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Alt 29.09.2003, 16:37
#97
Vior'la Lyth
Reisender
 
Registriert seit: 11 Jan 2003
Beiträge: 117
Seit dem Vior'la das Gutsanwesen verlassen hatte sind 2 Wochen in das Land gestrichen.
In diesen beiden Wochen hat sie kein einziges Mal die Gemächer der Bruderschaft verlassen- aus Angst, dass Vadrak oder sonst einer sie findet.
Zwar hätte sie verkleidet an das Tageslicht gehen können, aber sie wollte Dorian unter keinen Umständen allein lassen. Und eine verkleidete Frau mit einem Monat alten Baby auf dem Arm wäre zu auffällig.

Nein, sie wollte ersteinmal mit sich selbst ins Klare kommen.
Also blieb sie lieber dort und vertrieb sich die Zeit mit denken...

Allerdings schafften es Rakos, Rea oder auch Aramil ab und zu, ein Lächeln auf Vior'las Gesicht zu zaubern... wofür sie den dreien sehr dankte. Allerdings blieb ihr Blick die ganze Zeit über traurig und nachdenklich.

Die kleine Piekswunde an Dorians Finger war mitlerweile schon verblasst.
Er hat die Taufe im Sinne Volos sehr gut "überstanden".
Das Ritual war nicht nur für den kleinen neu.... auf Vio hat sie das erste mal Vollzogen.
Da die Anhänger Volos eigentlich eher im Verstecktem beten, glauben und somit auch taufen, hat selbst Vio nicht oft eine mitgemacht.
Aber als sie an die 10 Sommer alt war wurde ihr Cousin getauft.
Der Täufer hat ein paar Tropfen seines Blutes mit dem des Kindes gemischt und heilige Worte beim Mischen gesprochen.
Danach wurde das Zeichen Volos auf die Strin des Kindes mit dem Blut gezeichnet und wieder Worte Volos gesprochen.

Aserea hat ihr bei der Vollziehung der Taufe geholfen. Sie hat den kleinen gehalten und Vior'la eine kleine leere Flasche gereicht, in der sie das Blut mischen konnte.
Vior'la selbst hat Dorian getauft, der mit Kulleraugen das Geschehen begutachtete.

Nun war der kleine wieder bei "Null" angekommen.
Er hatte nun ein Ohr von beiden Göttern... und hatte die Möglichkeit, sich nun doch noch zu entscheiden... wenn er selbst weiß, was er will.

Vadrak wollte sie all dies nicht erzählen.
Sie hat all dies nicht getan, um Vadrak etwas auszuwischen... sie hat all dies getan um ihr Gewissen zu besänftigen... und um Dorian eine Chance zu geben, die sie selbst und viele andere nie hatten.

Sie fühlte sich so sicher in den Gemächern der Bruderschaft wie nirgends.
Und trotz dem Gefühl, fühlt sie sich schlecht.
Ihr Herz sehnt sich so sehr nach Vadrak.... und es fängt mit jeder Minute mehr an zu schmerzen....
Allerdings verbietet ihr Verstand ihr den Kontakt mit Vadrak... da dieser Mensch ihr so sehr weh getan hat, weh tut und mit sicherheit und auch noch weh tun wird. Denn sie sind einfach zu verschieden... und doch so Seelenverwandt.

Der kleine Dorian scheint die Unruhe in seiner Mama zu merken... oder aber er vermisst seinen Papa und seine große Schwester.... oder aber das Umfeld sagt ihm nicht zu...
was auch immer es ist, Vior'la spührt, dass er angst hat.
Und angst... soll er nicht habt.
Vior'la selbst hatte als Kind vor allem und jedem Angst... und dadurch hat sie vieles verpasst... und vieles falsch verstanden.

Wenn Dorian in ihrem Arm weint und aufgewühlt strampelt, singt Vior'la immer sanft und leis ein Lied, das ihr ihre Mutter einmal vorgesungen hat und ihr ein wenig Mut geschenkt hat.

Angst hat keinerlei Freunde,
trotzdem kennt man sie gut
denn sie macht sich lieber Feinde
und sie frisst am liebsten Mut.
Keiner kann sie leiden
doch sie hat jeden gern.
Sie kennt auch jedes Wesen,
egal ob nah oder fern.

