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Alt 15.06.2009, 14:20
#17
Beofin Thjold
Reisender
 
Registriert seit: 23 Apr 2009
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Nur das leise Kratzen einer Feder auf Pergament war in dem Raum zu vernehmen. Ab und an unterbrochen von dem Krächzen von Vogel-Bargon.
Die Krähe saß über Beofins brütendem Kopf in dem Bücherregel und beobachtete die Frau bei ihrem treiben. Eine einzelne Kerze flackerte auf dem Tisch, als der Wind durch die Türritzen zog und Beo zog den Umhang fester um die Schultern. "Wird Zeit das ich einen Kamin bauen lasse..."
murrte sie leise, völlig in das Buch vor sich vertieft.
Mit einem tiefen Seufzer, kommentiert von einem weiteren, leisen Krächzen, schrieb sie weiter.
Sie saß in "Ihrem" Haus.
.... Mein Haus....
Diese zwei Worte flossen jedesmal wie geschmolzene Butter über ihre Lippen.
Es war sicherlich noch etwas karg eingerichtet, doch das würde sich ändern mit der Zeit. Zu viel war passiert und würde noch passieren.

Ich finde kaum noch Zeit um in der Krähe zu arbeiten und wenn ich mich mal in Britain blicken lasse, verweile ich dort lieber als Gast, den als Schankmaid. Mir wird jedesmal speiübel wenn ich diese "Adligen" dort sitzen sehe. Mit hocherhobenem Kinn und einer Arroganz, die über das weite Meer hinauszureichen scheint.
Soll man solchen Menschen besonderen Respekt entgegenbringen ? Wofür ? Sollte ein Handwerker nicht mehr respektiert werden, für seine gute Arbeit, denn eine Hofdame die den ganzen Tag nur durch das Schloss schleicht und sich das hübsche Köpfchen über das nächste Bankett zerbricht ? Warum sollte ich einen Ritter mehr respektieren denn einem einfachen aber genauso mutigem Krieger ?
Ich verstehe den Sinn dahinter nicht. Ist man ein besserer Mensch weil man in eine Adelsfamilie hineingeboren wurde ? Oder nichteinmal das...
Warum soll ich als erwachsene, selbstständige, willensstarke Frau vor den Füssen einer Person kriechen, der ich und die Allgemeinheit nichts zu verdanken hat? Wegen eines Titels ?
Ach sollen sie doch alle machen was sie wollen in ihrem kleinen Schlösschen. Sollen sie ihre Feste feiern. Blind ihrem störrischem Glauben folgen und sich darüber pikieren wie ungehobelt sich der gemeine Pöbel benimmt. Sollen sie nur weiter so tun als wären sie etwas besseres. So habe ich zumindest etwas zum Lachen.
Aber ich sollte mich darüber nicht allzusehr aufregen. Im moment läuft alles einfach zu gut. Ich scheine bald wirklich meine eigene Taverne zu bekommen. Mein Haus ist fertiggestellt und halb eingerichtet. Bargon ist wundervoll wie immer, trotz einiger Streitigkeiten. Aber allein das Aufwachen an seiner Seite ist jeden Ärger wert.
Und schlussendlich ist auch endlich nelenya nach Yew gezogen. Es könnte im moment nicht schöner sein. Ich habe all meine Lieben um mich herum und sogar zwei Dächer über dem Kopf.
Ludia hat mich wahrlich gesegnet. Womit auch immer ich das verdient habe.


Mit einem weiteren, wohligen Seufzer nahm sie die Feder vom Papier und sah geistesabwesend aus dem Fenster. Die zierlichen Finger ihrer rechten Hand umspielten die Erhöhungen und Vertiefungen ihres Amuletts, das sie neuerdings immer trug. Wärend sie mit den Fingerspitzen über die feinen, kupfernen Schuppen des Drachen fuhr, der sich elegant um einen Würfel schlängelte, murmelte sie ein leises Gebet. Ein Gebet an die beiden Göttinnen, die sie ihr Leben lang begleiteten, und die unterschiedlicher nicht seien konnten.
Nach einer Weile schloss sie die Augen und ein fast schon ekstatischer Schauer fuhr ihr über den vernarbten Rücken.
Dann schloss sie, mit einem breiten grinsen, das kleine Notizbuch und schob es neben Vogel-Bargon ins Regal.
Die Feder landete wieder im Tintenfass und Beo schob ein anderes Buch vor sich. Daneben breitete sie ein leeres Pergament aus und begann in dem Yewer Amtsbuch zu lesen. Nebenher, sie achtete garnicht auf das was sie schrieb, flogen ihre Finger über die leere Schriftrolle und füllten diese mit Notizen. Es würde ein langer Abend werden, doch bei Ludia, Bargon gab ihr eine Aufgabe die sie mit mehr Leidenschaft und Hingabe erfüllen würde als jede andere.
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Geändert von Beofin Thjold (15.06.2009 um 14:24 Uhr).
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