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Alt 30.07.2019, 16:03
Prinz der Gassen
#1
Rival Morin
Reisender
 
Registriert seit: 09 Apr 2019
Beiträge: 65
"Wenn sie die Königin von Britain ist, dann will ich zumindest sein verfluchter Prinz sein"

Rückblickend betrachtet, sind dies bisweilen nur die Worte eines aufstrebenden Gauners. Doch um über das hinaus zu wachsen, was das Wort "Gauner" prägt, bedarf es schließlich eines Ziels. So hoch gesteckt es auch eben sein mag. Träume sind der Brennstoff für Taten und Taten verwirklichen Träume.
Allerdings sei an dieser Stelle festzuhalten dass jener Mann kein Träumer im eigentlichen Sinne war. Mehr schien es so, als wäre Pragmatismus ein sehr hohes gut für ihn. Man lässt sich nur solange von Hirngespinsten und unrealistischen Hoffnungen täuschen bis man einmal eine richtig große Hand voll Scheisse fressen musste. Und dieser Geschmack bleibt einem ein Leben lang erhalten. Nein dieser Mann hatte nichts für Träumer übrig. Er spricht von Zielen, von Plänen und Schritten die in Reichweite seines Blickes sind. Der Name Rival Morin ist mittlerweile in der Stadt bekannt. Nicht wenige können davon berichten, welches Pech der Name ihnen an die Türpforte brachte.

Mit einem zufriedenen Lächeln auf den spröden Lippen überflogen die dunklen Augen des Mannes, der von Zielen statt von Träumen spricht, die niedergeschriebenen Zeilen des Fahndungsblatts. 25.000 Goldmünzen waren kein schlechter Anfang. Raum nach oben gibt es für solche Dinge allerdings immer. Er faltete das Pergament langsam zusammen um es in der Innentasche seiner Weste zu verstauen. Seine Gedanken kreisten weiter um das Kopfgeld und was es eigentlich für ihn bedeuten sollte. Die Gier nach Geltung bringt einen Mann dazu unvorsichtig zu werden, Fehler zu machen. Und in seinem Gewerbe musste man für Fehler stets einen sehr hohen Preis zahlen. Andererseits war er stets der Ansicht, dass ohne ein gewisses Risiko und die Bereitschaft jenes auch einzugehen ein Mann nicht über sich hinaus wachsen kann. Nach einigen stillen Momenten unterstrich ein kurzes Kopfnicken seinen Entschluss. Er würde den Weg, denn er sich für seine Unternehmungen geebnet hat weiter verfolgen. Er war nicht bereit von seinen Begierden los zu lassen oder auch nur zu erwägen irgendwelche Abstriche zu machen.

Möglichkeiten seinem Handwerk nach zu gehen boten sich dieser Tage etliche. Doch die ganze Unternehmung stand noch immer auf wackeligen Füßen. Es fehlte ein Fundament. Kontakte waren hier das große Stichwort. Auch wenn der Mann der sich Rival Morin nannte, durchaus allein zurecht kam war jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass ein Gauner ein Netzwerk brauchte. Das Geschäft konnte nicht wachsen, wenn er sich nicht auch um diese Belange kümmerte. Er hatte bereits eine Hand voll Personen im Blick. Einige standen gar bereits hinter ihm. Andere... wussten schlicht noch nichts von ihrem Glück.

Während seine Mundwinkel mürrisch herunter wanderten, legte er einige dreckige Goldstücke auf den Tresen um seine Zeche zu zahlen. Die Wirtin jener Spelunke strich das Geld wortlos ein.
Die nächsten Schritte waren klar, aber sie würden nicht einfach umzusetzen sein. Ein gewisses Fingerspitzengefühl war gefragt und die Aussicht auf weiteres Geschwätz zerrte bereits jetzt an seinen Nerven. Auch wenn er sich auf das schmieden der richtigen Worte verstand, Freude hatte er wirklich keine daran. Aber letztlich kann man sich solche Dinge wohl nicht ersparen, wenn man nach den Dingen giert die hinter der eigenen Stirn bereits Gestalt annahmen.
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Alt 01.02.2021, 01:59
#2
Rival Morin
Reisender
 
