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Alt 05.01.2023, 15:10
#124
Lady Sam
Gamemaster
 
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Der Herbst hat dem Kalender nach schon längst angefangen und tatsächlich hat der größte Teil des Landes auch bereits sein schönstes Kleid angezogen. Die Wälder leuchten in Purpur bis Himbeerrot und allen Schattierungen zwischen Gelb und Braun. Die Herbstwinde kündigen sich bereits langsam an, wenngleich es noch nicht stürmt. In den Nächten wird es gerade im Hochland, dass sich von Minoc bis zum elfischen Vesper erstreckt, schon empfindlich kalt, doch an den Tagen hält sich die Sonne noch tapfer.

In der Südmark bleibt es trocken, die aufkommenden Winde verteilen die Asche Südhafens nur umso mehr und gerade in den Nächten flammt der südliche Horizont immer wieder düster und rot auf. Die Bäume haben in der Südmark längst die meisten ihrer Blätter schon verloren, die Restlichen hängen nur noch traurig und trocken an den Ästen. Die Gräser sind längst vertrocknet und das Wild treibt es in den Norden.

Ebenso wie noch immer umherziehende Flüchtlinge aus der Südmark. Es dringen Gerüchte nach Britain, dass sich die ehemaligen Flüchtlinge im Sommer noch in den Wäldern aufhielten und jetzt immer näher zu den Städten kommen.

Manchmal heißt es, dass sie kaum noch etwas besitzen und sich nicht in die Städte trauen aus Angst vertrieben zu werden, aus anderen Erzählungen heißt es, dass die Gruppen weiterhin rebellisch sind und wohl bereit sind, jeden um sein Hab und Gut zu bringen, der sich nur ohne Schutz auf die weiten Handelswege wagt. Schnell kommen die Mutmaßungen auf, dass es wohl mehrere Gruppen sind, die sich bis in die Wäldern der Nordmark verteilen. Drei alleinstehende Mütter mit kleinen Kindern, deren Väter im Krieg gefallen sind, fanden sich im Libanukloster in Yew ein und man gewährte ihnen Obdach über den Winter.

In Britain selbst kocht die Gerüchteküche diesen Herbst jedoch über vor Klatsch. Nachdem die Bautruppen vom ehemaligen Handwerksviertel abgezogen waren und gen Süden zogen, konnte man beobachten wie die Bauern Kunolf und Mendeia mit ihrer Tochter und Haushalt immer wieder im neuen Getreidehof gesichtet wurden, um die Ernte dieses Jahres dort einzulagern und mit ihrem Hab und Gut in diesen einzogen. Schnell macht sich dort das Gerede breit, um die freche Kesia, die sich in den Frauenschwarm Kurt verliebt hat, diesen aber immerzu aufzieht. Doch Kurt scheint an Kesia nicht interessiert, manch einer behauptet auch, er könne es verstehen, bei dem Angebot an Frauen das Kurt zur Verfügung steht, andere glauben zu wissen, das Kurt ein Auge auf die hübsche Aisi geworfen hat, die ebenfalls auf dem Getreidehof fortan arbeitet. Doch auch der neue Gemüsehof wird nun bezogen. Neue Ernte findet sich in den Lagern ein, die Felder für das kommende Jahr werden um die neuen Höfe herum mit Mist gepflügt.
Auch die direkten Nachbarn des Gemüsehofes, Serena und Tyrone sorgen für allerlei Gesprächsstoff. Sie hatten diesen Sommer geheiratet und Serena, welche bisher als Tierpflegerin nördlich vom Friedhof gearbeitet hatte, wollte sich in die Schweine- und Rinderzucht einbringen, um ihren Gatten Tyrone - der Britainer Metzger - zu unterstützen. Es wird aus den Verwaltungskreisen des Herzogtums gemunkelt, dass die beiden den Zuschlag für den Zuchthof als Hochzeitsgeschenk bekamen, jeder wisse wie sehr der Herzog die Blutwurst von Tyrone schätze.
In die alten Höfe ziehen nun Falkensteiner Flüchtlinge, welche sich für keine Rückkehr nach Falkenstein erwärmen konnten. Es heißt auch, dass für das neue Weingut nur Falkensteiner und Südmärker Anfragen eingingen. Bislang zögerte die Verwaltung noch, den Zuschlag für das Weingut zu geben, denn da war auch noch die Anfrage eines recht jungen und vor allem mittellosen Paares, Pidrocz und Lasa, seine junge Frau. Sie waren zwar in Britannia geboren, doch hatten die beiden die meiste Zeit ihres Lebens auf Faerlan verbracht und lernten sich dort kennen, als beide das Winzerhandwerk lernten. Pidrocz weilte wann immer er konnte bei der Verwaltung und bemühte sich, so sehr er es vermochte in die engere Auswahl zu kommen. Er bot Hilfe an und nervte so manchen Verwaltungsbeamten gar etwas, wärend die Falkensteiner und Aldfurer Flüchtlinge still abwarteten und Pidrocz's Verhalten argwöhnisch beobachteten.
Alles in allem beruhigte dieser Herbst die Stadt. Arbeit gab es an allen Ecken. Die Ernte fiel dieses Jahr reichlich aus, sofern die Stadtlager den Winter überstehen, würde auch jeder Britannier den Winter überstehen. Kaum ein Tagelöhner lungerte mehr rum, selbst im Hafenviertel schien um diese Jahreszeit tatsächlich jeder zu arbeiten. Und auch von dort machten sich Gerüchte breit, dass es hoch im Norden Fearlans wohl nach Krieg aussah. Noch sei kein Krieg ausgebrochen, und keiner der Informanten wüsste überhaupt, um was man sich dort oben bekriege. Doch die Lage sei angespannt. Viele Bürger zogen nach Süden und würden Geschichten von Eisdämonen widergeben, erzählte man und ließ keinen Zweifel an der Unglaubwürdigkeit, dieser Erzählungen. Sicher wäre jedoch, dass die Häfen um Sneholm bereits am eisen seien und die ersten Eisbrecher die im Einsatz waren spurlos auf der hohen See verschwanden.
Aus dem Süden kamen Gerüchte an, dass in den südlichen Gewässern vermehrt ein riesiger Kraken gesehen sei, der die Gewässer unsicher macht. Mehrere Handelsschiffe seien ebenso wie die Eisbrecher im Norden verschwunden. Auch die Informationsschiffe kommen nicht mehr zum Ziel.
Als einer der Schiffsjungen aus dem Süden von einem Gardisten angesprochen wird, heißt es:

