Thema: Drachenburg
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Alt 21.09.2022, 03:14
Der 3. Cun 1338 Außeneinsatz
#3
Mila Vandorez
Reisender
 
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Es etwa Vormittag als Vandorez aus der Halle der Legenden trat. Ein heller Lichtstrahl erhellte den Platz vor den Toren, an diesem Morgen. Ein heller, fahler, kalter Sonnenstrahl, nicht warm genug um zu wärmen. Sie blickte in die Gesichter von Sasperus, in seiner Ettinrüstung, die eine athletische Figur zum Ausdruck brachte, dazu das weiße Haar und die allzu vornehme Mimik und Haltung. Dann sah sie Tirindial, einen Hochelfen, etwas offener in seiner Erscheinung als die meisten anderen Hochelfen. Sie wusste dass er Vertrauenswürdig ist, doch sie musste sich noch auf sein Körpersprache einstellen. Sein Haar war lang und verlieh ihm etwas Wilderes, im Vergleich zu anderen Hochelfen die sie bisher kennengelernt hatte und etwas Stolzes. Es fiel ihr schwer einen Elfen einzuschätzen, noch immer verwirrte sie die Arglosigkeit der Elfe Naira, sie konnte soviel Arglosigkeit kaum mit dem dazugehörigen Lebensalter in Verbindung bringen, von dem sie nur wusste dass es mindestens viermal Länger währte als ihr eigenes Leben. Dann trat Brehgo von der Seite dazu. Er trug einen Gugel und war schlecht drauf. Vandorez vermutete dass es eine gewisse Unsicherheit mit sich brachte. Generell wirkten die beiden Magier recht sparsam. Sie hatte das Gefühl, dass auch sie etwas mit dem Temperament des Elfen überfordert waren. Aber es war gut, wenn man sich so kennen lernte, und gleichfalls zu respektieren lernte. So wuchs man zusammen zu einer richtigen Einheit, so pegelte man sich gemeinsam auf eine Moral ein. Ihre Entscheidung die Festung auch von der Südseite auszuspionieren, war gewagt, ja durchaus riskant. Aber von nichts kam nichts. Manchmal musste man Risiken eingehen, und es war besser der Trupp wusste sofort, woran er mit ihr war. Sie erwartete Handeln und kein Gerede.
Als sie die Burg Richtung Südosten verließen, stand die Sonne etwa im Zenit. Sie würden zu einer reichlich unerwarteten Zeit eintreffen wohl. Kaum einer erwartete Aufklärungsmissionen zur Mittagsstunde da sie sehr riskant waren. Es war alles in Allem ein riskanter Einsatz das konnte sie nicht von der Hand weisen. Dazu trieb sie die Männer dann zur Eile an, damit sie mit der körperlichen Anstrengung den Kopf etwas frei bekamen und es half, als sie das Feindesland betraten waren sie alle recht gut abgestimmt und diszipliniert. Etwa zum frühen Nachmittag erreichten sie das Gebirge und befanden sich nun zwischen der Wehranlage und Aldfur im Süden. In Vandorez' Blut regte sich Lorica. Zurück blickend hätte sie dort eine kleine Verschnaufpause einhalten müssen, damit sich alle noch mal einander versicherten. Das klar war was nun kam. Noch einmal die Zeichen abgleichen. Doch sie trieb den Trupp weiter. Sasperus und Brehgo zeigten genug Zurückhaltung um leicht koordiniert zu werden. Die Kommunikation mit dem Elfen gestaltete sich als schwieriger. Sie missverstanden sich, ungewollt aber gründlich. Wo Vandorez gern gesehen hätte welche Risiken er einging, zeigte er mehr Disziplin und wartete auf Weisung womöglich. Als dann noch die Schutzzauber nachließen, war ein kurzer Moment der Unruhe. Sie wollte auf die Schutzformeln lieber verzichten, sie konnte noch nicht einschätzen wie hellhörig der Feind war. Doch dann nickte sie und sie nutzte einen Moment um die Truppe zu sammeln. Sasperus war souverän Präsent, Brehgo eher widerwillig und der Elf vermutlich von ihr ebenso verwirrt in dem Moment, wie sie von ihm. Doch sie gab dem ganzen Raum, damit man es als Einspielen verstehen konnte, es mussten