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Alt 09.03.2019, 16:12
Mystik und Kosmologie I
#11
Saire Gal'ithiel
Reisender
 
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Der Götterglaube

Dieses Wissen richtet sich nicht ausschließlich an jene die Tykene folgen, sondern ist allgemein gültig. Diese Niederschrift gliedert sich in zwei Aspekte die zum praktizierten Glauben führen. Spiritualität und Mystik.

Doch was ist Spiritualität?
Spiritualität ist die geistige, also bewusste Haltung gegenüber den Göttern. Wie stehen wir ihnen gegenüber? Ist man nicht-spirituell und nimmt die Götter als gegeben hin, weil man sie nun mal nicht verleugnen kann, baut aber keinerlei geistige Verbindung zu ihnen auf? Oder ist man spirituell und achtet sehr bewusst ihre überirdischen Fähigkeiten durch eine ehrfürchtige, respektvolle Haltung? Ob man spirituell ist oder nicht, ist eine sehr bewusste geistige Entscheidung und es kommt nicht selten vor, dass man sich vor dieser Entscheidung drückt, da man sich mit der einhergehenden Verantwortung, dem Respekt und der Ehrfurcht nicht auseinander setzten möchte, noch dazu die geistige Disziplin besitzt die Vorteile der Spiritualität zu erkennen. Das Ergebnis ist meist der pure Materialismus. Das Verständnisses des eigenen Selbst über Gegenstände, Besitztümer und Einfluss und damit die Entfremdung von sich selbst. Welche Vorteile bringt jedoch die Spiritualität mit sich? Zunächst einmal diese, dass man sich nicht von sich selbst Entfremdet, doch auch die Zuwendung von geistigen Idealen, Tugenden und innerer Ausgeglichenheit. Wer seine spirituellen Wurzeln sucht oder stärken möchte, beginnt damit seinen Geist zu disziplinieren und reifen zu lassen. Hierzu empfehlen wir ein kleines Experiment.

Schließt die Augen und atmet und achtet und konzentriert euch nur auf euer atmen. Wenn ihr schnell atmet, atmet schnell, wenn ihr ruhig atmet, dann atmet ruhig, wenn ihr tief atmet, dann atmet tief, wenn ihr kurz atmet, dann atmet kurz. Atmet so wie es euer Körper euch vorgibt, ohne am Atmen etwas verändern zu wollen. Ziel dabei ist es, den Geist zur Ruhe zu bringen ohne einzuschlafen. Ich bin mir aber sehr sicher, dass sich jeder Geist plötzlich erheben wird, ein Jucken in der Nase wird euch plötzlich ablenken, oder die Wahrnehmung dass die Luft trocken, kalt, feucht oder warm ist, wie ihr sie durch die Nase einatmet. Eure Sinne werden sich schnell schärfen und euren Geist wieder zur Aktivität anregen, doch er soll ruhen. Alle Sinneswahrnehmungen sind erlaubt und in Ordnung. Wenn sich euer Geist sich nicht mehr auf die Sinneswahrnehmungen schärft, dann wird er sich bald in Erinnerungen an Vergangenes ergehen oder in Plänen für die Zukunft. Die Aktivität des Geistes sind Gedanken, versucht einfach mal ganz bewusst eurem Geist das Denken zu untersagen. Die einzige Fokussierung soll euer Atmen sein.

Ihr werdet vermutlich erkennen dass euer Geist sich wie ein kleines Kind verhält, dass nicht still sitzen will. Hunger, Durst, Langeweile kommen auf und treiben den Geist an sich wieder in Gedanken zu verlieren, die nicht im Hier und Jetzt weilen. Doch eine Veränderung – und diese ist bei der Suche oder Stärkung der spirituellen Wurzeln ja erwünscht – erreicht man nur im Hier und Jetzt. Nicht in der Vergangenheit und auch nicht in der Zukunft. Wer seinen Geist in Idealen oder Tugenden schult, verändert damit die aktuelle Haltung seines Geistes. Nehmen wir als Beispiel geistige Stärke. Was ist geistige Stärke? Geistige Stärke ist, wenn sich der eigene Geist nicht durch die Provokation anderer beeinflussen lässt. Der kurze bewusste Gedanke: Deine Provokation erreicht mich nicht. hilft dabei schon ungemein, man kann es seinem Gegenüber auch deutlich aussprechen. Die Reaktionen können vielfältig sein, es können Entschuldigungen folgen, Verleugnung der Provokation, Abwendung, Flucht, weitere Provokationen, Wut, Zorn. In geistigen Duellen, siegt immer der Ruhigere, wer schreit hat verloren, da sein Geist ihn antreibt, wie ein kleines Kind aufzubegehren, sich der Wut und dem Zorn hinzugeben, da er keine anderen Möglichkeiten mehr sieht. Eine andere Tugend der Götter ist zum Beispiel Ehrlichkeit. Nur die Angst kann einen daran hindern Ehrlich zu sein. Doch wer Angst vor der Ehrlichkeit verspürt, weiß im Grunde, dass die Wahrheit in sich das eigene Fehlverhalten trägt. Das heißt, man hat Angst davor die Verantwortung für sein eigenes Handeln zu tragen.

