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Alt 05.08.2007, 08:36
#22
Kyra Linajah Glariel
Reisender
 
Registriert seit: 10 Sep 2003
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Bei Tari brannte noch Licht. Zögerlich trat Kyra an die Tür. War es ihr doch etwas unangenehm, so spät noch zu stören. Und ihr äusseres liess auch zu Wünschen übrig. Noch immer hatte sie ihre alte Lederrüstung angelegt, welcher man deutlich ansah, wie die Zeit ihre Spuren hinterlassen hatte. Vom Geruch der Kanalisation der noch an ihr haftet, ganz abgesehen.
Mit knappen Worten weihte sie Tari in den Grund des Besuches ein. Nach anfänglichem Zögern, willigte sie schliesslich ein, und so machten sich beide auf, erneut in die Kanalisation hinabzusteigen.

Ohne Zwischenfälle wurde der Weg zu den Katakomben gefunden und durchschritten. Es wimmelte dort nur von Ratten, und Tari sah man deutlich an, welche Abneigung sie hegte.
Es war eine reine Tortur. Je tiefer die beiden in die Katakomben vorstiessen, desto mehr Ratten stellten sich in den Weg. Kleinere Ratten, die sich überall festbissen, Rattenmenschen die aus dem Hinterhalt ihre Pfeile abschossen, Magiekundige die ihr können demonstrierten. Zu allem Überfluss gesellten sich später noch etliche Geister dazu, und ein durchkommen schien gar unmöglich. Resignation kam auf, die Müdigkeit durchströmte langsam durch ihrem Körper, und auch Tari musste immer häufiger eine Pause einlegen, um sich zu regenerieren.
Vom Ehrgeitz gepackt wollten beide allerdings noch einen letzten Versuch unternehmen, und es von der anderen Seite her versuchen. Durch den Eingang vom Friedhof.

Anfangs kamen sie gut voran, und trafen nur vereinzelt auf Wiederstand. Doch schien es sich unter den Geistern herumgesprochen zu haben, dass es Eindringlinge gab. Die Geister rotteten sich zusammen, und taten alles, um die Lebenden aus ihrem Reich zu vertreiben. Oder welche von ihnen zu machen. Es gab keinerlei Hinweise. Sämtliche Truhen welche sie fanden, enthielten nur ein paar Goldmünzen, verschimmeltes Essen und Kleidungsfetzen, die schon beim blossen Anblick auseinander fielen.
Kyras Arme wurden immer schwerer und sie hatte sichlich Mühe, den Schild schützend vor sich zu halten, auf dem immer wieder die Schwerter und Äxte der Gegner krachten. Bei Tari liess die Konzentration nach, und man beschloss, für heute aufzugeben. Wohlige Worte wie 'Bett' und 'warm' fielen, welches die Heimreise noch schmackhafter machte. Nur noch diesen einen Nebengang, welcher rechts von ihnen abing, dann sollte es soweit sein.

Der Gang war zum Glück nicht allzu lang, und die Zahl der Gegner war überschaubar. Überraschender Weise endete er in einem kleinen Raum. Einem Raum, in dem einige Truhen und Kisten standen. Wohl ein kleiner Lagerraum. Hoffnung keimte wieder auf, und das Glück schien tatsächlich auf ihrer Seite zu sein. Ganz unten, versteckt unter allerlei Gerümpel und wertlosen Zeugs, lag eine Pergamentrolle, die dort irgendwie Fehl am Platz wirkte.
Noch während Kyra das Pergament an sich nahm und weiter in der Kiste wühlte, gab sie Tari die Anweisung, ein Tor zu öffnen. Auch wenn es nicht das Gesuchte sein sollte, so wollten sie nur noch raus hier.

Die Verabschiedung verlief rasch und mit knappen Worten. Beiden war die Müdigkeit anzusehen. Kyras Kopf pochte dumpf, und jede Faser in ihrem Körper protestierte bei jeder Bewegung die sie tat, schmerzhaft. Unfähig in den Sattel zu steigen, trottete sie neben ihrem Pferd her in Richtung Minoc.
Ihr Pferd nahm von selbst den Weg in Richtung Stall, als wollte es sagen: 'Halte dich ja fern von mir und lass mich in Ruhe'. Kyras Magen erinnerte sie mit einem leisen Knurren daran, dass es an der Zeit wäre, endlich etwas zu essen. In der Ferne dämmerte es bereits, und langsam wurde ihr klar, dass sich sich völlig verausgabt hatte. Ihr Ehrgeiz und der Wille das Ziel zu finden und zu erreichen, hatte die Oberhand über die Vernunft bekommen. Ein gravierender Fehler, der ihr kein zweites Mal passieren durfte.

Quälend langsam entledigte sie sich ihrer Kleidung. Ohne auf ihre sonst übliche Ordnung und Sauberkeit zu achten, warf sie die Lederrüstung wahllos von sich in den Raum. Aufräumen konnte sie später noch. Die Verlockung ins Bett zu steigen, war einfach zu gross. Allerdings nicht, bevor sie einen kurzen Blick auf das Pergament geworfen hatte. Zwei Worte begleiteten sie, als sie sich dann doch ins Bett warf und sofort einschlief. 'Magie' und 'Trümmer'.

L.
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