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Alt 15.11.2020, 13:59
Hochzeiten und andere Katastrophen
#7
Yenefer Adrastea
Spieler, Mensch
 
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Nun war es geschafft und Ana unter der Haube. Die kirchliche Zeremonie war wirklich wundervoll und hatte wohl jeden Anwesenden tief berührt. Still schmunzelte sie in sich hinein, als sie den Hochzeitstag in ihren Gedanken noch einmal wiederholte. Wie schön Ana ausgesehen hatte in ihrem Brautkleid. Adyanne hatte sich damit wirklich mal wieder selbst übertroffen. Der Graf wie immer imposant und stattlich aber diesmal auch ein klein wenig aufgeregt wie ihr schien. Es war zum heulen rührend, die beiden vor dem Altar stehen zu sehen, doch unterdrückte sie jenen Impuls sehr schnell. Sie wollte sich an diesem Tag absolut im Griff haben. In der Kirche war alles so weit glatt gelaufen. Immer wieder wanderte ihr Blick über die Anwesenden im Altarraum und nicht selten blieb ihr Blick an Yan hängen, der an diesem Tag wirklich atemberaubend aussah. Das Ehegelöbnis kam viel zu schnell. Gern hätte sie noch ein wenig weiter ihren Träumen nachgehangen, aber irgendwann hatte eben alles ein Ende. In diesem Fall ein schönes.

Nachdem die Hochzeitsgäste dem Paar vor der Kirche gratulliert hatten, begab man sich alsbald hinüber zum neuen Festplatz. Dort schien es erst mal etwas chaotisch zuzugehen und ehe sie sich versah, hatte ihr Yannick einen Feuerwerksstab in die Hand gedrückt. Unter einem leisen Seufzen hoben sich ihre Schultern nun sacht an. Das mit dem Feuerwerk hatte sie sich etwas anders vorgestellt. Es war das erste das sie eines erlebte und im Grunde hätte sie es sich gern einfach angesehen anstatt es gleich selber zu zünden. Als es los ging, hatte sie keinen Blick für die Lichter am Himmel, da sie sich gänzlich auf das abfeuern ihres Stabs konzentrierte und eh bei jedem Knall zusammenzuckte. Herrgott nochmal, dachte sie bei sich.

Als dann endlich alle Feuerwerksstäbe leer geschossen waren, ging es hinein in den Festsaal. Brautpaar und geladene Gäste suchten sich einen Sitzplatz. Nur Yen stand noch herum nicht sicher ob Brautpaar und hohe Gäste nun bedient werden sollten oder nicht. Nachdem die Khazad schon unruhig wurden, weil noch kein ordentliches Bier floss und allgemein etwas Verwirrung zu herrschen schien, teilte sie den Kurzen mit wo sie das gute Bier finden würden, auf welches sie sich auch gleich begierig stürzten. Kurzer Hand folgte sie ihnen um Wein an sich zu bringen und diesen am Brauttisch anzubieten. In Gedanken schon leicht enttäuscht darüber, wohl die Einzige zu sein, die auf diesem Fest weiterarbeiten würde, damit es allen anderen ein angenehmes Fest werden konnte.

Kurz nachdem alle Gäste mit Essen und trinken versorgt waren, trat sie dank Feline und ihrem Gefährten auf die kleine Bühne, um ihr Hochzeitsgedicht für die beiden vorzutragen und somit das Anschneiden der Hochzeitstorte in Gang zu setzen. Bis zu diesem Zeitpunkt, hatte sie weder etwas gegessen noch getrunken und als sich nun endlich ein kleines Zeitfenster öffnete, nahm sie ihre Chance wahr, sich schnell einen kleinen Salat und etwas Brot zu genehmigen. Dabei saß sie Herrn Sasperus gegenüber, doch ein Tischgespräch wollte zwischen den beiden nicht aufkommen. So aß sie schweigend und fühlte sich mehr und mehr fehl am Platze. Fil unterhielt sich am Brauttisch angeregt mit dem Leutnant und Sragosch, Lydia war in ein Gespräch mit Raschtor vertieft und Adyanne hatte das Fest bereits verlassen.

