09.01.2003, 00:48 |
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Gast
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Spätabends war es, als der junge Schüler die Werke zurückbrachte, die der Meister am Tage studiert hatte. Buch um Buch sortierte er die schweren Bände in die Regale. Nur eines wollte und wollte nicht an seinen Platz zurück, rutschte immer wieder hervor. Neugierig sah er nach, was denn das Hindernis wäre. Quergestellt sah er einen alten Folianten liegen. Schnell nahm er einige andere Bücher heraus und hob seinen Schatz ans Licht. Ein altes großes Buch, gebunden in schwarzfleckiges Leder, mit silbernen, angelaufenen Beschlägen. Fremde Zeichen bedeckten den Einband, doch auch solche, die der junge Magus erkannte. Dunkle Zeichen. Dieses Buch war verboten, handelte von den Schattenpfaden. Sorgsam lauschte er in die stillen Hallen der Bibliothek und legte den Band auf eines der Lesepulte. Im Schein einer Kerze schlug er die Seiten auf, bis er zu einer Überschrift kam:
"Krieger des Lichts" Mit bebendem Herzen sah der junge Mann sich noch einmal um, bevor er begann zu lesen: Glitzernd im Dunkeln schwebten die Glühwürmchen am Tannentor. Still stand der Jäger seit Stunden in seinem Schatten, still trotz der unbequemen Rüstung, trotz des schweren Schildes auf dem Rücken, des großen Schwertes an der Seite. Und war er auch ein Jäger, so doch keiner, der Reh und Dachs nachstieg oder, wie die verwegeneneren unter den Schützen, mit der Armbrust gar Lindwürmer zu erlegen trachtete. Seine Beute war die Brut der Dunkelheit, die Kinder des Chaos. Die Anbeter der Dämonen. Und für diese trug er seinen Glauben in sich und das Schwert, das Geschenk seines Herrn und Meisters, an der Seite. Oft wurde er gefragt, warum er als Krieger des Lichtes eine Rüstung trüge, auf der das Licht der Sonne sich in schwarzen Flammen spiegelte. Und warum er ein Schwert trüge, das, wenn es durch die Luft pfiff, bevor es die Feinde traf, Klänge und ein Sirren von sich gab, als riefen Seelen um Gnade. Er hatte den Boten des Meisters, den alten Magier, der nie Hände und Gesicht zeigte, gefragt. Die Antwort lautete, dass er mit der Rüstung des nachts, wenn er jagte, ungesehen blieb und die Klinge den Dämonen und ihren Anhängern ihr Schicksal entgegenschrie. Es war eine gute Erklärung. Er glaubte sie. Der Magier hatte ihn gefunden eines nachts, als er an einer verfluchten Höhle rastete. Acht Chaosjünger hatte er erschlagen und nun war seine Rüstung geborsten gewesen und das Schwert so schartig, dass es wohl nie wieder zu alter Schärfe finden würde. Die Stimme des Magiers hatte ihn Grauen gelehrt und auch heute noch lief ihm eine Gänsehaut den Rücken hinauf bis zum Nacken, wenn er ihn hörte. Eine Stimme wie der uralte Wind einer Grabkammer. Doch er hatte ihm Lob und Achtung gezollt aufgrund seiner Tat. Sein Herr und Meister hätte von ihm, dem Krieger, dem Jäger der Dämonen, gehört und wünschte, ihn in seinen Dienst zu nehmen, auf dass er ihn unterstütze und ihn ausstatte. Dankend hatte er angenommen und war dem fremden Magier gefolgt zu einem weit entfernten Berg, der ein System von Höhlen beherbergte. In den Schatten der Höhlen sah er Gestalten schleichen, die, wohl durch die flackernden Lichter der Fackeln, seltsam unvollständig wirkten. Misstrauen flackerte für einen Moment in seinem Herzen wie eine lohendheisse Flamme. Doch das kalte Licht auf der Rüstung, die der Magier brachte, löschte dies Feuer. Sie schien lebendig und er schreckte vor ihr zurück, wie ein Hund vor einem neuen Halsband. Eine Stimme ertönte, hallte in Echos durch die Höhle. Verführerisches Flüstern, welche Heldentaten solch ein Schutz ihm erlauben würde, wie er würde seine Feinde verfolgen können. Er drehte sich, suchte den Herrn der Stimme, verlangte den Meister zu sehen. Doch wurde es ihm nicht gewährt. Nur die Rüstung und das Schwert