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Alt 02.12.2003, 21:27
Wege zum Selbst
#1
Sereyha
Gast
 
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Du? Du willst den Kampf mit dem Säbel lernen, reiten, Freiheit erfahren? Ein Kind, eine Frau wie du? höhnte die Stimme in ihrem Hinterkopf, vertraut, tief und dunkel.

Ebenso vertraut war die instinktive Reaktion auf den Klang jener Stimme - ihre Finger ballten sich langsam zu einer festen Faust, und unbändiger Hass stieg auf in ihr.
Das Gefühl ein Nichts zu sein, ein Niemand unter den spöttischen Adleraugen ihres Vaters, nicht mehr als eine der Dienerinnen, und doch noch weiter gebunden an sein Wort, an seinen Willen und seine Macht.
Seine Stimme und sein Blick in ihrem Nacken war nicht leichter zu ertragen nun, wo sie so große Distanz zwischen sie gebracht hatte. Geflohen aus seiner Reichweite, um den letzten Eingriff in ihr Leben zu verhindern, mit welchem er sie in ein schickliches Leben für eine seiner Töchter zwingen wollte.
Geflohen in den Schatten der Nacht, angetan mit Kleidern eines ihrer Brüder und mit einem gestohlenen Krummsäbel, gebunden mit gekreuzten Bändern an ihren Rücken.

Und nun, so viele Meilen entfernt, fern von der Heimat, von allen Zwängen und dem Mann, den sie gehasst hatte als den Teufel ihrer Kindheit musste sie die hässliche Fratze der Wahrheit anerkennen.
Freiheit war eine Illusion, und sie hatte sich weder vom Einfluß der Tradition befreit, noch von der drängenden Wut, dem brennenden, hilflosen Hass der in ihr gärte.
Und sie war einsam in diesem Land, welches nicht das ihre war. Einsam in der Sehnsucht nach den endlosen Weite der Wüste, der heiss glühenden Sonne, deren Wärme verloren schien im trostlosen Winter der Mittlande. Keine Barden, deren Geschichten die Nächte verkürzten und kein Tanz an den Feuern der Frauen.
Und kein Platz für eine Unbekannte, deren Krummsäbel wenig Schaden anrichtete, und deren Unsicherheit nur zu gern von einer scharfen Zunge übertönt wurde.

Lediglich Aithe hatte sich ihrer angenommen, gab ihr manchmal das Gefühl nur gewollt zu sein und linderte ihre Einsamkeit. Sicherheit an einem Platz, ein Hauch von Vertrauen und Zugehörigkeit, das war es, wonach sie sich sehnte.
Und doch – ja, manchmal kochte auch auf jene der Hass hoch. Sie befahl, kommandierte und setzte Sereyha ein wie ein Werkzeug, ein Schoßtier dessen man sich bediente, und dass man fallen ließ, wenn es unwichtig geworden war.
So war es gewesen, als sie diesem Bastard begegnet waren, diesem Magier, der sie mit einer nachlässigen Bewegung seiner Hand bis zu den Stiefelschäften in den Stein sinken ließ.
Der ihre Wut mit einem süffisanten Lächeln quittierte, und sich abwandte, so wie Aithe, die es wenig zu interessieren schien.
Wie sehr sie sich nach Zuneigung und Zugehörigkeite sehnte, gestand sich die junge Frau selbst nicht ein. Heiss schürte sie die Flammen der Wut und des Hasses in ihrem Herzen, wann immer sich die weiche Sehnsucht sanft wie Honig über sie ergoß.

Sie war stark – und sie war frei.
 
Geändert von Sereyha (02.12.2003 um 21:33 Uhr).
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