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Alt 08.10.2022, 16:13
#6
Lina Marial
Reisender
 
Registriert seit: 30 Mar 2022
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11.Nugor (Fruehling) 1338

Liebes Tagebuch,

drei Monate sind vergangen. Herje, die Zeit rast! Ich bin nun über ein Jahr hier auf dem Inselreich und muss gestehen, mir wird ein wenig schwindelig, wenn ich zurück schaue. In diesem Jahr ist so unheimlich viel passiert. Nicht nur um mich herum - sondern auch mit mir selbst. Ich habe das Gefühl, ich bin eine ganz andere Lina als noch vor gut einem Jahr. Vor allem Herrn Sasperus und Har muss ich danken, denn sie brachten mir das Schreiben und das Rechnen bei. Und das ist wirklich sehr viel Wert. Es ist ja nicht so, dass ich nichts konnte - aber es war absolut nicht genug. Nun schreibe ich ein Tagebuch! Das wäre mir damals nie in den Sinn gekommen.

Ich würde gern mit einem sehr wichtigen Thema beginnen. Denn dies ist eine Sache, die wohl mein Leben bedeutend ausmalt. So ist es hübsch umschrieben.

Vor einem Jahr - als ich noch sehr neu hier war - lernte ich Varkon zu Minoc kennen. Ich lernte ihn im Tala kennen und hatte ihn gleich gern - obwohl er riesengroß und bärig ist. Es ist nämlich so, dass er sehr viel lacht und Witze macht. Er hörte mir zu und nahm mich ernst. Zumindest hatte ich damals das Gefühl. Er bot mir an sein Haus - seine Taverne zu bewirtschaften. Diese befand sich zu dem Zeitpunkt aber noch im Aufbau. Er lag mir außerdem ans Herz das Rechnen tiefergehend zu lernen. Und deshalb nahm ich Unterricht bei Herrn Sasperus.

Leider hatte ich danach keinerlei Kontakt zu Varkon. Ich hatte ihn sicherlich dreimal geschrieben - denn ich wollte unbedingt bei ihm beginnen. Nicht nur, weil ich arbeiten wollte ... sondern auch, weil ich unbedingt mit ihm Zeit verbringen wollte. Er ist ein guter Mann, das hatte ich sofort gespürt. Aber da er nie antwortete - habe ich mir von Frau Vandorez Mut machen lassen es selbst zu probieren. Und dafür werde ich ihr immer dankbar sein! Ich glaube, ohne ihren besonderen Zuspruch und ihre Weitsicht hätte ich es niemals gewagt, die Schlemmerstube zu eröffnen.

Trotzdem - wenn ich ehrlich bin, hatte mich der Gedanke, in einem großen Haus mit Menschen zusammen zu arbeiten, nie wirklich los gelassen. Ich glaube, ich bin in der Stube sehr gewachsen- ich habe das Wirtschaften erlernen müssen und habe mir wirklich viel Mühe gegeben. Und! Ich habe eigentlich durchweg guten Rückruf erhalten. Das macht mich wirklich stolz.

