Thema: [Rollenspiel] Zwischen den Kräften
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 12.06.2002, 05:07
Dunkle Flammen
#61
Firough de Mar
Gast
 
Beiträge: n/a
Zufrieden ließ Firough de Mar seinen Blick durch den herzöglichen Thronsaal schweifen. Nun, saß er endlich dort, wo Jarl mit seiner schwachen Hand regiert und zugelassen hatte, daß ihm das Volk auf der Nase herumtanzte. Doch jetzt war alles anders. Mit einem Lächeln blickte er zurück zu den Geschehnissen vor ihrer Abreise.

Die Vorfreude hatte ihn sich noch in der Nacht als er den Kopfjäger entsandte in seinem Bette hin und herwälzen lassen. Doch was kümmerte ihn das schon, er hatte ohnehin seit langer Zeit nicht mehr geschlafen. Seit seiner Rückkehr fühlte er sich immer stärker und er genoß die Berichte der Auseinandersetzungen in Britain. Die Inquisition war ein wahrer Segen gewesen. Mühsam und rastlos erhob er sich von den Kissen, die Firough de Mar einst zur Ruhe gebettet hatten und begab sich zum Schreibtisch, um dort die Kerzen zu entzünden. Auf diesem lagen zwei versiegelte Schriftstücke, sowie das Schreiben des Inquisitors Lorathan. Er brach das Siegel des ersten Briefes und las nochmals in aller Ruhe, was er am Abend verfasst hatte.
Verehrte Mitglieder des Orden des alten Kodexes, Wir der Baron zu Minoc und Vesper werden in Kürze aufbrechen, um in Britain für Recht und Ordnung zu sorgen. Herzog Jarl ist nach Unserer Kenntnis auf der Flucht vor der Inquisition und es Bedarf der weltlichen Führung,- Unserer weltlichen Führung. Unsere aufrichtigen Wünsche und Hoffnungen setzen Wir in Euch. Ihr habt das Privileg in der nächsten Zeit in unserem Namen unsere Interessen zu vertreten.
Dies beinhaltet folgende Aufgaben: Schützen der hiesigen Bevölkerung vor bewaffneten Übergriffen. Suche auf dem Minocer Gebiet nach Ketzern und Abtrünnigen und Inhaftierung dieser bis zu deren Übergabe in Obhut der Inquisition. Handelt nach den Gesetzen der Obrigkeit und denen Glarons.
Möge Euch Glaron weiterhin gewogen sein.
Firough de Mar, Baron zu Minoc und Vesper, Statthalter zu Britain.


Dies sollte die Miglieder des Orden soweit aus dem Weg Räumen, damit sie sich nicht in Dinge einzumischen gedachten, die sie nichts angingen. Er wollte sie weder auf seiner Seite ,noch auf der Seite Jarls wissen. Doch ihre Aufgaben würden sie aufhalten, bis vieles geregelt war und ein Einschreiten ihrerseits zu spät sein sollte.
Auch das zweite Siegel brach er.

