Thema: Weiche Herzen
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Alt 06.02.2021, 00:51
#2
Mila Vandorez
Reisender
 
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Ich habe mich entschlossen, dem Gefolge des Grafen von Britain beizutreten. Schwarz und Weiß sind seine Farben, ein beuteschlagender Habicht sein Wappen. Bereits im Rado habe ich meine Entscheidung kund getan und erhielt mit einem Kameraden, der ebenso dem Gefolge beitrat den ersten Einsatz. Wir sollten mit einem kleinen Trupp einen Weg in den verfaulten Süden freiräumen. Wie du dir denken kannst, geschah dies völlig problemlos.

Der Kamerad ist Viridian Thraal. Ein Mann am Bogen und sehr fähig. Schon zuvor zogen wir einige male auf Waffengänge in die Höhlen gemeinsam und ich konnte mich von seinem Geschick mehr als Überzeugen. Er ist eher still und bedacht, hat aber auch wenn es nicht so wirkt auf den ersten Moment kluge Gedanken. Er wird dir weich erscheinen, doch glaube ich an seine Loyalität. Er ist kein Mann der als Soldat diente, bisher hatte er sein Leben als Jäger, Leder- und Fellhändler gefüllt. Kaum einer dem ich hier begegne, hat Erfahrungen mit dem wahren Krieg oder Schlachten.

Nach dem ersten Einsatz erhielten wir die Wappenröcke. Für die Gefolgschaft, legte ich mir eine Schwarzeisenrüstung zu, von meinem bevorzugten Schmied. Xorrox ist sein Name und er ist Khazad. Ein Anständiger und vor allem erreichbarer Schmied. Ebenso brauchte ich ein neues Schlachtross. Lux ist nicht mehr zuverlässig genug und verdingt seinen Lebensabend nun auf den grünen Weiden von Britain. Mit dem Begräbnisgold, dass ich meinem neuen Herren noch zu geben gedenke, sind es rund 300große Münzen gewesen, die ich mit Stolz ausgab.

Kurz nach dem ersten Einsatz folgte der zweite, für eben das gleiche Ansinnen, diesmal nicht in den Süden sondern nach Hythloth. Bei jedem Einsatz holten wir uns noch eine andere Schützin in den Trupp. Lydia Enorte. Ich hatte einen schweren Start mit ihr, gehörte sie zu der Truppe mit der ich das erste Mal in die Feuerhöhlen loszog. Doch haben wir die Unstimmigkeiten geklärt. Auch sie erscheint mir aufrecht und loyal und am Bogen durchaus geübt und talentiert. Auch sie hat keine Ausbildung zur Soldatin durchlebt und arbeitet für das herzogliche Forstamt. Dennoch kann ich berichten, dass sie eine bemerkenswerte Disziplin an den Tag legt.

Die nächsten Einsätze stehen bereits an, Bruder. Morgen ziehe ich mit dem Freiwilligenheer los und dann habe ich nur wenige Tage ehe ein neuerlicher Einsatz folgt. Doch all dies wird überschattet von einer bösen Verleumndung. Irgendjemand, vermutlich Morin – ein bekannter, steckbrieflich gesuchter Räuber und Verbrecher, dem ich zu sehr auf den Fersen war, versucht meinen Namen zu beschmutzen, so dass sich da auch die Inquisition einschalten könnte. Ich vertraue fest auf die Weitsicht meines Herren und seinen Einsatz für das Gute. Ich kann nur hoffen, dass er erkennt, dass wir auf der selben Seite stehen und ich bemühe mich das mit meinen Taten zum Ausdruck zu bringen. Doch sollte dich dieser Tage etwas nach Britannia ziehen, dann nimm die Fährte von Morin auf. Er tyrannisiert das Volk mit Erpressung, Diebstahl, Raub und Brandschatzung und jetzt wohl auch mit Verleumndung.

Ich muss gestehen, dass ich dieses dreckige Schlachtfeld von Intriegen und Lügen nicht gewohnt bin und keinerlei Erfahrung auf jenem habe. Aber du kennst mich, ich werde lernen. Gnade jenem, der dahinter steht, sofern ich seinen Angriff überlebe. Der Zorn den ich verspürte, habe ich nicht vergessen, doch für das Volk muss ich mich auf andere Dinge konzentrieren. Ich bin keine wahre Dienerin des Lebens, wenn ich die Feinde an unserer Front für ein persönliches Scharmützel vergesse. Es erscheint mir wie einer Herausforderung an meinen Stolz, die ich gerne annehme, war und ist jene Lektion doch diese, die mir am schwersten bisher fällt. Ich bin begierig darauf, diesem Angriff die größte Erfahrung abzugewinnen, es durstet mich danach. Generell scheint der Abschnitt im Leben gekommen zu sein, dass ich mich das Leben auf meine Tugenden gegen Intriegen und Lügen prüft. Auch meine nächsten Einsätze werden in derlei Feinden gesäht sein. Mehr will ich dazu noch nicht schreiben, da fast jeder Einsatz unter Geheimhaltung steht. Ich verstehe durchaus den Sinn, der Geheimhaltung, doch zerrt es ebenso an den Nerven, nie darüber frei sprechen zu können.

In den letzten Monden sah ich einige Helden der alten Kaste. Als hätte ich ihre Geister mit meinem ersten Eintrag heraufbeschworen, traf ich als erstes den alten Vandrak. Ein Jammer sage ich dir, der Mann dessen Name eine Legende ist, ist alt und tatterig geworden, kann kaum noch alleine gehen. Ein Loricaner dem der Tod der eigenen Kotze droht. Doch hat er genug Gefährten an seiner Seite.
Auch Bargon Ferilan sah ich einmal im Tala und sollte ihm vom alten Vandrak Bescheid geben. Er bat um ein Treffen, was sich zeitlich kaum bei mir ausgeht. Ich entsinne mich noch gut an seine Dominanz und Intelligenz, doch bin ich keine 17 Jahre mehr und suche keinen Lehrmeister mehr. Ebenso tauchte nach einiger Zeit der Ritter Algado in Vandraks Gesellschaft auf. Ich habe zu wenige Worte mit ihm gewechselt und zu wenige gemeinsame Erinnerungen – im Grunde gar keine. Sie alle hatten damals bereits einen Namen, als wir noch blutjung waren, sie waren meine Vorbilder und Helden. Der alte Vandrak entsinnt sich durchaus noch an dich, die Frage ist nur wie lange noch.

Zu guter letzt, sei noch gesagt, dass ich mit den Hochelfen scheinbar besser auskomme als gedacht. So mag Areu wohl wirklich alles geklärt haben damals, wie er mir zusagte. So werde ich wohl die Möglichkeit erhalten, meiner Sammlung eine meisterlich geschmiedete und gesiegelte Klinge oder einen Schild der Hochelfen hinzuzufügen. Ebenso werden mich die Pfade des Krieges neben jene lenken.

Britain Libani 1334
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