Thema: Weiche Herzen
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Alt 05.01.2022, 15:01
#3
Mila Vandorez
Reisender
 
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Britain 1335

Anfang des Jahres 1335 haben wir die Schlacht im Süden mit der Freiwilligenarmee gewonnen und danach war ich auf einigen Kundschafter-Einsätzen in der Nordmark zusammen mit Enorte, eine zuverlässige Schützin, die sich selbst wohl mehr als Waldläuferin sieht.

*Enorte
Lydia Enorte ist eine rothaarige Mitzwanzigjährige wohl, im schätzen war ich selten hervorragend. Enorte ist Schützin und wurde von ihrem Onkel im Überleben im Wald ausgebildet. Sie besitzt einen Fischerladen im Hafenviertel und ist im herzoglichen Forstamt tätig unter Raschtor Oddmar.
Enorte bewies auf mehreren Einsätzen ihre Zuverlässigkeit, gesunden Menschenverstand und Idealismus. Man merkt ihr zwar an, dass sie militärische Dienste noch nicht gewohnt war, doch fügte sie sich immer sehr gut ein, ohne je in weibische Keiferei zu verfallen. Sie gehört zu den wahrlich wenigen, denen ich tatsächlich das Du und meinen Vornamen anbot zu nutzen. Dies mag in diesen Zeiten kaum auffallen, da jeder der Meinung ist mich zu duzen und beim Vornamen zu nennen und ich muss auch sagen, ich habe nie dagegen aufbegehrt, war mir das tatsächlich noch lieber als das "Fräulein Vandorez". Erinnert mich jene Anrede doch eher an unsere Base Liana und nicht an mich, oder irgendeinen unserer engen Familie.
Enorte besitzt einen gesockelten Bogen, den sie mithilfe von irgendeiner magischen Asche an ihre Person gebunden hat. Pfeile die aus jener Waffe ihr Ziel finden sind für die allermeisten Gegner tödlich. In der Distanz in der Enorte arbeitet, zusammen mit ihrem Verstand und der Schlagkraft ihres Bogens ist sie eine sehr effiziente und gar elegante Waffe. Zudem muss man anmerken, dass Sie sich auch nicht vor dem Nahkampf scheut, doch dort eher flink wie ein Wiesel Stich um Stich setzt und mehr darauf bedacht ist, den Hieben ihrer Gegner auszuweichen.
Ich vertraue Enorte aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen und ihres Glaubens an Adoria uneingeschränkt.
*
Ebenso waren auch Thraal und Aethras, ein Hochelf dabei. Es könnte durchaus sein, dass du mit jenem Hochelfen gut aus kämst, doch legt er wesentlich mehr Aufmerksamkeit auf Disziplin und wohl auch einer gewissen Ästhetik im Kampf.
Zur Mitte des Jahres 1335 haben wir die Abreise der Herzogin erwartet, wie ich dir auf dem Stück gemeinsamer Reise ja schon erzählte, wurde sie zur Königin von Vestlizien gekrönt und mein Herr, wurde zum Herzog Britannias ernannt. Wie du ja weißt, war ich zu dem Zeitpunkt auf dem Weg nach Khonis.