"Vestlizien? Na Vestlizien befindet sich im Krieg, schon seit zwei Jahren! Nach Vestlizien ist kein Durchkommen mehr. Die gesamte Küste sei vom Meer aus belagert. Manch einer behauptet der Kraken warte auf die Königin Vestliziens und sei ihr dorthin gefolgt. Wisst ihr denn nicht, dass König Jori eine Armada schaffen lässt? Er hat eine mittelgroße Flotte bereits verloren und den Krieg gegen die Seemacht vor Vestlizien ausgerufen. Wie es Königin Maer ginge weiß keiner, auch nicht ob sie überhaupt noch am Leben sei. Hier und da sollen wohl vestlizische Waren auf dem Schwarzmarkt aufgetaucht sein, doch ist unklar ob es Handelswaren waren oder Landbeute. Der Weg dorthin ist jedenfalls komplett verschlossen. Über See ist jedenfalls keinerlei Durchkommen mehr. Das letzte was man aus Vestlizien im ganzen Land gehört hatte, waren die Händler, welche von den südlichen Handelsküsten und Insellehen in die Heimat aufbrachen. Danach war nie wieder etwas aus Vestlizien gehört, man weiß nur dass keine der Informationsflotten die aus Fearlan gesandt wurden, je zurück kamen. Daher hat der König sich das jetzt mit der Armada in den Kopf gesetzt. Das Flaggschiff ist schon fertig, ein prächtiger Dreimaster - "Die weiße Königin" heißt es."

Auch andere Schiffsleute sprachen wohl von der Armada des Königs und so breitete sich gerade dieses Gerücht schnell aus. Der König sei fuchsteufelswild, heißt es auch und geradezu besessen von seiner Armada, dass der junge Kronprinz es nicht mehr aushielt. Auch er gilt als Vermisst, doch eher aus eigenem Verschulden. Erneut habe er sich gegen die Hochzeitspläne seiner Eltern gestellt und sei mit einer Bürgerstochter diesmal auf und davon. Eine halbe Ritterschaft wurde zur Verfolgung angesetzt und wo immer sie weilen, nehmen sie sich was sie wollen.
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Geändert von Lady Sam (05.01.2023 um 15:13 Uhr).
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