verwirrte, dann aber „anzickte“… sie war selten wirklich zickig… aber all das schwoll ihr über den Hals. Hatte Anna etwa auch was mit dem?! Neben Ria?!

Eine Vermumte kam auch noch hinzu – Silena hatte aber schon wieder auf Durchzug geschaltet. Mit jedem „Liebwort“ aus Annas Mund an ihn gerichtet, stieg in Silena der Wunsch abzureisen… Anna und all das hier irgendwie zu vergessen! Die beiden nahmen Silena mit an den Strand… recht bockig rupfte Silena etwas trockene Rinde von einer Palme, als Anna um Reissig für ein Feuer bat. Ein Lagerfeuer am Strand?! Wie romantisch!... Silena beschloss nun ganz fest zu gehen, wenn das Feuer loderte! Doch das – was geschah… fesselte sie regelrecht – denn es war kein normales Lagerfeuer… es wirkte wie ein „Ritus“… ein „beten“ und ein „Danksagen“…?! Warum zum Teufel wollte Anna Silena bei sowas dabei haben?! Sie wusste doch, dass Silena mit Gottheiten nichts am Hut hatte!

Als dann noch die vermummte Frau dazu kam wurde es… nun… dramatisch.
Kurzfassung: Die Frau behauptete Ria zu sein – Anna glaubte der Frau nicht – verlangte einen Beweis – die richtige Antwort auf die Frage, wo sie sich zum ersten Mal gesehen hatten – Ria antwortete falsch – und HEPP! Annas Klinge zerschnitt das Oberteil der Frau – schlitzte in die Haut… es blutete… die Frau… also Ria… sank zu Boden, seufzte schwer – blieb liegen.

Anna war, in Silenas Augen, sehr sehr merkwürdig… Am liebsten hätte Silena wieder Häschen gespielt. Wäre einfach weg gelaufen – denn all das war ihr natürlich nicht geheuer! Aber sie blieb… warum?! Sie wollte Anna – trotz allem – nicht alleine lassen.

Sie brachten Ria zum Heiler… der vernähte die Wunde.. und Silena?! Sie stand wie ein Häuflein Elend dabei, beobachtete all das – verstand aber nicht einmal die Hälfte.

Mit Annas Gefühlsschwankungen konnte sie überhaupt nicht umgehen. Erst voller Spannung und Zorn – zuletzt voller Trauer und Rotz im Gesicht.

Silena ging… sie ging stampfend, die Hände zu festen Fäusten geballt… so fest, dass ihre Fingernägel in ihr Fleisch geschnitten hatten – als sie endlich in Britain angekommen war…. sich in ihr Bett schmiss…

Nie wieder würde sie freiwillig diese Anna aufsuchen! Die war doch verrückt?!!? Schlitzte die Frau, die sie angeblich liebte – und fing dann an zu heulen?! Verrückt!!!

Und doch träumte Silena auch in dieser Nacht von Anna… wie sie im Wald im Moos saßen, Anna hatte den Arm um Silenas Schultern gelegt – und witzelte herum… Silena liebte diesen Witz in und an Anna… und konnte gar nichts dagegen tun….
Silena Farion ist offline  
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Alt 13.04.2017, 11:33
Kapitel 4
#5
Silena Farion
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Kapitel 4

So sehr Selina es auch probierte… sie kam mit all dem, was da geschehen war, nur sehr schwer klar. Sie war eigentlich immer eine starke Frau bzw. ein starkes Mädchen gewesen. Sie wusste seit eh und je alleine zurecht zu kommen! Aber das ihr Herz blutete, sie Gefühle mit aller Kraft unterdrückte und deshalb Schwermut über sie hereinbrach… das alles war Neuland – und ängstigte sie ein wenig….

Bei nächster Gelegenheit sprang sie über ihren Schatten! Sie offenbarte sich… eigentlich hatte sie vor gehabt sich nur Stina zu öffnen… aber Korad war mit im Zimmer… und irgendwie wirkte es so… vertraut? … Seltsam… Korad war tatsächlich das erste und einzige männliche Wesen, das Silena wirklich schätzte… mochte! Bei ihm konnte sie mit stolz-geschwollener Brust behaupten, dass sie ihm vertraut!...

Und doch pochte ihr das Herz bis an den Hals – ihre Händen waren nervös-nass, ihre Wangen rosarot als sie offenbarte, dass sie eine Frau… „gut findet“… das war ja nichts „normales!“?

Man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt – Stinas und Korads Worte.

Verliebt…?! War sie denn verliebt? So richtig eingestanden hatte Silena sich das nämlich noch nicht! Aber Korad und Stina wussten ja, was Liebe war… und wenn sie es sagten, dann war es vielleicht wirklich so?!

Selina solle unbedingt mit Annna sprechen – sich auch ihr offenbaren. So der Rat ihrer Freunde – denen Silena natürlich auch erzählt hatte, dass Anna scheinbar eine Beziehung mit einer anderen Frau führte – sehr wohl aber nicht, dass sie Ria geschlitzt hatte.

Es fühlte sich wie ein Stein an, der ihr von Herzen fiel… ihre Freunde, Korad und Stina standen ihr bei… sie fanden sie weder abartig noch annormal… sie schienen Silena tatsächlich so zu nehmen, wie sie war… verliebte in Anna.

Als Anna ihr ein paar Tage später schrieb, Silena treffen wollte – ruderte Silena dann aber doch etwas zurück. Sie wollte auf keinen Fall in diese Teestube – oder sonst wohin in Aldfur! Also hatten sie sich am Mondtor Britain verabredet.

Zwar wartete Silena nur 10 Minuten… aber diese 10 Minuten kamen ihr ewig vor! Und ihre Aufregung stieg!

Anna war ein wenig verhalten… fast kam sie Silena etwas grummelig vor… sie gingen in das Haus, das Silena erwählt hatte. Wenn sie einmal 100.tausend Gold verdienst hatte, würde sie es sich kaufen! Denn dann wäre sie Stinas Nachbarin!

Draußen war es kalt… und nass… im Haus war es zwar nicht nass – aber klamm-kühl! Es stand ja leer… aber immerhin war es trocken! Anna lehnte sich an eine Wand- rutschte an dieser in die Hocke nieder – legte ihre Waffen ab und sah zu Silena auf, die krampfhaft versuchte – sich nichts anmerken zu lassen! Anna forderte sie mit Gesten und Worten immer wieder zum sprechen auf. Dabei wirkte sie sehr ruhig… nicht so aufgeregt und verhalten – wie Silena es war.

Hätte es ein Betrachter von außen gegeben, hätte dieser schnell gemerkt, dass da eine Frau Neuland betrat – eine andere sich ihrer Sache ganz bewusst war. Denn obwohl Anna nicht überschwänglich war, schenkte sie Silena mit ihrer Ruhe so viel Sicherheit, dass sie sich ein Stück weit öffnete.

