11.07.2004, 07:04 |
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Reisender
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Als Lorn das Parkgelände betrat dämmerte der Frühjahrstag bereits, die letzten Sonnenstrahlen tauchten es in ein fast unwirkliches Licht. Einige Regentropfen fielen aus dem Herbsthimmel behäbig zu Boden, es war trotzdem noch angenehm warm. In der Linken hielt er die Rose, in der Rechten das kleine Kästchen mit dem Ring, beides unsichtbar hinter dem Rücken verborgen.
Kidiya stand vor der Bank, auf der sie schon oft gesessen hatten, und wandte ihm den Rücken zu. Noch einmal ging er kurz einige Verse des Gedichtes durch, mit dem ihn Haldur in einem Akt der Hilfsbereitschaft unterstützt hatte. „Ein schönes Kleid hat sie an“, dachte er noch, dass dunkle grün ergänzte sich wunderbar mit ihren dunklen roten Haaren. Dann trat er mit laut pochendem Herzen auf sie zu. In dem Moment drehte sie sich herum, und ihm stockte der Atem, so hübsch war sie. Das rote Haar schimmerte im Abendlicht, die Augen strahlten in goldigem Glanz. Doch als sie ihn erblickte, senkte sie den Blick. Mitten in der Bewegung hielt er inne und legte den Kopf ein wenig schief. Etwas stimmte nicht. Sonst waren sie sich eigentlich immer freudig lächelnd entgegengerannt. Vielleicht wusste Kidiya was er vorhatte, und ihr war genau wie ihm ein wenig Bange ? Gerade wollte er nachfragen, ob etwas nicht in Ordnung sei, da kam sie ihm zuvor: „Lorn, wir müssen reden. Ich...“ sie schaute ihn kurz an, dann senkte sie erneut den Blick und atmete noch einmal durch. „Was ist denn los, Kidiya? Bedrückt dich...“ „Wir können nicht heiraten.“ Zum ersten Mal schaute sie ihn richtig an, und er sah den entschlossenen Ausdruck in ihren Augen. „Ich kann dich nicht heiraten. Es geht nicht. Es tut mir leid.“ Erst wollte er scherzhaft entgegnen, dass sie das natürlich nicht könne, er hatte sie ja schließlich auch noch nicht gefragt, deshalb war er ja hier. Ganz langsam verstand er dann, was sie mit diesen Worten wirklich meinte. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Für einen Moment war es sehr still. Die Vögel des herzoglichen Parks schienen für einen Augenblick das Zwitschern einzustellen, die Wolken für einen Moment stillzustehen, die Regentropfen nicht weiterzufallen. Er hielt den Atem an. Fest umklammert hielt er die Rose und das Kästchen, die Dornen bohrten sich tief in seine Handfläche, mit einem leisen knacken zerbarst der Ringbehälter unter dem Druck seiner geballten Faust. Als der kleine Silberring mit einem klingenden Laut erst auf den Boden aufschlug und dann in eine Pfütze rollte nahm er das nicht wahr. Auch nicht, als Kidiya etwas zu sagen schien, sie bewegte zwar die Lippen, aber er konnte sie nicht hören. Als Lorn sich umwandte ließ er das zerstörte Kästchen und die zerknickte Blume zu Boden fallen, dann schlug er die Hände vor das Gesicht. Er spürte, wie sie sanft eine Hand auf seine bebenden Schultern legte. Sein Gesicht war vom Blut seiner Hand verschmiert, als er sich umdrehte sah er, dass auch Kidiya den Tränen nah war. Es war ihm egal, warum sie ihn nicht heiraten wollte. Dafür war in seinen Gedanken im Moment kein Platz. Es war nur wichtig, dass sie ihn nicht heiraten wollte. Ganz vorsichtig nahm er mit beiden Händen noch einmal ihre Hand und legte sie auf seine Brust. Dicke Tränen kullerten mitlerweile stumm eine Wange herab, wuschen dort wo sie flossen das Blut von seinem Gesicht ab, fielen auf ihre zitternde Hand. Als er mit tränenerstickter Stimme zu ihr sprach flüsterte er fast: „Spürst du... spürst du das, Kidiya? Das ist mein Herz.“ Der letzte Satz war kaum hörbar. „Du hast es gebrochen.“ Langsam ließ er ihre Hand los. Auch sie schien keine Kraft in den Armen mehr zu haben und senkte erschöpft den Arm. Dann drehte er sich um und lief... |
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