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Alt 24.08.2020, 09:38
Streben eines Unwissenden
#1
Panthriel Arant
Reisender
 
Registriert seit: 23 Aug 2020
Beiträge: 1
Die Überfahrt nach Britannia zog sich quälend lang hin und zumeist verbrachte Panthriel dieser Tage die Zeit auf dem Deck des Schiffes, den Blick starr auf den Horizont gerichtet und seinen Gedanken nachhängend. Gedanken und Vorstellungen, in denen er bereits eine Berühmtheit war sowie Meisterschaft in arkanen Belangen errungen hat. Er malte sich aus, prächtige Gewänder tragend in einem gewaltigen Herrenhaus zu residieren, während eine Dienerschaft, vorwiegend bestehend aus erlesenen Schönheiten, ihm jeden Wunsch von den Augen ablasen. Der junge Mann sah, in seinen Träumen schwelgend und lächelnd, beinahe hypnotisiert auf die Wellen des Meeres. Schließlich riss ihn das Gejohle einiger Seeleute aus seinen Fantastereien und ein genervter Laut entfuhr seiner mit Bartstoppeln bedeckten Kehle.
"Bei allem was heilig ist..." so dachte er sich, "wie können sich manche nur freiwillig der Seefahrt hingeben".
Er spie über die Reling in das ruhige Gewässer, lauschte mit geschlossenen Augen einer Weile dem Wellengang und konzentrierte sich auf Gefühl der Nadelstiche in seinem Gesicht.
Es war der 23. Rado und die scharfen Winterböen entfesselten mit kleinen Eiskristallen geschwängerte Windzüge, die jedwede ungeschützte Hautstelle zu martern wussten, weshalb er sich entschloss, die Kapuze noch tiefer ins Gesicht zu ziehen.

Nach kurzer Zeit gesellte sich zu dem monotonen Rauschen noch ein anderes Klanggewebe. "Möwen..." murmelte er, und beinahe augenblicklich kam der Ruf vom vereisten Mast hoch über ihn, das Land in Sicht sei.
Die gewaltige Insel zeichnete sich schemenhaft am Horizont ab, nach und nach erst wurden richtige Konturen erkennbar, eine große Stadt, weitläufige Bergketten und prächtige Waldmassen. Britannia war endlich erreicht und Panthriel war der erste, der mit dem Leibe umschlungenen Armen und tief im dicken Gewand verkrochen, hastigen Schrittes der Planke des Schiffes entgegeneilte und knirschend einen Fußabdruck auf dem frischen Schnee des Hafens hinterließ.
Er wusste nicht, ob in Britain etwas großes stattfand oder ob es einfach alltäglich war, doch die Menge an Menschen, die überall beschäftigt unterwegs waren, irritierten ihn einen Moment lang. Aus so mancherlei Straße drang ihm der Geruch nach süßer Speise und von warmen Mahlzeiten entgegen. Kinderlachen klang an seine Ohren und er erfreute sich am pulsierenden Leben nach der allzu eintönigen Seefahrt. Es dauerte nicht lange und der Weg zur großen Bibliothek wurde erfolgreich von einigen Anwohnern erfragt. Man machte sich auf den Weg. Schließlich blieb auch später noch genug Zeit, sich um eine Unterkunft zu bemühen.

Als er dann baldig vor den schweren Eichentüren der Bücherei stand, reinigte er seine Stiefel mit den Ärmeln seines Gewandes von Schnee und Schlammresten, trat hinein und fiel Angesichts der Berge von Folianten beinahe in Ohnmacht. Mit seiner Fassung ringend stolperte er sodann zu einem der Regale und glitt mit den Augen die Einbände entlang. Schwere Schinken fand er dort, einige bereits von den Jahren gezeichnet, mit vergilbten Papiere, andere machten den Eindruck, erst frisch verfasst worden zu sein. Jenes Werk, welches sein Augenmerk für den Rest des Tages in Beschlag nehmen sollte, war bereits besonders von der Zeit gebrandmarkt, zudem hatte irgendein Rindvieh es gewagt, Unterstreichungen vorzunehmen.
Panthriel schüttelte entgeistert ob dieses Frevels das Haupt, formte mit dem Munde lautlos einige Verwünschungen und ließ den Blick, auf der Suche nach einen ruhigen Plätzchen um sich ganz dessen kostbaren Inhalt zu widmen, schweifen. Währenddessen blätterte er weiter in dem Folianten herum. Das Buch handelte von Beschwörungen und beinhaltete einige Abbildungen von Tieren sowie Kreaturen, die es für junge Magier zu meistern galt. Mit dem Buch wieder unter dem Arm geklemmt fand er schließlich einen der freien Einzeltische und ließ sich mit vor Aufregung pochendem Herzen nieder. Sein rechter Zeigefinger zeichnete die Konturen eines Hasen nach und er schaute sich kurz beschämt verstohlen um, bevor er sein Notizbuch heraus kramte und begann, die Skizze, welche die Anatomie des Tieres darstelle, gewissenhaft abzuzeichnen. Ebenso vermerkte er sich die benötigten Reagenzien, sowie, in Stichpunkten gebündelt, die dargebotenen Informationen. Zwar war er recht versessen darauf, es sogleich auszuprobieren, doch ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass die Nacht schon lange hereingebrochen war.

Über den Winter fluchend, der dem Tage die Stunden zu rauben vermag, nur um sie stattdessen der Dunkelheit buckelnd vor die Füsse zu werfen, eilte er durch die Straßen Britains auf der Suche nach einen Gasthaus. Jenes ward auch alsbald gefunden und das Zimmer wurde als angemessen beurteilt.
Viel brauchte er ja nicht, und viel war er sowieso nicht gewohnt. Über seine Notizen grübelnd und hier und da etwas nachschlagend, kümmerte ihn der nächtliche Trubel, der auf dem Markt herrschte, kaum. Ein Weib bot Speisen feil, soweit er das beurteilen konnte. Grummelnd meldete sich auch sein Magen, doch in seiner Torheit hatte er alles Gold zur Bank gebracht….und ein weiteres mal in die bittere Kälte?
Panthriel schmunzelte und lachte in seinem Stuh sitzend leise vor sich hin, bevor er seine Aufzeichnungen schloss und seinen zwickenden Augen ein bisschen Ruhe gönnte. Schon bald sackte sein Kinn ruhend auf die Brust und ein unruhiger Schlaf befiel ihn, während der Kerzenschein seinen Schatten düster an die umliegenden Wände fesselte.
Panthriel Arant ist offline  
Geändert von Panthriel Arant (24.08.2020 um 09:40 Uhr).
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