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Alt 03.07.2019, 22:26
#3
Julie Melan
Spieler, Mensch
 
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Die Zeit bei ihren Eltern war sehr schön gewesen. Wochenlang hatte sie zuvor durchgearbeitet, war beinahe jeden Tag von einem Termin zum anderen gehetzt. Diese Auszeit war mehr als verdient gewesen.

Auch das Wetter hatte gut mitgespielt. Jeden Morgen hatte die Sonne schon früh vom Himmel gelacht. Es war angenehm warm gewesen und hin und wieder verschaffte eine leichte Brise etwas Abkühlung. So hatte sie die Tage nichts tuend in der Hängematte im Garten ihrer Eltern verbracht und die Seele baumeln lassen. Doch nun zog es sie zurück. Zurück nach Hause.

Ein wenig Wehmut überkam sie schon, wenn sie an die langen Gesichter ihrer Eltern zurück dachte. Sie taten sich noch immer schwer damit, dass ihre Tochter, in ihren Augen, lieber in die weite Fremde zog. Doch Britannia war Julie nicht mehr fremd. In dem vergangenen Jahr war es zu ihrem Zuhause geworden. Hier hatte sie sich eine Werkstatt aufgebaut und sich einen Ruf erarbeitet. Viele Bekanntschaften hatte sie geschlossen und einige dieser Bekanntschaften waren ihr mehr und mehr ans Herz gewachsen und zu Freundschaften geworden.

Es war, wie seine Wohlgeboren Karnis gesagt hatte: das Land wurde von besonders viel Magie durchzogen und lockte deshalb allerlei Wesen an. Sie besaß zwar keine nennenswerte Magiebegabung, doch auch sie konnte diesen Zauber des Landes spüren. Wie er die Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammenführte, jeder mit seiner ganz eigenen Geschichte, die sich dann hier zu einer großartigen verwebten. In Britannia war einfach viel mehr los als in dem verschlafenen Nest, das sie ihre Heimat nannte. Die Schausteller hier ließen die Tage mit ihren Geschichten und Liedern so bunt werden, der Handel florierte und besondere Ereignisse warfen schon lange im Voraus ihre Schatten voraus.

Wie zum Beispiel den Maskenball, an den sie sich immer noch gerne zurück erinnerte. Wie aufgeregt sie gewesen war! Schon Wochen vorher hatte sie sich mit ihrer Freundin Anabella getroffen. Gemeinsam hatten sie verschiedene Kleider probiert, Anas Schmuckschatulle geplündert und Julies Haare unterschiedlich frisiert, bis sie mit dem Endergebnis zufrieden waren. Viel Lob hatte sie an jenem Abend für das schöne Kleid bekommen was sie einerseits sehr gefreut, andererseits aber auch verlegen gemacht hatte. Und nicht nur das Lob hatte sie verunsichert, sondern auch andere Umstände, die sich zuvor ereignet hatten. So hatte sie gleich zwei Einladungen zum Maskenball erhalten, die sie jedoch beide abgelehnt hatte um eine dritte Person nicht zu verletzen. Inzwischen fragte sie sich, ob sie damals richtig entschieden hatte.

Aber sie hatte von diesen Dingen auch keine Ahnung! Für so eine junge Frau wirkte sie manchmal viel zu vernünftig und pflichtbewusst. Fast ein wenig steif. Dadurch erschien sie oft älter, als sie eigentlich war. Bisher hatte sie sich nie um diese Art zwischenmenschlicher Kontakte geschert. Freundschaften, ja. Die waren wichtig. Aber darüber hinaus? Das verunsicherte sie und sie flüchtete sich lieber in ihre Arbeit.

Und doch… jetzt, da sie während des Aufenthalts bei ihren Eltern, die Volljährigkeit erreicht hatte, fragte sie sich, ob es nicht doch schön wäre dieses „mehr“ zu erleben.
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