Träume aus der Vergangenheit

[Lynephea Lantis]

Ruhig liegt sie in ihrem Bett. Leise ist ihre Atem zu hören.
Ihr blau schimmerndes Haar legt sich sanft über ihre Schultern.

Sie sitzt da. Auf einem Stein, mitten im Wald.
Ein Kind, ein Mädchen. Blondes Haar umgibt ihr junges Gesicht.

Die Augen geschlossen. Die dunkelblauen Augen ruhen in ihren Höhlen.
Der Mond steht hoch, ein Hof darum. Der Wind dringt durch die Fenster und streicht durch ihr Haar.

Sie schaut hoch zum Mond. Streckt langsam ihre kleinen Hände nach oben.
Die dunkelblauen Augen strahlen. Sachte weht der Wind durch die Bäume um sie herum.

Eine weisse Eule lässt sich auf einem Ast nieder, direkt vor ihrem Fenster.
Nur das schlagen der Flügel war leise zu hören.
Die spiegelnden Augen der Eule fallen auf sie.

Ein leises rascheln im Gebüsch.
Das schwarze Tier nähert sich ihr, setzt vorsichtig eine Pfote vor die andere.
Die strahlenden Augen des Panthers sind auf das Mädchen gerichtet.


Hastig dreht sie sich von einer Seite auf die andere.
Mit den Füssen wirft sie Die Decke auf den Boden. Ihre Augen wandern unruhig umher.
Die Eule beginnt zu heulen und spannt die Flügel.

Das Mädchen dreht den Kopf und erblickt ihn direkt vor ihr.
Sie springt vom Stein und rennt los, so schnell sie ihre kurzen Beine tragen.
Lautes knurren hinter ihr, der Panther ist mit einem Satz bei ihr angelangt.

Ein paar wenige Flügelschläge und die Eule ist bei ihr, fliegt über sie hinweg, mit lautem geheule.
Die spitzen Klauen reissen kleine Hautstücke aus ihrem Gesicht
und hinterlassen zwei blutige Kratzer auf ihrer Wange.


Die kleine schaut mit panischem Blick zurück.
Der Panther springt auf, die langen spitzen Krallen blitzen auf.
Ein Blitz zuckt durch die Nacht, ein Schrei, die Krallen schneiden durch die Haut, Blut.
Sie fällt zu Boden, das schwarze Tier auf ihr, die Krallen in ihr. Das schreien bricht ab.
Leises knurren, glitzerndes Blut auf dem Boden, überall.
Blankes Fleisch, aufgeschnitten, tief.....

Sie setzt sich blitzschnell auf und schreit. Schweiss auf ihrem Körper. Panik im Blick, Angst, Schrecken. Sie fasst sie an die Wange, Blut an der Hand. Sie schaut aus dem Fenster, die Nacht ist ruhig.

Rot wirds vor den Augen. Schmerzen im Rücken, im ganzen Körper.
Schwarz..... schwerelosigkeit, ein helles Licht vor ihr.
Eine Gestalt, eine Frau zu seh'n. Ein lächeln. Eine Stimme klar, und rein:
Meine Tochter. Meine Liebe sollst du haben, meine Barmherzigkeit spühren.
In dir steckt grosses, den Tod nicht verdient.
Sollst weiter zum Monde schau'n, den Wind spühr'n.
Nimm das Leben meine Tochter, ich schenk es dir.
Sollst Kräfte kriegen, um es zu schützen.
Doch ein Zeichen sollst du tragen, um zu erinnern an die Mutter, die vergessen von so vielen.
Ein kleines Mal am Schulterblatt, ein Sichelmond um zu zeigen wo du mich findest, ein Auge, um zu zeigen dass ich immer über dich Wache.
Du sollst meine Tochter sein.... und noch was wird man seh'n. Dein Haar solls zeigen, was besondres sollst du sein.
Die Stimme wird leiser, Stille. Die Augen öffnen sich, dunkelblaue Augen schaun hoch.
Sachte fällt der Regen auf sie, nasse Kleider,nasses Haar. Sachte bringt der Mond ihr Haar zum schimmern, blau.
Schnell rennt sie nach Hause, um zu vergessen was gescheh'n.


Sie erhebt sich, geht zum Fenster, schaut hinaus.
Der Mond erhellt ihr Gesicht, ihre dunkelblauen Augen, ihre blaues Haar.
Nur ein Traum.....