Nicht genau wissend wohin mit sich selbst, denn auch Ana war zwischenzeitlich hinaus gegangen und hatte Julie mit sich genommen, trat sie zu den Getränken und nahm sich eine Flasche Apfelwein und einen Becher. Hernach suchte auch sie ein wenig Stille und Abgeschiedenheit und wählte dazu den Steeg aus, welcher hinter dem großen Lagerfeuer an den Festplatz angrenzte. Dort angekommen schenkte sie sich den Becher mit Apfelwein voll und leerte ihn in einem Zug. Besser sich in aller Stille zu betrinken als sich in der großen Gästemenge noch einsamer zu fühlen. Sie schenkte sich einen zweiten Becher voll und sah auf die kleinen Wellen hinaus, die das Meer sanft an die Steilküsste rollen ließ. Schwere Gedanken hingen in ihrem Kopf, während sie eher langsam den zweiten Becher Wein vernichtete.
Was in aller Welt war nur los? Wenn sie Yan ansah schien ihr Herz in die Magengrube zu rutschen und begann so wild zu pochen, dass ihr ganz flau davon wurde. Schmunzelnd stellte sie fest, dass sie sich wohl doch ein wenig verliebt hatte. Sie konnte allerdings nicht genau sagen, ob jenes auch auf Gegenseitigkeit beruhte. Mit anderen Menschen konnte er völlig entspannt plaudern, egal ob es Fil war oder eine ihm völlig fremde Person wie Sragosch. Bewegte sie sich in seiner Nähe, wurde er zunehmend Wortkarger und verstummte manchmal gar gänzlich wie ein toter Fisch auf dem trockenen. Zwar lächelte er sie oft an, doch schien er einen Blickkontakt kaum auszuhalten und vermied jenen sogar sehr häufig indem er die Augenlieder niederschlug. Ihren Becher nachfüllend dachte sie,“ verdammte Axt aber auch. Das darf so nicht weiter gehen.“ Wie um aller Welt sollte es ihr gelingen, ihn zum reden mit ihr zu bringen? Ein wenig wütend schleuderte sie die leere Weinflasche aufs Meer hinaus. Heute, hier, jetzt war möglicherweise der vorletzte Tag an dem sie ihm mehr oder weniger geplant begegnete. Danach stand nur noch ein Essen aus, das er für 5 Personen ausrichten wollte.

Nachdem sie seufzend den letzten Rest aus ihrem Becher getrunken hatte, kehrte sie in den Festsaal zurück, wo gerade der Hochzeitstanz begonnen hatte. Im Eingang stehend sah sie eine kurze Weile zu, ehe sie sich am Rand der Tanzfläche entlang zu ihrem Sitzplatz durchschlängelte. Die Gäste waren zumeist aufgestanden um dem Paar lächelnd zuzusehen. Noch immer in leicht trübe Gedanken versunken, ließ sie sich auf der Bank nieder. Das Fest würde wohl in einer emotional eher bedrückten Stimmung enden für sie.

Innerlich schreckte sie zusammen, als jemand schräg hinter ihr auftauchte und seine Hand mit der flachen Seite nach oben auffordernd nach ihr ausstreckte. Eher nebensächlich und schon leicht angeheitert, erkannte sie Yan, als sie ihren Kopf drehte um zu sehen wer es sei. Wie in Zeitlupe nahm sie ihre eigene Verwunderung darüber wahr, dass er in einer leichten Verbeugung verharrend fragte: „Darf ich euch um diesen Tanz bitten?“ Kurzzeitig schoss ihr die Frage durch die Hirnwindungen, ob es nicht unangemessen sei, den Tanz der Brautleute zu stören, doch wie von selbst hatte sich ihre Hand bereits in seine gelegt. Sacht aber auch etwas nachdrücklich führend, half er ihr von der Bank auf und führte sie zur Tanzfläche. In diesem Augenblick war ihr alles egal, er durfte alles nur bitte nicht mehr loslassen.

