Thema: Lina
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Alt 05.06.2022, 16:38
#11
Lina Marial
Reisender
 
Registriert seit: 30 Mar 2022
Beiträge: 121
„Leise summend betritt Lina das kleine Backhaus.
In ihren Händen hält sie 4 mittelgroße Eier - weiß wie Kreide.
Henriette und Bernadette taten jeden Morgen eine wirklich ausreichende Arbeit! Dies würdigte Lina, so oft wie sie es konnte. Opferte hier und da sogar Würmer, die sie eigentlich für das Angeln nutzen wollte.... oder setzte sich zu den neugierigen Hennen in das Gehege und erzählte ihnen Geschichten...
Nachdem sie die Eier verstaut hat, fällt ihr Blick auf das Pergament auf dem Tisch - freudig nimmt sie es an sich - entfaltet das Schriftstück und liest es sich neugierig durch - dabei heben sich ihre Mundwinkel bis zu einem Grinsen an... ihr Blick huscht zum Schlüsselbund - dann nickt sie ein ganz klein wenig und faltet das Papier wieder zusammen, um es sich in die Hosentasche zu schieben. "Habt viel Freude - ich passe hier auf alles auf..." murmelte sie in den Raum, schnappt sich ihr Kopftuch, bindet es sich auf den Kopf - und beginnt ihr Tagewerk...“


Da steht sie – unsere Lina… unsere kleine, sanfte, strahlend – helle Lina…
Das Gesicht wirkt ganz ernst auf diesem jungen Gesicht. Wer auch immer die Möglichkeit hat, Lina beim Werken in der Küche zusehen zu können, wird erkennen, dass sie dies ganz auffängt.
Sie wirkt ab und zu fast wie ausgewechselt.

Ist sie sonst sehr quirlig und hat Probleme damit still zu sitzen, steht sie am Herd Stunde um Stunde ruhig – um zu backen, zu kochen, irgendetwas zu schälen – zu zerteilen, zu würzen – all das, was sie in diesem wunderbaren kleinen Backhaus machen kann um den Gaumen Anderer zu beseelen.

Doch irgendetwas geht in unserer Lina vor… wenn wir genauer hinsehen, sehen wir hier und dort Momente, wo ihr Blick in die Ferne schweift… was hat sie bloß, unsere rothaarige Lina?

Ich könnte Vermutungen aufstellen, denn fragen kann ich sie nicht… nun gut – meine Vermutungen sind:

Eine naheliegende Vermutung ist diese, dass ich beobachten konnte, dass Lina scheinbar eine Frau mag, die nicht so ganz einfach ist….
Ich habe sie bereits erwähnt… Mila Vandorez.
Diese Frau hat es unserem Spross ganz schön angetan! Nicht nur, weil sie Lina’s erste wirkliche Kundin ist (darf Lina sie doch bekochen und beliefern) sondern auch, weil die Worte dieser Frau in Lina scheinbar sehr viel bewirken.

Ich habe Lina oft dabei beobachten können, wie ihr Blick regelrecht an Milas Mund klebt – oder in den Augen dieser Frau hängt.
Und fragt mich bitte nicht warum?!
Ich selbst finde es ein wenig absonderlich aber…. Lina…? Sie scheint sich zu dieser Frau hingezogen zu fühlen… geht oftmals sogar Umwege, um zu schauen, ob Mila irgendwo auf dem Marktplatz sitzt… ob es eine Möglichkeit gibt, mit ihr zu… sprechen?!
Hier muss ich aber betonen, dass diese Gespräche keinesfalls liebevolle Freundinnnengespräche wie zum Beispiel die zwischen Julie und Lina sind. Es sind andere Gespräche… weitaus sachlicher – irgendwie oberflächlicher – wenn nicht weniger bedeutend! Die Gedankenswege dieser Mila sind oft viel weltlicher, als die unserer Lina… die Gedanken und Worte von Mila sind – vielleicht bedeutender und „größer“… Wenn Mila über Dinge wie Krieg spricht, oder Besprechungen – von Landkarte und Elfen…. Wenn Mila über all das spricht, was Lina so sehr fremd ist, wird es Lina ganz warm ums Herz… warum, kann sie sich scheinbar nicht erklären… denn oftmals versucht sie, den Gedanken an Mila weg zu schieben….