Aber... Varkon suchte vor einigen Wochen nach einem Wirt und ich muss gestehen, mir kochte das Blut. Warum denkt er denn nicht an mich hm?! Warum fragt er mich denn nicht einmal? Wir hatten damals doch so weitgehend gesprochen - ich hatte sogar Träume von ihm... der Taverne und derlei. Zuerst war ich recht mundarm, muss ich gestehen. Aber ich hatte beschlossen ihn darauf anzusprechen. Schweigen und beleidigt sein hilft bei sowas nicht unbedingt weiter, oder?
Das Gespräch mit ihm war... gut. Ich habe wieder bemerkt, wie sehr ich ihn mag. Er ist sehr selbstverliebt - aber das macht es irgendwie auch lustig? Er hatte mir erklärt, dass er mich der Schlemmerstube nicht fragte... ich hatte meine kleine Taverne und derlei. Und irgendwie - wenn ich es aus seinem Blickwinkel betrachte - hat er ja recht. Ich habe ihm trotzdem gesagt, das mich das etwas gekränkt hatte...
Wir sind zusammen gekommen in der Hinsicht, dass ich diese Schenke bewirten darf. Er möchte daran nicht verdienen ... im Grunde wollen wir Beide Dasselbe. Wir wollen einen Ort schaffen, an dem man beisammen sein kann. Warum auch immer! Und nun kommt noch die Sahnehaube: Eine Frau war mit in der Taverne, als ich mit Varkon sprach. Und siehe an - auch sie wollte sich bewerben.
Adina ist allerdings keine Vollblutswirtin. Sie ist eigentlich magisch begabt und voller Abenteuer! Doch sie wollte den Ort und die Arbeit nutzen um mehr Kontakte zu knüpfen.
Ja und was soll ich sagen?! Wir verstehen uns blendend. Sie ist etwa 10 Jahre älter als ich - miniklein - hat lange blonde Locken, ist sehr zierlich und ihre Haut ist hell wie Kreide...ich finde sie... wunderschön? Darf ich es so schreiben? Ja doch - wenn es doch so ist?! Ihre Augen sind ganz grau! Wie Stein, der von der Sonne beschienen wird...

Wie dem auch sei! Wir haben ein Frühlingsfest veranstaltet und das war so etwas wie unsere persönliche Probe. Wir hatten vorweg vereinbart, dass sie mehr das bewirten im Raum übernimmt und ich das Essen bereite. Es hat wirklich funktioniert. Als würden wir schon ewig miteinander arbeiten. Es war wirklich anstrengend! Aber wir hatten trotzdem Zeit um zu lachen und liebe Worte zu wechseln. Ich muss gestehen, ich gehe davon aus, dass ich eine weitere Freundin gefunden habe - mit der ich nun sogar zusammen arbeiten darf.

Nun ist es so, dass ich heute die offizielle Schließung der Schlemmerstube bekannt geben werde. Oder eher deren Umzug? Zumindest das Schlemmern wird nun im labilen Lindwyrm möglich sein. Ich weiß - ein äußerst hässlicher Name für eine Taverne, oder?
Ich werde das, was ich in der Schlemmerstube lernte und führte in der anderen Räumlichkeit fortsetzen und habe mehr Platz und arbeite nicht alleine! Es ist also irgendwie besser... zumindest fühlt es sich besser an. Trotzdem ist das Schließen der Schlemmerstube kein einfacher Schritt. Es tut etwas weh. Ein Trost ist, dass ich in diesem Haus wohnen bleibe. Es wird mein kleines Wohnhaus - mit einer perfekten Küche! Eigentlich benötige ich nur noch ein Bett und einen Schrank. Und dann ist es vollwertig, wie ich finde.

Ich habe gerade versucht, mich an alles zu erinnern, was in den letzten 3 Monaten war. Aber der Winter ist immer so.. trist? Es macht keinen Spaß. Es ist kalt und man versucht so viel Zeit wie möglich vor dem Kamin zu verbringen, mh?

Vielleicht möchte ich auch erwähnen, wie es mit Alvarez... ging oder geht? Sagt man es so? Ich habe - ehrlich gesagt - immer ein wenig die Sorge, dass irgendwer mein Tagebuch finden würde. Und dann habe ich den Salat. Und aus diesem Grund werde ich nicht alle meine Gedanken nieder schreiben, die in meinem Kopf schwirren.