Sie öffnete sich in so fern, dass Anna erfuhr, dass Silena sie „zu sehr mochte“ – dass Silenas eigentlicher Plan war, sie zu „entmögen“… Ihre Wangen färbten sich – denn all das war ihr absolut nicht geheuer… Anna erklärte Silena, dass sie Ria sehr mag – als Silena das Thema ansprach. Das diese Gefühle aber absolut kein Grund wäre, warum sie nicht noch wen anderen sehr mögen könne – im Gegenteil!

Silena fühlte in jenem Moment viele verschiedene Gefühle – aber vor allem Erleichterung – denn Anna hatte sie nicht abgewiesen. Und alles, was Silena nicht verstand – wollte sie später ansprechen… dort – im leeren kühlen Haus war nicht der richtige Moment. Wobei Selina selbst die Kälte kaum spürte… alles an ihr war warm – erst recht, als die beiden Frauen sich umarmten. Am liebsten hätte sie sich fest an Anna geschmust und hätte sie nie mehr los gelassen!

Doch auch diese Zusammenkunft endete – Anna ging und Silena blieb noch eine Weile im Haus zurück.

- Führt Anna eine Beziehung mit Ria – oder nicht?
- Wenn nicht… was ist das zwischen den beiden?!
- Mag Anna mich wirklich … oder war es nur allgemein gesprochen?... wie sehr mag sie mich?
- wie soll das gehen? Zwei Frauen… die sich lieben…?
- Bin ich wirklich bereit mich so zu offenbaren?.. Wen mein Herz zu schenken?
- Habe ich überhaupt Einfluss auf das, was ist… und auf das, was kommt?
- Anna wirkt sich ihrer Selbst und dem, was sie tut sicher… kann ich einen Platz in ihrem Leben einnehmen?
- Was für ein Platz wäre das?
- Kann ich teilen? So wie Anna…?
Diese und noch mehr Fragen sausten Silena durch den Kopf und keine einzige konnte sie sich beantworten… aber vielleicht war sie auch zu ungeduldig?... Sie musste unbedingt mit Stina über sie Sache sprechen….

Doch leider kam sie bei ihrem nächsten Treffen im Bären nicht dazu… denn dort geschah Anderes.


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Geändert von Silena Farion (13.04.2017 um 11:39 Uhr).
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Alt 29.04.2017, 19:19
#6
Silena Farion
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Kapitel 5

Silena traf ihre süße Stina… das Mädchen, die sie so sehr an Mona erinnerte…. Ihre Mona… ihr drahtiger Körperbau, die kleine Brust und das sommersprossengeschmückte Gesicht waren mindestens genauso markant!

Silena verbrachte den Tag im Bären – und dort traf sie ihre Stina. Die beiden Mädchen tauschten einige Worte, kicherten – wie Mädchen es nunmal tun – und klebten regelrecht aneinander. Stina war es, die Silena auf Analope Reus aufmerksam machte…


Das sie nebenbei im Bären wirtschaftet, wusste Silena ja – trotzdem hatte sie Analope bisher nie gesehen. Blond, feine Züge… wirkt sehr selbstbewusst – eine schöne Frau! Nach kurzen Worten war es schon entschieden… Fräulein Reus, ab da an Meisterin Reus, wollte Silena ausbilden!

Silenas Herz schlug freudig unter ihrem Busen, da setzte Stina noch etwas drauf. Sie bat ihrer Freundin an, bei sich daheim einzuziehen! Mit Stina – in einem Haus?!?

Silena sprang auf – Stina sprang auf – beide hielten sich an den Händen – hopsten freudig auf und ab – lachten! Ja, natürlich wollte Silena!!! Es war ihr Traum gewesen, das Haus zu kaufen, welches Stinas Haus am nähesten war… aber bei ihr einzuziehen war noch viel viel viel besser!

Sicherlich beäugten Andere die Mädchen skeptisch oder amüsiert bei ihrem Gehopse – aber das war ihnen herzlich egal!

Rorthran war auch in der Taverne – saß mit „Valka“ an der Bar neben Stina und Silena. Die beiden Männer tranken Zwergenbier, so viel hatte Silena mitbekommen und war sehr … nett! Silena spürte natürlich die Blicke, die Rorthran und Valka ihnen zuwarfen – ob sie wohl über die Mädchen sprachen?! Wenn ja… was?!

Als die Männer sich vor den Kamin der Taverne setzten, nahm Silena ihren Mut zusammen, ging zu ihnen hinüber und bedankte sich bei Ror nachträglich für die Blumen – denn irgendwie hatte sie das noch nicht wirklich getan! Damals war sie einfach zu „überfordert“ gewesen.
Und als er da so vor ihr saß, wurde ihr erst wirklich bewusst, wie groß dieser Mann war! Bestimmt 2 Meter?! Erst nun konnte sie ihm gemütlich ins Gesicht schauen. Er lud sie in die Südburg ein – in der er das Kommando inne hatte. Das wusste Silena bis dato nicht… und irgendwie gefiel es ihr. Es passte zu ihm! Eigentlich fand sie Burgen und so ja langweilig…

Es ist schwierig Silena mit Dingen zu imponieren… sie wusste, dass weder Burgen, Schmuck oder sonst was entscheidend waren. Das entscheidende waren Taten!

Aber diese Burg wollte sie sich sehr gerne ansehen. Man würde sehen, ob er ein Freund werden konnte… vielleicht so ein Freund wie Korad es war?! Das wäre ganz wunderbar!

Noch an diesem Abend lernte Silena die kleine Schneiderei von Analope kennen…. Kein Vergleich zu der Schneiderei am Südhafen… in der Silena immer öfter ihre Zeit verbrachte… Aber sie war niedlich – und voller Kleidung! Silena wurde bewusst, dass sie bei Analope ganz sicher viel lernen konnte!

Nachdem Meisterin Reus einen Kunden bedient hatte, entließ sie Silena – und Silena ging in ihr neues Heim… zog gleich noch um! Denn sie wollte unbedingt so schnell wie möglich bei Stina einziehen…

Silena merkte schnell, dass Stina nicht unbedingt viel Zeit in diesem Haus verbrachte. Sie war sehr viel bei Korad –er hatte ein… Anwesen –in der Nordmark. Das war aber natürlich nichts, was Silena störte – sie freute sich für ihre Fruende, dass sie… sich hatten! Dass sie sich liebten – dass sie die Zeit miteinander genossen… etwas, was sie sich für sich wünschte, mit Anna… was ja aber so gut wie unmöglich war!

Zumindest dachte Silena dies noch – in diesem Moment…


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Alt 06.05.2017, 07:25
#7
Silena Farion
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Kapitel 6
Das Schneidern ging Silena immer leichter von der Hand. Schnittmuster, Kreide, Schere und natürlich Nähzeug waren ihr täglich Freund geworden. Sie fühlte sich sicherer und mochte, was sie „zauberte“ – vor allem dann, wenn Anna es trug.

