12.11.2016, 14:27 |
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Reisender
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17. Lorica 1321
Liebes Tagebuch, es ist lange her, dass ich mich an dich herangewagt habe. Ich habe dich neu da mein altes mit sovielen Notizen, Zeichnungen und Erinnerungen behaftet war, dass ich nicht weiter darin schreiben kann. Wo soll ich nur anfangen? Himmel es ist sovieles in den letzten Wochen geschehen. Erst vor kurzem kam ich von meiner Reise wieder die ich eher wie eine Flucht beschreiben würde. Nach dem Vorfall mit dem vergifteten Wasser in Britain habe ich einen Teil meiner Jugend zurück- bekommen und wollte woander einen Neustart wagen. Und dann kam der Unfall. Ein Unfall der vieles verändert hat und mich vieles neu sehen ließ. Ich konnte nur durch deine Vorgänger, liebes Tagebuch, wissen was ich in meiner Vergangenheit erlebt habe und kam nur durch die Hilfe von Heilern aus einem Fischerdorf wieder auf die Beine. Als ich zu Genüge auskuriert war, musste ich dorthin zurück, wo ich einst meine Heimat hatte. Britain. Viele Gesichter waren mir Unbekannt und nur meine Füße schienen sich an die Wege und verzweigten Straßen der Stadt zu erinnern in der ich mein Lebenlang gelebt habe. Manche Gesichter und Namen sagten mir etwas und weckten alte, manche auch sehr schmerzhafte, Erinnerungen an damals. Nun um das Ganze ein wenig abzukürzen: Ich erinnere mich noch nicht wieder an Alles aber an sehr sehr vieles. Ich habe das Gefühl, dass mir kein Ereignis dieser Landen erspart bleibt. Erst der Tod des Königs und nun die Schlacht um die Überreste Yews. Der Tod des Königs erschütterte und überraschte das ganze Herzogtum. Aislin und Ich haben auch eine Trauerfeier geplant. Ich fand, dass sie wirklich gelungen war auch wenn die Wochen an Vorbereitungen viel zu kurz waren. Aber Ich musste einfach so etwas planen nicht zuletzt um ihrer Hoheit zu zeigen, dass auch das gemeine Volk hinter ihr steht in ihrer großen Trauer. Viele sehen sie lediglich nur als ihre Hoheit Maer von Cove, doch vergessen auch viele, dass sie ein Mensch ist. In ihren Adern mag zwar adliges und Herrscherblut sein, aber sie ist auch eine Mutter die ihr Kind verloren hat, Witwe und nun auch trauernde Schwiegertochter. Sie durfte sich nicht alleine fühlen und ich hoffe, dass wir ihr jene Sorge mit der Trauerfeier in Zusammenarbeit mit ihrer Zofe und Bolwen von Britain nehmen konnten. Nun die Schlacht. Himmel Demron, wann verstehst du endlich, dass ich nicht mehr die Suffdrossel bin die du mal kanntest und vorallem, dass ich davor auch schon sehr vieles erlebt habe. Ich würde dir so gerne ins Gesicht sagen: "Gut, dass ich dich so lange genervt habe, dass ich mitdarf sonst hättest du einen Todesfall zu verkünden gehabt." Aber das werde ich dir natürlich nicht sagen. Und im Grunde, liebes Tagebuch, bin ich mir auch sicher, dass Demron meine Hilfe mehr als Willkommen war. Sei es für die Vorbereitung oder auch meine Anwesenheit auf dem Schlachtfeld. Ich habe ihn sogar einmal angebrüllt und wieder an seine Aufgabe als Heerführer erinnert. Der Arme.... Die Schlacht war.... wie soll man es am passendsten beschreiben. Anstrengend wäre ein Euphimismus in diesem Sinne aber mir fällt gerade kein anderes Wort ein. Aislin hat das Ganze sicher am meisten mitgenommen. So eine Schlacht ist nichts für jemanden wie sie. Sie hat ein viel zu reines Herz und ist noch so jugendlich unstetig. Der Tod des Kindes hat ihr mit Sicherheit einen Teil ihres Herzens genommen. Jenes zu töten, ob zu Recht oder nicht, war grausam. Selbst Ich kam kurz ins Schwanken und brauchte Liandrels Nähe um mir sicher zu sein, dass es nur eine Hülle war und kein wahres Kind aus Fleisch und Blut mit einer reinen jungen Seele. Als man auf das Kind schoß, kamen die Gefühle von damals wieder hoch. Valens und mein ungeborenes Kind... Valen... all dieser Schmerz kam wieder hoch und dann sah ich Aislin wie sie den toten Kinderleib umarmte. Ich konnte und durfte nicht zögern als die Hülle zu brechen begann. Aislin musste es loslassen und weg da. Ich konnte sie noch rechtzeitig wegzerren bevor ein Dämon aus der Hülle des Kindes, genährt von dem Leid, der Trauer und dem Schmerz, empor stieg. Und dann war da noch diese junge Frau. Nun weiß ich, dass sie Lina heißt. Himmel, Arsch und Zwirn... Ich hatte in meinem Leben noch nie soviel Angst etwas falsches zutun. Sie war eigentlich ein Hoffnungsloserfall und ich weiß nicht wie ich und meine Helfer es geschafft haben sie Überleben zu lassen. Soviel Blut, soviele Verletzungen und meine völlige Unahnung was ich nun tun soll.... und doch hat sie überlebt. Die Arme liegt nun mit Höllenqualen im Heilerhaus und ich gehe jeden Tag mehrfach zu ihr um nach ihr zu sehen. Sie hat große Schmerzen, was in ihrem Zustand mehr als verständlich ist. Ich wünsche Ihr, dass sie bald wieder auf den Beinen ist und ihren Kiefer wieder benutzen kann. Wie will sie sonst überleben? Nur die Götter wissen, was ihr für die Zukunft zusteht. Soooo liebes Tagebuch, nun beenden wir noch diesen elend langen Eintrag mit einem Hoffnungsschimmer. Ich habe da einen Mann im Auge. Ein stattlicher und wohl etablierter Mann. Ein Mann der es schaffte in mir meine Jugend wieder aufleben zu lassen die innerlich schon lange fort sein sollte. Wie er das schafft bei unseren nur so kurzen Treffen? Ich habe keine Ahnung, aber da ist etwas was mich antreibt in näher kennen zu lernen. Meine Vernunft zwingt mich aber Ruhe zu bewahren und ihn meinem jugendlichen Leichtsinn nicht anzuschreiben um ihn um ein privates Treffen zu bitten. Ich bin die Frau und nicht Er. Herje meine Gedanken werden mit zunehmendem Alter immer vernünftiger. Manchmal mache ich mir beinahe selbst Angst. So das wars nun aber, es ist schon unheimlich spät und ich sollte mich bald schon daran machen einen festen Kundenstamm zu erwerben. Schlaf gut und bis bald liebes Tagebuch! |
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