18.12.2001, 12:00 |
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Gontis lehnte sich an einen Baum und sah, wie die glutrote Sonne langsam im flimmernden Wasser des Meeres versank. Er hatte es also geschafft. Der junge Cranadore lachte still in sich hinein. "Unglaublich", dachte er, "und das, obwohl ich selbst den Wald vor lauter Bäumen beinahe nicht mehr gesehen habe!"
Gontis Cranadore war der neue Knappe des Paladin Thorus. Einem Mann, der ihn um mindestens einen Kopf überragte. Selten hatte der junge Bursche einen so stattlichen und gleichzeitig besonnenen Mann gesehen. Die Ritter seines eigenen Vaters hätten neben ihm, Thorus, wie Stallburschecn ausgesehen, reichten ihr Glanz und ihre schimmernden Rüstungen doch nicht ansatzweise an diese strahlende Erscheinung heran. Noch immer war Gontis wie benommen vom Anblick seines neuen Herren. Voller Dankbarkeit dachte er an den freundlichen Herrn Lyon, der ihm anfangs beinahe das Schwert in den Bauch gerammt hatte, um ihm dann - nachsichtig und geduldig - das Umland Britains zu zeigen und ihn zur Burg der Ritter zu führen. Ja, Lyon hatte er viel zu verdanken, und daß würde Gontis niemals vergessen. Wie sehr träumte er davon, einst, als strahlender, stattlicher Rittersmann daherzureiten, um seinem Helfer Lyon dereinst selbst aus der Not zu helfen. Vielleicht würde dieser Tag kommen, Gontis hoffte darauf. Morgen. Morgen also sollte er seine Ausbildung beginnen. Der Paladin Thorus hatte versprochen, sich selbst um ihn zu kümmern. Gontis ahnte, daß dies sowohl Ehre als auch Strafe sein konnte. Wer wußte, was der Rittersführer ihm alles abverlangen würde. Dennoch fieberte der Junge dem Tage entgegen. Endlich sollte er alles lernen, wovon er immer geträumt hatte. Den alten Kodex genauso wie die Schwertführung des wahren Streiters. Gontis sah an sich hinab: Stattlich sah er nicht gerade aus. Durchtrainiert und sehnig, aber nicht wirklich muskulös. Nur bekleidet mit einer einfachen Lederhose und einem recht eleganten aber leichten Surcoat. An Knabe noch, doch an der Schwelle zu einem neuen Leben. Mit einem Lächeln auf den Lippen - dem ersten seit Wochen der Strapazen - schlief Gontis unter dem Baume ein. Und nur ein harmloses Kaninchen wurde - stunden später - durch das leise Kichern des tief Träumenden aufgeschreckt... |
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