Die Gedanken an Rival machten es da nicht einfacher… sie dachte oft daran, ob und wann und wie sie ihn wohl wieder sehen würde. Ab und zu erwischte sie sich auch bei dem Gedanken daran, dass sie sich einbildete, etwas Besonderes zu sein – dieser Gedanke schwächte aber immer wieder sofort ab und sie sagte sich selbst, sie seie gewiss alles – aber nichts besonderes… was auch immer das mit diesem Mann sein würde – es war gewiss nichts, was ihr gut tun würde?... Oder doch…?

Lina dachte natürlich lieber an ihre Julie – doch auch dort mogelten sich hier und da seltsame Gedanken ein… Julie war ihr eine liebe Freundin geworden – und ihr… „?Freund?“ Herr Sasperus, war auch wer, den Lina irgendwie mochte… aber da war auch so viel, was Lina nicht verstand….
Das Seltsamste war wohl – das diese beiden … eigentlich vertrauten Personen, sich mit Nachnamen ansprachen… was in Linas Augen eine verdammt unpersönliche, fast abwertende Geste war…! Aber Lina war auch sehr einfach aufgewachsen… früher hatte sie nie irgendwer beim ausgedachten Nachnamen benannt… das war erst hier so…
Und doch verstand sie die Beziehung der beiden irgendwie nicht… sie fand es fast ein wenig unangenehm, wenn Herr Sasperus dabei war… denn Lina selbst fühlte sich dann ein wenig gehemmt… würde Julie zum Beispiel niemals in den Arm nehmen – oder so!... Nicht so mit ihr herumalbern wie in den Momenten, wo die beiden Frauen alleine waren.
Aber war das schlimm? War das nicht eigentlich normal? Lina war eben nur eine Freundin… nicht mehr und nicht weniger!

Warum zerrte es hier und dort aber doch an Linas Herzen, wenn sie in ihrem Zimmer saß – eigentlich zu Julie wollte – es sich selbst aber verbot… weil sie ja wusste, dass Julie diese Beziehung lebte…?

Im Grunde wissen wir – als Beobachtende – genau, was Lina da so quält… ihr grausam-starker Drang nach Familie, nach Liebe – nach Dazugehörigkeit ließ all dies in ihr aufflammen….

Ihre Gefühle Mila gegenüber …. Ihre Gefühle Rival gegenüber …. Ihre Gefühle Julie gegenüber – sogar Herr Sasperus besuchte Lina oft im Schlaf – brachte ihr Dinge bei – und lachte… dabei hatte sie ihn noch niemals lachen gesehen!

Und nun war unsere Lina hier allein – auf diesem Grundstück von Julie – denn Julie und ihr Herr Sasperus waren verreist – eine Reise über die Insel… ein Urlaub zu zweit… Und natürlich freute Lina sich für die beiden! Sie hatte aber – wenn sie ganz ehrlich war – auch ein wenig Angst davor, zu alleine zu sein…. Ihr kleiner Dämon heißt Einsamkeit – und dem wollte sie keinesfalls eine Tür öffnen!

Also schmiedete sie Pläne… sie wollte sich von ihrem Erspartem unbedingt etwas kaufen – ein Häuslein, in dem jeder willkommen war…. Ein Haus, wo sie Essen und Trinken anbieten konnte… ein Haus, in welchem gehandelt werden konnte… in dem Pläne geschmiedet werden können… was auch immer – Lina würde voran gehen – mit ihrem ganz eigenen Rucksack – denn das ist doch tatsächlich etwas, das wir alle tragen?! Einen eigenen, schweren – Rucksack…. Sein ganz persönliches Päckchen, dass jeder für sich selbst bewältigen muss…. Oder?
Lina Marial ist offline  
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