Thema: [Rollenspiel] Tränenspiel
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Alt 09.05.2007, 17:08
#19
Stille der Nacht
 
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Tock... tock... tock – unablässig stieß der Arm des Skelettes gegen die alte Steinmauer, als versuche ein verzweifelter Schmied sie zu etwas anderen umzuformen. Doch über diesen Zustand war jener Ort schon hinaus, denn alle Dinge welche sich der Tränenbringerin geweiht hatten (oder ihr geweiht worden waren), verstanden es seit jeher ihre ewig giftige Ignoranz zu bewahren und alles in ihren Umfeld in einen Meer aus Tränen versinken zu lassen. Und jede Ratte in diesen Heer aus Aas die Schwäche zeigte oder den Drängen einer anderen, viel leiseren Stimme nachgab - wurde ebenso ausgemerzt wie die schmetterlingshaften Angstrufe die sich ihnen entgegen stellten. Wo gab es hier Gnade, wo Freiheit, wo Leben? Nirgendwo vielleicht,
ausser in einer kleinen, flackernden Laterne die in den viel zu großen Händen des Mannes lag, der sie und tausende andere erschaffen hatten. An diesen groben Werkzeugen einer so blicklosen Göttin klebte mehr Blut, mehr Unheil als so mancher See in Britain Wasser fassen konnte. Schienen diese Taten auch viel zu groß für ihn und alles was innerhalb seiner Reichweite lag wie eine schwere Last für den alten Mann – so bestätigte doch das ängstlich blinkende rote Licht auf allzu unheimliche Weise diese Botschaft. Wie lange war sie schon darin gefangen, diese Seele? Zwanzig Jahre? Dreißig?

Doch wagte sich noch ein anderes Wesen in die rauen Untöne dieser Landschaft, in die ausgewaschene Hoffnung des schmutzigen Gewässers und die zerbrochenen Glieder der Menschheit, welche hier verweilten und seit jeher diesen Ort hielten -
schlich sich hinein mit einen vielfarbene Rauschen, wo vorher nur Stille gewesen war. Und der schwarze Umhang hob den Priester mit sich an, wie er sich ihr entgegen stellte – sich der Tür zu wand welche gerade für ihn geöffnet wurde – denn ein Geschöpf der Herrin der Ratten weicht nicht zurück.

Und wie die Kriegerin das schwache Leben, das noch in den ausgemergelten Körper ruhen konnte jedoch fast unter den unmenschlichen Willen des Laternenmachers zu zerbrechen drohte, aushauchte – all die Wellen des Bluts und der Tränen mit Schaumkronen versah, die je von seinen Ufer ausgegangen waren - kamen sie – nahmen ihn mit sich.
„Komm Heim“ flüsterte es noch.

Später erst, viel später, sollte das erste und letzte Opfer des Laternenmachers befreit werden – sie, die ihr ganzes Leben in seinen Händen verbracht hatte und nun auch seinen Tod mit ihm teilen würde.
Stille der Nacht ist offline  
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