Wir alle wissen aber auch, dass göttliche Tugenden wesentlich negativer sein können. So wie Ehrlichkeit ein Ideal sein kann, kann auch der Betrug und die Lüge ein Ideal dunkler Götter sein. Man mache sich hierbei aber bewusst:
Im Herzogtum werden die dunklen Götter, ob ihrer lebensfeindlichen Haltungen und Ideale nicht toleriert. Sie bringen das Chaos, das alle zu willkürlichen, austauschbaren Schachfiguren machen lässt. Gewiss hat auch der ein oder andere Kult eine Ordnung eingeführt, doch wäre ein Leben unter dieser bösen Ordnung wohl als nichts anderes als Tyrannei zu bezeichnen. Haben sie keine Ordnung entwickelt, folgt die Anarchie, das Recht des stärksten Einzelkämpfer, denn unter diesem Chaos haben weder Freundschaften noch Liebe einen Wert. Die eigenen Kinder werden unter diesem Chaos zum Rivalen. Selbstsucht ist das vorherrschende Empfinden dann und das ist auch das Ziel jener dunklen Götter. Entweder dem Menschen jegliche freiheitliche Macht zu entreißen und ihn in eine Diktatur von dunkler Ordnung wie einen Sklaven einzureihen ohne Hoffnung und Zuversicht und zunehmenden Erlöschen der persönlichen Freiheit oder sie zu willenlosen Instrumenten ihres perfiden Spiels zu machen.

So erkennen wir also, dass wir unseren Geist wohl schulen müssen, aus Respekt und Verantwortung vor unseren Vorfahren und Nachfahren und in Achtung vor uns selbst, die richtige Wahl der Tugenden zu treffen.

