Thema: Lina
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Alt 27.05.2022, 09:54
Mila; Rival
#10
Lina Marial
Reisender
 
Registriert seit: 30 Mar 2022
Beiträge: 121
Mila
Bedeutung: „die Frieden bringende“; „das Wunder“
Rival
Bedeutung: „größter Konkurrent“; „der Fließende“

Da sitzt unsere Lina – auf dem Bett, in Julies Gästezimmer.
Wobei das Wort Gästezimmer für Lina gar nicht mehr wirklich real ist… dieses Zimmer bedeutet für Lina selbst irgendwie so etwas wie… Heimat? Sicher, sie weiß nicht so wirklich, was Heimat bedeutet – aber so stellt sie sich das Gefühl vor. Immer, wenn sie das Zimmer betritt, atmet sie einmal tief ein und riecht… zu Hause. Und doch… es ist Julies Zimmer, Julies Haus und Julies Anwesen, das Lina immer mehr in ihr eigenes Herz schloss.

Nun, wo sie auf dem Bett sitzt – natürlich in ihrer liebsten Sitzhaltung; dem Schneidersitz; und ihr langes Haar kämmt, erkennen wir eindeutig, dass das junge Fräulein scheinbar mächtig nachdenkt…

Auf ihrer sonst so glatten Stirn liegen gar matte Denkfalten… ihre Augen sind etwas verengt nach vorn – ins Leere – gerichtet. Ihre kämmende Bewegung ist nur sehr langsam… sie trägt ihre kurzärmelige Baumwollbluse, ihre Hose liegt auf dem Teppich… denn es ist heiß. Eigentlich liebt sie den Sommer! Aber heute macht ihr die Hitze irgendwie zu schaffen. So sehr, dass sie es nun – wo Mittag ist – vorgezogen hat, die 1-2 Stunden drinnen zu verbringen… in der Hoffnung irgendwie abzukühlen und in der Hoffnung, ihre Gedanken ordnen zu können.

Denn – und das wollen wir hier erwähnen – haben zwei Menschen Lina berührt, die sie beide gleichermaßen zum Denken antreiben.

Fangen wir mit Mila Vandorez an. Lina sah sie nun drei Mal in ihrem Leben und jedes Mal, wenn sie diese Frau anschaut, ist da irgendetwas… das Lina nicht versteht! Überhaupt gar nicht versteht… sie fast ein wenig an sich selbst zweifeln lässt! Denn diese Frau ist alles Andere als.. sympathisch… sie ist eher murrig… fast ein wenig beleidigend, wenn man ihre Worte auf die Goldwaage legen würde. Sie ist groß und stark – und überall vernarbt…. Und sie roch bissig nach Heilsalben!...

Und doch… Lina musste immer und immer und immer wieder an diese Frau denken. Sie träumte sogar von ihr – ziemlich verwirrende Träume, die Lina nicht ansatzweise verstand. Und vieles in Lina zwang sie sogar dazu, ihre Nähe zu suchen…

Beim letzten Treffen – am Marktplatz – hatte Lina so einige verbale Watschen abbekommen. Mila war wirklich sehr… bodenständig, realistisch – sagte Dinge, die andere sicherlich nur dachten… hatte eine Einstellung, die Lina in so vielen Ansätzen sehr fremd war! Es war eine komische Mischung aus… Neugier, Zurückhaltung, Spielspaß und Anziehungskraft, die Lina aber immer wieder aus diesem Gefühl heraus holten, dass sie dieser starken Frau eigentlich böse sein müsste… denn sie sagte hier und da doch Dinge, die Lina irgendwo weh taten…

Es ist Lina im Nachhinein sehr unheimlich - und noch viel unheimlicher ist ihr, dass vieles in ihr weiterhin darauf bestand, Milas Nähe zu suchen. Wo sie Lina doch sehr klar gemacht hatte, dass Mila keinerlei Wert auf Linas Ansichten oder Meinungen legte…

Doch die meisten Denkspuren auf Linas junger Stirn saßen eben dort, weil sie _ihn_ etwas näher an sich heran gelassen hatte…

Lina hatte Julie ja bereits gestanden, dass sie Zornbrecht Volkhan alias Rival Morin … „ wie auch immer“… mochte? Julie hatte natürlich gewarnt – mit Symon zusammen sind sie viele Optionen durchgegangen, wie Lina reagieren könnte… doch der Vorschlag, dass sie zur Garde gehen könne, um diesen Mann auszuliefern, war … nicht vereinbar mit dem, was Lina fühlte!

Sie fühlte ihm gegenüber keine Angst – Vorsicht war da! Natürlich! Denn sie wusste von Julie und Symon Dinge, die diesen Rival beschrieben – Geschichten, die Lina eigentlich hätten abschrecken sollen?... Doch trotzdem war da keine Angst. Vielleicht lässt die Angst -solchen Personen gegenüber- nach, wenn man eine ganze Weile auf der Straße lebte?... Aber vielleicht lag es auch an diesem Mann persönlich, dass Lina ihn nahm, wie er war?

Sie lud ihn sogar in ihr Allerheiligstes ein… Julies Backhaus. Der Ort, an dem Lina vollkommen und absolut sie selbst sein konnte. Sie ließ ihn von ihrem Wein trinken, bot ihm Essen an – behandelte ihn wie einen Gast…

Julie hatte Lina nicht nur einmal davor gewarnt, dass er seine Worte wie Waffen nutzen könne… und auch das merkte Lina…. Unsere Lina besitzt genug Bauernschläue und Empathie um zu merken, wenn er „losschwafelte“… Es entlockte ihr immer wieder ein Lächeln, wenn sie merkte, dass er „schwafelte“ – und ab und zu ließ sie dies zu – denn sie war sehr neugierig… auf diesen Mann, der – wenn er Lina denn die Wahrheit erzählte, ebenso wie sie, ein Kind voller Entbehrung gewesen war…

Lina wies all seine Vorschläge ab… sie würde nicht für ihn arbeiten und sie wollte auch nichts von ihm haben. Doch eines wollte sie – und dieses Eine bot sie ihm auch an… sie wollte ihm Vertrauen schenken und sie wollte ihm Vertrauen entgegen bringen. Er sollte mit ihr eine Anlaufstelle haben, zu der er kommen konnte…wenn er denn wollte, wo er machen konnte, was er wolle…

Denn dieses Eine hatte Rival mit all seinen schönen Worten Lina bewusst werden lassen – sie sehnte sich sehr nach… Familie? Vertrauen? Liebe? Gemeinsamkeiten?... was auch immer! Sie sehnte sich nach all dem, was sie nie haben durfte… denn die Menschen, die sie am meisten liebten – starben… als Lina noch sehr sehr klein war.

Und nun weiß Lina natürlich nicht, wie sie mit all dem umgehen sollte… mit diesen beiden Menschen, die natürlich sehr verschieden waren – und in Lina doch so vieles anrichteten…

Sie hatte sich fest vorgenommen bald – mit Julie – im Teppichraum – zu sprechen. Denn wenn es einen Menschen gab, dem Lina wirklich vertraute… und sich anvertrauen wollte… dann war es diese wunderbare Freundin…. mit ihr wollte sie über sie sprechen...

Mila

Rival
Lina Marial ist offline  
Geändert von Lina Marial (17.06.2022 um 07:30 Uhr).
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