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Alt 16.10.2014, 01:59
#8
Valerius Cordan
Reisender
 
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Kapitel 7 – Früchte der Leiden

aus - Die Kunst der Lügen-
Wenn er etwas nennen müsse, worin er gut sei, so wäre es wohl Verdrängung. Oh ja, Kathz beherrschte diese Kunst sehr gut. Einfach etwas, was sein Ego ankratzte oder ihm zu schaffen machte, irgendwo in seinem Inneren einschließen. Eine gute Methode. Normalerweise.
Mit der Begegnung der einen Nacht verhielt es sich anders. Wenn es wenigstens auf die Bekanntschaft dieser reizenden Dame mit den Viechern hinausgelaufen wäre. Doch war es dieser...Fremde...der offenbar seinen Geist zerschmettert hatte. Und nicht nur diesen.
Kathz wusste, dass provokant für ihn noch gar kein Ausdruck war. Sein Problem bestand darin zu merken, wann damit Schluss ist. Das bestimmende Auftreten des Anderen, hatte ihn angestachelt. Er hasste solch ein Getue und konnte nicht anders als sich darüber lustig zu machen. Dabei hatte er die Situation so ausgereizt, dass der Fremde auf ihn losgegangen ist. Zugegeben, Kathz hätte damit nie gerechnet. Überrascht war er allerdings viel mehr über diese gefährliche Ernsthaftigkeit, des Anderen, etwas zu tun...etwas endgültiges. Kathz zu töten.
Und das mit einer solch präziser Ruhe, als ginge es lediglich darum eine kleine Mücke zu zerquetschen. Genauso war er sich vorgekommen.

Die Erinnerungen an dieser Nacht waren verwischt. Mischten sich mit unvorstellbaren Schmerzen und schrecklichen Alpträumen. Kathz wusste diese nicht mehr von der Wirklichkeit zu unterscheiden. Als er aufwachte, an einem völlig anderen Ort, fühlte sich sein Körper einerseits steif und wie taub an. Andererseits brannte es abgründisch in ihm.
Nachdem er sich wieder bewegen konnte, spielten seine ersten Gedanken damit, die Stadt zu verlassen. Am besten diese gesamte Insel! Doch irgendwas an dieser Vorstellung behagte ihm ganz und gar nicht.

,,Was hast du gesagt?" Mit diesen Worten sah er zu Teresa auf. Die Wirtin blickte in das Gesicht eines Mannes, der seit Nächten mit dem Schlaf zu kämpfen schien. Sie schüttelte den Kopf, als Zeichen, dass sie nicht zu ihm gesprochen habe. Kathz hatte diese Art Antwort bereits erwartet. Die zerstörte kleine Hoffnung auf eine Andere starb schmerzhaft in seiner Brust. Es kam in den letzten Tagen nicht zum ersten mal vor, dass er das Gefühl hatte, jemand würde zu ihm sprechen. Jedes Mal, wenn er sich umsah, schienen jedoch alle mit etwas anderem beschäftigt...oder es war niemand zu sehen. An Schlaf war kaum noch zu denken. Immer wieder hatte er dabei das Gefühl in tintenschwarzen, moorrastigen Boden zu versinken. Wurde heimgesucht von den immer gleichen grausamen Bildern und jedes mal dieser brennende Schmerz, wenn er erwachte. Als hätte man ihn die ganze Nacht gegeißelt. Immer wieder diese flüsternde Stimme, die wie scharfe Nägel durch seinen Nacken fuhr. Er konnte nicht mehr.

Wie wild schlug er auf die mit Stroh gefüllte Puppe ein. Traktierte sie mit mächtigen Hieben und Tritten. Der Schweiß rann ihm über den Körper. Seine Muskeln schmerzten bereits, doch er konnte nicht aufhören. Kathz musste sich verausgaben! Er sehnte so sehr die völlige Erschöpfung herbei. Einfach zusammen zu brechen und dann ohne Weiteres zu schlafen. Tiefer Schlaf, ohne sich vorher mit irgendwelchen finsteren Gedanken oder Ängsten beschäftigen zu müssen. Was hatte dieser verdammte Kerl mit ihm gemacht?! War es ein Gift, dass ihn langsam zermürben und in den Wahnsinn treiben sollte? Nein, Nein...schon wieder fing es an. Solche Gedanken durften ihn nicht mehr heimsuchen! Er musste sie verschließen. Sich ablenken.
Kathz versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Das Training ja. Seine Ausdauer musste gestärkt werden...