Mystik hingegen ist die empfundene Wahrnehmung von überirdischen Dasein. Es ist eine Empfindung geboren aus der Ehrfurcht vor etwas unerklärlichen „Übergeordneten“. Sie kann sinngebend auf den freien disziplinierten Geist wirken oder auch den Wunsch zur Erleuchtung bilden. Dahinter verbirgt sich jedoch im Prinzip der Glaube daran, dass alles Sinn und Zweck hat was geschichtlich oder als einschneidende Erfahrung erlebt wird. Wenngleich die Götter uns nicht lenken, so werden jedem stets Gabelungen ins Leben gelegt, zu denen man sich bekennend entscheidet, damit das Leben weiter geht. Selbst der Stillstand an jener Gabelung ist in diesem Sinne eine bekennende Entscheidung. An dieser Stelle stellt sich der Glaube an sich ein. Es geht nicht darum zu entscheiden, ob man an die Existenz der Götter glaubt, sondern darum, ob man daran glaubt, dass das eigene Dasein einen Sinn ergibt im großen Ganzen und es ist der zentrale Unterschied zwischen den freien Völkern und den Tieren. Wo Tiere ihr Dasein, einzelgängerisch oder in sozialen klar definierten Gefügen nutzen, um den Fortbestand ihrer Rasse zu erhalten, meinen und glauben die freien Völker durch die Potenz ihres Gedankengutes, Ideenreichtums oder auch das Empfinden von sinnlichen Genüssen, also die Existenz ihres Geistes und durch die Erfahrung von Mystik sich zu unterscheiden.
Und dies ist auch wichtig! Denn wer sich von den Tieren nicht unterscheiden möchte, erkläre die Habsucht, den Hass und welchen Wert Tugenden wie Liebe, Freundschaft, Barmherzigkeit oder gar Gerechtigkeit noch haben. Die freien Völker sind mit allerlei Gaben ausgestattet die der Tierwelt nicht zur Verfügung steht – im Guten, wie im Schlechten, als auch im Ausgeglichenem.
An dieser Stelle sollten wir auch verstehen, dass wir stetig die Nutzung dieser Gaben von denen die uns Lieb und Teuer sind stetig erwarten. Verständnis für das eigene Handeln, Mitgefühl für Unwohlsein, Liebe von unseren Kindern, Eltern, Geschwistern und Gefährten. Doch woher rühren diese Gaben die die freien Völker geistig überlegen machen? Wann und wo sind sie entstanden ursprünglich und warum, verbinden wir jene Gaben und Tugenden mit den Göttern, wenn wir sie nicht von den Göttern selbst bekommen haben?
Fragt euch selbst, was euch zum Auserkorenen macht, dass ihr im Stande seid, diese gottgegebenen Gaben zu verstehen und zu nutzen, welchen Zweck und welchem Sinn dient es? Die Antwort ist recht simpel, ob sie euch gefällt oder nicht. Der Sinn und Zweck für dieses Dasein dient zur Lust und dem Gefallen der Götter, einzig für welchen Gott ihr zur Lust und zum Gefallen existiert, bleibt eure freie Wahl. So empfiehlt es sich sehr, sich mit den Göttern und ihren Gaben und Tugenden zu befassen, damit ihr die beste Wahl für euer Wesen und euer Leben treffen könnt ohne ein willkürlicher Spielball der Götter zu werden oder gar dämonischen Wirkens zum Opfer zu fallen. Wer sich also mit der Mystik befasst wird auch hier nicht nur die Nachteile erkennen, denn gerade jene Recken und Kämpfer unter euch, die bereits vor Dämonen standen, werden wissen welchen Schutz die Götter zu bieten im Stande sind. Wir mahnen hier auch an, wer sich weigert irgendeinem Gott zum Gefallen zu sein, macht sich hier selbst zum Gefahrenbrand für dämonisches Wirken. Dämonen sind jene die gegen alle Regeln spielen und auf die reine Zerstörung ausgerichtet sind, im leibhaftigen Sinne wie auch in geistiger Hinsicht, und einzig den Göttern ist es vermocht, sie von dieser Zerstörung abzuhalten. Doch fragt euch stets selbst, was ihr selbst tut, damit die Götter euch diesen Schutz gewähren, was leistet ihr für diesen Schutz? Was bietet ihr den Göttern für diesen Handel an? Und wenn irgendjemand der Annahme wäre, dass es doch wohl ihre Aufgabe als Götter sei, den fragen wir: „Was hindert die Wahrhaftigen daran uns aufzugeben, eine andere Welt aufzubauen wie diese und aus dem ersten Fehlschlag, den wir allesamt dann darstellen, zu lernen? Was für eine Existenzwert haben dann noch Ahnen, wenn es keine Nachfahren mehr gibt? Welchen Existenzwert hat dann noch die Freundschaft, wenn der Freund und das Selbst erloschen sind in den dämonischen Flammen? Wir regen euch an! Denkt darüber nach! Die Götter müssen nichts von uns erwarten! Sie sind dieser Position erhaben, ihr allesamt seid es, die mit dem eigenen Glauben das Band zu dem auserwählten Gott stärkt. Je stärker ihr euer Leben nach den Wünschen eures Gottes richtet, desto stärker wird der Schutz sein, den sie euch gewähren. Versteht uns hier nicht falsch! Sie erwarten nicht, dass ihr – wie die Geweihten aller Reihen – euren freien Willen bewusst fügt! Sie erwarten nicht, dass ihr für sie die dämonischen Kämpfe austragt!
Sie erwarten nichts! Sie sehen nur hin, solange bis ihr euch von ihnen abwendet. Dies ist die nächste Gefahr derer ihr euch bewusst werden solltet. Wer schwankend sich heute jenen und morgen jenen Gott erwähle, je nach Trieb und Gebrauchen, der möge wissen, dass die Götter einander nicht ausnutzen lassen, denn auch sie haben ihre Feinde untereinander und so ihr je zwischen die Fronten geratet, mit so selbstgefälligem Verhalten, werdet ihr erfahren, dass sie euch mit Wahnsinn strafen, der euren Geist zerreißt und euch alles nimmt.

Spirituelle Mystik also ist die Hinwendung und Ausübung von einer als richtig empfundenen Religion. Der Geist wird geschult, sich diszipliniert an die selbst gewählten Tugenden zu halten und sich dem Gott des eigenen Herzens unterzuordnen. Mögen diese, unsere Gedanken, sich in eure Herzen legen und verstanden werden, möge erkannt werden, dass es nur Gedanken sind, die man annehmen kann oder sich dagegen stellen kann, ihr habt den freien Willen dazu! Möge erkannt werden, dass wir eure Entscheidung, wen ihr wählen sollt, keineswegs vorgeben. Möge erkannt werden, dass wir euch nur zu jenem anregen, was längst in euch ruht.


Als Vortrag gehalten im Tycua 1328 in Britain im Park und im Libani 1328 in Falkenstein im Elfenpark
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Geändert von Saire Gal'ithiel (09.03.2019 um 18:18 Uhr).
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