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Alt Gestern, 09:45
Gedanken aus der Nordmark
#1
Korad Vandrak
Spieler, Mensch
 
Registriert seit: 22 Feb 2013
Beiträge: 202
Ich verspürte schon einige Tage lang den Drang, in die Katakomben des britainer Friedhofs hinabzusteigen. Die Untoten dort ruhen nie lange, sondern regen sich stets von Neuem, und es braucht wachsame Augen und ein sicheres Schwert, um sie in Schach zu halten. Fildaris und Isabelle schlossen sich mir an, was mich teils erfreute, teils sorgenvoll stimmte. Fildaris ist eine Handwerkerin, nicht für den Kampf gemacht (und das hab ich ihr schon oft gesagt), und Isabelle, so schneidig sie ist, weiß ich doch nicht, wie gut sie mit dem Schwert umgeht. Es war ein ungutes Gefühl, das mich begleitete, und es sollte sich nicht täuschen.

Kaum waren wir in die dunklen, kalten Gänge vorgedrungen, da ließ sich Fildaris von einem Anfall von Übermut treiben und stürzte voran, mitten hinein in eine Schar von Geisterkriegern und -schützen. Ehe ich’s versah, waren wir in einem hitzigen Kampf verwickelt, und ich musste mit ansehen, wie die beiden Frauen die ersten Blessuren einsteckten. Fildaris, das sah ich, war’s sichtlich unangenehm, als sie die Lage erkannte. Sie hat den Verstand, zu wissen, dass uns ihr Übermut leicht den Kopf hätte kosten können. Meinem Befehl zum Rückzug, kamen sie ohne Widerworte nach. Sie haben sich tapfer gehalten, doch ich schwor mir, das nächste Mal vorsichtiger zu sein, wen ich mit in solch finstere Gänge nehme.

Zurück in der Stadt kehrten wir im „Lachenden Tala“ ein, um den Tag zu beschließen und die Anspannung von uns zu schütteln. Bei Würfelspiel und Gelächter vergaßen wir für eine Zeit die Schrecken der Katakomben. Isabelle und ich foppten uns mit neckischen Worten, und ich spürte eine Leichtigkeit, die ich lang nicht mehr empfunden hatte. Als Fildaris schließlich das Würfelspiel verlor, war die Konsequenz daraus, das sie eine Aufgabe erfüllen musste, die wir ihr stellten. So schickten Isabelle und ich sie mit einem breiten Grinsen zur Ruh, und blieben zu zweit zurück.

So saßen wir dort bis in die frühen Morgenstunden, Seite an Seite, die Würfel in den Händen. Man würfelte eine Zahl für den Anderen und dieser sagte schließlich "Höher" oder "Tiefer". War der Wurf dann das Gegenteilige, musste man entweder trinken, oder etwas von sich preisgeben. Ein einfaches Spiel ward es bald nicht mehr, sondern ein Bekenntnis: Isabelle erzählte von der See und von den Stürmen, die sie geformt haben, wie Wellen das Ufer formen. Trotz ihres zarten Wuchses birgt sie eine Wildheit in sich, die ich wahrlich bewundere. Auch ich fand mich redend, mehr preisgebend, als ich es sonst gewohnt bin. Der Honigwein löste die Zungen, und bald war’s, als würden wir uns seit Ewigkeiten kennen.

Am Ende war ich es, der gewann, und Isabelle musste meine letzte Forderung erfüllen. Ich gebot ihr, einen Salamander zu streicheln, wohl wissend, dass sie diese Tiere verabscheut. Mit einem verzogenen Lächeln und sichtlichem Unwillen gehorchte sie, und wir lachten beide, als sie das Vieh schließlich mit einem Schaudern berührte. Es war ein seltener Moment der Unbeschwertheit, ein Tropfen süßer Honig im bitteren Becher, seit ich alleine nach Britain zurück gekehrt bin.

Als ich sie heimgeleitete und vor ihrer Tür stand, war da ein Moment, ein leiser Hauch, der mich innehalten ließ. Ein Teil von mir hätte sie gefragt, ob ich mit hineindürfe, doch ich widerstand. Die Ehre und der Anstand verlangten von mir Zurückhaltung. So nahm ich Abschied und ließ den 1. Lundin im Zwielicht eines neuen Morgens beginnen, ein Tag, geboren aus Wein, Würfel und geheimen Gedanken.

