05.04.2011, 15:15 |
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Reisender
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Title: Ueber Recht und Unrecht
Author: Sathrion Maniel Vorwort In diesem Werk möchte ich meine Auffassung sowie einige allgemeine Erklärungsversuche zum Thema des Rechtes und seines Gegenstückes dem Unrecht aufführen. Vielleicht mag es dem ein oder anderen helfen, sich bewusst in den Geist zu rufen, was in unserer Gesellschaft mit diesen beiden Begriffen gemeint ist, so dass man den Inhalt dieses Buches abermals reflektiert und sich selbst objektiv und kritisch mit der Frage, ob man ein rechtes oder unrechtes Leben führt, auseinander setzt und zu einem Entschluss kommt, mit dem man selbst zufrieden leben kann. Recht und Unrecht Angenommen, Ihr arbeitet in einer Bibliothek und seid für die Ausgabe von Büchern verantwortlich. Ein Freund bittet Euch, ihn ein schwer zugängliches Werk hinaus schmuggeln zu lassen, das er gern besitzen würde. Ihr könntet aus unterschiedlichsten Gründen nicht zustimmen wollen, Ihr könntet Angst davor haben, dass er geschnappt wird und Ihr und er bestraft werden. Ihr könntet wollen, dass das Buch in der Bibliothek bleibt, da Ihr selbst es zu konsultieren wünscht. Ihr könntet jedoch auch der Meinung sein, dass sein Anliegen unrecht ist – dass er das nicht tun sollte und dass Ihr ihm dabei nicht behilflich sein wollt. Falls Ihr dies glaubt, was bedeutet das dann und was macht, wenn überhaupt, diese Meinung wahr? Zu sagen, dass es unrecht ist, bedeutet nicht bloß zu sagen, dass es gegen die Regeln verstößt. Es kann schlechte Regeln geben, die etwas verbieten, das nicht unrecht ist, beispielsweise ein Gesetz, welches verbietet sich bei Gefahr zu verteidigen. Eine Regel kann weiterhin schlecht sein, weil sie zu etwas auffordert, das unrecht ist, etwa ein Gesetz, dass uns zwingt jeden zu töten, der nicht zu unserer eigenen Rasse gehört. Der Gedanke von Recht und Unrecht ist ein anderer als die Idee von einem Regelverstoß oder einer Regelkonformität. Sonst wäre er bei der Bewertung von Regeln, wie auch von Handlungen, nicht brauchbar. Wenn Ihr glaubt, dass es unrecht wäre, Eurem Freund beim Diebstahl des Buches behilflich zu sein, so werdet Ihr beim Gedanken an die Tat wohl ein schlechtes Gefühl haben: irgendwie wollt Ihr es auch dann nicht tun, wenn Ihr nur mit Zögern einen Freundschaftsdienst abschlagt. Woher stammt der Wunsch, es nicht zu tun; was ist sein Motiv, der Grund, der dahinter steht? Es verschiedene Weisen, auf die etwas unrecht sein kann, doch in diesem Fall würdet Ihr vermutlich erklären, dass die Tat anderen Besuchern der Bibliothek gegenüber ungerecht wäre, die an der Konsultation des Werkes ebenso Interesse zeigen könntet wie Euer Freund, die jedoch im Saal der Bibliothek verbleiben, damit das Werk weiterhin jedem zur Verfügung steht. Vielleicht hättet Ihr auch das Gefühl, dass Eure Zustimmung Euren Lehnsherren hintergehen würde, die Euch damit beauftragt haben, auf die Bücher Acht zu geben. Diese Überlegungen haben mit den Auswirkungen der Handlung auf andere zu tun – nicht notwendigerweise auf ihre Gefühle, denn möglicherweise erfahren sie nie etwas davon, doch gleichwohl mit irgendeiner Form von Beeinträchtigung. Im Allgemeinen hängt die Idee, dass eine Handlung unrecht ist, von ihrer Auswirkung nicht bloß auf die handelnde Person ab, sondern von ihrer Auswirkung auf andere. Sie würden es nicht gern haben und sich dagegen wehren, falls sie es herausfänden. Doch nehmen wir an, Ihr versucht all dies Eurem Freund zu erklären und er sagt bloß: „Ich bin mir darüber im Klaren, dass Euer Lehnsherr etwas dagegen hätte, wenn er davon erführen würde, und vielleicht einige der anderen Besucher der Bibliothek unglücklich darüber wären, dass das Buch nicht mehr da ist. Aber es ist mir egal. Ich will das Buch haben. Warum soll ich auf andere Rücksicht nehmen?“ Das Argument, die Tat sei unrecht, soll ihm einen Grund geben, sie nicht zu tun. Doch falls jemand anderen gegenüber einfach gleichgültig ist, welchen Grund kann er dann haben, irgendeine der Taten, die wir gewöhnlich für unrecht halten, nicht zu begehen, sofern man ihm nichts nachweisen kann: welchen Grund kann er haben, nicht zu töten, zu stehlen, zu lügen oder andere zu schädigen? Wenn er auf diese Weise bekommt, was er will, warum sollte er es nicht tun? Und wenn es keinen Grund gibt, dass er es nicht tun sollte, in welchem Sinne ist es dann unrecht? Natürlich stehen die meisten Leute anderen bis zu einem gewissen Punkt nicht gleichgültig gegenüber. Doch selbst wenn es jemanden gäbe, der vollkommen gleichgültig wäre, würden dennoch die wenigsten von uns zu dem Schluss kommen, er habe sich moralischen Forderungen nicht zu unterwerfen. Eine Person, die ohne Rücksicht auf das Opfer beispielsweise einen anderen tötet, um sich an seiner Habe zu bereichern, wird nicht mit Nachsicht behandelt. Der Umstand, dass er keine Rücksicht nimmt, macht die Tat nicht akzeptabel: er soll Rücksicht nehmen. Doch warum sollte er? Es gab immer schon eine Vielzahl von Versuchen, diese Frage zu beantworten. Eine Möglichkeit ihrer Beantwortung ist daran interessiert, etwas anderes ausfindig zu machen, auf das die Person Rücksicht nimmt, um in der Folge die Ethik damit zu verbinden. Einige Leute glauben beispielsweise, dass, wenn auch auf dieser Welt manche schreckliche Tat nicht bestraft werden kann, die Götter diese Taten untersagt haben; man wird nach dem Tode von seinem Gott bestraft werden – oder aber er wird denjenigen belohnen, der diese Tat eben nicht beging, obgleich er in Versuchung stand oder nicht. Wenn es also in unserem Interesse zu sein scheint, so etwas zu tun, ist es in Wirklichkeit gar nicht in unserem Interesse. So sind einige Leute vielleicht – wenn auch unbewusst – der Auffassung, wenn es keine Götter gäbe, die moralische Forderungen mit der Aussicht auf Strafe oder Belohnung Nachdruck verleihen, so sei die Moral eine Illusion. Ganz nach dem Leitsatz: „Wenn es keine Götter gibt, dann ist alles erlaubt.“ Hierbei handelt es sich um eine etwas krude Ansicht eines religiösen Fundamentes der Ethik. Eine andere Auffassung besagt, dass nicht Furcht, sondern Liebe das Motiv ist, den Gesetzen der Götter zu folgen, denn nur Ihred Willen sollten wir so handeln, damit sie uns lieben wie wir sie lieben. |
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