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Alt 13.09.2007, 15:01
#106
Nadirah Jin Zaykah
Reisender
 
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... ja sie hatte abgenommen, aber war es nicht verständlich? Hatte sie sich je einen Moment der Ruhe gegönnt? Nein, ihr fehlte im Augenblick auch nichts, wenn sie ehrlich zu sich war. So wie das Leben gerade verlief, lief es gut, bis darauf das sie sich mehr Zeit wünschte. Zeit, es wurde zu einem kostbaren Gut in ihren Augen.

Sie hatte Pläne, nicht für sich selbst unbedingt, doch sich teilweise einbeziehend. Der erste Plan der Anstand, war der Umzug ins Sommerlager. Ein neuer Ort, endlich, sie spürte wie der Boden auf dem sie Nacht für Nacht schlief sich mit der Energie der Frauen voll sog, und kaum mehr eigene Energie bot aus der sie schöpfen konnte. Bald wird es soweit sein, dachte sie. Doch gleichzeitig, fehlte die Zeit für den Kriegerrat.

Ein Rat für Krieger, ein Rat der einen Weg für jene junge ehrgeizige Recken ob Männlich oder Weiblich bot, der nicht direkt in die Heiligkeit oder in das Verderben führte. Ein Weg auf dem man entweder hervortrat oder ihn weiter ging, je nach eigenem Ermessen und Anstrebung des einzelnen. Ein Rat der Worte wie Ehre und Ritterlichkeit wieder mehr Sinn verlieh, ohne das man gleich den vollwertigen Weg eines Ritters ging. Ein Weg der Ziele bot. Ein Weg der Rechtschaffenheit im Herzen voraus setzte. Ein Weg auf dem es einerlei war, wie Gottgläubig man war, sondern der die wichtigen Aspekte im Charakter der Menschen verankerte. Sicher, es waren allesamt edle Schwerpunkte im Grunde, die vor sämtlichen gesellschaftsfähigen Glaubensrichtungen ihren Bestand behielten, doch sollte nicht der Glaube die Grundlage bilden, sondern die eigene Selbstüberzeugung, Charakterstärke und Weltanschauung.

Ein Krieger, war doch in erster Linie ein Mensch der sich zur Waffe berufen fühlt. Es war kein Mensch der seinen Gottglauben unbedingt an erste Stelle setzte, sondern eher seine Fähigkeiten mit der Waffe, die über sein Leben oder seinen Tod entschieden. Wer seinen Gottglauben höher setzte als diese erdigen, weltlichen und fürs schlichte Leben notwendigen Ansichten, der ging doch meist zu Templern, oder in die Garde oder strebte eben seinen eigenen Idealen nach. Ein Mensch dem das Kämpfen nicht liegt, dem es von jeher nicht gegeben war für sein Leben handfest zu reagieren, war keiner der sich Krieger nennen wollte im Grunde, und jene die nur nach der Klinge griffen um ihren verdorbenen Lebensziel zu folgen, taten es nicht ob ihrer Passion zur Klinge sondern um sich Völlerei und Wolllust zu finanzieren und sich in der dortigen Gesellschaft zu behaupten. Es waren Schlächter, ohne Gewissen, Prügelknaben ohne Ziele und Söldner ohne eine eigenen Meinung sondern mit stets jener ausgestattet die von ihren Auftraggebern mitbezahlt wurde. Schwache Personen, wenn man es neutral betrachtete.

Sie suchte einen Weg wie junge Leute ihren eigenen Weg, ihre eigenen Ziele fanden, eine Möglichkeit sie vor den Extremen zu bewahren ohne sie vor sich hindümpeln zu lassen, auf das sie sich von alleine in das ein oder andere Kopfüber stürzten. Hätte es diesen Rat damals gegeben, wäre Bartos dann jener der er nun ist? Was wäre mit dem jungen Sedan, würde der kleine Larthay noch immer nach einem Lehrmeister suchen? Sicher sie alle haben ihre eigene Lebensgeschichte, und sie wollte auch keinen roten Faden bieten an dem man sich um Biegen und Brechen festhalten musste, dieser rote Faden der sich durch die Gedanken all jener passionierten Krieger ziehen sollte, sollte ein wahrnehmbarer Schatten sein, an welchem sich Licht und Dunkel brachen, um selbst zu erkennen was Richtig und Falsch war, um sich selbst in Frage zu stellen ob man auf dieser oder der anderen Seite stand. Der einem jeden den Weg zu dem eigentlichen Lebenssinnziel erleichtern sollte.