Bürger Britains,
in den schwersten Stunden, in denen ihr Euch ohne Führung befindet, doch sie so nötig braucht, haben Wir uns entschlossen zusammen Hand in Hand mit der Inquisition, dem Finsteren und den Ketzern entgegenzutreten. Wir sind uns der großen Verantwortung bewußt. Durch Glaron gesandt und durch seine Hand geführt werden Wir alles tun, um unsere Lebensumstände zu verbessern und Unsere Stadt zu einer sicheren zu machen.
Somit erlassen Wir folgende Gesetzesänderungen, welche Wir mit strenger Hand durchzusetzen gedenken. Wir sind voller Zuversicht, daß jeder ehrliche und glaronsfürchtige Bürger seinen Teil dazu beiträgt.
Handel: Der Handel mit Minoc und Vesper soll weiterhin in vollem Umfang blühen. Ausgehende Waren müssen jedoch in einem Handelsbuch von jedem Händler verzeichnet werden und darüber sei in Unserer Residenz Rechenschaft abzulegen. Für die Warengüter werden eine Steuer von 10 Prozent des Warenwertes erhoben, welche sogleich zu entrichten ist. Dieses Gold kommt dem Aufbau und der Instanthaltung der Befestigungsanlagen, sowie der Unterstützung der inquisitorischen Bemühungen zu Gute, welches im Interesse jedermanns liegen muß.
Betragen: Jedermann hat sofort und ohne jegliche Verzögerung die Anwesenheit von Gesuchten und Ketzern zu melden. Ein Verschweigen und Verbergen von Informationen zum Aufenthalt dieser wird als Verrat an Glaron geahndet und hat schwere Bestrafungen zur Folge, welche im Ermessen des Inquisitors Lorathan liegt. Weiterhin ist es nunmehr untersagt, sein Gesicht innerhalb der Mauern Britains zu verhüllen. Wer rechten Weges geht, hat keinen Grund im Schatten zu wandeln und sein Antlitz dem Lichte Glarons zu entziehen. Anzuzeigen sind lästerliche Äusserungen zuwider der gesegneten Inquisition, sowie der weltlichen Macht. Konspirative Zusammenkünfte in Privathäusern sind gleichfalls zu melden. Jeder der etwas Gerechtes zu vermelden hat, kann dies auch in öffentlichen Schenken tun. Auch leihen die anwesenden Inquisitoren und Unsere Vertrauten gern ein offenes Ohr in Achtung und Verschwiegenheit. Magie, die nicht im Namen Glarons ausgesprochen und gewirkt wird, oder ohne Unsere Aufsicht zum Schutze Britains genutzt wird, sei mit einer Strafe von 5000 Goldstücken oder einer Woche Inhaftierung geahndet.
Ehre und Gewissen: Kleine Verfehlungen mögen gemeldet werden. Jeder, der seine Verfehlungen sieht und durch das Licht geläutert ist, darf mit mildtätigen Urteilen rechnen.
Treue des Herzens: Ein jeder Bürger, der für die gerechte Sache zu kämpfen vermag, auf welche ehrenwerte, in Glarons Wohlwollen genießende Art auch immer, darf ab dem heutigen Tage, einen Treueschwur leisten. Ein Einsatz im Kampfe in diesem Schwur wird hoch geachtet sein und er wird den ihm zustehenden Lohn für seine Mühen erhalten. Es ist den Befehlen der Inquisitoren und denen des Grafen, sowie seiner Vertrauen Folge zu leisten.
Völlerei: Man nehme von Besäufnissen Abstand. Ein benebelter Geist, wird die Wahrheit nicht erkennen können, welche wir suchen und verfechten. Nüchternheit und Einsatzbereitschaft für Uns ist oblig.
Zwist und Zwietracht: Dies sind Dinge, die aus dem Keim des Bösen gewachsen sind. Auseinandersetzungen und Streitigkeiten, werden vor Gericht oder bei einer privaten Anhörung vor der Inquisition im Interesse Glarons gelöst. Wer eine Waffe zieht, ohne dem Treuebefehl Folge zu leisten oder eine Waffe nutzt wider Uns, soll nach eindringlichen Verhören, dem Tode überstellt werden.
Im Lichte Glarons und dem weltlichen Arm seiner Selbst,
Firough de Mar, Baron zu Minoc und Vesper, Statthalter zu Britain.


Völlig in Gedanken versunken hatte Firough nicht bemerkt, daß jemand den Thronsaal betreten hatte. Es war ein Bote. Dieser hatte den Brief an den Orden zu deren Ordenshaus bringen und die neuen Gesetze zur Vervielfältigung durch Schreiber beauftragen sollen. Schnell setzte der Baron wieder seine höfische Mine auf und erwartete scheinbar geduldig den Bericht.
[i]Am Anwesen des Orden des Alten Kodexes traf ich niemanden an, Sir. Ich habe Euren Brief nicht persönlich übergeben können, doch habe ich ihn durch den Schlitz am Tor des Turmes hineinstecken können, sodaß man ihn dort finden wird.[i/]

