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Alt 27.09.2007, 09:35
S
#31
Kyra Linajah Glariel
Reisender
 
Registriert seit: 10 Sep 2003
Beiträge: 358

Ihr Herr hatte sich also entschieden, ein Gutshof auf dem Festland zu übernehmen. Nun gut. Es war seine Entscheidung. Auch wenn Kyra sich nicht so Recht mit dieser anfreunden konnte. Das einzige was sie noch tun konnte war, ihn nicht zu entäuschen. Er hatte ihr eine Aufgabe gegeben. Diese zu vernachlässigen, warf kein gutes Licht auf sie. Und auf ihn sicher auch nicht.

Die Steintafel hatte sie so gut es geht gereinigt. Sie enthielt Hinweise zu einem Ort, aber auch eine Warnung, die mehr als Drohung zu verstehen war.
So stand sie nun da. Vor dem Eingang zu einer großen Höhle. Nichts lies darauf erkennen, dass hier etwas besonderes zu finden war. Nur ein paar vereinzelte Tierspuren, führten in die Höhle hinein. Vorsichtig, die Fakel vor sich her haltend, tastete sie sich durch den Gang. Kleine Tiernochen zerbrachen knirschend unter ihren Schritten. Die Stützbalken die verhindern sollen, dass alles einstürzt, drohten jederzeit nachzugeben. Die Feuchtigkeit der naheliegenden Küste hatte das Holz Morsch und Marode werden lassen. Schimmel und Holzwürmer lieferten ihren Beitrag dazu. Verwesungsgeruch mischte sich unter die abgestandene Luft.
Viel Mühe schien sich derjenige mit seiner Behausung nicht gegeben zu haben, als Kyra ihren Blick durch ein kleines Gewölbe schweifen lies, von dem aus mehrere Gänge weiter in den Berg führten. Eine kleine Kochstelle hier, ein schlichtes, einfaches Lager dort. Eine Horde Ratten flüchtete panisch in die Dunkelheit.
Vorsichtig erkundete sie einen Gang nach dem anderen, die teils unfertig in den Stein getrieben wurden. In der Ferne waren einige Bewegungen auszumachen, was Kyra dazu veranlasste, einen anderen Weg einzuschlagen. Eine gewisse Ahnung liess ihr einen Schauer über den Rücken fahren.
Jeder Gang hatte sich bisher in gewisser Art und Weise von seinem Aufbau her geähnelt. Doch dieser hier war anders. Schmaler als die anderen. Sorgfältiger aus dem Stein gehauen. Stützbalken fehlten hier ebenso, wie die Fakelhalter, die sonst in regelmässigen Abständen an den Wänden zu finden waren.
Interessant jedoch war auch die Tatsache, dass sich am Ende eine Tür befand. Doch auch hier hatte die Zeit ihre Spuen hinterlassen, sodass es mit ein paar gezielten Fußtritten ein leichtes war, sich Zugang zu dem dahinterliegenden Raum zu verschaffen.
Ausser einem steinernen Stuhl und dem passenden Tisch, gab es soweit keinerlei Einrichtungsgegenstände. Kleine Nieschen waren ringsherum in die Wand eingelassen. Wachsreste verrieten ihre ehemalige Funktion.

Ihr Interesse galt jedoch etwas anderem. Einem kleinen Buch, welches mitten auf dem Tisch lag. Was jedoch wirklich ihre Neugierde erweckte, waren die kleinen Papierseiten, die sowohl auf der Buchseite, als auch über den ganzen Tisch verteilt lagen. Jede dieser Papierseiten wies eine Nummer auf, und war mit Löchern versehen. Mal etwas kleiner, mal länglicher. Einige hatten nur wenige Löcher, andere jedoch, wiesen unzählige auf.
Vorsichtig blies sie den Staub von dem aufgeschlagenen Buch.
"Der Geist besiegt die Materie. Aber ohne Materie ist der Geist nichts." Das war der Satz den man lesen konnte, wenn man die einzelnen, sichbaren Buchstaben die über die ganze Seite verteilt waren, aneinanderreihte. Nahm man jedoch eine Papierschablone weg, verschwomm die eigendliche Nachricht in den zusätzlichen Buchgstaben, die sichbar wurden. Fünf weitere Schablonen lagen auf der Seite, und mit jeder die entfernt wurde, wurden neue Buchstaben aufgedeckt.
Das ganze Buch enthielt nur Seiten aus Buchstaben und Zahlen, die scheinbar sinnlos niedergeschrieben wurden. Nur mit Hilfe der richtigen Anzahl von Schablonen, in der richtigen Reihenfolge aufeinandergelegt, offenbarte sich der wahre Inhalt.

Kyra wusste nicht, ob es das war, was man von ihr verlangte. Jedenfalls entschloss sie, das Buch und die Schablonen an sich zu nehmen. Peinlichst darauf bedacht, ja keine zu Übersehen, wickelte sie alles in ein Ledertuch ein, und schickte sich an, den Rückweg anzutreten.

L.
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