Thema: [Rollenspiel] Der Segen der Göttinnen
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Alt 19.10.2022, 14:44
#2
Mila Vandorez
Reisender
 
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Vandorez saß mit dem Besitzer des Lyndwurms in eben seiner Schenke und versuchte gerade ihrer wachsenden Ungeduld Herr zu werden. Sie hatte vierzehn Tage mit schwererem Fieber im Bett gelegen als sie zugeben wollte. Gerade zwei drei Tage war es her, dass Manuel der Heiler ihr erlaubte wieder auf die Beine zu kommen, sofern sie seine Aufgüsse weiterhin regelmässig trank und sich noch regelmässig im Heilerhaus blicken ließ für die Nachkontrollen. Ihre Stimme war noch heiser vom Husten der nun abklang, ihr Hals tat noch weh und nach einer kleineren Übungskampfrunde war sie erschöpfter als es ihr passte. Ihr Körper sandte ihr eindeutig die Signale es langsam anzugehen und sie war klug genug, darauf zu hören, auch wenn sich die wachsend Unruhe und Ungeduld durch ihren Geist und ihre Eingeweiden fraß.

Es war die Götterbotin Libanus die ihrem inneren Leid ein Ende bereitete. Vandorez glaubte einen Moment, das Fieber sei zurück gekehrt als das überirdische Wesen den Gang der Schenke entlang auf sie und Varkon zukam. All ihre Empfindungen, Gedanken und Gefühle setzten für einen Moment aus, um dann in ein reichlich unkontrolliertes Chaos zu ergehen. Sie hatte schon häufig von diesen Geschichten und Legenden gehört in diesem Land, dass die Götter ihre Boten sandten, gleich in welcher Gestalt, doch sie selbst war noch keinem dieser Wesenheiten je begegnet. Nicht so jedenfalls. Sie hatte sich vom Götterwirken stets fern gehalten, sich aus den Religionen rausgehalten. Sie konnte sich innerlich nie für einen einzigen Gott entscheiden, sie glaubte an das Panteon und natürlich hatte sie dort ihre Favoriten. Adoria und Glaron natürlich, in ihrem Bestreben die Menschheit zum Licht zuführen, gerade für sie als Kriegerin, war das immens wichtig. Aestifer hatte stets einen besonderen Platz in ihrem Herzen. Ihre Mutter hatte sie oft auf Pilgerreisen im Namen Aestifers mitgenommen, es gab in ihrer Kindheit sogar einen Aestiferschrein in der Schmiede ihrer Mutter. Doch ihr Leben hatte sie nah an die Pforten Libanus und dem Namenlosen getrieben. Beide Gottheiten hatten einen essentiellen Bestand in ihrer, sich langsam formenden Spiritualität. Leben und Tod waren für sie Grundpfeiler die für einen jeden hier auf Erden galten, ganz gleich wo man sich befand, ganz gleich zu welcher Zeit. Auf diesen beiden Aspekten hatte sich ihr Dasein aufgebaut. Leben und Tod. Sie fürchtete den Tod nicht und in all der Zeit sah sie nur den Weg, den Tod zu respektieren und zu achten. Sie wollte nicht unbedingt sterben oder Tod bringen, doch er gehörte dazu und der Namenlose ließ ihr keine Möglichkeit, dies zu leugnen.
Libanu hingegen war das Gegenstück. Sie glaubte fest an das Leben und konnte diesem dienen. Sie konnte mehr tun als es zu respektieren und zu achten, sie konnte sich für das Leben einsetzten. Für alles natürliche Leben. Nicht nur für ihr Leben oder das Leben der Menschen, sondern auch für das Leben der Tiere und der Natur. Noch heute pilgerte sie an einem Ort der für sie Leben bedeutet. Doch nie hatte sie gebetet, seit sie ihre Heimat verlassen hatte. Weder zu den Lichtgöttern, noch zum Namenlosen oder der Lebensspenderin. Sie scheute sich gar, Libanu zu nennen, wenn man sie fragte woran sie glaubte. Die meisten Menschen verbanden Libanu mehr mit Liebe als mit Leben, die Aspekte der Barmherzigkeit und des Mitgefühls, waren vielen wichtiger als das Leben, sofern sie nicht um neues Leben baten und flehten. Damit konnte sie wenig anfangen. Sie verstand zwar die Begrifflichkeiten und empfand selbstredend auch Barmherzigkeit und Mitgefühl im Rahmen ihres Daseins, doch ordnete sie diese ihrem Gerechtigkeitssinn unter. Dazu brachte sie für viele ihrer Feinde den Tod, sie war Kriegerin, stand auf den Schlachtfeldern der Menschheit oder in den Kämpfen gegen die versuchten Kreaturen, die dem natürlichen Leben widersprachen. Mit ihnen empfand sie keine Barmherzigkeit oder Mitgefühl. Sie war keine wirkliche Gläubige und hatte sich davor gesträubt sich mit dem Verständnis göttlicher Präsenz auseinander zu setzten.

Umso mehr traf sie jene göttliche Präsenz der Botin, als sie nun neben ihr stand. Es dauerte lange, bis sie einigermaßen glaubte was sie sah. Der Umstand das Varkon gar fast anfing zu plaudern, wenngleich verhaltener als sonst, trug nicht gerade dazu bei, ihr das Geschehene glaubhafter zu machen. Intuitiv und ohne darüber nachzudenken hatte sie sich vor das Wesen gekniet und ein Versprechen abgegeben. Sie hatte sich einer Aufgabe angenommen und ihr Weg führte sie zunächst nach Minoc. Sie hatte der alten Legende gelauscht und viel bedeutsamer war ihr, dass sie Halt bekam, ihre Emotionen waren ins Wanken geraten. Doch verweilen konnte sie nicht. Als sie zurück nach Britain reiste, tobte es erneut in ihr. Sie traf auf ihren alten Lehrmeister.
Vertrauen bedeutete ihr mehr als weltliche Missverständnisse oder unterschiedliche Ziele und Einstellungen. Und Vandorez vertraute sich ihm an. Dieses neuen Erfahrungen die sie an jenem Tag machte, überforderten sie und auch in diesem Gespräch konnte sie vage den Leitfaden erkennen, dem sie folgen würde. Sie fühlte sich überrannt und auch in ihrer Standfestigkeit angegriffen.

Die Nacht schlief sie, dank des Aufgusses gut durch, wenngleich wirre Träume sie einholten. Am nächsten Morgen erwartete sie eine Nachricht in der Kriegerhalle und sie kehrte an den Ort des Geschehens zurück. Ein langes Gespräch mit dem anderen "Auserwählten" fand statt. Und Varkon vermochte es schließlich, vermutlich ob der Zeit die er ihr gab, sie zur Ruhe zu bringen. Als sie schließlich heimkehrte, kleidete sie sich in ihre Pilgerkleidung und machte sich auf ihre Pilgerreise zu Fuss. Zum Abend würde sie zurück sein wollen, um ihren weltlichen Verpflichtungen nach zukommen. Das Ende dieses Gespräches hatte sie erneut aufgewühlt, doch vermochte es nicht so Durcheinander in sie zu bringen, wie die Götterbotin. Die Pilgerreise brachte sie schließlich zur Ruhe und stärkte das, was andere ihr bisher geraten hatte. Sie befolgte alle Ratschläge, die sie bis dahin erhalten hatte und zog ihren Kodex zur Hilfe für die nächsten Schritte die sie tat.
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