Das was zwischen Anna und ihr war, war luftig und erfrischend – doch, so schien es Silena, ließ Anna ihr sehr viel Zeit… in allem. Sie hatte Anna anders eingeschätzt… gefiel sie ihr vielleicht nicht so richtig? Korad und Stina fragten nicht nur einmal: „Und, habt ihr euch geküsst?!“ Silena schüttelte dann immer den Kopf: „Nein!“ „Warum nicht?“ „War halt nicht…“ Es verunsicherte sie etwas… vor allem verunsicherte sie selbst sich mit ihrem Verhalten. Bei Anna war sie unfähig die Initiative zu ergreifen. Sie wollte es… aber wen diese schöne starke Frau vor ihr stand, wurde Sil schlichtweg schüchtern… Vor allem dann, wenn sie sich bewusst machte, welch Erfahrung Anna sicherlich schon habe. Und sie selbst?! Sie hat geküsst, ja… aber mehr nicht...


Wenn die beiden Frauen alleine waren, waren sie liebevoll zueinander. Sie hielten sich im Arm, Anna küsste Silenas Stirn – sie schmusten die Wangen aneinander – hielten Händchen, saßen dicht beieinander – die Nähe und Wärme, die Anna und Silena sich durch bloße Anwesenheit schenkte war … seltsamerweise sehr berauschend für Silena.

Und dann kam sie doch – die Stunde des ersten Kusses.

Sie waren in Annas neuen Gemächern und Anna probierte gerade neue Lederkleidung an, die Silena gefertigt hatte. Natürlich konnte Silena nicht den Blick von Anna nehmen. Anna trug gerade den kurzen Lederroch – saß auf dem schreibtisch und weckte Silenas Herz, das wild unter ihrer Brust hämmerte. Natürlich machte sie Anna Komplimente… Sie stellte sich vorAnna und da – geschah es. Anna übernahm die Initiative – legte ihre Hände an die warmen – rosa Wangen der blonden Silena – beide kamen sich näher – Lippen berührten sich erst vorsichtig – sanft tastend, dann aber mutiger.


Silena stellte sich noch näher an Anna heran – dann – plötzlich-

Klirrrr

Ein Geräusch aus dem Nebenraum – Annas Schlafraum – in dem ja aber eigentlich keiner war?!

Anna wachte zuerst aus dem Schrecken auf – deutete Silena, zu warten – schlich sich selbst mit Waffe in den Nebenraum… Dann – ohne, dass irgendwer die Tür berührte, knallte sie zu und es klackte ganz so, als hätte sie wer verschlossen. Natürlich erschrak Silena.
„Anna?! Geht es dir gut?!“ Mit der flachen Hand schlug die junge Frau an die Tür. Annas Stimme ließ sie aufatmen – es ging ihr gut – aber die Tür war wie von geisterhand verschlossen… Als das Kerzenlicht im Raum begann zu flackern, sich dann gar abdämmte, überfiel Silena gleich ein Gedanke – der Schatten! Und dieser erste Gedanke wurde bestätigt.

Die Stimme, die in Sils Kopf dröhnte, klang düster, tief – männlich.

„Hört mir gut zu – ich mache euch ein Angebot. Bringt mir den Kopf von Tari Ceres. Die Priesterin, die ich getötet habe. Der Lohn für euch soll immens sein. Eine Waffe, die jeden Kampf für euch entscheiden wird! Ich werde euch finden!“ Silenas Kopf begann schmerzlich zu pochen. Was um Himmels Willen ging hier vor sich?!

Plötzlich hellte sich der Raum wieder – die Kopfschmerzen waren weg… es klackte – die Tür öffnete sich – beide Frauen fielen sich in die Arme.

Das, was dort geschehen war, musste Silena erst einmal verarbeiten… Sie hatte vorher noch nie mit überirdischen Dingen zu tun gehabt. Und nun, seitdem sie hier war nun schon das zweite Mal mit diesem Schatten. Wie man es vermuten könnte, behielt Anna einen kühleren Kopf als Selina. Sprach aber nicht darüber… das hätte Silena wohl auch nur unnötig aufgeregt. Wie sollte sie denn auch den Kopf einer toten Priesterin holen?!? Und dieses grandiose Angebot war für sie nicht wirklich grandios… wäre es nun eine Stopfnadel, die jedes Kleidungsloch schließen konnte, würde es anders aussehen!

Diese Nacht schliefen die Frauen beisammen – schmusten sich aneinander und zumindest Silena schöpfte Mut und Kraft durch Annas Nähe.
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Alt 19.05.2017, 16:38
Kapitel 7
#8
Silena Farion
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Kapitel 7

Kurze Zeit darauf gingen Anna und Silena zu Ria ins Labor. Ria verhielt sich beobachtend – oft sah sie Silena nur an wie sie es so oft tat. Silena konnte Ria nicht wirklich einschätzen – und diese Blicke hemmten sie was Silena wiederum in eine beobachtenden und zurückhaltende Rolle drückte.

Es war ein sehr seltsames Gefühl, das in Silena aufstieg, wenn Anna Ria umworb… und das tat sie! Mit Worten wie „Liebste“ genauso eindeutig, wie mit Gesten und Blicken. Es war keine normale Eifersucht, die in Silena aufstieg. Diese Eifersicht war gedämpft und vom Verstand besänftigt… denn Silena wusste, Anne fuhr mindestens zweigleisig – was Annas Gefühle für den Einzelnen aber nicht minderten… und da Silena Anna keinesfalls ändern wollte, denn sie liebte ja nunmal die Anna – die Anna war, wollte sie unbedingt versuchen, Anna mit Ria zu „teilen“!

Trotzdem ist Silena eine junge Frau, die auch gern umworben wird. Sie sah mit ihrem hübschen Puppengesicht und dem langen blonden Haar nicht nur aus wie eine klassische Prinzessin – nein, ab und zu wäre sie es auch gerne!

Hier, in Rias labor, war sie aber weit davon entfernt, irgendwie „positiv“ behandelt zu werden. Es war fast so, als würden Anna und Ria Silenas Anwesenheit „vergessen“…? Zumindest ignorierten sie Silena – sprachen gar über sie, als wäre sie gar nicht im Raum.

Anna erzählte Ria von „der Sache“ mit dem Dämon. Von der Begegnung, der Forderung und dem Angebot. Ria war weitaus skeptischer als Anna – auch … und vor allem Silena gegenüber. Ob Anna Silene _wirklich_ vertraue?! Hatte Ria nicht nur einmal skeptisch hinterfragt.

In der blonden, stillen „Prinzessin“ brodelte es! Am liebsten hätte sie Anna wachgeschüttelt: „Siehst du denn nicht, wie abwertend deine tolle Freundin mir gegenüber ist?! Willst du mich nicht mal verteidigen?!“ Aber Silena brodelte nur innerlich… still… dachte sich gewisse Dinge, schluckte sie hinab.

