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Alt 25.08.2022, 13:12
#7
Mila Vandorez
Reisender
 
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Kapitel 7 – Das königliche Heer

Nachdem ich gemustert wurde, bekam ich eine Schärpe, die mich als frisch gemusterten Fusssoldaten des Königs auszeichnete und hatte dann bis Ende des angebrochenen Mondes noch Zeit mich auf den Abmarsch vorzubereiten. Es gab einige Termine, die ich bis dahin wahrnehmen musste. Ein Besuch im Versorgerlager, wo ich meine Ausrüstung bekam. Alles war vorhanden, von gewöhnlicher Qualität, und manch einer tauschte bestimmte Dinge gegen Eigene aus, die er zusätzlich mit trug. Wir bekamen unsere Soldatenwaffen und -rüstungen, unsere Schlafsachen, selbst eine Essschale mit Löffel war dabei. Die restliche freie Zeit verbrachte ich in den Kriegerhallen. Ich sah Gerhatt noch ein zwei mal. Als er mich das erste mal mit der Schärpe sah, nickt er mir vage aus der Ferne zu, vielleicht hatte ich mich auch getäuscht und er nickte auf etwas, was in seiner Runde gesagt oder gefragt wurde. Doch ab diesem Moment trug ich die Schärpe wie eine Trophäe mit Stolz und ich bedauerte das erste Mal, dass ich dem Herrn von Yew nicht mit dieser Geisteshaltung entgegen treten konnte. Ich verstand mich selbst auch nicht, zu jener Zeit, doch mit den Jahren merkte ich, dass ich einfach in manchen Dingen langsamer lernte. Es passierte mir immer wieder, dass ich bemerkte, wieviel Ferilan mir eigentlich beigebracht hatte. Dinge, deren Bedeutung irgendwie verständlich für mich als Kriegerin waren, doch mein jugendlicher Geist war noch nicht in der Lage, sie im rechten Licht zu betrachten. Andere kamen – wie Gerhatt – und halfen mir, Ferilans Worte im rechten Licht zu betrachten. Zwar belächele ich heute meine Einstellung jene Schärpe als Trophäe zu betrachten, doch es war der erste Schritt in die richtige Richtung und meine nächsten Erfahrungen würden mir diese Art egozentrischer Geisteshaltung gehörig austreiben.
Der Tag des Abmarsches wurde in der Hauptstadt groß gefeiert, es fühlte sich an, als würde jeder Bürger der Hauptstadt sich verabschieden, als wir in einfachen Zweiergruppen flankiert von unseren Offizieren die gebildeten Gassen in einer Parade verließen. Wir wurden wie zu einem Sieg gefeiert und es war ungemein aufregend. Die meisten von uns armen Deppen wussten nicht, in welche nahe Zukunft sie marschierten. Wir marschierten den gesamten Tag und auch den nächsten und den übernächsten. Bereits am zweiten Tag konnten wir kaum noch die Formation halten. Hier trennte sich bereits die Spreu vom Weizen, man sah wer als Soldat schon Erfahrung hatte und wer das erste Mal dabei war auch ohne Schärpe. Es gab Alte und Junge, alles im Alter zwischen 16 und 50 war dabei und die Erfahrung war mit dem Alter meist gestaffelt. Ich tat mich schwer mitzuhalten, meine Schultern waren schnell aufgescheuert, mein neues Schuhwerk drückte und meine Beine fühlte ich bereits am zweiten Tag nicht mehr. Nicht selten kotze einer vor Anstrengung, doch blieb ihm nichts übrig als sich zusammen zu reissen. Am dritten Tag sollten wir ein Lager mit Zelten errichten und ich hoffte eine Weile, dass man uns eine Verschnaufpause gönnen würde, doch ein alter Soldat, alle nannten ihn Röcke, erklärte mir damals als er mir beim Aufbau half, dass dieser Halt jetzt für Disziplin sorgen würde. Das Frischfleisch würde nun geprüft. Das spornte meinen Ehrgeiz durchaus an, wieder wollte „ich etwas für mich“ erreichen, eine bessere Position, ich wollte mehr und Lorica, die mich eine ganze Weile nicht in Versuchung bringen konnte, meldete sich in mir. Ich war schließlich wer, ich war auf Geheiß des Ritters von Gerhatt schließlich da, zumindest dachte ich mir das. Meinen Offizier interessierte das alles wenig. Wir wurden zum Appell gerufen und man erklärte uns, dass wir uns mehr anstrengen mussten. Die Formation sei unter allen Umständen zu halten, es würden nun Marsch und Waffenübungen stattfinden, in denen die Gruppen der Unteroffiziere beurteilt würden. Wir mussten zum Teil bis zum Umfallen marschieren, alle die schon mal gedient hatten wurden rasch aus dem Marsch gezogen und durften sich ausruhen. Manch einen Frischling zogen sie ebenfalls schließlich raus. Ich wurde raus gezogen, als ich gerade einem jungen Burschen den Arm hielt, als er ins Straucheln geriet. Ich blickte mich nochmal nach dem Jungen um, war aber froh endlich meine Beine ausruhen zu können. Auch am nächsten Tag gab es für die restlichen Marschübungen bis zum Nachmittag, alle anderen hatten einen Tag frei und konnten ihre Knochen ausruhen. Zum Nachmittag war wieder zum Appell gerufen, die Marscheinheiten waren beendet. Für den nächsten Morgen war wieder Appell und dann Aufstellung für Waffenübungen.

