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Alt 04.12.2023, 23:30
Einblicke
#10
Har Brehgo
Spieler, Mensch
 
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Die Szenerie wirkt ungewohnt, fort ist die stille Bibliothek, der Kamin neben dem sich exotische Hölzer stapeln, der schwere Schreibtisch aus rötlichem Palmenholz, der Geruch von Papier, Tabak, Tinte, Rauch und Kräutern.
Der einfache Magier sitzt auf einem dreibeinigen Schemel und blickt nachdenklich aus der Luke einer Wand aus einfachen Brettern zum Sternenhimmel auf. Der Schrei einer Möwe durschneidet das Stimmengewirr das über das schwarze Wasser vom Pier heranrollt. In der Distanz verschlingt die Nacht die knochenweißen Paläste und Anwesen reicher Händler, Adeliger, Hofmagier, und anderer die sich in der rücksichtslosen Hackordnung Maleths nach oben gearbeitet, oder in manchem Fall gemeuchelt haben. Auch wenn Keemir Al'Hatuur die Hauptstadt ein gutes Stück im Landesinneren liegt zieht dieser bewachte, von Sandsteinmauern umgebene Hafen allerlei Gestalten an die auf ihr eigenes Wohl bedacht sind, betreten Gerüchte und Waren aus einer Vielzahl Ländern doch hier erstmals den sandigen, trockenen Boden Maleths. Über ihm erklingt das Getrampel einer Vielzahl von Stiefeln, rauhe befehlsgewohnte Stimmen, das Knarren von Seilen und Stoff. Noch zur Stunde wird das Schiff auslaufen ihn über die See tragen zurück nach Moonglow wo die Worte die das Buch im Moment noch dem warmen Kerzenlicht entblößt in Papier und Herz eingeschlossen werden.


Einst waren wir Götter.
Doch Gemach, solche Worte verdienen einer Erklärung, auch mir selbst gegenüber. Ich gab meiner Zerrissenheit und Ungeduld nach und buchte Passage auf einer Kogge nach Maleth. So ereignislos die Überfahrt auch war so gut fühlten sich die sanft schwankenden Planken des Decks unter meinen Füßen an. Die salzige Luft die schon bald meinen Roben gräuliche Ränder färben würde. Es fühlte sich richtig an, der Wind im Haar, das Knarren der Segel und des Holzes, mir war nicht klar wie sehr ich es vermisst hatte. Villeicht sollte ich das im Hinterkopf behalten, auch wenn sich der flüchtige Gedanke eines Schiffes aus verstärktem Holz bereits aufgrund des Gewichts bereits als hinfällig erwiesen hat. Einerlei.
Noch bevor meine Füße nach vielen Jahren diesen Boden wieder berühren sollten fühlte ich die Hitze die vom Festland stets ausgeht. Wer hätte gedacht das ich in diesem lebensfeindlichen mir mit so zwiespältigen Gefühlen verbundenem Land die Antwort auf alle Fragen der Magie finden würde.
Als ich die letzte Silbe in die trockene Wüstenluft schleuderte, meine Finger sich um die Reagenzien krümmten während sie sich in ihre elementaren Stränge zerfaserten, an diesem Ort an dem vor langer Zeit dunkle Magie gewirkt worden war, den schwarzen Sanden selbst, in jenem Augenblick erhaschte ich einen Blick jenseits des Schleiers. Wo die Körpermagie herkömmlich schlicht die sterbliche Hülle durch eine andere ersetzt nahm diesmal etwas tief aus mir selbst Gestalt an, nein, mir floss noch mehr zu von was ich nur als aussen beschreiben kann, wurde für eine Zeit zu einem Teil von mir, drohte mein Wesen hinwegzuspülen, doch mein Wille war es der triumphierte. Die sterbliche Hülle passte sich diesem an, einem Handschuh gleich. Ein Prozess der nicht ohne Schmerzen verlief, sowohl körperlich als auch seelischer.
Das Gewebe, elementare Stränge, die Regeln der sich die Welt beugt, die Macht des Eisens, die Reiche der Menschen, selbst die Erde unter unseren Füßen alles nur ein Produkt der selben Quelle. Des Willens, der Gedanken, des Glaubens bewusst wie unbewusst einer jeden Kreatur die ein Bruchstück des Geistes Snaers bewahren. Das ist die Wahrheit unserer Seelen. Die Quelle der Magie. Die Macht die notwendig ist um das Gewebe, unsere Existenz, diese gesamte Welt zu erhalten, es liegt weit jenseits der Grenzen meiner Vorstellungskraft.
Den Rest meiner Reise übergebe ich dem Reich der Erinnerungen. Selbst das Gefühl nach Jahrzehnten Al'Fidiya die Silberne wieder zu betreten, das Gewicht des Wissens fast körperlich zu fühlen das in diesen Mauern unter silbernen Kuppeln ruhend darauf wartet über Wissensdurstigen zusammenzuschlagen gleich den Wellen über einem Ertrinkenden. Der schale Geschmack hinter den Vorhang der Narretei geblickt zu haben, erkennen zu müssen das selbst die Mächtigsten unter uns nicht mehr sind als Kinder die mit Stöcken spielen. Wen verwundert es das sich die wenigen welche die Weihen eines Großmagiers errangen Gleichmut oder dem Zorn hingaben? Sie mussten, wie ich, die eigene Schwäche erkennen. Die Überreste können nie dem Ganzen das Wasser reichen. Sei es darum. Ich bin was ich bin. Man kann nur wagen zu vermuten das es Alwyzz dereinst ähnlich erging als er seinen Vater erschlug. Der Gedanke, so warscheinlich es auch Selbsttäuschung sein mag, ist zumindest beruhigend für meinen müden Geist das er sich damit abgefunden hat.

Allvater, Schickschalsschreiter, Alwyzz gib mir den Gleichmut die Dinge zu akzeptieren die ich nicht zu ändern vermag, den Mut zu ändern jene welche ich kann, und die Weisheit den Unterschied zu erkennen.
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Geändert von Har Brehgo (06.12.2023 um 20:04 Uhr).
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