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Alt 27.12.2018, 22:23
Schoepfungsmelodie
#6
Saire Gal'ithiel
Reisender
 
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Schöpfungsmelodie

*dieses Buch ist in feinster elfischer Handschrift und Sprache verfasst. Jede Seite ist mit elfischen Ornamenten verziert und liegt ausschließlich in Besitz der Verfasserin*

So wie wir in den „Lehren der Silbernen Herrin“ auf die persönlichen und gemeinschaftlichen Melodien Bezug genommen haben und kleine Abstecher in den Bereichen der elfischen Magie und die elfische Gesellschaft gegangen sind, so nehmen wir in diesem Band nun Bezug auf die Schöpfungsmelodie, welche zwar auch von jedem Edhil und Lindhil wahrnehmbar ist, jedoch gleich einem Orchester in den einzelnen Nuancen nur schwer zu interpretieren ist.

Die Schöpfungsmelodie welche von den Alten und Weisen oft gepriesen wird, doch meist nur auf vages Verständnis trifft, ist etwas ganz und gar göttliches. Bevor wir nun aber näher darauf eingehen, empfinden wir es als notwendig zu verdeutlichen wie sich diese Melodie unter unserer Erschafferin zusammensetzt. Keineswegs sollte man davon ausgehen, das diese Welt von der Silbernen erschaffen wurde, genug Beweise für die Existenz anderer Götter wurden und werden uns stets geliefert und so ist auch bekannt, dass die Silberne durch Libanu erst zum Leben erweckt wurde. In einer Sphäre die bereits existierte. So dürfen wir davon ausgehen, dass die Silberne in einem friedlichen Band zu Libanu steht und stets stehen wird. Auch andere Gottheiten mögen in der Gunst und der Loyalität der Reinen stehen. Wie zum Beispiel Cunna von der sie dereinst ein Geschenk erhielt. Auch kann man annehmen, dass einige Eigenschaften Alwyzz' durch Tycuahele auf uns übergegangen sind, denn der stetige Hunger und Durst nach Wissen wird von seinen Anhängern vehement für den Göttervater beansprucht. Jetzt darf man sich aber nicht dem häretischen Gedankengut hingeben, dass das edle Volk der Elfen an jene Götter gebunden ist! Denn ist es Tycuahele gewesen die uns erst Leben schenkte und welche unsere Seelen zu sich aufnimmt am Firmament und welche die stetige Bindung zu uns hält, damit wir niemals vergessen, wem unsere Loyalität und Zuneigung zu gelten hat. Für uns hat die Silberne die Melodie geschaffen, die alle Gegensätze beinhaltet. In diese existierende Welt, hat sie den silbrigen Klang gelegt, um unser Verständnis für das Schützenswerte zu verstärken. Gleich einer Dirigentin erhob sie die Melodie über bereits Geschaffenes und formte sie zu einer musikalischen Verschlüsselung. Die Schöpfungsmelodie ist also ein Konzert aller Existenz. Das uns zwar stets begleitet und unser Blut an sie bindet, doch nur vereinzelten, namentlich Unbekannten ist es „vielleicht“ vergönnt dieses Orchester tatsächlich zu entschlüsseln. Wir halten es gar für möglich, dass nur den Göttern selbst das vollständige Verständnis dafür innewohnt.
Selbst uns Edhil und Lindhil ist es nur dann vergönnt jenem Konzert zu lauschen, wenn wir gänzlich offenen Herzens und Geistes sind, frei von jeglichen Gedanken, die uns an die Zeit des Hier und Jetzt binden.
Von einer Entschlüsselung kann jedoch beim Zuhören kaum die Rede sein. Die elfischen Barden aller Zeiten, waren stets bemüht, sich in jenes göttliche Konzert hinein zu fühlen, doch wie in den „Lehren der Silbernen Herrin“ schon erwähnt, mag die Konzentration auf Melodien durchaus mit dem leiblichen Wohl verbunden sein. Denn wiewohl die chaotische Melodie der Edain uns zu Kopfschmerzen treiben kann, so sind in der Schöpfungsmelodie so viele Einflüsse mehr, die unserem Wesen und Gehör fremd sind. Nicht nur der melodisch weiche Klang aller guten Eigenschaften ist in ihr verankert, sondern auch die jeweiligen Gegenstücke. Man kann kaum sagen, aus welcher Richtung oder in welcher Stärke, welche Emotionen oder Eigenschaften in jene Melodie einfließen, es sei denn Tycuahele selbst, erlaubt uns in ihnen einen Hinweis zu finden. Dies geschieht meist dann, wenn sich über ihre vollendeten Kinder die Wolke von Gefahr zusammen zieht. Deutlich ist dann die Veränderung der Melodie und die Verstärkung der Gefahr zu vernehmen ohne weiteres Zutun, doch wie die Hinweise der Götter stets sind, vertraut auch die Silberne auf uns, dass wir jene vagen Worte göttlicher Sprache zu verstehen wissen. Nur sehr selten bedienen sie sich der gemeinen Zunge durch einen Avatar oder in unserem Verständnis als Engel bezeichnet. Meist ist es die verschlüsselte göttliche Sprache die uns alle, jeder Lebensart erreicht. Einst hat sie uns jene ihre Sprache gelehrt, doch die Zeit hinterlässt ihre Spuren auch an dem hoch edlen Volke der Edhil und Lindhil und so ist es stets eine neue Herausforderung für uns jene von Göttern gesprochenen Worte zu verstehen.

