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Alt 02.02.2003, 11:58
Etikette und ein Pfand
#1
Cara Ni'Cairil
Gast
 
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Leise erhob sie sich von ihrerm Bett, bemüht, Devier nicht zu wecken und ging leise zum Fenster. Als sie es öffnete umfing sie die kühle Nachluft, doch trotz des Fröstelns blieb sie ruhig am Fenster stehen und atmete tief durch. Was für ein Tag war dies doch gewesen. So vieles hatte sich ergeben und noch schien alles zusammen ein unlösbares Wirrwarr zu ergeben.
Neue Wege, neue Möglichkeiten, neue Gefahren...
Doch zumindest ihre Bemühungen um eine brauchbare Maskerade waren heute einen großen Schritt weiter gekommen.
In der Taverne hatte Devier sie einem "Sire" vorgestellt. Nur schwer konnte sie ihre Abneigung verbergen und gab sich als nettes Ding, dass über Kleinigkeiten in Eifer gerät. Während des Gesprächs kam man an einem Punkt, an dem sie die Idee einer Armenküche aufwarf, welche von allen im Anschluss durchdacht wurde und, noch besser, man sagte ihr alle mögliche Unterstützung zu. Diesmal musste die das Gefühl des Triumphes nicht verbergen, glaubten ihre Gegenüber doch, sie sei glücklich, helfen zu können. Wenn sie auch nur im Entferntesten geahnt hätten, welche Ziele diese junge, scheinbar warmherzige Frau im Schilde führte, sie hätten sie auf der Stelle der Garde und dem Henker übergeben. Denn nicht Güte ließ sie diesen Gedanken fassen. Nein, genau das Gegenteil. Zum einen, wer würde einer helfenden Hand schon etwas zutrauen, dass gegen die hier üblichen Werte verstieß? Es war also ein Teil ihrer Tarnung, auch, wenn es schwer fallen würde, diese aufracht zu erhalten. Was aber viel schwerer wog - wer war dankbarer, als heruntergekommene Kreaturen, denen man eine Hand reichte, um sie aus ihrem Sumpf zu ziehen? Und damit hoffte Cara, ihrem Herrn weitere Seelen zuführen zu können. Sei es als Diener auf dieser Welt, oder auch als.. Geschenke, auf dass er sich mit ihren Seelen vergnügen möge.
Im weiteren Verlauf des Gespräches fiel es ihr immer schwerer, ihr Gegenüber ihre Wut und Verachtung nicht spüren zu lassen. Waren sie doch mittlerweile nur noch zu zweit, musste sie nun noch stärker aufpassen, sich nicht zu verraten. Immer wieder senkte sie den Blick in der Hoffnung, es möge sittsam und beschämt wirken, doch in Wahrheit sollte es ihre wahren Gefühle verbergen. Sein Gerede über die "Etikette" zerrte an ihren Nerven. Doch nach und nach begriff sie, dass eben jene nicht zuletzt auch ein wirksames Mittel war, sein gegenüber zu täuschen, sich hinter Gesten und Regeln zu verstecken. Wenn sie diese Etikette nun beherrschen würde... ein weiterer Schritt, der sie näher an ihr Ziel bringen würde? Den Sire davon zu überzeugen, dass sie Schliff notwendig hätte war keine Schwierigkeit, hatte er das im Verlauf der Unterhaltung doch nur zu deutlich gespürt. Als er ihr dann eröffnete, dass er sie, wenn sie bereit sei, alles lehren wolle, was er wisse (was nicht wenig war), schwankte sie zwischen einem lauthalsen Lachen und der Zustimmung. Schließlich obsiegte die Vernunft. Konnte sie je einen besseren Fürsprecher finden? Wohl nicht. So dankte sie ihm demütig und ließ die ersten Lektionen über sich ergehen, schon jetzt spürend, dass es sie einiges an Kraft kosten würde, dies auch durchzuhalten ohne ihm an die Kehle zu gehen.
Als es kaum mehr auszuhalten war, verabschiedete sie sich unter dem Vorwand, ihren Sohn versorgen zu müssen und verlies die Taverne, den letzten Rest Ruhe, der ihr verblieben war, zusammen nehmend. Wieder an der Luft musste sie erst einmal tief durchatmen. Alles war noch verworren, die Konturen zeichneten sich zwar ab, aber sie wusste, sie bewegte sich auf dünnem, sehr dünnem Eis.
Des Abends dann bei der Frau, die in Zunkunft Devier helfend zur Seite stehen sollte, erschien ER wieder. Er, der ihren Mann Tage von ihr fern gehalten hatte und von dem sie nun wusste, welche Rolle er spielte. Demütig senkte sie ihr Haupt, seine Macht deutlich spürend und ein leichter Schauer rann über ihre Haut.
Leicht berührte er ihr Kinn und seine Stimme erscholl durch den Raum, als er sich an Devier wendete: "So ein schönes Kind, Devier... sie wird mein Pfand sein. Lerne und enttäusche mich nicht, sonst ist sie mein!" Diese Worte, die Ihrem Gatten als Ansporn galten, erfüllten sie mit Zwiespalt. War sie nicht schon seit langem sein? Sie diente ihm seit Jahren mit Hingabe und nie stand etwas vor ihrer Pflicht. Viel Blut und Menschenleben hatte sie ihm geopfert, unerschütterlich in ihrem Glauben verankert und ER selbst hatte ihr einst ihr Leben neu geschenkt, als sie es hatte wegwerfen wollen aus einer Schwäche heraus.
Doch dann verstand sie. Würde Devier versagen, würde ihre Seele nicht an seiner Seite sein sondern würd eide gleichen Qualen erleiden wie jene, die nie dienten, die nie glaubten...
Sie warf einen letzten Blick in die Dunkelheit, die ihr seit langem Trost und Geborgenheit schenkte, schloss das Fenster und kehrt leise wieder unter ihre Decke zurück. Das seit ihrer Ankunft in diesen Landen vermisste Gefühl der Zuversicht kehrte zurück und zärtlich blickte sie auf den schlafenden Devier.
Sie spürte keine Angst. Sie wusste, er würde ihrer beider Herr nicht enttäuschen.
Vorsichtig schmiegte sie sich an Devier und fiel alsbald in einen tiefen Schlaf und ergab sich ihren Träumen, Träumen, die von einer erfolgreichen Zuknunft kündeten.....
 
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