Als die Holzwaffe in meiner Hand lag kämpfte ich. Schnell erkannte ich, dass ich kämpferisch deutlich weiter war, als die meisten Frischlinge. Ich war besser in Form und verfügte über mehr Erfahrung im Kampf Mann gegen Mann. Ich gewann in meiner Rotte an diesem Tag alle Übungskämpfe – in der Armee nannte man es Einheit, doch trotz der Zeit die ich dort diente, blieben alte Begriffe bei mir geprägt. Als mein Unteroffizier sich mir näherte, ein junger Mann kaum Älter als ich und in wenig kriegerischer Manier, wurde ich wie auch ein paar andere aus der Rotte zum Übungsduell mit dem Unteroffizier aufgefordert. Ich fühlte mich dem Manne gegenüber überlegen in meinen Fähigkeiten. Ich brachte ihn gar dazu, recht ungalant zurück zustolpern, gerade in dem Moment als unser Offizier dazu trat. Ich wurde zurück in die Reihe geschickt und Offizier Reber's Blick ging durch die Reihen. Ich fühlte, wie sein harter Blick mir folgte, dann sah ich wie er die Reihen entlang ging. Wir nahmen Haltung an, auf das Kommando unseres Unteroffiziers und Reber blieb schließlich vor mir stehen. Er starrte mich an, ein spöttisches Lächeln umspielte seine schlecht rasierten Mundwinkel. „Wir brauchen noch einen aus eurer Einheit, der mithilft die Latrinengruben für dieses Lager zu graben und wieder zuzuschütten. Wen darf ich heute Abend erwarten Unteroffizier?“ Mein Blick schweifte an Reber vorbei zu meinem Unteroffizier, ohne Zögern fiel mein Name und ich blickte zurück in Reber's nahes Augenpaar. „Gut Vandorez, nach dem Abendmahl wartet ihr nach dem Kommandozelt.“ „Und was wenn ich nicht da bin?“ hatte ich sehr sehr leise gefragt, Reber hatte meine Frage mit Sicherheit gehört, doch er reagierte nicht darauf. Er wendete sich nur ab und ging. Die Waffenübungen gingen noch weiter, und ich hatte eine ungemeine Wut im Bauch. Röcke wurde zu meinem Waffenbruder in den Übungen und nachdem ich meine Wut an dem alten Recken versuchte auszulassen und wir etwas tranken, wendete er sich mir zu. „Vandorez heißt ihr ja?“ Ich nickte zur Antwort. „Ich bin Rogh, gesprochen wie Rock von Röcke.“ „Na freut mich Rock von Röcke.“ Ich erhielt ein leises Brummen zur Antwort. „Hör mal Vandorez, reiss dein Maul nicht so weit auf.“ „Sonst was?“ „Sonst was, sonst was, sonst was. So dämlich kannst du doch nicht sein. Siehst du nicht, dass sie nur auf die Gelegenheiten warten Exempel an den Frischlingen zu statuieren? Dämliches Weib, wenn du so weiter machst ziehst du deine ganze Einheit in deinen persönlichen Scheiss rein.“ Die Waffenübungen gingen weiter und ich erkannte, dass in Röcke wesentlich mehr kriegerische Fähigkeiten schlummerten als ich annahm. Er setzte nur nicht alles ein.