Seit einigen Stunden war Katzh ziellos durch die Stadt gelaufen.
Hatte versucht, das schmerzhafte Hämmern in seinem Kopf zu ignorieren, bis ihm ein Aushang auffiel. Eine Schwertkampfschule. Das Schreiben stach ihm förmlich in die Stirn. Er war heran getreten, wie hypnotisiert davon und mit jeder Zeile die er in sich aufnahm, schienen die Schmerzen in seinem Kopf nach zu lassen. Es war wie eine Offenbarung. Ja, das sollte die ersehnte Ablenkung sein! Mit einem mal war sein Kopf so frei wie nie. Völlig schmerzlos. Er fühlte sich so gut, wie seit Tagen nicht mehr. Kathz verlor keine Zeit, er setzte ein Schreiben auf um sich genau für diese Schule zu melden und gab es noch am selben Abend einen Boten mit. Sein nächster Weg führte ihn in seine Unterkunft und ins Bett. Plötzlich stand dem ersehnten Schlaf nichts mehr im Weg und innerlich Dankte er diesem Herrn Cordan dafür...offensichtlich seinen Verstand zu retten.


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Aus einer nächtlichen Begegnung wurde eine weitere. Die Schwertschule war ein guter Deckmantel für den suchenden Valerius, um junge Kämpfer zu prüfen. Die meisten versagten bei der Aufnahmeprüfung. Doch was er vor einigen Wochen ausgesäht, sollte Früchte tragen. Es meldete sich der junge Kathz Driall als Anwärter für den Unterricht bei ihm. Jener junge Mann ohne Respekt, gefüllt mit Schwachheit. Doch die Herrin hatte ihn zu sich gerufen, den Blick ihrer grünen Augen auf ihn gerichtet. Valerius pflanzte etwas in ihn ein, in jener Nacht am Strand. Die schwarzen Früchte des Leidens sollten reifen oder ihn gebrochen dahin raffen. Ein Krüppel, sabbernd seine Unzulänglichkeiten nach Außen tragend. Doch in dieser Nacht stand der Junge Mann vor ihm und Valerius wusste welchen Weg Kathz nun gehen würde. Schockiert, erstaunt, verblüfft schaute der rebellische Knabe. Rasende Wut paarte sich in Kathz offenbar mit völliger Ahnungslosigkeit. Der Sprößling wuchs und wurde zu einer reifen gierigen Pflanze in dessen Herzen . Es folgte ein Kampf aus blanker Verzweiflung und er bewirkte nichts gegen die geübten Paraden des Paladins. Ein mikriger Versuch sich gegen den Willen der Herrin aufzubäumen. Doch die schwarze Dame hatte ihn schon in ihren Bann, erkannte den Schmerz in ihm und löste seine Fesseln. Sie brachte die Früchte zur letzten Reife. Die Gemeinschaft ihrer Knechte empfing diesen neuen Leib und trank in inniger Zufriedenheit vom schwarzen Wein. Kurz vor dem Morgengrauen, da schwor der Mann Kathz der Herrin seine Treue, Valerius seinen Gehorsam und seinem Bruder und Rivalen Marik Respekt.

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aus -Jenseits der Maskerade-

Der Bruder...

„Geh und begutachte den Neuen!“
So wies ihn Valerius an.
So begann es...

Zwei Männer in der Finsternis vor den Toren.
Beide schätzten sich ab.
Doch nur einer begegnete mit Respekt.

Marik erkannte Willen und Stärke des Mannes.
Seine Respektlosigkeit war ihm zuwider.
Doch er führte Valerius zu ihm.

Die Prüfung war lang und Resultat finsteren Spiels.
Doch der Mann bestand als das Tier in ihm fiel.
Der Segen der Mutter wurde für ihn erbeten.

Der Mann schwor Treue. Der Herrin und Valerius.
Er schwor Respekt vor seinen Meistern und Brüdern.
Marik erkannte seinen neuen und ersten Bruder.

Kathz Driall.





Kathz Driall - Zweiter Schüler
- Die Kunst der Lüge -


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Geändert von Valerius Cordan (21.10.2014 um 16:58 Uhr).
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