![]() |
Schwingen in der Nacht.
Die kalte Luft strich über den riesigen Körper des alten Drachen. In großer Höhe glitt Bedurak durch die Nacht, unter ihm nur der schwarze Ozean. Die Kälte nahm Bedurak nicht wahr, tief in Gedanken versunken und mit ausgebreiteten Schwingen segelte er wie ein grosser Schatten in der Nacht Richtung Südwesten. In der Ferne konnte er die Silhouette des Festlandes erkennen, an dessen Küste er entlangflog.
Seine Gedanken drehten sich um das Gespräch seines Vertrauten, einer der Alten. Dieser war vor wenigen Stunden von einem Rundflug, so wie er ihn jetzt machte, zurückgekehrt. Vor Bedurak tauchten die Lichter der Stadt Britain auf, der Hauptstadt der Menschen. Noch vor wenigen Monaten war er selbst ausgezogen um gegen Soldaten dieser Stadt zu kämpfen, jedoch um ein grösseres Unheil von der Menschheit abzuwenden. Mit mächtigen Flügelschlägen gewann er schnell an Höhe, denn er wollte nicht gesehen werden von den Bewohnern der Stadt. Sie sehen uns als Feinde an. Die Worte seines Vertrauten gingen ihm durch den Kopf. In grosser Höhe kreiste Bedurak über der Stadt und blickte mit seinen scharfen Augen hinab. Nur wenige waren auf den Straßen, sie liefen umher und es schien ihnen nicht bewusst was ihnen bevor stand, oder es war ihnen egal. Wie unwissende Ameisen wirkten sie, nur den Moment sehend. Er erinnerte sich an jene Nacht, in der die Menschen ihm erneut das Versprechen gaben, das Friede zwischen ihren Geschlechtern herrschen soll. Doch diesen Frieden würde es niemals geben, das war ihm damals schon bewusst. Es war die Angst die die Menschen getrieben hatte zu ihm zu kommen in jener Nacht. Angst vor einem Feind, nicht Respekt vor einem Wächter. Die jungen Drachen hatten entschieden, denn es war ihre Zeit, nichts war mehr so wie es damals war, vor all den Jahren, Jahrzehnten, Jahrhunderten. Sie wollten Vergeltung, Sie wollten es beenden, all die Morde an ihresgleichen, den Menschen war dies egal, sie hatten alle Warnungen in den Wind geschlagen. Nichts hatte sich geändert, das Morden war weitergegangen, bis sie alle in die Eiswüste geflogen waren. Er und die anderen Alten, sie hatten weder noch das Recht noch die Argumente, und auch nichtmehr die Kraft, die jungen Drachen von ihrem Vorhaben abzubringen, so wie sie es seit so langer Zeit immer taten. Also würde geschehen was geschehen musste. Eine weite Wende beschrieb die Flugbahn des Ersten der Drachen, und er flog weiter nach Südosten, auf das offene Meer hinaus, Richtung Cerinor. Dort lebten die Elfen, viel älter und weiser als die Menschen. es dauerte einige Zeit bis die Lichter der Elfenstadt vor ihm auftauchten. Bedurak versuchte in dieser Zeit seinen Geist zu leeren, und mechanisch liefen seine Flügelschläge ab, die ihn durch die Nacht trugen. Er kreiste nun über der Elfenstadt, auch hier wies nichts auf das was kommen würde hin. Die Worte seines Vertrauten kamen ihm wieder in den Sinn. Sie wollten nicht auf uns hören. hatten die Elfen gesagt. Gleichgültig sahen sie nun zu was auf die Menschen zukam. Gleichgültig was ihre jüngeren Brüder und Schwestern ereilte. Ihr Stolz gegenüber den Menschen war zu groß und wie ein Hindernis. Dennoch ahnten sie nichts über den Zorn der jungen Drachen. Dachten sie wirklich sie würden davon verschont bleiben? Nein, die Drachen würden keinen Unterschied machen wenn die letzte Schlacht kam. Zu groß war die Enttäuschung gewesen, das auch Elfen den Bund gebrochen hatten, ja es war sogar noch schmerzhafter gewesen, das ihre alten Freunde aus alter Zeit diesem Weg des Blutes der Menschen gefolgt waren. Auch Cerinor würde unter den Flammen und der Asche der Vergeltung begraben werden. Bedurak spürte die Trauer und den Unmut garnicht mehr, der sich seid den letzten Jahren mehr und mehr in ihm breitgemacht hatte. Er wusste das es keine Gewinner in diesem Krieg geben wird. Dennoch würde geschehen was eines Tages geschehen musste. Auch das wusste er seid Jahren. Die Götter hatten entschieden. Müde war er, entsetzlich müde, denn dies war lange nicht mehr seine Zeit. Bald würde er endlich schlafen können. Fast gemächlich flog er Richtung Nordosten, dorthin wo seinesgleichen mit der Planung des letzten großen Drachenfluges begonnen hatten... |
Lange noch dachte Kyrins
Traurig und nachdenklich ging Kyrins an diesem Tag schlafen. Sie hatte einige Gesprächsfetzen eines Gesprächs zwischen einem Elfen und einem Menschen in der Goldenen Ente mitbekommen. Der Elf sprach davon, daß ihn die Menschen, die er warnen wollte ignorierten. Er sprach auch von Drachen. Sie horchte auf und versuchte mehr zu verstehen, aber sie saß recht weit von den beiden weg.