Nach dem Abendmahl wartete ich am Kommandozelt. Ich sah noch drei vier andere Frischlinge sich am Kommandozelt rum trollen. Als Reber's rauskam, zeigte sich dass fast alle Männer und Weiber am Kommandozelt über ein Dutzend zum Latrinengruben schaufeln gerufen waren. Reber's zeigte uns den Ort wo wir Graben sollten. Ein Frischling der ebenso wie ich noch die Schärpe trug, lehnte sich noch weiter als ich aus dem Fenster. „Und womit sollen wir Graben?“ Diese Frage hatte ich mir zweifelsohne auch gestellt, ging aber davon aus, dass man uns noch Schaufeln bringen würde. „Und wenn ihr mit euren nackten Händen die Scheisse eurer Kameraden vergrabt, irgendwie werdet ihr diese Gruben bis zum Sonnenaufgang fertig haben. Das ist ein Befehl.“ Noch während er sprach kamen andere Soldaten die uns Schaufeln brachten. Ich hörte wie die ein oder andere Schaufel mit einer Warnung überreicht wurde. Ich bekam diesmal keine Warnung.
Die Gruben auszuheben war nicht das schlimmste, die Schüsseln und Schalen die bis dahin benutzt wurden zu leeren, war das schlimmste. Erst nach Mitternacht wurden wir fertig, und legten uns, stinkend, schwitzend und müde direkt auf unsere Lager. Im Morgengrauen ging der Marsch weiter.
In jedem Lager das wir aufschlugen, war ich jene aus meiner Einheit die aus den Waffenübungen früher ging, um die Latrinengruben zu graben. Den Gestank dieser Arbeit konnte ich kaum abschütteln und ein trister Alltag begann. Das königliche Heer demonstrierte in sich schon all seine Macht und seinen Einfluss. Dumme Fragen führten schnell zu niederen Aufgaben. Arroganz zu Strafen und ich sah auch, was mit jenen geschah die versuchten das Heer herauszufordern. Im zweiten Lager gab es einen Appell, der zur Bestrafung gehalten wurde. Wir alle sahen zu, was mit dem Frischling passierte, der einst nach Schaufeln fragte und sich schließlich weigerte wieder die Latrinengruben zu graben. Bis zum Aufschluss ans Hauptheer wurde seine halbe Einheit zum Graben verdonnert, viele andere wurden dadurch abgezogen. Ich leider nicht. Das Heer nahm es sehr genau mit Befehlsverweigerungen und Fahnenflucht, auf Befehlsverweigerung standen Prügel. Ein Bursche der versucht hatte zu flüchten, wurde bei der Zusammenkunft mit dem Hauptheer weg gebracht. In die Steinminen wie Röcke mir sagte, zuvor war der Bengel grün und blau geprügelt worden. „Wenn man sich einer Sache anschließt, Vandorez, dann muss man da auch hinter stehen. Ein Wort ist ein Wort.“ „Ich hatte keine Ahnung was hier auf mich zu kommt. Ständig diese Marscheinheiten, Waffenübungen, das Graben. Tag ein, Tag aus.“ „Na das mit dem Graben hast du dir hartnäckig selbst erkämpft mit deinem losen Maul und deinem Stolz und was den Rest betrifft, da gilt für dich dann einfach Mitgegangen ist Mitgehangen. Hast du dich für den Einsatz oder für ein Jahr verpflichtet?“ „Für ein Jahr.“ Röcke hatte darauf nur schmatzend gelacht und mir auf die Schulter geklopft.