Demian kam noch hinzu nachdem Ria und Anna beschlossen hatten, dass sie den Kopf Taris eintauschen wollten. Anna nahm Silena an die Hand und sie gingen – Silena schluckte Anna zur Liebe all den Ria-Frust hinab – denn sie wollte nicht als Zicke oder kleinlich dastehen!

Es kommt alles wie es kommen soll – das war bisher immer so in ihrem Leben gewesen… auch ohne Gebete an irgendeine Gottheit gab es etwas, das dafür sorgte, dass geschah, was geschehen sollte. Und irgendwann würde Anna sicherlich erkennen, welch Hinterlist und Falschheit in Ria schlummerten – da war Silena sich sicher… denn das, was Silena und Anna verband, fühlte sich für Silena echt und stark an! Es muss einfach alles so kommen – wie es kommen soll….

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Alt 20.05.2017, 07:50
Kapitel 8
#9
Silena Farion
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Kapitel 8

Wenn Silena Zeit mit Stina und Korad verbrachte, fühlte es sich ab und zu an wie ein aufatmen. Sie erwischte sich sogar dabei, wie sie die beiden um deren Leben beneidete. Es war so geregelt und wirkte auf Silena so einfach. Die beiden lernten sich schon kennen, da waren sie im Grunde noch Kinder - sie wurden beste Freunde, erlebten ihre Geschichten, verliebten sich – kamen zusammen – sind nun ein festes Paar, werden irgendwann heiraten, kleine Vandraks zeugen und glücklich – im Alter, umringt von 9 Enkelkindern sterben.

Wenn sie da ihr Leben mit deren Leben verglich… war es eigentlich gar nicht vergleichbar… Aber es war ja nunmal so – wie es war… und es würde schon irgendwie weitergehen!

An diesem Tag aßen Stina und Silena gemeinsam an deren Esstisch. Das Zimmer in Stinas Haus hatte Silena schon lange bezogen und die Mädchen verstanden sich wunderbar. Wäre da nicht dieses quälend große Geheimnis… es gab so viele Momente, in denen sich Silena so gern bei Stina aussprechen würde… sich etwas Mut abholen wollte – oder einfach nur ein Ohr, dass ihr lauschte… aber das gab es nicht – das wollte Silena nicht zulassen… denn sie wollte Stina nicht in die Situation bringen, mit ihr brechen zu „müssen“. Denn das würde Stina sicherlich „müssen“… denn das, was Silena tat war in Stinas Augen sicherlich unakzeptabel…

Hätte Stina dieses Thema nicht angesprochen – wäre alles wohl ganz anders gekommen…. Aber Stina hatte das Thema angesprochen, weil Stina sich ihrer Freundin anvertrauen wollte – was ja auch eigentlich normal war! Sie erzählte Silena davon, dass sie der Legion Schwert und Feder beigetreten war – und Korad auch – dort, wo Demron Valka die Leitung inne hatte…
Wieder stach sie der Neid ins Herz… ohne, dass sie es wollte. Nun würden die beiden auch noch gemeinsam „arbeiten“, Abenteuer erleben und sich ergänzen, aufeinander aufpassen und Geschichten haben, über die sie am Lagerfeuer lachen würden…

Korad kam auch hinzu – und Silena versuchte krampfhaft ihre Neugier für sich zu behalten, als Stina ein „Abenteuer im Süden“ ansprach… im Süden?! Wenn die Legion in den Süden zog und es „Abenteuer“ nannte – dann war es sicherlich nicht gut für Anna… oder?! Silena versuchte sich mit anderen Themen abzulenken. Sie tat es wie so oft – ließ ihren offenen Witz spielen – ließ hier und dort Worte fallen, bohrte ohne zu bedrängen und erfuhr, dass Stina und Korad bereits ihr erstes Mal hinter sich hatten….

Das machte sie im Nachhinein doch sehr baff… bei Stina hatte sie es sich vorstellen können. Nicht, weil Stina irgendwie „offen“ für sowas war, sondern weil sie nicht expliziert an Glaron glaubte – der das ja nunmal verbot. Aber bei Korad?! Er wirkte auf Silena eigentlich immer sehr standhaft. Gut, er hatte ihr ein paar Mal auf die Brust geglotzt – aber das provozierte Silena mit ihren engen Kleidungsstücken ja irgendwie auch… und da Silena bisher keinerlei Gefühle einem Mann gegenüber „fühlen“ konnte, war ihr das eigentlich … egal. Sie fand es amüsant – konnte es sogar verstehen. Denn sie schaute anderen Frauen ja auch auf die Brust – oder den Hintern…

Dann übermannte Silena die Neugier und sie fragte doch direkt nach – welches Abenteuer im Süden denn?! Und ihr wurde geantwortet – sie würden sich dort umsehen gehen – warum, wusste Silena nicht… aber die Sorge wuchs. Denn sie wusste von Stina, dass dieser Valka, den sie ja schonmal mit Rothran im Bären gesehen hatte, einiges auf dem Kasten hatte… trotzdem entschied Silena, dass sie Anna nicht von der Sache berichten wollte… denn sie konnte trennen!!! Das Leben hier in Britain sollte sich nicht mit dem Leben in Aldfur mischen – und Silena wollte schon gar nicht, dass sie irgendeine Seite „verriet“!

Doch als Silena dann bei Anna war – kam alles anders. In der Aldfuer Taverne standen sie… Anna, Demian, Ria und dieser alte Ronan (den Silena schon nach erster Musterung nicht leiden konnte). Anna erzählte Silena, dass sie mit all denen dort eine Übung am Tor von Trinsic abhalten wollte… und schwups, Silenas Gedanken fuhren Achterbahn… Sie stellte sich das grausamste Szenario vor: Stina und Korad kamen durch das Tor – Anna und diese seltsamen Leute würden dies sehen – bereits in Kampfmontur sein; und ihren Freunden… „weh tun“?!... Oder anders herum. Anna würde dort Übrungen abhalten und die Legion würde dies beobachten und aus dem Hinterhalt heraus angreifen?! So – oder so… Silenas Herz raste und ihre Hände wurden ganz feucht. Sie reagierte – ohne groß darüber nachzudenken…. Sie erzählte Anna von diesem „Südabenteuer“ – zugleich legte sie Anna ans Herz, dass sie ihren Freunden keinesfalls weh tun dürfte!!! Und weg waren sie….

Silena verbrachte die nächsten zwei Stunden voller innerer Unruhe. Sie ging im Raum auf und ab, pulte an ihren Fingernägeln herum, kämmte sich mehr als 5x das lange Haar und wusste nicht wohin mit sich selbst. Schließlich entschied sie – zu gehen… nachzusehen! Sie ging durch das Tor in Trinsic und fand die „Aldfuer“ dort – und es wirkte, wie fast immer – feindlich. Vor allem dieser Ronan musterte Silena immer wieder streng… fast abwertend.