Sicher es würde immer die sogenannten „Guten“ geben, doch was würden sie tun, was würden zum Beispiel die Templer tun wenn die gesamte Menschheit sich in Gottesfürchtigkeit und Ehre übereifert? Ihr Ziel wäre erreicht, ebenso wie wenn die andere Seite vorherrschen würde. Wenn Leute wie Karex es schaffen würden ihre schwarze Aura auf das gesamte Land zu legen, würde die Menschheit samt ihnen selbst nicht lange existieren. Und immer wieder gab es junge Menschen die sich zu früh für die eine oder andere Seite entschlossen – oder noch schlimmer, für gar keine. Und meist war es ein Teil der dunklen Seite der sie versinken ließ. Strahlend hell waren ihre Sterne aufgegangen und wie Kometen fiel stets ihr Licht erlöschend vom Himmel.

Doch wie sollte sie dies alles vermitteln? Wie sollte sie sagen was ihr Herz in unaussprechlichen Worten, ihr mitteilte. Wie sollte sie die anderen Ratler darauf einigen. Und vor allem, wie sollte sie es der großen Masse vermitteln... ... sie hatte beschlossen sich durch Taten zu verständigen, doch dieses Unterfangen zeichnete sich als riesig ab. Der Weg der vor ihnen lag, vor ihr und den anderen Ratlern, war voll mit Steinen. Steine die andere Wege von dem eigentlichen Ziel fernhielt. Und so musste sie sich um Heiler und Schausteller, um Schmiede und Händler, um Kämpfer und Gastwirte kümmern, so musste sie waghalsiges Leisten um großartiges zu ernten.

Kurz schloss Nadirah die Augen und blickte in den Karotteneintopf vor ihr. Diese Mahlzeit schien im Augenblick ein viel größeres Gewicht auf ihr abzulegen als, all Voraussichtungen in der nahen Zukunft. Es bangte ihr nicht vor der Arbeit, im Gegenteil, sie freute sich darauf ihren Beitrag dazu zu leisten, sich selbst im Spiegel zu sehen um zu sagen, ich habe alles gegeben. Auf genau dieses Gefühl ob es sie nun heben oder erdrücken würde, wartete sie. Dennoch waren diese Ziele eher selbstlos. Sobald dieser Rat funktionierte, wollte sie, so es Interessenten gab oder der Adel sich gegen sie aussprach ihren Platz anderen überlassen.

Sie konnte nicht zwei verantwortungsvolle Plätze einnehmen, glaubte sie. Und vor allem, sie spürte wie sie bei all ihren Plänen, für zwei Personen viel zu wenig Zeit hatte. Caity und Yael. Wäre sie jemals gezwungen ein “normales” Leben zu führen, dann wären diese beiden Personen „ihre“ Familie wohl. Ihre Ziehtochter und ihr Geliebter. Doch wie sollte sie dies alles vereinen? Ihrer Ansichten überkreuzten sich an diesem Punkt. Einerseits, setzte sie das Allgemeinwohl, und damit ihre Pflichten als Gründerin des Lagers als auch als Ratlerin über ihre eigenen Bedürfnisse, doch dadurch vernachlässigte sie Menschen die ihr persönlich wichtig waren. Und nur weil sie eine tiefe persönliche Bindung zu eben jenen beiden Menschen hatte, darf es nicht heißen, das sie eben jene vernachlässigen darf, weil diese beiden Menschen für ihr eigenes Wohlergehen beitrugen. Nein im Grunde musste sie sich völlig ausschalten. Im Grunde musste sie Caity und Yael mit aller Zeit gegenübertreten die es gab, weil sie diese beiden Menschen eben persönlich treffen und verletzten würde, wenn sie ihr Engagement übertreiben würde.

Ihr Eintopf war nun mehr ein Brei, Karotten mit dem Holzlöffel zu einer pampigen Masse zerdrückt und noch immer ließ sie ihren Gedanken freien Lauf, wenngleich das Essen nicht gerade weniger wurde, sondern eher aufquellte.
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