Ich bin dein kleines Lied,
ich stärk dich bei Gefahr.
Egal was auch geschieht,
ich bin für dich da.
Einmal in deinen Ohren
geh ich da nie mehr hinaus.
Denn ich habe es mir geschworen
ich schütze dich und dein Haus

Deine Angst ist wohl auch meine
denn sie lebt von dir und mir.
Im dunkeln und alleine
nagt sie an mir und dir.
Wir können und verbünden,
wir beide du und ich
und unsere Angst ergründen
ich lass dich nie in Stich.

Jetzt bist du meine Heimat,
denn in dir geht es mir gut.
Dein Herz ist meine Einfahrt
und dein Lauschen wird mein Mut.
Wir beide unzertrennlich
jagen alle Ängst for.
Denn ich weiß du erkennst mich
auch am dunkelsten Ort.

Ich bin dein kleines Lied,
ich stärk dich bei Gefahr.
Egal was auch geschieht,
ich bin für dich da.
Einmal in deinen Ohren
geh ich da nie mehr hinaus.
Denn ich habe es mir geschworen
ich schütze dich und dein Haus


Eigentlich beruhigt sich der kleine immer bei den sanft gesungenen Versen sehr schnell.

Trotzdem spührt Vio, dass dies nicht das wahre für ihn ist.
Wie Rea schon gesagt hat... ist der kleine ein Riesenwunder... dem man alles gute geben sollte, was man ihm geben kann.
Das Vadrak ein guter Vater ist... weiß Vior'la.... das sie eine guter Mutter ist... möcht sich auch nicht abstreiten. Das Yanya eine supergute Schwester ist, ist auch klar... eigentlich war ihr kleines Familienleben das beste, was einem passieren kann.

Ihr war klar, dass sie eigentlich bloß ein wenig einstecken müsste... auf Vadrak zugehen... alles austragen und wieder von vorn anfangen. Aber... Vio wollte neu erobert werden. Sie wollte, dass er um sie kämpft... das er ihr seine Liebe beweist, denn dessen ist sie sich seit dem nicht mehr sicher.
Vielleicht ist all das Denken kindisch... aber sie kann nichts dagegen tun. Ihr Stolz verbietet es ihr einfach zu ihm zu gehen, ihm eine Chance zu geben.... um auf das nächste Unglück zu warten... das konnte es doch nicht sein.

Aber so wie es jetzt ist, kann es auch nicht bleiben... es muss sich etwas ändern... und zwar schnell!

Nur was.... und wie?....

Ein Brief?

Nein,.... was würde ein Brief schon ändern?

Mit einem leisen Seufzer schloß Vio ihre tiefgrünen Augen und kehrte in sich.
Viele Worte, Reime und Gefühle schlossen ihr durch den Kopf. Sie versuchte all dies, blind, aufzuschreiben und als sie ihre Augen wieder öffntete, stand auch etwas auf dem eben noch leerem Blatt.

Ihre Pupillen striffen jede Zeile mehrmals und ein paar Denkfalten bildeten sich auf ihrer sonst so glatten Stirn.

Ob sie solches Vadrak aushändigen sollte?
Und wenn ja, erwartet sie eine Antwort.... und wenn solches ja, wie sollte er ihr die Antwort zukommen lassen.
Aber das wichtigste... würde er überhaupt verstehen, was sie mit dem Brief sagen will?!

Mit einem leicht verzweifeltem Blick faltet Vio den Zettel zweimal und erhob sich langsam.
Sie würde Rea nach ihrer Meinung fragen... sie war ein wundervoll guter Mensch dem man trauen konnte und der nicht selbstsüchtige Ratschläge gibt.
Sie würde ihr helfen eine Lösung zu finden.....

Nur... in welche Richtung genau diese Lösung zulaufen wird, weiß Vio nicht.... sie weiß nur, dass sie alles tun wird, damit es Dori gut geht.... denn er scheint momentan das wichtigste in ihrem jungen Leben.....
Vior'la Lyth ist offline  
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