Alles, was dann geschah, geschah schnell… und hätte Silena Zeit gehabt, nachzudenken – hätte sie sicherlich anders gehandelt. Wäre Anna nicht Anna – wäre Silena wohl gar nicht dort!

Denn sie übten Explosionstränke werfen – erprobten an angebundenen Tieren deren Wirkung… etwas, dass Silena nicht sonderlich gefiel. Nicht unbedingt, weil ihr die Hasen, Vögel und Pferde wirklich leid taten – sie fand es einfach unsinnig… schwachsinnig und unnötig…. Trotzdem warf auch sie einen Trunk… denn sie wollte vor allem Anna zeigen, dass sie eben doch nicht nur das „Prinzesschen“ war, nach dem sie aussah.

Doch es geschah etwas, dass Silena zweifeln ließ… Dieser Ronan entführte einen Kadetten der Garde…ein junger Kerl… sicherlich nett! Er war bewusstlos – und Silena konnte sich nur vorstellen, was sie mit ihm tun würden… und der Gedanke, dass Korad einmal Kadett war… also auch dieser Mann hätte sein können, ließ Silena fast spucken… Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen… aber sie ging – sie wollte all das hier nicht mehr ansehen müssen… sie wollte sich nicht damit beschäftigen müssen. Es war Annas Problem, nicht ihres… oder?!

Silena schlief schlecht – nein, eigentlich schlief sie gar nicht… sie wälzte sich hin und her und der Konflikt in ihrem Herzen stach schmerzlich… die Liebe zu Anna und die Liebe zu ihren Freunden war doch gleichwertig?!... Warum war es nur so schwer… all das irgendwie … zu „leben“?!... Am Morgen entschied Silena, dass das so nicht sein durfte. Sie entschied, dass sie sich entscheiden müsse… wie, das war ihr schleierhaft… also beschloss sie auch, dass sie fortreisen würde… den, den sie am meisten vermissen würde, für den würde sie sich entscheiden. Das war doch logisch?!

Als sie Anna von ihrem Plan berichtete, wirkte Anna angespannt – nicht verärgert aber… vielleicht besorgt?! Auf Silena wirkte es aber auch so, als wenn Anna sie verstehen würde. Anna war kein Engel! Das wusste Silena natürlich – aber Anna war auch kein Unmensch (so wie dieser Ronan auf Silena wirkte).

In dieser Nacht verabschiedete sich Anna von Silena – und Silena schenkte Anna ein großes Geschenk – die beiden Frauen liebten sich das erste Mal – und obwohl Silena die Nacht zuvor nicht geschlafen hatte – liebten sie sich die ganze Nacht – kamen sich so nahe, wie es eben geht – berührten und offenbarten sich…


Am nächsten Morgen ließ Silena Anna schlafen – schlich sich nach einem leisen Stirnkuss davon – fort… in die Findung…
Silena Farion ist offline  
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Alt 25.05.2017, 08:03
Kapitel 9 + 10
#10
Silena Farion
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Kapitel 9

Eine Weile strich Silena doch sehr planlos durch die Wälder. Wenn sie es sich eingestand, machte ihr der Wald angst… sie war zwar als Straßenkind groß geworden – dies aber in einer großen Stadt… nicht in der dunklen Wildnis! Und das war doch ein sehr großer Unterschied, was das Überleben betraf. Hier im Wald, zu dieser Jahreszeit, gab es zwar reichlich Beeren und Früchte, aber welche wirklich genießbar und nährreich waren, wusste sie nicht – also entschied sie sich für das Bekannte: Brombeeren, Äpfel, Birnen und Stachelbeeren. All dies wuchs reichlich dort, wo sie „lebte“. Und jagen kam für sie gar nicht in Frage…

Die junge Frau hatte Unterschlupf in einer alten verlassenen Holzhütte gefunden, die mehr ramponiert als intakt war. sie hatte ein löchriges Dach überm Kopf und eine Tür, die sie schließen konnte. Das schützte sie, zumindest in ihrer Einbildung – vor wilden Tieren wie Bären und Wölfen.


Die Hütte hatte sogar einen kleinen Kamin, vor dem Silena ihre Schlafmatte liegen hatte. Alles in allem ein doch sehr romantischer Ort, wäre sie aus einem anderen Grund da.

Immer wieder saß sie grübelnd herum. Die sonnige Waldlichtung, übersäht von wilden Blumen, das Flüsslein, das sich seinen Weg durch den Wald schlängelte und natürlich ihre Schlafmatte vorm Kamin, wurden zu ihren Lieblings-Denkorten.

Sie hatte zich Listen gefertigt, die ihr die Findung vereinfachen sollten. Wie etwa Dafür-Dagegen Listen… Aber es fiel ihr schwer. Denn es war einen Wegegabelung in ihrem Leben, die verdammt einschneidend war.

Entweder, sie entschied sich gegen ihre erste große Liebe Anna – und damit für ein Leben im Herzogtum… als Schneiderschülerin, mit Stina und Korad als beste Freunde… oder sie entschied sich für ihre große Liebe – ein leben in Aldfur… dort, wo sie ihre Liebe sogar relativ offen ausleben könnten… was im Herzogtum natürlich nicht möglich wäre. Und genau diese Tatsache half ihr nach vielem Hin und Her bei der Findung.

Selbst wenn sie sich gegen Anna entscheiden würde, würde Silena sich früher oder später in eine andere Frau verlieben – denn den Wunschgedanken, sich in einen Mann verlieben „zu können“, verflog immer mehr in ihrer Vorstellung. Eine gleichgeschlechtliche Liebe im Herzogtum würde ein Versteckspiel bedeuten – und dies lebenslänglich – denn selbst, wenn die Liebe echt und große wäre, die Gesellschaft – von Glarons Regeln beseelt – würde einer solchen Beziehung nicht zustimmen können… schlimmer noch, man würde sicherlich tätig werden – es verbieten, sie bestrafen und versuchen sie zu erziehen – oder gar schlimmeres?!

Silena war es nicht möglich, zu erkennen, was an einer gleichgeschlechtlichen Beziehung so schlimm ist. Die Aussage, dass Frauen Männer brauchen – um Kinder zu zeugen stimmte natürlich… aber warum _muss_ denn jede Frau Kinder kriegen? Nein… das musste ganz klar nicht jede Frau… so Silenas Meinung…

Sie selbst war ein ungewolltes Kind gewesen und wollte unter anderem aus diesem Grund heraus selbst keine Kinder. Loreen hatte sie damals aufgenommen und auf ungefähr zwei Jahre geschätzt – denn der kleine Blondschopf konnte relativ sicher gehen und Wasser, dass sich eher wie „Wassa“ anhörte, sagen. So ist sie damals durch die Straßen getapst – barfuß mit vollgeschissenen Windeln – fragte jedermann nach „Wassa“. Immer wieder hatte Loreen, die Silena den Namen Silena gegeben hatte, die Geschichte erzählt – zumindest dann, wenn sie einen freien Moment hatte… nicht damit beschäftigt war, einen Freier zu „bedienen“. Eine in die Jahre gekommene Hure, die ein kleines Straßenkind aufnahm… eine Zusammenkunft, die etwa drei Jahre gut ging.