blieben bei ihm, als der alte Magier ging und ihn allein liess. Schattenhafte Wesen schienen ihm zu folgen. Einige gehend, andere sich auf dem Boden nachwälzend. Wie trügerische Spiele des Lichts auf den Steinen. Dunkel und lockend hatten die Gaben vor ihm gelegen. Der Magier hatte mit seiner toten Stimme gesagt, wenn er die Rüstung erst mal trüge, würde er sie lieb gewinnen. Und nun stand er hier. Die Wahl, die Geschenke zu nehmen und in den Dienst eines ebenso unheimlichen als unbekannten Herrn zu treten oder die Freiheit zu gehen. Doch dort lag die Verheissung auf Jagd, das Versprechen, den Feind zu besiegen. Zögernd griff er nach der Rüstung und legte sie an, hob prüfend den Schild und gürtete das Schwert. Wenn irgendein Metall es vermochte, sich anzuschmiegen, so tat diese Rüstung das. Und der Magier hatte recht. Er mochte sie. Und je öfter er sie trug desto schwerer fiel es ihm, sie abzulegen, bis er irgendwann selbst in ihr schlief, sie seine zweite Haut bildete. Er jagte die Feinde des Lichtes durch das Land und ihre Zauber und Waffen schienen abzuprallen von ihm. In manchem Dämonenblick sah er Verwirrung im Augenblick des Untergangs. Nicht ob des Schicksals, das sie traf, sondern ob des Vollstreckers. Sein Triumph war groß und das Volk feierte ihn. Auf wen er zeigte und sprach, er diene dem Chaos, der wurde gerichtet. Wen er freisprach, der wurde geehrt. Strahlend wie ein dunkler Stern schritt er durch die Felder der Schlachten und hielt blutige Ernte. Immer öfter liess sein Herr durch den alten Magier überbringen, wo er seine Feinde finden würde. Er hinterfragte nie das Wissen oder seine Herkunft. Es genügte, dass die Aussagen immer zutreffend waren. Eines Tages, zur Mittsommerwende, rief der Herr ihn zu sich. Wieder stand er in der Höhle. Die Stimme lockte und sprach von größeren Heldentaten, von mächtigeren Siegen. Doch der Preis schreckte den Jäger. Er lehnte schaudernd ab. Mit einem drohenden Unterton beschwor ihn die verführerische Stimme weiter, schlängelte sich in Wellen über die Wände der Höhle, wie fliessendes Wasser an ihm herauf und glitt unter seine Rüstung, die er inzwischen Chramuur, dunkles Licht in seiner Sprache, genannt hatte. Tief in sein Herz und seine Gedanken trat die Stimme ein und stellte dann die Forderung. Er würde das Angebot annehmen oder Chramuur und das Schwert ablegen und gehen. Dann zog sich die Stimme zurück und mit ihr die Präsenz des Herrn. Zitternd legte er die Rüstung ab und wandte sich zum Gehen. Doch mit jedem Schritt schien Chramuur lauter nach ihm zu rufen, ihn mit Bilder der Jagden zu beschwören und das Lied der Kämpfe zu singen, bis seine Seele wiederhallte von Schreien. Wie zu einer Geliebten eilte er zu ihr zurück und sie nahm ihn wieder an, hüllte ihn in ihren Schutz, wissend, sie hatte Macht über ihn. Macht für ihren Herrn. Und der Jäger, der Krieger, fiel auf die Knie und bekannte sich zu der Forderung des Meisters. Die Augen eines Dämonen, um mit ihren Sinnen zu sehen und sie so besser jagen zu können. Ein Stück ihres Seins in sein Fleisch. Er spürte die neue Macht. Seine Macht. Und sein Herr schickte ihn zu neuen Taten, sandte ihn zu töten und zu jagen. Das Schwert sang unermüdlich sein tödliches grausames Lied. Mächtiger wurden die Gegner die er jagte. Mit seinen fremden Augen gab es keine Dunkelheit mehr für ihn. Und an den Auren sah er, wie stark seine Gegner waren. Was scherte ihn da, dass das Volk leiser jubelte, wenn er kam? Dass die Leute wegsahen, wenn sein Blick sie traf und sie furchtsam begannen innezuhalten, wenn er sie zu lang betrachtete? Und was machte es, dass der Spiegel ihm ab und an ein dunkles, rotes Glimmen zeigte tief in den Abgründen seiner Augen? Er diente dem Licht und jagte die Plagen. Ein Raubtier im Dienste der Ordnung. " OOC: geteilt wg. Länge |
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