Thema: Weiche Herzen
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Alt 22.05.2022, 13:29
#4
Mila Vandorez
Reisender
 
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Britain 1337

Wir schreiben den Libani 1337, ich bin anfang Libani nach Britain zurück gekehrt. Kurz nach den grauen Tagen war ich zum Festland gereist und war demnach 5 Monde nicht im Herzogtum meines Herren.
Es hat sich nicht sonderlich viel zugetragen, worüber ich heute schreiben kann. Gerüchten zufolge, haben die Dunkelelfen die westliche Völkerfestung eingenommen. Was anhand der Vorgeschichte ziemlich bedrohlich ist. Die Bürger auf der Straße scheint diese Gefahr wenig bewusst. Ganz gleich, ob die Dunkelelfen sich mit Aldfur verbündet haben oder Aldfur annektieren, wenn die Gerüchte wahr sind, zieht sich langsam ein Ring der Kriegsfront um das Herzogtum. Und es kommen keine Krieger hier an, die sich für den Kriegsdienst melden.
Aperson, ein städtischer Schmied aus Cove, erzählte mir von diesen Gerüchten. Ebenso erzählte er mir von einem jungen Recken, den ich allerdings bisher noch nie sah. Dieser Tage öffne ich die Kriegerhalle so oft es möglich ist, doch sitze ich die meiste Zeit alleine über meinen Büchern gebeugt oder mit dem Blick ins Feuer.
Ich bin froh über das Bündnis mit den Hochelfen, sie scheinen ebenso bemüht, doch ebenso geplagt von der Abwesenheit von Helden wie wir Menschen. Wir können nur hoffen, dass die gemeinsamen Armeen stark genug sind, um das Unheil abzuwenden, dass sich am Horizont wie dunkle Gewitterwolken bildet.
Ich hörte davon, wie der Schatten das Herzogtum plagte und viele Opfer forderte. Opfer die ihr Leben ließen, aber auch Opfer die fortzogen, da sie von der Saat des Bösen übermannt wurden.
Ich will damit nicht andeuten, dass jene die fortzogen, ihrer Gesinnung untreu wurden, doch die Trauer und Hilflosigkeit hatte sie wohl übermannt, wenn das Gerede stimmt.
Ein Bildnis weicher Herzen, dass sich bald wiederholen könnte, wenn nicht bald ein paar Krieger kommen, die sich dem Licht zugeschrieben haben und bereit sind, zu ertragen, was da kommen mag, um jene deren Sinn sich um Geselligkeit und Handel dreht, zu schützen.
Zwar bringt unser Volk, ein paar sehr fähige Magier hervor, die allerdings auch mehr ihren eigenen Interessen folgen, als sich für das Volk patriotisch einzusetzen. Ich zweifel zwar nicht daran, dass sie reges Interesse zeigen werden, sollte es zum Kampf an nächster Front kommen, doch komme ich nicht umhin, mir vorzustellen, wie eine Handvoll, wenngleich fähiger Magier gegen einen Feind kämpfen, der zweifelsohne ebenso Machtvoll ist, sich vielleicht gar dunkler Künste bedient und es versteht sich schier unsichtbar zu machen, bis er ihnen auf die Schulter klopft, wahrscheinlich mit einer Waffe, deren Schneide zum Hals zeigt. Ich bin mir nicht sicher, ob sie einfach nur gedankenlos sind oder unsere bewaffneten Soldaten als Bauernopfer betrachten.
Meine Sorge hier ist unermesslich und ich bereite mich darauf vor, mein Leben in einer ausweglosen Situation für das Licht zu geben.
Es zeichnet sich bereits seit Jahren ab, doch interessieren tut es wenige, sie sind mit ihren eigenen kleinen Dramen beschäftigt und haben sich in diesem wankelmütigen Frieden eingenistet. Solange der Feind nicht an die eigene Tür klopft ist er auch noch gut zu ignorieren. Das Krieg herrscht ist eigentlich bekannt, doch liegen ja noch keine Leichen in den Gassen von Britain. Ich ärgere mich hier nicht mal über die Handwerker die ihrem Beruf nachgehen, ich muss gestehen, ich ärgere mich hier mehr über jene Kampffähigen, die mehr dem Abenteuer fröhnen und zu wenig Disziplin für den Militärdienst aufweisen. Zu weich sind, um sich einer Sache zu verschreiben, die das Ziel hat das Herzogtum, und somit viele viele unbescholtene Leben zu retten. Kampffähige, die mehr wert darauf legen "freundlich und nett" behandelt zu werden, als Gehorsam und Disziplin zu üben, für all jene die nur mit sinnbildlichen Sensen und Forken sich ihrer Haut erwehren können.

Wenn du mein Bruder auf deinen Reisen Krieger triffst, die einer Moral folgen und genug Härte in sich tragen, Krieger die sich ihrer eigenen Heimat noch nicht verpflichtet haben oder sie bereits verloren haben, entsende sie nach Britannia! Damit ich nicht noch einmal miterleben muss, wie eine Heimat überrannt wird, dieses Mal bin ich keine 16 Jahre mehr alt, dieses Mal werde ich nicht von außen zusehen. Wir werden siegen, oder ich werde sterben – vielleicht werde ich auch vom Namenlosen geholt, trotz eines Sieges, ich werde mich davor nicht drücken. Auch wenn mich der Gedanke immer wieder einholt, dass man eine Niederlage akzeptieren muss, so kann ich dieses drohende Schicksal kein zweites Mal erleben.

Noch ewig könnte ich über meine düsteren Gedanken dieser Tage schreiben, doch werde ich mich wieder der Situation stellen und nach Auswegen suchen.


P.S. Das Stallmädchen Nessyma Fairlane, welche ich dir mal vorstellte, hat ihre Arbeit bei mir niedergelegt. Kopflos wenn du mich fragst, aber das ist ihre Angelegenheit. Mit diesen Dramen kann ich mich dieser Tage nicht beschäftigen. Dafür lassen mir meine Sorgen keinen Platz.

Britain, Libani 1337
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Geändert von Mila Vandorez (28.09.2022 um 16:52 Uhr).
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