Ich weiß nicht, was Isabelle mir bedeutet – vielleicht ist sie nur eine Kameradin, vielleicht eine Gefährtin für einen Augenblick. Vielleicht ist es nur das Wissen, dass wir alle jemanden brauchen, mit dem wir die Bürden teilen können, die das Leben uns auferlegt, ob wir wollen oder nicht.
1. Lundin 1340
Korad Vandrak ist offline  
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Alt Heute, 08:32
#2
Korad Vandrak
Spieler, Mensch
 
Registriert seit: 22 Feb 2013
Beiträge: 202
Heute war … seltsam. Isabelle kam am Abend zur Burg, aufgeregt und strahlend, weil sie endlich Möbel für ihr Haus bestellt hatte – aus Birnenholz, wie sie mir stolz erzählte. Sie sprach davon mit so einer Freude, als hätte sie einen Schatz gehoben. Ich konnte nicht anders, als mich an ihrer Begeisterung zu erfreuen.

Wir gingen in die Wohnstube, um etwas zu trinken, aber sie wurde schnell neugierig und ließ den Blick durch die Räume schweifen. Schließlich standen wir im Waschraum und Isabelle bestaunte das große Badebecken und die Ausstattung, die seit Langem nicht mehr benutzt worden waren. Ohne Weiteres bot sie an, das Becken zu reinigen, und fragte, ob wir zusammen baden wollten. Ich stutzte – ein Bad, gemeinsam und nackt? Der Gedanke schien mir absurd und rief eine Nervosität in mir hervor, die mir fremd ist. Doch Isabelle schien das völlig unbeeindruckt zu lassen - für sie war Nacktheit offenbar eine Selbstverständlichkeit.

Die Atmosphäre wurde gespannter, als sie mich direkt ansah und vermutete, ich würde mich nach den Kurven einer Frau sehnen, nach dem weichen Duft, der warmen Haut – sie grinste dabei und klimperte mit den Wimpern, als wollte sie mich auf die Probe stellen. Ich versuchte das Gespräch ernst zu halten, aber dann stand ich plötzlich direkt vor ihr, näher als zuvor. Unwillkürlich fasste ich sie am Arm, sah in ihre Augen und beugte mich etwas zu ihr herab.

In dem Moment, als mein Atem ihren Hals streifte, hörte ich sie leise „Korad, halt“ flüstern. Ihr Ton brachte mich zurück zur Vernunft, und ich löste meinen Griff von ihrem Arm. Sie trat hastig zur Seite und rückte ihre Ärmel zurecht. Ihre Wangen waren leicht gerötet, und sie verließ den Raum, als hätte sie Angst, die Kontrolle zu verlieren. Irgendwie genoss ich es aber, dies in ihr ausgelöst zu haben. Bei ihr, die sich sonst so selbstsicher zeigte und damit prahlte, wie egal ihr gesellschaftliche Normen wären.

Ich folgte ihr durch die Burg hinaus ins Freie. Sie atmete schwer und sagte, sie müsse ans Meer, dorthin, wo sie sich frei fühlt. Ich überlegte erst, sie ziehen zu lassen, doch irgendetwas hielt mich zurück. Schließlich ging ich mit ihr durch den Wald bis zur Küste der Nordmark. Als wir am Ufer ankamen, erzählte sie mir von ihrer Sehnsucht nach dem Meer und ihrer alten Freiheit auf See. Ich ließ mich ins Gras sinken, sie tat es mir gleich.

Das Gespräch nahm an Tiefe zu, und es war klar, dass wir uns beide nach Nähe sehnten. Sie legte ihren Kopf auf meine Brust, und wir sprachen darüber, wie verboten und zugleich gut es sich anfühlte, so nebeneinander zu liegen. Doch wir wussten, dass wir uns nicht in diese Nähe verlieren durften. Isabelle machte es mir leicht, indem sie mir nach einer Weile erklärte, sie müsse zurück, um sich um ihr Haus zu kümmern.

Als ich sie schließlich nach Hause brachte, spürte ich, wie schwer es mir fiel, mich von ihr zu trennen. Sie ging hinein, und ich blieb noch kurz vor ihrer Tür stehen, bevor ich zur Burg zurückkehrte. Meine Familie ist derzeit fern, auf dem Festland, und die leeren Räume erinnern mich nur umso stärker an die Einsamkeit.

Der heutige Tag hat mir klar gemacht, dass es leicht ist, Grenzen zu überschreiten, wenn das Herz nach Wärme sucht. Glaron gebe mir die Weisheit, mich zu beherrschen – und sie nicht noch tiefer in eine Lage zu bringen, die uns beiden nur Ärger einbringt.

2. Lundin 1340
Korad Vandrak ist offline  
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