Thema: [Rollenspiel] Tränenspiel
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Alt 10.05.2007, 13:00
#21
Nadirah Jin Zaykah
Reisender
 
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Sie wurde durchgerüttelt hin und her und prallte immer wieder an die Grenzen ihres Gefängnisses. Immer wieder hörte sie es knierschen, splittern, doch ihre Glaszelle hielt stand. Sie hörte dumpfe Schreie, alles war irgendwie dumpf bis auf das knirschen, dann war es mit einem Male still. Sie spürte Yael's Nähe, seine Sehnsucht ja sie spürte seine Gefühle und in ihr breitete sich dieses warme Gefühl aus. Erneut knirschte es und sie zögerte, wieder ein Splittern, dann brach alles zusammen. Sie spürte wie Glas durchsie hindurch sauste, Holz auf sie hinabfiel, und die unendliche Weite der Welt sich ihr öffnete. Es war unfassbar für diesen Moment und sie raste gen Himmel empor, fasziniert und betört dieser Freiheit, sie weilte am Himmel. Spürte nur noch nebenbei Yaels Angst und Schreck, doch diese Freiheit zog sie magisch an.

Sie war ruhelos, wie lange und wie oft versuchte sie nun schon Hinweise zu geben, doch sie hatte keine Sprache. Sie spürte immer nur wieder ihren heissen Optimismus wenn man ihren Hinweisen folgen konnte oder die kühle Ernüchterung wenn sie in die falsche Richtung dachten. Spürte sich wanken wenn zwischen beiden wenn sie selbst nicht folgen konnte. Doch was wollte sie eigentlich? Sie fühlte noch immer sich eingeengt, wider ihrer Natur, wenngleich sie sich frei bewegen konnte. Es war mitten in der Nacht als sie Sieda verliess, um ihre Freiheit zu kosten, als sie durch die nächtlichen Gassen zog und flog, als sie dieses ziehen spürte. Wollte sie nicht immer so bleiben, losgesagt von allen und allem? Sie suchte Yael auf, fand ihn schliesslich mit der Laute im Arm an einem Ufer. Sie wollte näher zu ihm, spürte es wärmer werden in sich und doch, das Rascheln der Bäume, das Pfeiffen des Windes das sie nun ohne Laterne überdeutlich spürte. Es war verlockender, es war Balsam auf die grausame Erinnerung an Fesseln und Gefängnis, es waren samt- und seidenweiche Stimmen, welche das schmeichelnde Schnarren des Alten übertönten. Immer wieder lies sie sich gedankenlos, fallen, vom Wind die Bäume hoch treiben, zwischen den Blättern tanzen. Es war nachts als sie mit den Sandkörnern in der kleinen Wüste um die Wette raste, das leise rascheln, wenn sie sich gegenseitig überholten brachte ihr Ruhe. Sie fiel immer tiefer und tiefer, irgendwann, wenn sie am Grund angekommen war, nur um sich an all den Schmerz, die Wut, die Angst und die Demütigung zu erinnern. Dann wenn sie am Grund ihres Seins war ohne Fragen, ohne Emotionen, ohne all den Ballast den ihr Körper trug, dann wenn all diese grausigen Erinnerungen sie heimsuchten in ihrer selbst und sie dazu zwangen den einzigen Ort des Friedens zu verlassen, sie zwangen sich vom Grund abzustossen und wieder an aufzutauchen, wenn diese Erinnerungen anfingen ihr Wesen zu verunreinigen, heilige Orte zu entweihen, dann spürte sie wahre Angst und Trauer.
~ Angst ohne Schreie und Trauer ohne Tränen ~
Es waren kurze Momente an die sie sich später nicht mehr erinnern sollte, doch es waren die Ehrlichsten die sie je erfahren hatte.