Britain 1336
Zurück in Britannia angekommen habe ich mich neu eingerichtet. Meine Wohnstube habe ich in den oberen Teil des Hauses verlegt. Kleinere Umbauarbeiten müssen noch in die Wege geleitet werden, ehe ich mich um die Gestaltung der Kriegerhalle kümmere. Wie ich nach einigen Tagen feststellte, habe ich schon einiges vorbereitet, was mir den Einstieg in dieses Vorhaben leichter macht. Die Herzogswürde meines Herren, bereitet mir dieser Tage einiges an Kopfzerbrechen. Ich habe ihn zwar bereits einige Male wieder gesehen und er hat nicht plötzlich andere Ehr-Erweisungen verlangt, dennoch bedarf es wohl einer kritischen Selbstspiegelung, ob ich an meinen Gewohnheiten arbeiten muss und falls ja, inwiefern. Einem Grafen zu dienen war schon eine Ehre, jetzt einem Herzog Gefolgschaft zu leisten, ist wiederum etwas ganz anderes nochmal. Er ist zwar der selbe Mann wie zuvor auch und ich bin auch die selbe, wie davor, dennoch - in meinem Leumund wird dies ein ganz anderes Licht auf mich werfen und mir weitaus mehr Türen öffnen, als zuvor. Zumal jeder weiß, welche Bedeutung Britannia für das Königreich hat. Mein Herr ernannte mich zudem zur Anwerberin und Ausbilderin der Freiwilligenarmee. Dies ist zwar ohne Frage eine Ehre, doch ohne Soldaten oder Bereitwillige mit dem entsprechenden Ernst hat dies nur einen fahlen Beigeschmack, da wird nichts anderes als Geduld gefragt sein, bis irgendwann einmal der ein oder andere fähige aufkreuzt. Ich habe aber vor bereit zu sein.
Mein Goldsegen hat sich nach meiner Ankunft in Luft aufgelöst, ich hätte sparsamer auf dem Schiff sein sollen. Einige offene Rechnungen warteten auf mich, die ich ohne Frage auch alle begleichen kann, doch die nächsten Tage werde ich wohl oder übel damit verbringen müssen, die Truhen wieder etwas zu füllen, meiner Übung wird das zu Gute kommen und die versauten Feinde auch in ihren Grenzen halten. Zum Glück hat sich Xorrox zurück gemeldet, früh genug, damit ich nicht zum Elfenschmiedemeister Elor wechsele, was mein Plan gewesen wäre, hätte Xorrox sich nicht gemeldet. Ich habe schon seit langer Zeit vor, ein Prunkstück aus der Schmiede Elor zu erlangen, auch möchte ich einen guten Eindruck bei ihm hinterlassen und hoffe einfach, dass er meine Loyalität zu Xorrox verstehen kann. Ich bin da guter Dinge, wenn ich mich jetzt nicht grob irre, stand Tykene ja für Treue, aber die Glaubenslehrzeit ist schon wirklich lange her.

Dieser Tage ist es hier sehr still in Britain, der Sturm der den Hafen in Ostfengern zerstörte, zog wohl auch über Britannia und hat auch hier verheerend Schäden angerichtet, die noch immer ausgebessert werden. Die Handwerker scheinen damit beschäftigt, so wirken die Gassen leerer als sonst. Die Zeit in der ich im Sommer am Marktplatz neben meinem Haus sitze, ist mir zu einer besonderen Zeit geworden, in der ich lese und das Treiben beobachten kann. Dann und wann gesellt sich jemand dazu, dieser Tage ist es fast ausschließlich Bron für kurze Zeit. Das Kriegertum scheint immer mehr auszusterben in Britain, die wenigen die eine Klinge schwingen, scheinen allesamt nur deshalb die Klinge zu führen, weil ihnen nichts anderes liegt. Sich an einen Kodex oder Regeln zu binden, scheint einem Altertum anzugehören, das kaum noch einer zu schätzen weiß, manchmal gar scheinen sie es auch gar nicht mehr zu verstehen, von daher eilt die Kriegerhalle auch nicht, sie wird vermutlich nie wirklich komplett gefüllt sein, dennoch will ich in dieser Hinsicht da eine Anlaufstelle anbieten. Ebenso plane ich, sobald ich einige Angelegenheiten vollständig geklärt habe, meinen Herrn zu bitten, die Übungshalle – unsere Übungshalle – effizienter zu gestalten. Mir liegt es durchaus daran, die Wirtschaft des Lehens zu unterstützen in dem ich Aufträge für die Handwerder schaffe. Gehört dies in meinem Sinne auch zu meinen Aufgaben, wenn nicht gar selbstgewählten Pflichten, als ehrbarer Krieger und Gefolgsmann eines Adeligen. Zudem befinde ich mich in der äußerst angenehmen Situation, mir die Aufgaben selbst auszuwählen.

Ich lebe mich noch ein und bereite mich auf die nächsten Einsätze meines Herrn vor. Die Einsatzplanung für den Spähtrupp wurde bereits vergeben, so dass ich wenig zu tun habe, außer bereit zu sein. Und ehe ich es vergesse zu Erwähnen Varkon zu Minoc steht weiterhin im Dienst des Britannischen Herzogs, womit wir nun den gleichen Dienstherren haben. Eine durchaus erfreuliche Entwicklung in meinen Augen.

P.S. Ich habe Herzog Bolwen eine teure Abschrift unseres Kodex geschenkt, als ich meinen Treueeid unter ihm als Herzog erneuerte.

Britain Glarim 1336

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