Thema: [Rollenspiel] Die fremde Heimat
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Alt 28.08.2015, 12:38
Die fremde Heimat
#1
Botenjunge
 
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Wenn man ihn nach seiner Heimat fragte, lautete die Antwort stets selbstbewusst "Faerlan!". Hier lebte er bereits seit seiner frühen Jugend. Er hatte seine Ausbildung hier erhalten, sich die ersten Sporen verdient, wurde geschliffen und ausgestattet. An das ferne Britannia hatte der junge Prinz kaum eine Erinnerung. Eigentlich war ihm nur der schreckliche Tag im Gedächtnis geblieben, an dem man seinen Vater aus der herzoglichen Residenz entführt hatte. Dass er tot war, hatte man dem damals gerade acht Jahre alten Knaben wohlweislich nicht gesagt.

Es war der Wunsch seines Großvaters gewesen, dass Jarvar an den Hof des Königs käme. Jetzt, wo der Herzog von Britannia tot war, stand der kleine Junge am ersten Platz der königlichen Thronfolge. Was für ein Kind aufregend klang, schien dem jungen Mann eher eine Bürde. Erst in den vergangenen paar Jahren war ihm klar geworden, welche Möglichkeiten der Thron Faerlans ihm bieten konnte.

Doch es war lange noch nicht so weit. Der König war in den besten Jahren und erfreute sich ausgezeichneter Gesundheit. Er hing sehr an Britannia, wo auch er vom einfachen Edlen - einem Bastard zudem - zum Herzog und später zum König aufgestiegen war.
"Es liegt mir sehr am Herzen", hatte sein Großvater ihm gestern erklärt, "dass du lernst, woher du kommst. Außerdem wird es Zeit, dass du dein Erbe antrittst. Sei Britannia ein gerechter Herrscher und Kriegsführer und lerne alles, was du als mein Nachfolger wissen musst. Beweise dich dort und ganz Faerlan wird dir zu Füßen liegen."

Allzu erpicht war Jarvar auf diese Reise nicht gewesen. Nachdem er Britannia wenige Jahre zuvor besucht hatte, erschien es ihm mehr denn je wie eine Einöde, in der man nichts unternehmen oder erleben konnte. Andererseits war der Gedanke an ein eigenes Reich, in dem er seine Wünsche und Ideen umsetzen konnte, nicht schlecht. Endlich saß niemand mehr vor seiner Nase, um ihm Dinge vorzuschreiben. Außerdem: Recht ist Recht, was seins war, war seins. Warum sollte er auf die Herzogswürde verzichten und am Hof ein unbedeutendes Dasein führen?

Und während ein Dienstbote bereits die königliche Flotte für die Überfahrt vorbereiten ließ, packten die Diener in Jarvars Gemächern bereits seine Koffer.
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