Thema: [Rollenspiel] Tränenspiel
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Alt 04.05.2007, 13:08
#9
Gwescan Asturone
Reisender
 
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Gut gelaunt pfeifend, betrat Gwescan das Heilerhaus. Es war schon fast Mittag. Bis spät in die Nacht hatte er an der Seite des noch immer bewußtlosen Brennan gesessen, bis Tari in den frühen Morgenstunden gekommen war, und ihn abgelöst hatte. Ein paar Stunden Schlaf hatten ihn erfrischt, und nun hatte er vor, Tari nach Hause zu schicken. Doch ein einziger Blick in Carlins Gesicht reichte aus, um diesen schönen Frühlingstag in einen Alptraum zu verwandeln.

"Sie ist nicht hier. Du warst noch nicht lange weg, da kam ein Mann her und berichtete von einem verletzten Gardisten. Tari griff ihre Tasche, wies mich an, ein Bett vorzubereiten und folgte ihm. Sie sagte, sie wäre gleich zurück." Fast vorwurfsvoll klang Carlins Stimme - man konnte meinen, seine Empörung darüber herauszuhören, daß Tari, die sonst doch die Zuverlässigkeit in Person war, dieses eine Mal unpünktlich war.

Gwes starrte den älteren Mann fassungslos an: "Aber...," seine Gedanken rasten. Wenn ihr nun etwas zugestoßen ist? Wenn sie sagt, sie ist gleich zurück, dann kann sie doch nicht stundenlang...

In diesem Moment klopfte es an der Tür. "Tretet ein, es ist offen," rief Gwes geistesabwesend, noch immer in seine Sorge um Tari vertieft. Eine alte Frau kam hereingehumpelt. Sie ging gebeugt, stützte sich auf einen Stab. Ihr Haar war wirr und schlohweiß, ihre von Gicht gezeichneten Finger sahen aus wie Krallen.

"Ich suche einen gewissen Gwescan Asturone," krächzte die Alte.

Gwes drehte sich zu ihr um. "Den habt Ihr soeben gefunden, Madame. Ich bin Gwes Asturone."

"Hier... das soll ich Euch bringen." Sie nahm eine merkwürdig leuchtende Laterne und reichte sie dem Heiler. "Es ist ein Geschenk. Etwas ganz Besonderes, extra für Euch angefertigt. Es hat mit Eurer Geliebten zu tun. Ein Mann gab mir Gold, damit ich sie zu Euch bringe."

Gwes war völlig verwirrt. Er blickte sich kurz nach Carlin um, der aber ein ebensolch verdattertes Gesicht machte, wie er selbst. Niemand wußte davon! Niemand - außer Tari und ihm selbst.

"Sagt das noch einmal," bat er.

Kurze Zeit später verlegte er sich darauf, zu bitten und zu betteln, die Alte möge ihm mehr darüber verraten, wo Tari war, wie es ihr ging, ob Lösegeld verlangt wurde und - am wichtigsten: Wie er sie befreien könnte. Und dabei war es ihm völlig gleichgültig, was Carlin alles mit anhörte und sich darauf hin zusammenreimen mochte. Gwes kannte in diesem Moment nur einen einzigen Gedanken: Tari.

Doch alles nutzte nichts und schließlich mußte er einsehen, daß die Alte vermutlich selbst nicht mehr wußte.
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