06.01.2003, 18:43 |
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Gast
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Träge blinzelte Deidra in die Vormittagssonne. Dar unter ihr schnaubte leise und haschte nach den zarten grünen Gräsern, die der Frühling allerorten spriessen liess. Sie stand am Westufer des Flusses und blickte rüber auf die Stadt. Die Gassen und Strassen waren ihr mittlerweile fast so vertraut wie die heimischen Wälder. Es war eine andere Jagd als die nach Hirschen und Bären. Informationen und Menschen waren schwerer zu greifen, schienen immer wieder wie glibschiger Moorschlick durch die Hände zu gleiten.
Jeden Tag strömten neue Fremde in die Stadt und aus ihr heraus. Nur wenige Menschen bildeten Konstanten, die sie immer wieder traf. Und noch weniger davon waren Freunde. So mancher glaubte es zu sein und war es für den Moment, doch Deidra trauerte heue schon im Wissen um den Verrat, mochte er auch noch in jahrelanger Ferne liegen. Vielleicht... vielleicht konnte sie die Wichtigsten von ihnen bekehren, vom falschen Gott zu lassen. Und ihr so Freund und Gefährte zu werden wie die Kriegerin, an deren Seite sie nun des öfteren ritt, deren Ausbildung die Alpha in ihre Hände gelegt hatte. Noch war sie laut und grob wie ein Bärenjunges und vieles von dem würde immer bleiben. War es doch ihr Charakter, geformt durch Generationen hoher Militärs in ihren Ahnenreihen. Aus altem Hause kam sie und Deidra würde sie die Gesetze des Rudels lehren. Ihr Herz war ehrlich und ihr Arm verlässlich. Das Rudel würde durch sie an Kraft gewinnen und sie selbst würde einen Vertrauten gewinnen. Andere Menschen waren da noch, Menschen, die der jungen Magierin noch fremd waren, manche von ihnen gehörten der Feindseite an, doch manche... waren interessant. Nicht für das Rudel, aber sie waren auch nicht von Glaron verwirrt. Jetzt galt es herauszufinden, wer von ihnen gefährlich war, nicht nur Mitjäger in den Schatten, sondern sie zur Beute machen wollte. Schwieriger würde diese Jagd werden als die andern in der Stadt. Reichte dort doch meist einfaches Beobachten, Zuhören, harmlose Fragen. So arglos waren sie wie die Schäfchen in den Gattern. Nun, sie hatte nicht vor, unter ihnen zu wildern. Dies überliess sie andern. Deidra schnalzte leicht mit der Zunge und liess Dar einige Schritte rückwärts in den Schatten der Bäume machen. Zwei Personen näherten sich der nahegelegenen Brücke. Wolfsfellträger. Junge Schützen, wie es schien. Und weitere, noch blutige Wolfsfelle baumelten an ihren Hüften. Einen Moment fragte sich Deidra, wie sie in der Wildnis zu überleben vermochten, wo sie nur wenige Meter an ihr vorbeigingen auf ihrem Weg in die Stadt, ohne Notiz von ihr zu nehmen. Doch waren sie so darin vertieft, sich selbst noch einmal die heroischen Taten der Jagd vorzubeten, die sie später in der Taverne zum Besten geben wollten, dass nichts sie beunruhigte so nahe der sicheren Stadt. Aus tiefer Kehle leise knurrend sah die junge Frau ihnen nach, doch so nahe Britains wäre es leichtsinnig gewesen, etwas zu tun. Schon einmal war sie den Templern aufgefallen und dies sollte sich nicht mehren. Es würde andere Orte und andere Zeiten geben... Es waren gute Jagden, die sie zur Zeit hatte. Keine Zeit, sich selbst zur Beute zu machen. Lächelnd wendete sie Dar in Richtung Süden. Die Wälder waren voll Wild und die Ufer reich an Fisch dort. Vielleicht gelang es ihr, einen Lachs für Melina zu fangen. |
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