Aber dies kann ich sagen. Alvarez ist der süßeste Schmerz - den ich kenne. Warum Schmerz? Ganz einfach - er weckt in mir Gefühle, die ich nicht kannte. Negativ behaftete Gefühle. So etwas wie Eifersucht kannte ich vorher nicht. Aber es schlummert scheinbar in mir... es wurde aber geweckt, muss ich sagen. Ich wurde von mindestens drei Personen darauf aufmerksam gemacht, dass Alvarez aber eigentlich mit Feline "etwas hätte". Drei Mal wurde es mir auf die eine oder andere Art näher gebracht - natürlich immer mit dem Hintergedanken mir zu helfen? Ich weiß es nicht.... ich kenne diese Feline nicht einmal. Sie gehört zu seiner Sippe - ist also seine Familie. Sie ist nun schon jahrelang mit einem Fluch belegt - der ihr ihre schöne Stimme stahl. Sie hatte eine sehr schöne Stimme; so wurde es mir gesagt. Ich möchte gar nicht so viel über diese ganzen Nachreden sprechen - denn es hat mich fast rasend gemacht.
Dann war da noch eine Situation mit Liandrel - einem wirklich sehr... grünen Elfen. Ich mag ihn sehr gern, muss ich gestehen. Wir haben nun schon einige Stunden gesprochen und ihm habe ich mich auch ein wenig anvertraut, was Alvarez betrifft. Ich habe ihm anvertraut, dass Andere ihn schlecht reden - mich regelrecht vor ihm warnen und derlei. Was ich unmöglich finde! Denn der Alvarez - der pure Alvarez ist nun wirklich nicht... schlecht?... Wenn sie alle nur wüssten...?!
Nun!
Ich hatte ihm außerdem gesagt, dass ich annehme, dass ich Alvarez lieber mag - als er mich... warum ich das denke? Hach, wenn du mich nun seufzen hören könntest...? Ich weiß es nicht. Es ist einfach manchmal so, dass ich nicht weiß, woran ich bin? Alvarez ist ein Mann der Worte aber mir gegenüber äußert er selten liebevolle Worte. Ich denke.... weil er ein Mann ist, der eigentlich mit Worten spielt, schenkt er mir keine Worte - damit ich nicht denke, er würde spielen? Ahhh... das hört sich verwirrend an, oder? Aber das ist es auch! Das Schöne ist, dass es Momente gibt, in denen ich seine Gefühle zumindest fühle und sehe - wenn er mich anschaut..
Wie dem auch sei! Liandrel brachte Alvarez dazu über Gefühle zu sprechen - über seine Familie... über Liebe - ob ich den Platz einer Familie für ihn einnehmen könne... und so... und was war?!
Alvarez meinte, dass wir beide noch am Beginn wären und ist hinaus geflohen. Was soll ich da denken? Wie soll ich da reagieren? Was soll ich tun? Ich war froh, dass Liandrel da war denn es schwappte über. Ich habe geweint und Liandrel konnte mir wirklich helfen. Er hatte mir klar gemacht, dass es mit einer Liebe und einer Beziehung nicht so wäre, dass es ein Wettrennen sei. Es ginge nicht darum, wer liebt wen schneller und doller und tiefer - wenn beide sich für eine Beziehung entscheiden ist es vorerst ausreichend. Der Rest würde einfach kommen. Ich sollte Alvarez danken, dass er sich mir teilweise öffnet und ihm klar machen, dass er das bei mir machen könne... das er und alles von ihm bei mir sicher wäre. Und so handhabe ich es derzeit - und ich vermute, dass es funktioniert? Ich weiß noch, als ich Alvarez kennen gelernt hat. Er hat mir nicht nur einmal an die Stirn gestupst und gesagt, dass ich nicht so viel mit meinem hübschen Kopf denken solle.
Ja... das mache ich wohl wirklich? Ich möchte einfach nichts falsch machen. Denn ihm gehört doch mein Herz?

Meine liebe Nessyma hat große Angst vor Elfen. Es begann mit einer Situation, die Liandrel verzapft hatte. Er hatte sich zu einem großen Monster verzaubert, weil er Nessyma abschrecken wollte - weil er keine Felle mit ihr teilen will. Hört sich dumm an - ist es auch ein wenig weil Nessyma sowas ja nie tun würde?!
Dies war der Auslöser für Nessymas Angst. Und sie hat wirklich Angst. Es ist so schade! Ich hoffe sehr, dass sie diese Angst überwinden kann. Aber ich glaube fest daran... zumal ihr Kervos sicherlich dabei helfen wird...!

Nun, wo der Frühling da ist, kann ich wieder aktiver im Garten arbeiten. Darauf freue ich mich und ich werde es gleich beginnen. Ich werde das Beet ein wenig mulchen und erst einmal Kartoffen ziehen. Sie lockern den Boden so schön...

Auf bald!
Lina
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