"zieht es dich erneut in meine dunklen Hallen hinab?" der Alte zischte, seine Stimme versprühte Kälte. Es tobte fürchterlich in ihr, sie hatte jeglichen Halt verloren, alles war auf den Kopf gestellt, sie sah wieder deutlich, sie sah wie sie es gewohnt war zu sehen, spürte Schmerz, körperlichen Schmerz, ein ziehen in der Brust, ehe ein schnappendes Gurgeln ihr Linderung verschaffte. Luft, sie glitt in ihre Lungen mit ungeahnter Schnelligkeit und breitete sich dort aus, ihre Gedanken, sie spürte die alte Macht ihre Gedanken lenken zu können, doch war es eher als wenn sie die Zügel ihres Reittieres sah doch nicht in die Hand nahm. Ihr Körper... ja ihr Körper zuckte, zeigte ihr deutlich das er noch lebte, das er unversehrt war, das er bereit war. Doch all diese Gefühle die sie von ihrem Sein nach oben gejagt hatten, die sie hierher gezogen hatten konnte dieser Körper nicht fassen, nicht verarbeiten und so lag sie noch immer zuckend am Boden, wie ein vergiftetes Tier, das den letzten Kampf kämpft, den Blick auf die Decke gerichtet. Sie spürt und sieht seine erfreute Gier an ihrem Leid, sieht wie er sich an ihr ergözt, wie er es schon die ganze Zeit über tat. Er war über ihr, blendete sie mit einer Laterne, und dieses hässliche Grinsen in seiner Fratze. "SHITAN!!!!" wollte sie ihm entgegenschreien, und damit durchaus die Bedeutung eines Dämons und nicht Tyrannen meinend. Er war ein Teufel der Sieben Höllen, auferstiegen um sich neue Opfer zu suchen, die in ihrem Leid noch frisch und vital um Erleichterung mit der Hoffnung kämpften, welche immer zu letzt ging doch die es eigentlich nicht gab. Es war ein heiseres krächzen, es brannte in ihrem Hals und sie kämpfte sich auf die Knie. Sie versuchte den brodelnden Zorn in ihr zu zügeln, wenngleich er erneut aufkochte als sie vor ihm "knien" musste da ihr Körper noch immer unter all den Gefühlen unkontrolliert wie ein junges Pferd sich aufbäumte. Langsam und mühsam, versuchte sie wieder Besitz von ihrem Körper zu bekommen, ihr Inneres unter Kontrolle zu bringen um ihren Körper wieder lenken zu können.
Wie beschwörend sollte die Geste wohl wirken, als er seine Handfläche über den Herzen auf seinen Brustkorb ablegte, etwas in die Knie ging und mit einem seltsames Funkeln das innerhalb seiner Augen lag, tiefklingend zu sprechen begann "Hast du die Lehre begriffen, welche unsere Herrin dir gezeigt hat?" Ihr Körper würgte, alles an ihm war abstossend, ekelerregend und verachtungswürdig. "Was ist schon ein Körper, was Kraft und Wendigkeit gegen die wahre Stärke und Reinheit die innerhalb der Seele liegt..." Tausend Antworten lagen ihr auf der Zunge als er weitersprach, doch sie versuchte sich zu bändigen, Zeit für sich zu schinden."... und wie willst du deiner fleischlichen Hülle zukünftig noch trauen, Kriegerin, wo sie dich doch schon einmal so im Stich gelassen hat und du nicht weißt..." Er unterbrach sich und sein Blick zog dunkelfunkende Streifen über ihren Körper, doch Nadirah konnte kaum noch an sich halten, ein heiseres Knurren löste sich in ihrer Kehle und die Zähne fletschten sich wie bei einem Tier das in der Klemme saß und zum Angriff nun übergehen würde. "...was ich damit getan habe? welche Fesseln daran lagen, an deiner kostbaren Freiheit?" Sie hörte ihm nicht mehr zu, das Zucken hatte aufgehört und die meisten ihrer Muskeln konnte sie anspannen. "Du warzenbefallener Bastard... deine Lehren..." knurrte sie tief grollend und heiser, um daraufhin aufzuhusten "ich werde sie dir in jede Pore deines Seins prügeln..." wieder war der brennende Schmerz in ihrer Kehle unaushaltbar und verging ins Husten. "Dann komm doch, kleine Kriegerin... wir werden sehen, wer von uns beiden am Ende triumphieren wird!" Seine Stimme war wieder dieses Schnarren oder Knierschen. Noch etwas Zeit sie musste stehen können, ein kleines bisschen Zeit noch. Immer wieder hörte sie leises Rascheln, diese wiederlichen Ratten. Wenn sie nur eine Lavabombe dabei hätte, sie würde all diese kleinen stinkenden Viecher ausrotten. Ihre Hand grabschte nach ihnen um sie zu erdrücken, doch dann spürte sie etwas anderes. Einen Stab, der Stab den er hielt. Er wollte also tatsächlich mit ihr kämpfen... Sie spürte erneut den Ekel in sich aufsteigen, Tränen begannen unkontrolliert zu fließen. Wie konnte es einen Kampf zwischen ihnen geben, nein er kämpfte nichtmal mit einem Schwert, er war... sie fand keine Worte oder Beschimpfungen. Er war ihr persönlicher Shitan.

