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Alt 05.11.2014, 09:43
#9
Alessandra Rodin
Reisender
 
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Nach der Audienz mochte Alessandra nicht nach Hause gehen. Sie flüchtete an jenen Ort, den sie schon lange nicht mehr aufsuchte, ihren kleinen Bergsee bei Minoc. Sie wollte allein sein, niemanden sehen oder sprechen.

Hier konnte sie ein wenig vor sich selbst flüchten, aber auch vor all der Verantwortung, vor all den Konflikten oder Krisen, hier war sie einfach das Mädchen Alessandra, die nie aufhörte zu existieren, sondern stets nur unterdrückt wurde durch sich selbst.

Schon lange weinte das Mädchen in ihr nicht mehr, aber hier, am schönen Bergsee, konnte sie endlich ihren Gefühlen freien Lauf lassen und das kleine Mädchen nach außen dringen lassen. Es war jenes kleine Mädchen in ihr, das ihr zuflüsterte, all die Pflichten und Verantwortungen fallen zu lassen und wieder sie selbst zu sein. Für einen Moment fühlte sie sich wieder wie das kleine Mädchen, dass vor ihrem Vater floh und sich versteckte.

Lange hatte Alessandra nicht mehr geweint, sie konnte es sich nicht mehr leisten. Offizier der Garde, stellvertretender Jarl von Valarian, Mutter..wo blieb da noch Zeit zu weinen? Nur hier fühlte sie sich wieder frei, für diesen Augenblick liess sie es zu.

Der Oberst vertraute ihr nicht mehr, so schien es ihr, Das schmerzte sie mehr als ein Dolchstoß. Sie selbst verhielt sich ihm gegenüber wie ein störrisches Kind. Sie sah ihn einst als ihren Vater und nun verhielt sie sich wie eine Tochter; und doch war sie im Recht...zumindest in ihren Augen.

Langsam entledigte sie sich ihres Kleides und ihrer Schuhe und stieg in das kühle Wasser des kleinen Bergsees. Tief atmete Alessandra ein und schloss ihre Augen. Völlig in Gedanken tauchte sie tiefer in das kühle Nass und lächelte leicht. Es war jenes Lächeln, dass sie einst als junges Mädchen stets aufsetzte, wenn sie wiedermal zu rebbellieren trachtete. Und so gab sie sich den Gedanken an Jonathan hin, bis eine wohlige Wärme in ihr aufstieg und sie das kühle Wasser kaum noch spürte...

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