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Alt 04.08.2007, 18:55
Der Anfang
#21
Kyra Linajah Glariel
Reisender
 
Registriert seit: 10 Sep 2003
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'Nahe der Grenze von Ratten zu Schatten, kannst du dein Ziel gleich vor dir erwarten.' Grenze von Ratten zu Schatten....Ratten..Schatten.
Nachdenklich saß Kyra über ein Stückchen Pergament gebeugt, und studierte die Zeilen immer und immer wieder. Draussen Schneite es, und der eisige Wind pfiff durch jede noch so kleine Ritze in ihrer Stube. Vorsichtig hob sie ihr Glass mit heissem Tee an, den Blick noch immer auf die Zeilen gerichtet.
Hyloth. Die Insel der Avatare. Das musste das Ziel sein. Dorthin, wo vor vielen Jahren der Schatten verbannt wurde.

Sie stellte das Glas wieder zurück auf den Tisch. Zu hastig, denn ein nicht geringer Teil schwappte über und die rötliche Flüssigkeit ergoss sich über die Tischdecke. Mürrisch betrachtete sie das Malheur, ignorierte es jedoch und packte rasch ihre Rüstung und Waffen zusammen. 'Hoffentlich ist nicht alles zugeschneit', dachte sie so im Stillen, während sie dabei war, das Pferd zu Satteln und ihre Ausrüstung zu verstauen. Nachdem sie sich nochmals vergewissert hatte, alles dabei zu haben, schwang sie sich in den Sattel und machte sich auf den Weg zur Insel.

Leicht gerüstet, Schwert und Schild fest umklammert stieg sie vorsichtig die Treppen hinab, vorbei an den Säulen durch das Tor. Beides Meisterwerke aus elfischer und zwergischer Hand, und einzig dem Zwecke dienend, den Schatten zu bannen. Sogleich wurde sie auch von zwei seiner Dienern in Empfang genommen. Der Kampf war rasch vorbei, und Kyra tastete sich langsam und vorsichtig durch die Gänge. Sie mochte diesen Ort nicht sonderlich. Stand sie doch schon einmal hier. Dem Schatten von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden. Eine Gänsehaut kroch über ihren Rücken. Hier und da kurz in die Gänge geschaut, aber von Ratten nicht wirklich etwas zu sehen. Nur ein paar, die sich hier und dort durch die Gänge stahlen. Und von Kisten wie es auf dem Pergament stand, weit und breit keine Spur. Langsam sah sie ein, dass sie hier vergeblich suchte. Das musste der falsche Ort sein. Ein wenig in ihrem Eifer gebremst, trat sie den Rückzug an.....

Ratten...Ratten...natürlich. Dieses kleine Fort wo sich einige Rattenmenschen niedergelassen hatten. Ohne ihre Rüstung abzulegen, und auf den Hunger zu achten, den sie so langsam bekam, spornte sie ihr Pferd an. Protestierend über die heftige Anweisung seitens Kyra, setzte es sich anschliessend in Bewegung. Durch den dichten Wald zu reiten, war schon schwer genug. Aber dazu noch im Winter, wo der Schnee Fußhoch lag, war es fast unmöglich. Aber sie kannte ihr Pferd, und wusste, dass er es schaffen würde. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte; Die Rattenmenschen liefen wie aufgescheuchte Hühner umher, als Kyra sich anmaß, das Fort nach Truhen und dessen Inhalt zu untersuchen. Hatte sie doch mit mehr Wiederstand gerechnet, liefen alle vor ihr weg. Schmunzelnd machte sie sich ihren Spaß daraus, sie noch mehr aufzuscheuchen, und lief mit dem Schwert fuchtelnd durch das Fort. Doch auch hier musste sie schnell erkennen, dass es der falsche Ort war. Nun doch deutlich niedergeschlagener, trat sie erneut ihren Heimweg an. Tief in Gedanken versunken, dirigierte sie wie von selbst ihr Pferd durch die Strassen und Gassen.

Ratten. Schatten. Truhen. Ziele. Verdammt. Ärgerlich zog sie das Pergament aus der Tasche hervor, um es sich erneut anzusehen. Dabei kannte sie deren Inhalt schon Auswendig. Die Schneeflocken fielen sanft auf das Pergament, und allmählich begann die Tinte zu verlaufen.
'Stehst dem General gegenüber zur Schlacht, hat dich deine Reise zu weit gebracht'. General. Major...Oberst...Hauptmann...General...General? Natürlich. Diese merkwürdige Kreatur in den Katakomben unterhalb des Friedhofes. Dieser selbsternannte General von Irgendwas. Die Ratten in der Kanalisation. Von dort aus gab es doch einen kleinen, versteckten Weg in die Katakomben. Warum war sie da nicht schon früher drauf gekommen? Hart zerrte sie an den Zügeln, um das Pferd in eine neue Richtung zu lenken.
Mit angewiedertem Gesicht glitt Kyra aus dem Sattel, und wäre beinahe noch im Schnee ausgerutscht, hätte sie sich nicht an den Zügeln festgehalten. "Du Wartest hier, Dicker. Hörst du?"

Gegen den aufsteigendem Brechreitz ankämpfend, sehr darauf bemüht, auf dem glitschigen Boden nicht auszurutschen, tastete sie sich durch die Kanäle. Hunger hatte sie jedenfalls keinen mehr. Nur einige Kanalratten, einige sehr viele Kanalratten, und etwas Schleimiges kreuzte hin und wieder ihren Weg. Doch plötzlich versagten ihre Sinne, und sie fiel zu Boden.
Mühsam, in ihrem Erbrochenem liegend, rappelte sie sich wieder auf, fasste sich an den Kopf, und überprüfte tastend die Grösse ihrer Beule. Wie lange war sie weggetreten? Minuten? Stunden? Was war überhaupt geschehen?
"So hat das keinen Sinn", maßregelte sie sich selber. Sie musste raus hier. An die frische Luft, und setzte ihr Vorhaben auch prompt in die Tat um.

Mittlerweile war es schon dunkel geworden, und es hat aufgehört zu schneien. Jemand musste ihr helfen. Aufpassen, dass sie nicht wieder umkippte, und Notfalls helfen, wenn ihr etwas zustossen sollte. Tari.

Kyra Linajah Glariel ist offline  
Geändert von Kyra Linajah Glariel (04.08.2007 um 19:47 Uhr).
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