Ganz am letzten Zipfel ihrer Wahrnehmung registrierte sie, wie auch andere Gäste ihrer beider Vorbild folgten und sich zur Tanzfläche bewegten. Die ersten Schritte waren steif und holprig, doch dann erinnerte sie sich daran, was ihr alle gesagt hatten. Der Tanz sei das einzige, wobei der Mann die Führung übernähme und würde sie Fehltreten, wäre es nicht ihre Schuld, sondern seine. Innerlich Atmete sie einmal tief durch und überließ sich dann gänzlich seiner Führung, nichts anderes mehr wahrnehmend als seine Präsenz und Bewegung. Ab diesem Zeitpunkt war alles einfach, sie dachte nicht mehr über die Schritte nach und folgte ihm, in was immer er auch tat. Der erste Tanz war eher langsamer und nach und nach wurden seine Tanzmanöver gewagter. Mal eine Drehung zusammen, dann eine von ihr allein unter seinem Arm hindurch. Mal schob er sie eher von sich fort, nur um sie kurz darauf wieder an sich heranzuziehen., was ihr das erste ehrliche Lächeln entlockte. Seine Arme waren kräftig, das konnte sie durch sein Hemd hindurch spüren, jedoch nicht dieser Art wie viele Seeleute es zur Schau stellten. Eher sehnig und nicht Überproportioniert. Nach und nach wurde sie mutiger, versuchte ihm ins Gesicht und die Augen zu Blicken und nicht hinunter zu ihren Füßen. Obwohl er es Angeboten hatte, wenn es ihr zu chaotisch würde. Viel zu bald war der Tanz vorüber und ein wesentlich schnelleres Stück wurde angestimmt. Doch zu ihrer großen Freude, fragte er ob sie es sich zutrauen würde. Also ließ Yen es auf einen Versuch ankommen. Der schnelle Tanz lag ihr fast noch mehr als der langsame. Es war als würde man dem auf und ab eins Schiffs folgen, das bei starkem Seegang über die wellen tanzte. Nach und nach gelang es ihr zu erspüren, wann die kleinen Sprünge, die zu einer Viertel Drehung führten nahten und um es ihm zu erleichtern drückte sei sich jedes Mal ein wenig vom Boden ab. Es begann ihr so viel Freude zu bereiten, dass sie sogar leise aufjauchzte.

Nach dem Ende des zweiten Tanzes, führte er sie zur Bank zurück und trotz das sie auf Fil trafen und Yen daher kurz leicht abgelenkt war, verabschiedete er sich mit einem Handkuss. Wieder einmal überschlugen sich ihre Gedanken an diesem Abend. Was war nun das gewesen? Bei allen Himmeln. Aus den Augenwinkeln sah sie ihn davon gehen und wo er zuvor präsent war, breitete sich nun eine seltsame Leere aus, die aber ob des Handkusses ebenso hoffnungsvoll war. Eine wahrlich seltsame Gefühlsmischung.

Der Abend klang draußen am Feuer aus und als sie noch einmal in den Saal ging um nach verbliebenen Gästen zu sehen, stellte sie fest, dass er ohne ein Wort der Verabschiedung fort gegangen war. Bald darauf löste sich auch die kleine Runde um das Feuer auf und Yen räumte die restlichen Speisen und leeren Gefäße fort, damit der Saal wieder sauber und ordentlich verlassen wurde. Hernach schwang sie sich ziemlich benebelt, da der Wein nun seine volle Wirkung entfaltete auf ihr Pferd um sich von jenem nach Hause tragen zu lassen.
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