Aber heute war Silena erwachsen, konnte recht gut für sich sorgen… und hatte nach einigen Wochen entschieden, dass sie den Weg mit Anna wählte. Ihr war bewusst, was dies bedeutete… die Trennung von Korad und Stina war der schmerzhafteste Gedanke… aber sie musste das nun durchziehen!

Ein Leben mit und für die Liebe – was auch immer das mit sich bringen würde… dies war ihre Wahl. Und so machte sie sich auf nach Aldfur… mit dem Vorhaben, Anna davon zu berichten


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Kapitel 10

In Aldfur angekommen, gab es kein großes „Hallo“… Anna, nun Marschall, hatte viel zu tun. Draußen im Burghof wurde ein Mann… nun…: verhört. Ria war auch da und sah grausig aus. Sie war verbunden – ganz offensichtlich verletzt! Ria vergewisserte, nach besorgtem Nachfragen Silenas, dass es ihr gut ginge. Anna „befahl“ Ria, Demian und Silena in ihre Arbeitsstube. Dort erzählte die, dass der Dämon eine Frist gesetzt habe und – wenn er nicht Taris Kopf bekommen würde, Annas liebsten Menschen umbringen würde…. Silena stach es kurz in die Brust, denn Annas Blick lag eine Weile auf Ria – dann erst auf Silena. Anna war sich also selbst nicht sicher, wer ihr liebster Mensch war – zumindest deutete Silena den Blick so.

Sie entschieden, herauszufinden, wo dieser Kopf überhaupt war… Als Ria und Demian gegangen waren, weichte Anna auf und wurde zu „ihrer Anna“ – es war für Silena noch immer erstaunlich, wie vielgesichtig Anna war. sie begrüssten sich, wie Liebende es tun und Silena offenbarte Anna ihre Entscheidung.

Anna freute sich natürlich, legte Silena aber ans Herz, dass sie mit ihren Freunden reden sollte… in ruhe… sie vielleicht sogar um Hilfe bitten sollte. Silena spürte, dass Anna sehr unter Druck stand, konnte sich ausmalen, dass sie sicher nicht weiter wusste…

Also ging Silena in die Nordmark – zu Korad.

Er öffnete ihr, bat sie hinein und sie setzten sich draußen ans Feuer. Am liebsten hätte sie sich dicht neben ihn gesetzt – seine Hand fest in ihren Händen gehalten um ihm zu zeigen, wie wichtig ihr das war… aber das war irgendwie unmöglich.

Endlich offenbarte sich Silena ihrem Freund. Sie erzählte ihm alles… von Anna, von Aldfur, vom Schatten und seiner Forderung – von Zwiespalt und schlechtem Gewissen – all den Sorgen und Verwürfnissen. Korad blieb erstaunlich ruhig – und sehr… sachlich. Auf Silena wirkte es so, als wolle er einfach sicher gehen, dass Stina nicht in Gefahr war. Und das war sie nicht! Selbst Anna wusste nicht genau, wo überhaupt ihr Haus war…

Korad offenbarte Silena, dass Taris Körper verbrannt wurde – mit Kopf. Es gäbe als keine Möglichkeiten, an den Kopf zu kommen. Es war ein seltsames Gefühl, das sich in Silenas Empfinden schlich. So fühlte es sich wohl an, wenn man dem Tod ergeben ins Gesich sah…? Denn das Fünkchen Hoffnung, dass sie hatte, war damit erloschen.

Silena versuchte sich nichts anmerken zu lassen.. zerbrach innerlich aber – und als Stina noch hinzu kam, Silena wohl zurecht Vorwürfe machte – und ihre Enttäuschung kund tat, wurde ihr so übel, dass sie sich beinahe übergeben hätte…

In dieser Nacht fand Silena keinen Schlaf… sie lag in ihrem Bett – im Haus von Stina, die bei Korad nächtigte und weinte – weinte und – weinte. Sie ließ endlich all die Tränen zu, die schon lange heraus wollten… zwar tat sie dies alleine – aber es tat trotzdem gut.

Natürlich suchte sie Anna am nächsten Tag auf. Sie berichtete ihr von der verbrannten Leiche – davon, wie hoffnungslos alles war…
Da geschah es – es stach in Silenas Kopf. So sehr, dass sie sich stehend nach vorn beugen musste… „Silena?! Silena, was ist los?!“ Annas Stimme wirkte nur wie ein leises Echo… ein Hall in ihrem Kopf…

Das Pochen wurde lauter – er war wieder da?!?! Der Schatten…. Er sprach in Silena… zerwühlte ihre Gedanken – ob sie sich bewusste seie, dass sie nur Annas Spielzeug ist – nicht mehr und nicht weniger. Sie sollte Anna fragen, ob sie ihr Leben für das von Silena geben würde – Silena wollte nicht fragen… der Schmerz wurde schlimmer, sie fragte. „Verzeih…“ hatte Anna das gerade gesagt?! Es war wieder nur ein leiser Hall in ihrem Kopf… er lachte – laut und dreckig – seine Aussage, sie wäre Anna nicht _so_ wichtig, schien bewiesen… denn Anna zog ihren Tod den von Silena nicht vor… Silena sank auf ihre Knie, der Schmerz ebbte ab.

Stattdessen begann Anna sich zu verkrampfen… röchelte – irgendwann blutete sie aus der Nase und spuckte Blut… doch endete auch das nach einiger Zeit. Verängstigt und entkräftete folgte Silena Anna in ihr Schlafzimmer – welche aufgewühlter war denn je. Sie erklärte Silena, was zu tun war – sie mussten die Hände zweier Personen… nun… : abhacken. Er wollte sie Hand der Priesterin Tunkalis und die Hand des Priesters Glarons. Wenn es weiter nichts ist?! Kein Problem!!!... Aber immerhin so etwas wie Hoffnung? Silena schlief diese Nacht bei Anna und wurde wüst von ihr geweckt.

Sie hetzte… wirkte erbost, besorgt, erschüttert und hektisch zugleich. Sie mussten weg! Sofort! Die „Hand-hack-Aktion“ bei der Tunkalipriesterin hatte nicht geklappt. Der Herschert Aldfurs hatte sich gegen Anna ausgesprochen und nun fürchtete Anna die Racher derer.