Sie hatte keine Zeit mehr, vor ihr stand eine Riesenschlange, hoch aufgerichtet in Form eines Ophidians, in den Händen eine Hellebarde welche wohl zweimal ihre eigene Größe maß. Nein sie war noch nicht soweit! Sie klammerte an dem Stab, ließ sich sinken, als sie die Hellebarde ausholen sah. Törricht - dachte sie noch, sie stand viel zu nah an ihm für solch eine Waffe, halt den Stab aufrecht. Mit einem Mal fühlte sie die Kälte in ihrem Körper, ja sie war wieder da, sie war sie selbst, wenngleich noch nicht ganz in ihrer Disziplin, doch ihr Körper kannte Kampf. Sie hörte ein kurzes Knirschen, ein heftiges Rucken, dann fehlte das Gewicht in ihrer Hand. Der Stab war gebrochen, jetzt nicht nachdenken, nicht aufhalten. Sie stieß sich vom Boden ab und rammte den Stab in den mächtigen Schlangekörper, warf sich mit ihrem ganzen Gewicht hinein. Entweder er oder sie würden am Ende aufgespiesst sein. Entweder er oder sie. Die Hellebarde die zu einem zweiten Schlag ausgeholt hatte, warf sie weiter und begrub sie unter sich. Nadirah lag auf dem Rücken, zappelte unter dem Gewicht einer solchen Waffe ehe sie diese loswurde. Nein dieser Shitan war kein Kämpfer, er war Tyrann, aber kein Kämpfer. Mit solch einer Waffe zieht man nicht in den Kampf auf so engen Raum, dachte sie als ihr Blick sich auf ihn richtete. Die Schlange war fort, vor ihr stand nur noch ein alter nackter Mann dessen Blut sich aus dem Schlund ergibt. Er streckte die Arme aus, fiel auf die Knie. Oh Nein! Er durfte jetzt nicht sterben, NEIN! Schrie es in ihr, nein er sollte ebenso leiden. Sie zückte den Dolch aus ihrem Stiefel und warf sich auf den sterbenden Körper, er sollte leiden, er sollte leiden so wie sie es tat und all die anderen! Er sollte LEIDEN bei allen Göttern, hysterisch stach sie auf den Leichnahm ein und ihr durch Tränen verschleierter Blick zeigten ihr nur Ratten, Ratten überall Ratten und dieses unheilvolle rascheln. Sie bringen ihn fort! NEIN! Sie stach in diesen Haufen von Ratten, Sterbt! Nein sie sollten ihm nicht zur Hilfe kommen, sie sollten ihn nicht von seinem Leid erlösen, jenen der Ratten liebkoste wie Mütter ihre Kinder.

Sie hämmerte nur noch auf einen Haufen Knochen ein, hysterisch krächzte und schrie sie, das konnte nicht das Ende sein, es war.. es war so ehrlos so leicht, viel zu leicht für diesen Shitan. Sie nahm die Knochen und warf sie auf den Altar, selbst Ratten die sie in ihrer blinden Wut erwischte, warf sie mit all ihrer angelernten Kraft auf das Schwarzrote Ankh zu, der dumpfe Aufprall der Rattenleiber drang nicht zu ihr durch. Immer wieder flogen Ratten mit dumpfen Aufprall auf das Ankh zu. Sie stürmte drauf los, zerrte an den Ketten, welche sie einst gefesselt hatten, zerrte, kreischte, tobte. Nie wieder sollten diese Ketten jemanden fesseln, doch egal wieviel Kraft sie einsetzte, es schien als wären sie von der Natur in diesen Stein gesetzt worden. Sie liessen sich kein Stück bewegen. Kraftlos sank Nadirah auf den Boden, Tränen flossen noch immer und sie konnte nichtmal sagen warum. Sie wusste nichtmal das sie weinte. Sie spürte nur diesen tiefen Schmerz in sich.
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