28.04.2015, 13:55 |
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Reisender
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Titel: Rüstungen im Herzogtum Teil I
Autor: Urs Vallasson Einleitung: Oh glücklichster Leser, wasche immer Deine Hände und fasse stets so die Bücher an, drehe dabei die Seiten sanft und halte Deine Finger weit ab von den Buchstaben, auf das sie nicht verwischt werden. Denn nur der, der nicht schreibt glaubt nicht, dass dies eine schwere Arbeit sei. Oh wie schwer ist das Schreiben. Es trübt die Augen, quetscht die Nieren und bring zugleich allen Gliedern Qual. Drei Finger schreiben, der ganze Körper leidet … [next page] Dieses vorliegende Werk über die Schmiedekunst im Herzogtum Britannia, habe ich meinem Meister und Mentor -Sorben Lordal- gewidmet. In Dankbarkeit an seine unermüdliche Ausdauer, mich in die Kunst einzuweihen, einen Harnisch zu "schlagen" und edle Waffen herzustellen. Urs [next page] Erklärung: Unter dem Gesamtbegriff „Rüstung“ versteht man die Kunstfertigkeit, aus einzelnen handgeschmiedeten Metallringen oder Metallplatten eine Schutzkleidung zusammenzufügen, dass diese Rüstung seinen Besitzer sicher umgibt und bestmöglichen Schutz bieten, ohne seine Beweglichkeit darin einzuschränken. Es wird hierbei generell zwischen zwei Ausführungen unterschieden, die sogenannte Kettenrüstung und der Platten- oder Panzerharnisch, auf welche ich beide, im nachfolgenden Text näher eingehen will. Wie die einzelnen Rüstungsteile dann benannt und wie sie in ihrer Ausführung gefertigt werden, werde ich ebenfalls in den nachfolgenden Büchern beschreiben. Sind Metallverstärkungen auf einem Stoff- oder Lederuntergewand befestigt, verwendet man die allgemeinere Bezeichnung „beschlagener Harnisch“ und sind über einem Meister des Schneiderhandwerks zu beziehen, welche die Metallverstärkung in Folge der Fertigung selber anbringt. [next page] Die Kettenrüstung: Als Kettenrüstung oder Kettenpanzer, auch Ring- oder Ringelpanzer genannt, bezeichnet eine Art der Schutzkleidung, die aus zahlreichen, feuergeschweißten, beziehungsweise in sich vernieteten, ineinander verflochtenen kleinen Metallringen besteht. Ausgangsmaterial einer Kettenrüstung ist der Draht, meist in der Stärke von 1–2 mm, der zuvor aufwändig nach der Verhüttung aus einem Barren ausgeschmiedet wird. Der dadurch entstandene Draht wird auf einen Stab aufgewickelt, wodurch der sogenannte „Wurm“ entsteht. Dieser wird von der Stange abgezogen und längsseits auseinandergeschnitten. Dabei entstehen einzelne offene Ringe. Die Ringe werden zum vernieten vorbereitet, beziehungsweise die Hälfte der Ringe feuergeschweißt. Die Vernietung der einzelnen Metallringe reicht hierbei von einfacher- bis hin zu dreifach vernieteten Metallringen. Bei dem Nietvorgang ist ein besonderes Augenmerk darauf zu richten, dass beim anglühen der Nietstifte nicht der eigentlich zu vernietende Metallring zu sehr erhitzt wird und dadurch Schaden nimmt. Ein Metallring, der durch zu starkes erhitzen vorgeschädigt wurde, verliert dadurch seine Zähigkeit und kann bei Überbelastung, wie zum Beispiel durch einen erfolgten Schlag mit einer Hieb- oder Stichwaffe, brechen. Die vielen kleinen Bestandteile der Kettenrüstung absorbieren die meisten Schläge und Stöße durch Waffen, wie beispielsweise dem Schwert und werden hierzulande gerne von Kriegern mit weniger Kampferfahrung getragen und wurden dadurch zur gängigsten Körperpanzerung hier im Herzogtum. Das durchschnittliche Gewicht eines einfachen Kettenhemds mit langen Armen kann bis zu 15 Kilogramm betragen. [next page] Der Platten- oder Panzerharnisch: Als Platten- oder Panzerharnisch wird eine aus körpergerecht geformten Metallplatten bestehende Rüstung bezeichnet. Er stellt die höchste Form von Schutzkleidung dar, die im Kampfeinsatz zum Beispiel vor Hieb- und Stichwaffen schützen soll. Der Platten- oder Panzerharnische schützt hierbei einen Großteil des Körpers. Während die wichtigsten Teile dieser Rüstungsart meist nur aus einer oder wenigen Metallplatten bestehen, mussten andere Körperteile durch zahlreiche Metallschienen, auch Geschübe genannt, oder durch Kettengeflecht geschützt werden, um dem Träger eine möglichst hohe Beweglichkeit zu gewährleisten. Geschübe finden meist am untersten Rand einer Brust- oder Rückenplatte ihre Verwendung. Da Geschübe in sich so zusammengefügt werden, dass sie selbst beweglich sind, ermöglichen diese ihrem Träger das Sitzen oder Reiten bei angelegter Rüstung. Entgegen weit verbreiteter Vorstellungen ist es möglich, in einem für die Schlacht geeigneten Platten- oder Panzerharnisch zu laufen, sich hinzulegen, wieder aufzustehen und sogar ohne Hilfe auf ein Pferd zu steigen. Ein Platten- oder Panzerharnisch wiegt durchschnittlich 20 bis 30 Kilogramm. Das Gewicht der maßangefertigten Rüstung wird dabei sehr gleichmäßig über den Körper verteilt. Um sich sicher in einem Platten- oder Panzerharnisch bewegen zu können, werden Adelige bereits seit ihrer Kindheit an das Tragen von Rüstungen gewöhnt. Beim Platten- oder Panzerharnisch unterscheidet man zwischen einem Harnisch für Männer und einem Harnisch für Frauen. Bei der Kettenrüstung wird diese Unterteilung nicht vorgenommen, da durch die hohe Beweglichkeit der einzelnen Metallringe alle naturgemäßen Unterschiede der Geschlechter ausgeglichen werden. Ein Platten- oder Panzerharnisch ist nicht für das Turnier geeignet. Hierfür findet der so genannte Stechküriss Verwendung, der über 40 Kilogramm wiegen kann. Er schränkt die Beweglichkeit und das Sichtfeld des Trägers deutlich stärker ein, als dies bei einem Platten- oder Panzerharnisch der Fall ist. Allein der Helm eines Stechkürisses kann je nach Ausführung über 10 Kilogramm wiegen und verfügt oftmals über eine Seitenklappe, um zwischen den einzelnen Durchgängen für Frischluft im Helm zu sorgen. Einige Turnierteilnehmer lassen auch beim Gestech diese Seitenklappe auf, wodurch sie den Verlust eines Auges durch eindringende Holzsplitter der Stechlanze riskieren. Die Schulter- und Brustpartie auf der linken Körperseite wird bei einer solchen Rüstung besonders stark geschützt, weshalb bei den meisten Stechkürissen eine deutliche Asymmetrie vorliegt. [next page] Zu Buch gegeben am 16.ten im Cun des Jahres 1317 Urs Vallasson Schmied in der Stadt Britain |
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