In den ersten Monden lernte ich, mich mit meinem Los zu arrangieren. Ich baute mehr Kraft durch das Schaufeln auf, meine gesamte Konstitution verbesserte sich, auch wenn ich meilenweit stank wie eine alte, nicht abgedeckte Latrinengrube. In den Waffenübungen wurde ich konstant übergangen, das war am bittersten für mich. Röcke und ich wurden nach ein paar Wochen getrennt in den Übungen und ich sollte an meinen Parraden und meinem Block arbeiten, während andere Soldaten mich Angriffen. In meiner gesamten Zeit im königlichen Heer, habe ich nicht eine Waffeneinheit in der Offensive bekommen. Wenn es mit mir in den Übungen mal durchging und ich in die Offensive gegen meinen Übungsbruder trat, folgte sofort eine Strafe in Ertüchtigung. Aber meinen Block wurde in dieser Zeit zu einer der herausragenden Kampfstile von mir. Unsere erste Schlacht verpassten wir, um den Mittag. Die Schlacht hatte in der Nacht begonnen, es war die Zurückeroberung einer Burg in nördlichen Osten des Landes gewesen. Die Vasallstruppen und eine höhere Einheit des königlichen Heeres hatten zum Vormittag ganze Arbeit geleistet. Wir bekamen die Aufgabe der Besatzung und des Haltens bis der Graf seine Burg wieder benannt hatte. Dazu gehörte auch das Aufräumen. Überall in und um die Burg lagen die Leichen der Feinde. Im Burghof hingen zwei Frauen und drei Kerle am Galgen, die Rudelsführer der Aufständischen, hingerichtet wie die Verbrecher die sie waren. Während wir die Leichen Stück für Stück trugen wurde der Plan sie zu Vergraben geändert. Andere wurden mit Äxten los geschickt, um Holz für die Verbrennung zu besorgen, ich blieb in der Einheit die sich um die Leichen kümmerte. Ich weiß nicht mehr wie viele Leichen ich schleppen musste, unzählige tote Fratzen starren mich da aus meiner Vergangenheit an. Hauptsächlich waren es Männer, aber auch Frauen und vereinzelt Kinder, die in das Kampfgetümmel gerieten und offensichtlich tot getrampelt waren. Kurz nach uns waren die Kleriker und Heiler eingetroffen. Die Kleriker versammelten die Unmündigen, die Heiler die Verletzten. Wir wurden mit dieser grausigen Arbeit mitten in der Nacht fertig und es wurde auch nicht gewartet. Die Priester kamen kurz nach Mitternacht und begleiteten die Brände. Sprachen in Glarons Namen für die Hinterbliebenen und die Unschuldigen die ihren Tod fanden. Ich blieb bis der Morgen in den Vormittag trat und folgte meinen düster traurigen Gedanken. Die Anwesenheit der Kleriker hatte etwas Ruhe unter die Menschen gebracht. Sie wirkten aufbauend, stärkend, auch ich spürte das, tief im Reich des Namenlosen. Ich hatte mir an einer Anhöhe unterhalb der Burg einen Platz erwählt und beobachtete die Brände. Es fühlte sich an, als hätte der Namenlose seine kalten Klauen um meine Kehle gelegt. Mein Hals brannte, ein dicker Kloß hatte sich gebildet und erschwerte das Schlucken. Ich verbat mir so gut es ging zu weinen, doch die ein oder andere Träne verließ dennoch mein Auge. Ich fragte mich immer wieder, warum das alles. Ich begann mich für die Hintergründe zu interessieren. Mein Geist forderte eine Erklärung für dieses grausige Schauspiel. Ich hatte bis dahin schon viele Leichen gesehen und manche auch vergraben auf meinem stummen Marsch, doch das hier war nochmal etwas anderes. Es war viel Näher, viel greifbarer. Es fühlte sich an, als seien wir dafür verantwortlich, auch wenn wir nicht Einem von ihnen das Leben genommen hatten. Als ich am nächsten Mittag zum Appell kam, erntete ich einige Blicke. Die Tränen hatten weiße Schlieren auf meinem verrußten Gesicht hinterlassen. Mein Verstand war wie in Baumwolle gepackt, alles wurde wieder aus weiter ferne wahrgenommen. Doch war mein Geist nicht so weit fort, wie auf dem stummen Marsch. Ich reagierte, ich wusste was ich tat und ich erinnere mich an das leere Gefühl, dass mich nicht verließ. Reber rief mich nach dem Appell zu sich, ich ging ohne Erwartungen, ich hatte mich in diese Situation ergeben. Sollte Reber mir auftragen was er wollte, es kümmerte mich nicht. Ich würde tun was verlangt wurde, doch es würde mich nicht mehr berühren. Im Angesicht des Todes verlor mein Stolz jeglichen Einfluss auf mich. „Wir bleiben bis die Truppen des Grafen kommen, das kann ein paar Tage dauern. Ich bin zufrieden mit Euch Vandorez.“ Ich nickte nur und wartete darauf wie es weiter ging. „Die Priester bleiben ebenfalls. Vater Norman bot sich für die Soldaten an. Vielleicht sucht Ihr ihn mal auf. Ihr seid bis zum Abmarsch von weiteren Pflichten befreit. Aber haltet Euch im Zaum!“ Wieder nickte ich nur, und murmelte die geforderte Bestätigung. Als ich gehen durfte, suchte ich wie eine Marionette eben jenen Priester.