Die Schöpfungsmelodie ist also nicht als Unterhaltung gleich einer Kammermusik zu verstehen. Sie ist eine Herausforderung, die nicht nur Barden, sondern auch Sternensänger aller Zeiten an die Grenze der Erträglichkeit zwingt, ohne das bisher einer behaupten konnte, die Vollendung dieses Orchesters in allen Nuancen in sich aufgenommen zu haben. Lediglich den königlichen Geblüten, jene die in einem noch stärkeren göttlich geweihten Band stehen als jeder Sternentänzer und jeder Sternensänger muss man im gewissen Rahmen ein größeres Verständnis zugestehen. Denn der Legende nach, verbinden sich die königlichen Geblütes mit einem Teil des Landes und der damit eingehenden schöpferischen Harmonie, um unser Volk weise und im Sinne der silbernen Göttin in die Zukunft zu lenken.
Gewiss ist dies auch stets das Bestreben jedes Sternensängers, doch ist das heilige Band, dass durch die Weihung entsteht begrenzt und es obliegt in ihrer Weisheit die Grenzen dessen, was ihnen zusteht an Verständnis vorsichtig auszuloten und zu akzeptieren. Gewiss sollte man immer wieder prüfen, sofern man dieses Verlangen spürt, ob mit wachsender Erfahrung sich auch mehr Verständnis einstellt, doch soll an dieser Stelle nochmals eindringlichst erwähnt sein, dass die Schöpfungsmelodie mit dem körperlichen und geistigen Wohl einhergeht und jener Zustand sich auch zum Nachteil verändern kann, wenn man sich nicht innerhalb der gestatteten Grenzen bewegt. Aus unserer Erfahrung und unserem Empfinden können wir berichten, dass sich die Schöpfungsmelodie nach der Weihe sich vor allem in jener Hinsicht erschlossen hat, das göttliches und dämonisches deutlich vernehmbar wurde und in dem Schall aller anderen Einflüsse zu erörtern ist. Jedoch auch nur, wenn man sich in die Konzentration wagt und in unmittelbarer Nähe zu jenem Einfluss steht. Man kann es mit einer von vielen Lauten vergleichen, die man deutlicher wahrnimmt, wenn man neben solch einem Instrument direkt steht. Aus der Ferne ist alles nur Schall und Klang, ineinander gewebt wie ein bunter und kunstvoll mit Mustern gewebter Teppich.

Diese Schöpfungsmelodie ist also in all ihren Feinheiten außerhalb unseres Verständnisses. Gewiss können wir die Schönheit dieses Klanges preisen und einem verzückten Zuhörer gleich, uns durch diese Musik verzaubern lassen, doch die göttliche Magie die darin innewohnt, ist nicht mit Wissenschaft oder Ehrgeiz zu verstehen. Der weise und erfahrende Sternensänger, der viele Wochen und Monde in der Meditation des Zuhörens verbracht hat, mag unter Umständen erkennen, wann die Melodie zu einem neuen Crescendo türmt, doch wie es mit dem Leben ist, so ist es ebenso mit der Melodie, hin und wieder es nur ein sanfter Anstieg, der dann wieder zu einem friedlichen Klang hinab fällt. Somit kann man selbst mit Erfahrung keine wahrhaftigen Aufschlüsse über die Zukunft aus der Melodie ziehen. Dafür jedoch ward uns als Geschenk der Verstand gemacht auch und nicht das innere Gehör.

Gleichwohl, so verzaubernd, verlockend und sehnend diese Schöpfungsmelodie auch den ein oder anderen Edhel oder Lindhel anzieht, ebenso ist sie voller Gefahren, wenn man nicht bereit ist, sich auf das zu beschränken, was einem zugestanden ist und mit Gewalt ähnlicher Konzentration versucht göttliches zu bezwingen.
Fernab sei anzumerken, dass nach dieser Zusammenfassung wohl deutlich und klar ist, das es keinem einzelnen, lebenden Wesen dieser Welt möglich ist, die göttliche Melodie maßgeblich zu beeinflussen, zu lenken oder gar zu kontrollieren. Man kann stets nur sein bescheidenes Möglichstes tun, sich in jene Melodie einzupassen. Hinein geboren wird ein jedes lebende Wesen und jeder göttliche Wert. Wie intensiv jedoch schlussendlich der eigene Klang in dieser Schöpfungsmelodie einfließt, liegt zum einen an dem göttlichen Lauf der Dinge und zum anderen an dem eigenen Bestreben, seinem Leben Bedeutsamkeit zu geben und es als Geschenk der Silbernen darzubieten.

1324-1326 in der Klausur im neuen Tempel
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Geändert von Saire Gal'ithiel (27.01.2021 um 03:02 Uhr).
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