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Akoda Naus 12.06.2020 19:53

Akoda Naus
 
1. Vernunft und Verlangen
Der Junge weicht zur Wand zurück, hinein in eine kleine Nische. Er fühlt wie der Stein seine Wange berührt, ihn Einschränkt und keine Möglichkeit zum entkommen bietet. Schweiß rinnt ihm von der Stirn die Wangen hinab.

Die Kreatur kommt näher. Der Junge sieht sie jetzt in Gänze, doch verspürt er nun noch mehr Angst als vor dem unsichtbaren Schatten der ihn zuvor durch die dunklen Gänge und Winkel der alten Ruine jagte.
Durch den Schein der zu Boden gestürzten flackernden Fackel blicken ihn goldgelbe bösartige Augen an. Das Licht zeigt dem jungen die grauenhafte pechschwarze Fratze eines gnadenlosen Raubtieres. Schwarze Haut spannt über die knochige, sehnige Statur des Scheusals. Lange spitze Ohren stehen von seinem spärlich mit dicken dunkelbraunen Borsten bedeckten kleinen Schädel ab. Die kräftigen Kiefer öffnen und schließen sich von der Jagt, sie wirken als können sie den schmächtigen Körper des Jungen problemlos in zwei reißen. Eine große ledrige Flughaut verbindet Handgelenke und Fußgelenke der Kreatur. Dort wo Hände sein könnten befinden sich nur zwei große messerscharfe Dornen, dick genug das gesamte Gewicht der Kreatur zu halten. Klauen bewerte Füße erzeugen ein kratzendes Geräusch, als die Kreatur lauernd auf die Nische zwischen den Felsen zukommt in die der Junge sich geflüchtet hatte.
Der Junge stürzt zu seiner Fackel, packt sie und schwingt sie vor dem Ungetüm. „Wo sind die anderen?“ fragt er sich fieberhaft und spät angestrengt in die Dunkelheit. Er hatte mehr als einen Schatten bemerkt bevor er losrannte. Die Kreatur weicht fauchend vor der hellen Fackel zurück. Doch gleich startet sie einen neuen Versuch. Ihre ledernen Schwingen befördern die Kreatur in die Luft und sie stürzt sich mit den Klauen bewährten Füßen voran auf den Jungen. Er wirft sich todesmutig nach vorne und entgeht knapp dem Angriff der Kreatur. Unsanft kommt er auf dem Boden auf. Er rollt sich ab und hält die Fackel weit von sich. Auf Verbrennungen konnte er verzichten. Fast als er dachte das Manöver wäre geglückt durchzuckt ein starker Schmerz seinen rechten Knöchel. Angestrengt versucht er auf die Beine zu kommen. Es gelingt und er zwingt sich loszulaufen.
„Der Raum muss groß sein“ dachte sich der Junge „Ich kann durch die Dunkelheit weder Decke noch Wände erkennen“. Er schaut nach hinten, zurück zu der Nische und der Kreatur. Irritiert davon leere in ihren Klauen vorzufinden scheint das Scheusal kurz inne zu halten. Seine Klauen sind verkrampft und geschlossen. „Wie bei Greifvögeln“ schießt es dem Jungen durch den Kopf. Doch hat er im Moment nicht genug Zeit lange darüber nachzudenken. Dem Schmerz in seinen Knöchel ignorierend rennt er weiter.
Seine Vernunft sagt ihm das er darauf hoffen sollte den Gang zu finden aus dem er kam, doch sagt ihm sein Verlangen etwas anderes. „Du bist unvernünftig Akoda“ maßregelt er sich. Hinter sich hört er die Kreatur ein ohrenbetäubendes schrilles Kreischen ausstoßen. Sie scheint sich aus ihrer Verkrampfung befreit zu haben und nimmt erneut die Verfolgung auf. Vor dem Jungen in etwa zwanzig Fuß Entfernung taucht ein Gang auf. Es ist offensichtlich nicht der Gang aus dem er kam, soviel konnte er bereits sagen. Ohne ein Zögern rennt er auf ihn zu, vorbei an gewaltigen Statuen zweier Männer in weit geschnittenen Roben. Sie tragen beide ein Amulett in Form eines geöffneten Auges um den Hals und wirken fast als würden sie den Gang bewachen. War es seine Vernunft oder sein Verlangen das ihn in den Gang lenkte. Er konnte es nicht sagen. Doch er wusste das der Gang ihn tiefer ins Innere der Ruinen führen würde.


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