30.12.2004, 13:27 |
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Reisender
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Tikian sperrte unwillkürlich den Mund auf, als er in das Gesicht starrte.
Er erinnerte sich genau an die Augen. So klar, so durchbohrend. So... verdammt furchteinflößend. Aber hier in seiner Erinnerung, der schwärze -Dunkelheit die ihn im Träume umgab, war nichts davon. Wo die Augen des Mannes sein sollten, war nur schwärze. Einfach zwei schwarze Flecken. Die sich rasch ausbreiteten und miteinander verbanden. Sich nun beeilten, das ganze verwüstete Gesicht zu verdunkeln. Tikian stieg die Stufen hinunter, in den großen Saal, indem sich die stumme Trauergemeinde eingefunden hatte. Er blickte in entgeisterte Gesichter –fand aber auch Sorge um das eigene Wohl darin, was ihn noch mehr zu bestürzen schien, als die schreckliche Kunde an sich. Am Ende der großen Tafel stand ein Mann, ganz in roten Samt gekleidet –er unterbreitete einen Vorschlag...Tikian war erst 7, und sollte nichtmal anwesend sein. Er erwachte. Seine Hände zitterten noch immer, obschon sein Atem recht ruhig und flach ging. Er musste ein wenig an die frische Luft, sonst würde er Serina bloß aufwecken. Vorsichtig wand er sich unter ihr hervor um sich anzukleiden. Vielleicht ginge es ihm besser, wenn er die Blutbesudelten Beinkleider loswurde –wieso nicht gleich jetzt? Er versicherte sich noch, das sie zugedeckt war, und verließ dann den Schlafsaal. Als er die Türe nach draußen hin in den Kasernenhof öffnete, erstarrte er beim Anblick des Sternenklaren Himmels für einige Sekunden. Wenige Stunden zuvor, war ein Unwetter aufgezogen, jetzt fehlte davon einfach jede Spur. Doch trotz alledem, hatte sich zwischen den Schock ein ausgeprägtes Gefühl von Zorn und Erinnerung gemischt, als die Templer in der Gardisterei ihre Ansichten schilderten. Er wollte sich lieber nicht daran erinnern. Es war schon einschneidend genug, sprichwörtlich im Boden zu versinken! Was ihn wohl auf der anderen Seite erwartet hätte? Tikian kannte nichts vergleichbares, als diesen unsichtbaren Sog vorm Tala. Es fühlte sich einfach so an, als seien seine Beine nicht mehr existent, als er hinabgezogen wurde, durch den Stein in die tiefe –in das nichts. Tikian hatte noch nie zuvor einen Menschen getötet, geschweige denn eine solch entstellte Leiche gesehen, die zu allem Überfluss noch am Leben war! Vielleicht war Übelkeit die natürliche Reaktion, doch erkannte er es in diesem Moment als Zeichen der Schwäche, wo keine sein dürfte. Er konnte sich Verfluchen für seine Torheit! Es gab weniges, was ihn seine guten Manieren vergessen ließ, oder wer er war –ein einfacher Rekrut, der besser keinem hohen der Templer ins Wort fallen sollte! Aber nach allem was er gehört hatte, kam ihm die Vorgehensweise Suspekt –dahergeholt vor. Doch es ging ihn nichts an, und daran tat er gut, wenn er keine zweite Begegnung mit der Inquisition in Kauf nehmen wollte. „Das ist es nicht Wert.“ ,säuselte er ins Dunkel, und machte sich daran ein kleines Feuer nahe am Meer zu entfachen. Die Götter würden am Ende sowieso über alle Richten, entsann er sich, sah zufrieden zu, wie die besudelte Hose rasch in Flammen aufging. Es tat ohnehin nichts zur Sache, die Tatsache das ein Templer im Raum anwesend war, verursachte fast immer Zorn oder Gleichgültigkeit in Tikian, selbst wenn er damit seinem Gegenüber Unrecht tat, sein Vorurteil war zu schwerwiegend, als das er sie nicht alle in den selben Topf werfen sollte. Tikian jedenfalls, empfand mitleid mit der Frau, der alle den Namen „dunkle Braut“ gaben. Vielleicht lag es daran, der er der Inquisition nicht mehr vertraute –vielleicht aber auch, weil er die ganze Geschichte nicht kannte. Was er gesehen und gehört hatte, genügte ihm, um auszuschließen das sie auch jetzt noch eine Dienerin irgendeines Dämons war. Tikian war sich sogar fast sicher, das man ihr zu verdanken hatte, das der Schatten sich nicht der Kinder Britains bemächtigte! Waren dies nicht die Worte des Templers? Die Braute habe ihrem Herren widersprochen und ihn sich damit selbst ausgetrieben, ferner sogar auf immer vernichtet? Dann war sie eine Heldin! Tikian schüttelte den Kopf, als er auch die dunkel gefärbten Lederstiefel dem Feuer übergab und sich der Geruch von dahinschörkelndem Leder mit dem Duft von Frühlingstau vermischte. Davon verstand er nichts, aber dennoch plagten ihn Gewissensbisse. Er mochte an keinem Fest teilhaben, das den Tod einer Frau zur Folge hatte, die in seinen Augen schon genug Grausamkeiten durchgestanden haben musste. Hatte man denn gegen die Macht des Bösen eine Wahl? Tikian glaubte nicht daran. Jeder Mensch besaß Fehler und Schwächen, die das Böse sicherlich auszunutzen wüsste. Tikian kannte seine größte Schwäche, er nannte sie das Gewissen –das würde ihn sicher noch das ein oder andere mal in Bedrängnis bringen. Aber vielleicht kam mit dem Alter auch die Weisheit –schließlich stand sein 19. Sommer gerade erst bevor. Eine Weile saß er noch da, bis er die Flammen löschte und zurück zur Kaserne kehrte. Er vergewisserte sich, das Serina sein Schreiben finden würde, und lächelte in sich hinein. Mira´s brauchte es erst schriftlich, um zu verstehen was Tikian mit seinem Wink in der Taverne meinte. Er schmunzelte und versprach sich etwas einfallen zu lassen.... Es stand ein Erwartungsvoller Morgen bevor! |
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