Sie flüchteten nach Moonglow… bezogen ein Gastzimmer… und so seltsam und absurd es klingt – hatten das erste Mal wirklich Zeit, sich ausgiebig miteinander zu beschäftigen… begannen sich kennen zu lernen… lagen stundenlang im Doppelbett – sprachen über sich selbst – fragten den Anderen Fragen… schmusten, küssten sich… nutzten scheinbar jede Minuten für- und miteinander denn sie wussten um die Kräfte des Dämons und rechneten fest mit dem Tod. Sie hatten seine Kraft gespürt und wussten, dass sie machtlos ihm gegenüber waren.




Vielleicht wären es sogar wunderschöne „letzte Tage“ geworden… Aber sie waren präsent… Ria, ihr Demian und dieser Ronan. Nicht nur einmal kamen sie in das Gastzimmer – um… ja, letzentlich um sie dazu zu bewegen, wieder nach Aldfur zu kommen. Zumindest wollten sie, dass Anna mitkam. Es gab Momente, da loderte es in Silenas Herzen… denn sie sahen endlich der echten Ria in die Augen… und endlich sah auch Anna – welche Frau sie „mochte – liebte“. Es war ganz offensichtlich, dass Silena für diese drei Personen lediglich eine Art Hure war – ein Nichts, dass lieber sterben sollte, als das sie leben sollte. Irgendwie war Silena fast froh darüber, dass Anna all dies miterlebte… hörte, sah und fühlte, mit welchen bescheuerten Leuten sie bislang verkehrte… dass sie vor dem Tod noch diese Erkenntnis fand… ohne, dass Silena es Anna sagen musste. So unangenehm und gefährlich diese Situation also auch war, irgendwie war es gut so.

Silena sorgte für das leibliche Wohl der beiden – und als sie an einem Abend „Heim“ kam, lag ein Zettel auf dem Kissen… eindeutig Annas Schrift… nur eben sehr zittrig geschrieben. Sie seien in Gefahr… Silena sollte zu ihren Freunden fliehen. Zu ihren Freunden?! Nein… Silena hatte nicht vor, Stina und Korad irgendwie in Gefahr zu bringen… also flüchtete Silena an den einzigen Ort, den sie als Fluchtort kannte…. Die alte Bretterhütte… tief im Wald….
Silena Farion ist offline  
Geändert von Silena Farion (25.05.2017 um 09:51 Uhr).
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Alt 02.06.2017, 19:21
Kapitel 11
#11
Silena Farion
Reisender
 
Registriert seit: 14 Feb 2017
Beiträge: 68
Kapitel 11

Die Zeit im Wald verging schleppend. Die Ungewissheit die in Silena herrschte, bescherte ihr tagsüber erschöpfende Nervosität und nachts absolute schlaflosigkeit. Wenn sie dann doch mal Schlaf fand, träumte sie grausiges Zeug. Annas Tor, ihr Tod – diese unheimlche Stimme des Dämons… es kam oft vor, dass Silena schweißgebadet und schnell atmend aufwachte…

Nach fast zwei Wochen ging sie in das nächste Dorf und sand einen Brief los… an Anna… diese Ungewissheit ließ nicht zu, dass Silena weiterhin tatlos blieb. Als sie dann einen brief von Analope erreichte, sah sie es als eine Art Zeichen… sie brach sofort auf… nach Britain… sie musste sich dem Leben stellen!

Analope hatte Silena in ihrer Schneiderei eingeladen – vor derer Tür zwei Frauen standen. Eine der Frauen kannte sie sogar mit Namen… es war Larinda. Eine Frau, die Silena irgendwie beeindruckte, ohne dass Silena je ein wirkliches Wort außer vielleicht einen Gruß gewechselt hatte… aber ihre bloße Erscheinung war… beeindruckend.

Die Nervosität in der junge Frau nahm zu… was sollte sie sagen… und vor allem: was sollte sie _nicht_ sachen?! Würde man sie strafen… quälen!?
Als Analope dann Zeit hatte, kam es ganz anders als befürchtet. Ana erwies sich als… eine Art… vormund. Sie sagte Silena mit liebevoller Strenge, was sie zu tun hatte. Silena sollte kooperieren und vorerst bei Analope und Karn leben. Das Leben dort fühlte sich gut an. Wären Ana und Karn nicht so jung, hätte es sich fast nach Familie angefühlt. Niemals wurden Silena Vorwürfe gemacht… ganz im Gegenteil… bei Analope stieß sie sogar auf eine Art Verständnis… es wirkte auf Silena fast so, als habe Ana ähnliche Erfahrungen gemacht?! Aber direkt nachfragen sollte sie auch nicht…

Silena gab sich alle Mühe, keine große Lacht zu sein. Sie wusch sogar das Geschirr ab… Etwas, dass sie bis dato noch nie getan hatte. Da Karn Gardist war, hatte Silena gleichzeitig ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit. Natürlich nur, was die Aldfuer betraf… - den Dämon versuchte sie irgendwie zu verdrängen!

Korad kam in der Zweit zwei mal vorbei. Einmal zu Beginn, da hatte ihr karn schon gesagt, dass Korad die Aufgabe vom Grafen erteilt bekommen hatte, Silena irgendwo hin zu bringen… Korad wollte bei seinem ersten Besuch wohl sicher gehen, ob Silena wirklich willig war mitzukommen – aber das war sie!
Die Nähe zu Korad tat gut. Wie immer hätte sie sich gerne an ihn gelehnt – oder besser noch, sich auf seinen Schoß gesetzte! Und das nicht mit „gewissen Hintergedanken!“ Einfach nur, weil sie seine Nähe genoss und ihm zeigen wollte, dass er was ganz besonderes für sie war… aber natürlich tat sie nichts davon! Lediglich am Abholtag konnte sie sich nicht beherrschen. Die Nervosität und Ungewissheit paarte sich mit Angst und machten sie ganz zappelig. Korad saß neben ihr und statt auf seinen Schß zu rutschen, schlang sie ihren kleinen Finger unterm Tisch um seinen kleinen Finger. Und es half! Diese kleine Geste schenkte Silena gewisse Sicherheit…

Korad führte Silena auf seinem Pferd sitzend zum Treffpunkt. Dorthin, wo Silena auf Bolwen von Britain treffen sollte… Graf und Oberst der Herzoglichen Garde – um von eben jenem Mann entgegen zu nehmen, was zu zu geben hatte….
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Alt 13.06.2017, 08:28
Kapitel 12
#12
Silena Farion
Reisender
 
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Beiträge: 68
Kapitel 12

Das Zusammentreffen mit Bolwen von Britain verlief anders als Silena es gedacht hatte... er wirkte sehr... normal. Fast freundlich. Silena kannte wirklich nicht viele Obrigkeiten. Nur jenen Prinzen, den sie an Aldfur kennen gelernt hatte. Und der war irgendwie "seltsam" von sich selbst überzeugt.