nur alle ernsthaft daran arbeiten und nichts spornte so sehr an, wie ein kalkuliertes Risiko. Erst näherte sie sich der Mauer bis auf fünf Fuss im Schutz der Bäume. Dann dem Tor wohl auf fünfundzwanzig Fuss, dann auf zwanzig und schließlich noch auf fünfzehn Fuss. Vandorez lag in einem kleinen Graben auf dem Bauch, als eine Bodenpatroullie bis auf fünf Fuss nah kam. Sie zwang sich zur Ruhe, doch war sie bereit einem Entdecken jederzeit einen Konter entgegen zu setzten und den Mann schnell und effizient zu töten. Der Rückzug war gut abgesprochen gewesen und am Wassertag würden sie dann von Norden aus dem eigenen Land sehen können, in welche Alarmbereitschaft das den Feind gesetzt hätte. Sie wusste dass der Elf ganz in ihrer Nähe war und auch Brehgo war nicht weit. Alle verhielten sich nahezu erstarrt und ein durchatmen ging durch Vandorez als die Patroullie ablenkte. Aber sie wollte noch mehr sehen. Die Wehranlage war stark besetzt. Es irritierte sie. Doch sie sah wenig Möglichkeiten einen zögernden Trupp näher zu treiben. Sie hatte die Risikobereitschaft aller an diesem zum Nachmittag gereiften Tag ausgereizt, doch sie wollte sich das ganze direkt noch am gleichen Tag von der Nordseite ansehen.
Sie hatte ein Gefühl für das Gelände bekommen. Die Truppen waren abgelenkt und rechneten mit niemanden aus Süden, dazu unterbesetzt. Vandorez hatte von Süden etwa etwas mehr als ein halbes Dutzend aus gemacht. Das klang vielversprechend. Sie trieb die Leute erneut zur Eile an, und zwang sie gar in einen Dauerlauf, als sie im Heimatlichen Boden wieder Fuss fassten. Als sie den Fluss überquert hatten, triumphierte Vandorez innerlich schon. Egal was jetzt noch geschehen mochte, es war bereits ein guter Einsatz. Jetzt würde sie keine weiteren Risiken mehr eingehen. Sie näherten sich wohl auch von Norden auf etwa zwanzig Fuss als Vandorez den Trupp anhalten ließ.
Sie löste das Fernrohr und spähte den Feind so gut es ging aus. Sie sah auch Tirindial den Feind in Augenschein nehmen. Wieder wollte der Elf ihr was mitteilen, was sie nicht recht verstand. Sie deutete es als Warnung noch näher heran zu kommen und befahl den Rückzug, sie hatte alles gesehen, was sie zu sehen begehrte. Sie war bester Laune, als sie zur Dämmerung durchs Tor der Drachenburg traten und hätte gerne direkt ein Bier angehoben, doch ihre Männer schienen nicht sonderlich zufrieden zu sein. Dennoch keiner ließ durchblicken, dass ihn mehr als die feuchte, dreckige und kalte Kleidung stört. Sie würde es Ruhen lassen, es war kein einfacher aber ein erfolgreicher Einsatz gewesen. Vielleicht mussten die Magier erst mal eine Nacht darüber schlafen. Sie sagte bis zum Wassertag abend Freigang zu, sie selbst würde am morgigen Tage wieder im Sattel auf dem Weg nach Minoc sein. Es war gut dass sie den Wassertag für eine Nachbesprechung angesetzt hatte, so konnte sich jeder, sie selbst eingeschlossen noch in Ruhe Gedanken über den Einsatz machen. Es gab Verbesserungsmöglichkeiten gerade was das mit den Schutzformeln betraf. Und sie musste sich unbedingt bekannter mit Tirindial machen um ihn besser einschätzen zu können. Sie war sich unsicher, wie er zu den Risiken stand. Sie hatte von allen noch die Sichtungsberichte gefordert. Der Elf hatte etwas mehr ausmachen können als sie. Es war stockfinster und nur einzelne Laternen erhellten den Hof mager. Brehgo war ihr noch in die Halle gefolgt. Vandorez verstand sein finsteres Gesicht nicht. Sie hatte das Gefühl er wollte mit ihr noch sprechen, doch als sie sich zum Essen setzte, verabschiedete er sich. „Erfrischend ereignislos“ hatte er zu ihr gesagt, als sie ihn nach seinen Gedanken fragte.
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