Registriert seit: 09 Apr 2019
Beiträge: 65
Der Schein der Laterne leckte zögerlich über die dunkle Gemäuer der Kanalisation von Britain. Leise Schritte wurden ab und an von dem nervösen Quieken einer Ratte ankündigt. Der Mann der sich einsam durch die Dunkelheit kämpfte war dem alten Gemäuer jenes Labyrinths nicht unbekannt. Schon seit vielen Nächten ward er hier und dort gesehen, ein schweigender Schatten der mehr und mehr Teil jenes unterirdischen Ortes geworden ist. Auch die Männer welche seit je her ihr Dasein unter den gepflasterten Straßen Britains fristeten, waren durch die Anwesenheit jenes Mannes nicht überrascht. Mehr noch schien es als würde der ein oder andere dem Wanderer verschworen zunicken. Doch in dieser Nacht blieb jene subtile Geste, die Verbundenheit und Zugehörigkeit mit sich trug, ohne Beachtung. Fast schon erschien es, als hätte die Gestalt, gehüllt in einfaches Leder, kein Ziel welches ihn dazu veranlasste seine Nase den betörenden Gerüchen des Untergrundes auszusetzen.

Rival hing seinen Gedanken nach, Ereignissen jung im Begriff zu keimen, zu wachsen um einst Bedeutsamkeit zu erreichen. Ereignissen die bereits einige Jahre in der Vergangenheit lagen. Ereignisse die noch immer ihre knorrigen alten Hände nach dem Manne streckten, der er nun war. Das Spielfeld hatte sich gewandelt, neue Spieler haben die Bühne betreten, Männer und Frauen mit Kompetenz und Verstand. Die Möglichkeiten dieser neuen Situation waren unzählig und versprachen großen Erfolg und gleichsam unweigerlichen Niedergang. Der Klang seiner Schritte hallte in den weiten Gängen und Gewölben wieder. Ein stetiges rhytmisches Mantra, welches seine Überlegungen in die Ferne zogen. Wie würde sein nächster Zug aussehen? Ist es Kontrolle oder Risiko, dass ihn voran treiben wird. Fragen über die Fragen und sie alle verlangten unweigerlich seiner Antwort. Doch Antworten in der Dunkelheit zu finden sei stets ein schwer zu bewältigendes Unterfangen gewesen. Er wäre nicht der Erste, nicht der Letzte, der an einer Situation scheiterte die er schlicht und einfach zerdacht hat.
Stille legte sich über ihn, als seine rastlosen Schritte ein zögerliches und jähes Ende nahmen. Eine erdrückende Stille, Schwere auf seinen Schultern, die Last von Unwähgsamkeiten und Verantwortung. Der Name Rival Morin ist in das Herz von Britain eingezogen. Wie Rona es ihm einst befahl brachte Unsicherheit und Chaos nach Britain. Flammen kündeten seines Stolzes. Die Schritte flüchtender Bürger, die ihres Goldes und ihrer Würde entbehrten sangen das Lied seiner Taten. Leere, vom Staub bisweilen unberührte, jungfräuliche Flecken missten jener Gegenstände, die einst ein Zeichen für Wohlstand oder hohe Handwerkskunst darstellten. Das Netzwerk, welches er mühsam über all die Zeit errichtet hatte war stabil, doch noch lange nicht groß genug. Nicht eines Prinzen würdig.

Der Mann der begehrte und verlangte horchte in sich hinein. Er konnte spüren wie sein Herz in der Brust schneller schlug. Wie das Blut durch seine Ohren rauschte. Es war nicht genug, es war bei weitem noch nicht genug. Die Stimme eines jüngeren Teil seiner selbst mahnte ihn zur Vorsicht. "Die hellste Kerze, brennt am schnellsten herab". Und er wusste, dass jener der er einst war nicht unrecht hatte. "Nimm mit Schläue. Sei dir gewahr, dass Gier gleichsam beflügelt wie in den Abgrund treibt. Halte dich an jene Frau. Sie ist der Schlüssel zu einer Tür die nur noch gefunden werden will". Dunkle Augen öffneten sich, spähten über den Rand einer Maske, die ihm bis über die Nase reichte, in die Dunkelheit vor seinen Füßen. Noch immer versuchte das Licht seiner Laterne die Schatten zu verdrängen. Ein ewiger Kampf, der spätestens dann ein Ende finde würde, wenn der Lampe das Öl ausging. Eine kurze Handbewegung und die Flamme schwindete, sank in sich zusammen um ihrem Bestreben ihm dem Weg zu leuchten länger folgen zu können. Vielleicht war ein weiterer Zug gar nicht nötig. Vielleicht war es ratsam der Dinge zu harren die sich ihm unweigerlich nähern würden. In jedem Fall würde er wachsam bleiben, mit Schläue im Schädel und Gier in der Brust.