Er schien sehr schnell von Silenas Wesen überzeugt. Ob das wahr war - oder ob es nur gespielt war, konnte Silena in dem Moment nicht wissen aber... was blieb ihr anderes übrig, als nach diesem Seil zu greifen, dass sie aus dem dunklen Loch ziehen konnte?!

Er schlug Silena vor, dass sie ein neues Leben beginnen könnte - mit Anna zusammen. Das er ihr die Chance gab all denen - die nach ihr jagen - so zu entkommen.... sicher dort zu sein, wo sie sich nieder lassen würden. Natürlich willigte Silena ein?! Es hörte sich ja auch zu schön an?!

Nachdem Silena eingewillig hatte, wurde sie zu Anna geführt... dies tat Herr von Britain alleine... Korad musste gehen. Sie gingen einige Zeit lang durch den tiefen Wald. Es sah so aus, als wenn dieses Stück Land noch nie von einem Menschen betreten wurde. Nicht nur einmal blieb ihr langer Samtrock an Ästen hängen... Und dann war es da...eine kleine Hütte... und ihre Anna saß dort, im Gras... mit Valka...

Silena blieb das Herz stehen. Die Freude, die in ihr aufstieg war zu groß, als das sie sie fassen konnte. Sie war wie erstarrt und sah zu Anna hinüber die weitaus mehr Fassung bewahren konnte... denn sie sprach irgendwas...

Die beiden Männer entfernten sich für ein Gespräch und die Frauen fielen sich um den Hals... Der Kloß in Silenas Hals löste sich ganz langsam... Freudig wisperten sie sich zu - wir glücklich sie waren - sich endlich wieder zu haben. Sie küssten sich kurz - sahen sich in die Augen... genossen den kurzen Moment der Wiedersehensfreude.


Am nächsten Morgen, sie hatten die Nacht in der Hütte verbracht, tüftelten die beiden ihren Plan aus... sie wollten ihren Tod vortäuschen. Dazu mussten sie zu den so genannten "Formwandlern" - die sich bestenfalls in ihre Statur wandelten - und dann musste Anna sie nur noch töten...

Da geschah es... Silena wurde in die Luft gerissen - ER war da?!!? Was er sprach, was er wollte konnte Silena kaum verstehen... sie baumelte falsch herum in der Luft und wurde immer wieder mit dem Kopf ins Wasser getaucht... sie kämpfte mit all ihrer Schneiderskraft damit, sich am Rand des Eimers wieder hinauf zu drücken... aber er war zu kräftig... zu bestimmend... zu endgültig... denn er tauchte sie wieder in das kalte Wasser... so lange, bis Silena das Bewustsein verlor... Die Hand... des Priesters Hand... sonst würde er sie alle töten...

Anna und Silena kämpften an drei Fronten ihren ganz persönlichen Kampf... der Kampf gegen alle in Aldfur, die sie unbedingt töten wollten, der Kampf mit dem Herzogtum... sich irgendwie "tarnen" und gut stellen - und der Kampf gegen den Dämon... der sie auch unbedingt terrorisieren wollte... Silena verstand nicht, wie sie dort hinein geraten ist... eigentlich wollte sie doch nur eines... ihre Anna...

Ein Unterfangen, dass Silena viel Kraft abverlangte... sie hatte solche seltsamen Schlangenwesen noch nie gesehen! Und als sich das Vieh dann plötzlich in sie selbst verwandelte, vergaß sie im ersten Moment wegzulaufen und bekam auch gleich eine gewischt... Anna tötete die falsche Silena... hebelte ihr den Kopf ab und wickelte ihn in ein Stück Stoff, das Silena mit sich hatte... das Blut sickerte natürlich langsam durch den Stoff und natürlich war es grausam... ihren eigenen Kopf so leblos im Arm zu halten... aber als Anna dann auch eine gewandelte Anna den Kopf absäbelte... hätte sie sich fast übergeben!....

Wohin die Köpfe gingen, wusste Silena nicht - und sie fragte auch nicht danach... sie kümmerte sich um das Andere... das weitere Leben der beiden. Sie malte sich aus, dass die beiden als Schwestern leben könnten. So würde auch niemand seltsam schauen, wenn sie in einem Haus leben würden. Silena schnitt Anna die lange dunkle Mähne ab... färbte ihr Haar rot und auch Anna schnitt Silenas blondes Haar - färbte es in fast demselben roten Ton... zwar hatte Anna noch ihre dunklen Augen, Silena ihre grünen... aber sie sahen sich doch irgendwie ähnlich! Perfekt...

Sie hatten von Analope noch Kleidung bekommen... die Silena bei Karn abgeholt hatte... jener hatte ihr noch erzählt, dass Analope ihren Sohn gebohren hatte... ein Lichtblick in all dem Schlamassel...

Die beiden Frauen gaben sich falsche Namen, Leila und Sara Telaris, und zogen in ein Haus in Cove... das Haus war wunderschön! Es war klein und staubig und hatte einen dunklen Keller... den Anna schön zu reden wusste... konnte man dort doch auch mal "laut sein"...

Anna und Silena - Leila und Sara - lebten sich gar nicht wirklich ein... sie "feierten" ihre erste Nacht im Haus mit Schokolade und Wein - verbrachten die Nacht eng umschlungen und standen schon früh auf - denn alle Vorbereitungen waren getroffen... sie hatten den Priester Glarons zu einem Haus gelockt... zumindest hoffte sie das! Sie hatten ihm geschriebn, Silena hatte ihn um Hilfe gebeten - ihr neues Haus seie von einem bösen Geist befallen... er solle unbedingt helfen!...

Und er kam...

Silena war vermummt, Anna war gerüstet - der Priester war eine alte aber große Gestalt... er tat Silena leid... er konnte ja nichts dafür?! Hoffentlich würde es schnell gehen!

Aber es ging nicht schnell - und es war nicht einfach... denn es war derer dreier Tod... der auf sie wartete...

Der Schuss Annas lähmte den Priester nicht... wie es eigentlich geplant war. Er bewegte sich, wehrte sich - betete - ... Silena konnte so wenig anrichten wie eine Maus bei einem Katzenkampf... "Kämpft nicht! Wir brauchen nur eure Hand... bitte!" Aber er war nicht bereit seine Hand zu opfern. Er war nicht bereit, seine Hand dem zu geben, der Anna und Silena zu all dem zwang... zwei Leben für eine Hand... das war doch in Ordnung?!

Der Priester lag auf dem Boden, Silena kniete an seinem Kopf im Gras, Anna lag - ihn fixierend - auf ihm ... BOOM!....

Was genau geschehen war, konnte Silena natürlich nicht fassen... sie spürte es kaum... ihr war nicht bewusst, dass das Häufchen Leben, dass in ihrem zerfetztem Körper hauste - langsam dahinschwand....

Er hatte einen großen Explosionstrank gezündet...

Drei Leben... erloschen - in diesem Moment.

ENDE



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