Ungehalten, richtete sich der Baron auf. Ihr kommt zu Uns, um zu berichten, daß ihr ein so wertvolles Schriftstück, durch eine kleine Lücke am Tor eingeworfen habt? Seid ihr nicht bei Trost?
Es war damals vielleicht nicht die Art des ängstlichen schwächlichen Barons gewesen einen kräftigen Burschen zu schlagen. Doch außer sich vor Wut rammte er, der seinem Gegenüber nun durch Stärke weit überlegen war, seine Faust vor die Brust, sodaß einige Rippen der Wucht nachgaben und laut krachten. Der Bote wurde weit zurückgestoßen und landete ächzend auf dem harten Boden des Saales. Wir dulden keine Fehler und Wir hassen es, wenn man Unsere Befehle auf solche Art und Weise mißachtet. Nachdem ihr zu Ende berichtet habt, werdet ihr zurückreiten und dort vor dem Turm so lange warten, bis ein Mitglied des Ordens Euch dort empfängt? Habt ihr diesmal Verstanden?
Der Bote nickte und schloß seinen Bericht ab, während ihm ein Rinnsaal aus Blut aus dem Mundwinkel floß. Die Gesetze sind in mehrfachen Ausführungen in ganz Britain angeschlagen und Ausrufer, werden diese zudem verkünden.
Firough de Mar nickte mit einem für ihn üblichen dünnen Lächeln auf den Lippen. Sehr gut. Es freut Uns, daß ihr nicht alles falsch ausgeführt habt.
Nach einer mühsam erbrachten Verbeugung schritt der Bote fast torkelnd auf den Ausgang zu. Beinahe beiläufig drehte er sich nochmals um und blickte mit entsetztem Blick auf den Baron zurück. Ich habe noch etwas vergessen, Sir. Cove! Man läßt niemanden mehr hinein. Die Tore sind verschloßen und es wird gut bewacht. Eine Flagge weht dort im Winde. Ein weißer Adler auf blauem Grunde.
Firough sprang auf. Seine Stimme klang düster, verzerrt in einem tiefen hallenden Ton. Keinen Menschen hatte der Bote jemals so brüllen hören. Hinaus! Und holt mir sofort Inquisitor Lorathan! Sofort! Trotz des angeschlagenen Gesundheitszustandes rannte der Bote schneller als je zuvor, als ginge es um sein Leben.
Baron de Mar blieb zurück. Wie versteinert stand er da und seine dunklen Augen blickten ins Leere. Sie hatten ihren Glanz schon vor langer Zeit verloren, doch nun züngelten förmlich dunkle Flammen darin auf. Nicht nur, daß er die Strapazen und Gefahren hatte auf sich nehmen müssen, um zurückzukehren. Nicht nur, daß er eine langatmige fade Begrüßungszeremonie bei seiner Ankunft hatte ertragen müssen, welche vor hunderten von Jahren um einiges pompöser ausgefallen wäre. Nicht nur, daß er sich um alles hatte selbst bemüht. Nein, jetzt wurde ihm auch tatsächlich im vorbeigehen mitgeteilt, daß sich Cove von der Welt abgrenzte und seine Tore einem genaueren Einblick verschloß. Ein weißer Adler auf blauem Grunde? Irgendwie kannte er diese Flagge, doch war er sich nicht sicher. Die Erinnerungen daran, schienen seit wenigen Augenblicken wie ausgelöscht. Erinnert Euch Firough, erinnert Euch.
Was auch immer es bedeutete. Dort konnten sich wohlmöglich einige Gesuchte aufhalten. Wohlmöglich hatte dieser Herzog Jarl gar seine Finger im Spiel. Man mußte es erkunden. Es war nur eine Ahnung, doch es könnte über Sieg oder Niederlage entscheiden. Wenn Sie sich dort aufhielten, konnte er Sie vielleicht überraschen. Doch waren hier im Palast sicher Spione. Wichtig war, die Spione zu kennen, um ihnen falsche Informationen zuzuspielen. Nichts war so wichtig, wie einen Spion in den eigenen Reihen zu kennen. Nichts.
Sieg oder Niederlage. Erinnert Euch Firough. Erinnert Euch ...
 
Mit Zitat antworten