Vater Norman war ein stattlicher Mann Mitte Vierzig vielleicht. Er hatte dunkles Haar und einen langen buschigen Bart. Als ich ihn fand, saß er auf einer Burgtreppe im Hof und betrachtete das Treiben in eben jenem. „Seid ihr Vater Norman?“ fragte ich schroff. „Ja und wer seid ihr?“ „Ich bin Sodatin Vandorez. Offizier Reber schickt mich, Euch aufzusuchen.“ Er erklärte sein Verständnis und bot mir an, mich zu ihm zu setzten. „Ist es das Erste mal für euch, dass ihr dem Tod so nah kommt?“ Ich schüttelte den Kopf. „Für mich auch nicht. Mein Orden sendet oft Priester wie mich, zu den Schlachten.“ Wir tauschten in dieser Nacht einige Erfahrungen aus und ich ging danach so oft es mir möglich war zu ihm. Seine Präsenz und die Gespräche waren hilfreich und erzeugten in mir wieder Wärme, er holte meinen Geist irgendwie, ohne dass ich heute sagen kann, wie genau, aus dem kalten Griff des Todes. Ich denke heute, dass es eine Mischung aus dem Umstand war, dass der Geruch des Todes langsam ab wehte, die Leichen waren verbrannt und nicht mehr präsent und die Gespräche die sich um meine Frage des Warums drehten, forderten meine Aufmerksamkeit. „Habt ihr schon mal das Böse gesehen? Das wirklich Böse?“ Ich nickte dazu, und erklärte, dass einige Erfahrungen die ich machte, damit in Verbindung standen. „Dann habt ihr doch eure Antwort. Die Antwort ist immer das Licht.“ „Aber das hier ist weder vom absolut Bösen verursacht noch sehe ich Glarons Licht hier siegen.“ „Nicht? Sitzen wir nicht hier, ein Diener Glarons der mit euch über eure seelischen Verletzungen spricht? Glaron ist immer da, egal wo du hingehst, kannst du dich an ihn wenden.“ Ich schwieg darauf verstockt, er hatte nicht Unrecht. „Um dem Bösen entgegen zu treten, bedarf es mehr Macht als die einzelner Schwertarme. Es bedarf Ordnung und Verbündete. Hier...“ er deutete über den Hof. „wurde vor allem gegen die Ordnung gekämpft. Ihr versteht als Soldatin sicher, dass man in der Schlacht gegen das Böse, kein Chaos in den eigenen Reihen dulden darf.“ Das war etwa das Letzte, an das ich mich von Vater Norman erinnerte. Im folgenden Morgengrauen marschierten wir weiter zur Nordgarnison.
Die Wochen in der Garnison unterschieden sich nicht allzu sehr von der Zeit davor oder danach. Hier wurden Formationen geübt, Marscheinheiten gab es nach wie vor. Ich blieb weiterhin für die Latrinen verantwortlich und bekam weiterhin keine Übungen in der Offensive. Nicht selten waren Rittertruppen oder die berittenen Truppen von Adeligen in der Garnison und einmal sah ich, wie einer von uns, mit einem Trupp fortzog. Ohne Uniform, ohne Ausrüstung.
„Was ist mit ihm? Wird er bestraft für irgendwas?“ hatte ich Röcke gefragt. „Bestraft?“ er lachte. „Mädchen den hat's besser getroffen als uns. Der Baron hatte sich für ihn beim König eingesetzt. Er gehört jetzt zur Gefolgschaft von Brendo.“ Ich begann langsam, die gesamte Macht und Organisation der Krone zu verstehen und ich sah verschwommen einen Weg aus diesem Heer und aus den Latrinen hinaus. Einen Weg der Ehre.
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Geändert von Mila Vandorez (25.08.2022 um 13:32 Uhr).
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