Auch sie hatte vor längerer Zeit die Warnung der Drachen und ihre Forderung nach der Herausgabe der Mörder gelesen. Kyrins hatte mehrere Leute danach gefragt, aber kaum jemanden schien die Warnung zu interessieren. Schließlich traf sie auf Xantor, der ihr die ganze Geschichte erzählte: Von dem Bruch des Paktes, dem Diebstahl eines Eis und dem Mord an drei jungen Drachen durch drei Menschen. Das Ei war wohl zurückgegeben worden, wie sie erfuhr, aber die Mörder waren noch frei und anscheinend hatte niemand Interesse, sie zu suchen. Es wäre schon sehr lange her, sagte Xantor damals zu ihr. Sie wußte, Drachen leben unendlich lange und vergessen nie, und sie wußte, sie würden kommen und ihre Drohung wahr machen, wenn ihnen keiner diese Mörder auslieferte. Als der Elf ging, folgte sie ihm unauffällig und sprach ihn draussen vor der Tavern an. Sie hoffte, er wüßte näheres ob die Drachen nun bald handeln würden, aber leider kam sie nicht mehr dazu, ihn danach genauer zu fragen. In der Taverne sagte Xantor, der auch wieder dabei war und den sie inzwischen liebte, etwas zu dem Elfen, was dieser als Beleidigung auffasste und er ging erbost und sehr schnell. Es war eines der üblichen Missverstandnisse zwischen Elfen und Menschen. Der Elf hatte zwar von einer anderen Gefahr und dem Verbrechen an einem Baum des La erzählt, aber über die Drachen wußte Kyrins nun genauso viel, wie vorher. Ein anderer Elf, der auch in der Taverne noch mit am Tisch saß wußte leider auch nichts näheres darüber. Später suchte Kyrins den Elfen noch mal, fand ihn aber nicht mehr. Würde diese Welt so dunkel werden, wie ihre Heimat, von der sie fliehen mußte? Würden auch hier die Drachen nun Feinde aller anderen Rassen werden und erbost alle Menschen, Elfen und Zwerge angreifen, ohne ein Wort? Oder waren sie doch noch zu besänftigen? Aber wie sollte sie als Fremde und als Flüchtling allein diese Mörder finden, wo sie doch so wenig über diese neue Welt wußte? Sie war machtlos dagegen. Kyrins wußte, wenn die Drachen angreifen, würden viele unschuldige Menschen sterben. Warum nur interessierte niemand sich für diese schon so lange am Brett des Palastes une einem anderen Brett hängende Warnung? Sie hatte versucht, die Leute darauf aufmerksam zu machen - vergeblich. Sie hätte geholfen, wenn jemand versucht hätte, die Mörder zu finden und auszuliefern. Kyrins wollte nicht wieder gegen die Drachen kämpfen müssen. Sie würde sich rechtzeitig zurückziehen. Die Drachen waren im Recht, dies zu tun, wenn niemand ihre Drohung ernst nahm. Aber sie selbst hatte nicht die Absicht sich auf eine der beiden Seiten zu stellen, die einen Kampf ausfochten, an dem Kyrins sich unbeteiligt fühlte, weil ihr kaum jemand zugehört hatte, als sie von der Warnung sprach. Aber sie konnte immerhin versuchen, herauszufinden, ob jemand vielleicht doch näheres über die Absichten der Drachen wußte. Vielleicht würde sich ein Angriff doch noch verhindern lassen? So begab sich Kyrins erneut auf die Suche nach Sikaryan, dem Elfen, der so erbost und schnell gegangen war... |
|