"Rival Morin, dein Spiel wird fortbestehen, danach verlangt es mir"

Rival Morin ist offline  
Geändert von Rival Morin (01.02.2021 um 03:35 Uhr).
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Alt 17.05.2022, 01:12
#3
Rival Morin
Reisender
 
Registriert seit: 09 Apr 2019
Beiträge: 65
Der Mann der sich der Gier verschreibt, wandert stets unter dem Fluch der hellsten Kerze. Stetig verlangt es ihm nach mehr und nichts auf der Welt könnte je genug sein. Mit lodernder Inbrunst schwingt er immer wieder aufs neue die Peitsche, sich selbst zu geißeln, um nach immer weiteren Höhen zu streben, um heller und größer zu brennen. Denn sein Hunger ist maßlos und nichts könnte ihn stillen. Doch je heller eine Kerze brennt um so rascher wird sie vergehen. Wie lange kann die innere Gier vom eigenen Fleisch zehren bis nichts mehr übrig bleibt? Wahrlich es ist ein Fluch. Doch um so bemerkenswerter erscheint jener Umstand, dass manche Personen sich diesem ganz instinktiv hingeben. Das Verlangen, das Begehren ist eine Grube die sich vermutlich in jedem von uns auftut. Doch manche Personen, jene die dem Gehörnten Gott ins Antlitz geblickt haben, entscheiden sich das Instinktive und Unbewusste abzulegen und werfen sich voller Hingabe in diesen bodenlosen Abgrund.

Der Wein auf den Lippen jenes Mannes schmeckt süß, er trägt eine fruchtige Milde mit sich, gleich einem Windhauch in den fernen Bergen Coves.
Der Mann der auf ein Leben voller billiger Schnäpse und schalem Bier zurück blickt verzieht angewidert das Gesicht. Sein Gaumen ist abgerieben, eine Narbe, unfähig süße oder milde Kostbarkeiten wertzuschätzen. Und dennoch horcht jener Mann stets auf, spricht eine ferne Stimme vom Erlesenen.
Der Mann der zahllose Gesichter trägt, weiss das Gold allein keine Erfüllung mehr verspricht. Er weiss, dass es so viel mehr gibt nachdem es sich zu streben lohnt. Ansehen, Ruhm, Status und der daraus gebährende Einfluss. Rival Morin wusste, er beschritt nun den Königsweg und aufmerksame Blicke harren dabei in seinem Nacken. Einige Männer erstarren ob all solcher Aufmerksamkeiten oder sie ergreift die Panik. Und einige Männer genießen sie in vollen Zügen. Die Idee des Mannes der sich Rival Morin nennt, wurzelt in einer Geschichte die bereits in ihren ersten Worten an ein Publikum gerichtet sind. Ganz gleich wann der letzte Vorhang nun fällt, jener Mann, Rival Morin wird der Hauptstadt Britain ewig im Gedächtnis bleiben. Und dies ist auch nur Recht so. Denn wenn Rival Morin, eines wusste, dann - sollte er sich schon in seinem Verlangen verzehren - er greller brennen wird als jede andere Flamme. Mit gerunzelter Stirn reibt er sich über das stopplige Kinn. "Eigentlich haben mich die Götter nie wirklich gekümmert. Doch bei dem was ich tue, will ich den Prinzen der Begierden auf meiner Seite. Die Suche nach Bedeutsamkeit, scheint selbst die geringsten Männer einst mit den Machten zu konfrontieren."
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