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Alt 22.02.2010, 23:18
Der Wahnsinn eines Unsterblichen!
#1
Garrit Labrass
Reisender
 
Registriert seit: 09 Mar 2009
Beiträge: 144
Wie die Beine einer Spinne ruhen die langen Finger auf der regungslosen Brust nur bedeckt mit einem schwarzen Leinenhemd, dessen Ausschnit so tief reicht das in dem Dunkel der Gruft die blasse, von Narben überzogene Haut, fast schon schimmert. Die hochgewachsene Gestalt mit dem schwarzen Zopf, den starr geöffneten und regungslosen Augen, mit einem Kranz aus vertrocknetem Blut um seinen Mund und die nasolabialen Falten herum, liegt auf einem altmodischen Bett. Und von Oben betrachtet würde es wirken wie das Innere eines Sarges in dem die Leiche des verstorbenen Ehemann oder Frau, des Verwandten , des engen Freundes, liegt. Geradezu friedlich ist es in der Gruft, alles eingehüllt von der abgestandenen, kalten, Luft bis sich die vermeintliche Leiche in einem Ruck aufrichtet. Aufrichtet ... und lacht, lauthals lacht. Ein Lachen so ausgelassen, so laut und schallend, das kleine Kiesel aus der instabilen Decke rieselten und selbst der Staub auf den Möbeln unheilvoll mitvibrierte. Vorallem tat es sich keinen Abbruch, denn dieser sichtlich amüsierte Mann hatte keinen Bedarf nach Luft. Und wer war nun diese vermeintliche Leiche? Dieser Mann der in einem finsteren, kalten, Gemäuer saß und lachte. Niemand geringeres als Garrit Labrass, ursprünglich der Spross eines Zigeuners, und doch mehr ein Kind Sekals. Ein Schlächter, ein Henker, jemand ohne offensichtlichen Humor. So kennt man ihn unter den Kindern des Blenders. Und wieso lacht Labrass? Ganz einfach: Aufgrund der Ironie dieser Welt, der Naivität seiner eigenen Gesellschaft und weil ein Priester seinen Tod gefunden hatte. Das Lachen verstummte so plötzlich wie es gekommen war und der Vampir glitt wieder auf die harte Matratze zurück.

Er musste sich das Ganze nocheinmal vor Augen führen, rekapitulieren, schwelgen, träumen ... sonst verlor es nur an Witz.

Der 22. Lundin: Ein widerlicher Tag, eine schrecklich wunderschöne Nacht. Schon früh erhob sich der Vampir von seinem Bette, noch weit bevor es dämmerte und legte seine Rüstung an. Eine Rüstung gefertigt aus von schwarzer Magie verdorbenen Menschenknochen. Der Schutz den sie bot hatte ihn nie interessiert, es war ein Symbol: Nicht mehr und nicht weniger. Beherrsche durch Loyalität oder Furcht! Zwei Wege und der Zweck dieser Rüstung würde sich nach Aufnahme dieser Lehre sogar einem Glaronisten, einem schwächlichen Narren, erschließen und sei es kurz bevor er sterben würde. Ja, er war seinem Herren wirklich ein guter Diener und brachte Zerstörung, Chaos, über die Menschen die sich von ihrem wahren Vater abgewandt hatten. Garrit Labrass, der unbarmherzige Arm der Direkaner der nicht zögerte unterzeichnete Blutsentenzen zu befolgen. Nie. Ein Ruf den er sich demütig erarbeitet hatte und nichteinmal eine Fassade beinhaltete.

Diese Nacht soll begonnen werden mit Blut.
Vergossen zu deinen Ehren, vergossen weil dein Kind ..
deine Schöpfung nach Macht giert, sie ergreift!


Nein, nein, nein ... das wäre eine Lüge die nichteinmal dem Herren würdig wäre. Er genoss jede Sehne die er durchtrennen konnte und lauthals zurückschlug, er genoss jede Kehle die er durchstoßen konnte, jede Extremität die er seinem Gegenüber ausreißen konnte. Die Mundwinkel der sonst regungslosen Leiche hoben sich flüchtig, wohlig amüsiert, zu einem unheilvollen Lächeln.

Aber diese unheilige Nacht würde etwas offenbaren, zumindest seiner Hochwürden. Denn Sekal ... genoss mit Sicherheit schon das Netz aus Lügen und Intrigen das sein Kind spinnte. In Ausmaße die die Vorstellung seiner eigenen Gesellschaft, seines Covens, noch erschüttern würde und sich ihrem Verstand einfach entzog. Die verdammte Sonne wanderte hinter die Berge, hinter die Festen der Welt und hinterließ nur ein blutrotes Glimmen - eine verheißungsvolle Botschaft - als sich der Frey-Vampir, der Henker, aufmachte. In einer gewissen Routine krachten seine Hacken in einem zielstrebigen Schritt auf die matschigen Wege und Grasflächen Britains, führten ihn ohne Unterbrechungen und Verzögerungen zum Heiligtum des blutigen Vaters. Dem Ghul seiner Exellenz in gewohnter Manier flüchtig zugenickt, so ein niederes Wesen hatte nicht den Stand um mehr von ihm zu erwarten als Begrüßung - im Endeffekt nahm er ihn so nur zur Kenntnis. Eine weitere Routine folgte, der Geheimgang: Die Gedanken schon ganz wo anders fand er die Falltür im Teppich ohne wirklich ein Auge darauf zu werfen, riss sie hoch und stieg die langen, kalten, Stufen hinunter und das Knarzen der zufallenden Falltür verstummte erst unter einem dumpfen Knall als er endlich seinen Fuß in den Tempel selbst setzte. Der süßliche, der herrliche, Geruch von Blut waberte durch die sonst abgestandene Luft und bahnte sich einen Weg durch die weitgeöffneten Nasenflüge während er mit laut klackenden Stiefelhacken über den Steinboden schritt; vorbei an Steinbänken, Gemälden, direkt auf den Altar und das Blutbecken zu. Vor jenem sank der Diener demütig auf sein rechtes Knie herunter, beugte seinen Oberkörper unter dem protestierenden Knirschen der Menschenknochen und faltete die von schwarzen Knochen umschlungenen Hände vor seiner Brust. Und dann kanalisierte seine tiefe Stimme ein Gebet so inbrünstig, so voller Hass, so voller Gier und Manie das die Lippen ins Beben gerieten ... und nicht weit entfernt ahnte der Unwürdige noch nichts von seinem Schicksal

Die Dämmerung wird es einläuten ..
den Tod eines Diener Sekals, ein schwaches Objekt .. ein Nichts, ein Niemand!
Deines Blutes unwürdig! Unwürdig deinen Namen zu sprechen! Unwürdig ihn zu predigen!

.
Er spürte es nicht bevor meine Klinge sich in seinem Kopf einnistete, geriet der gegenwärtige Labrass wieder in amüsiertes Gelächter und mit einem Ruck warf er die blutrote Decke links von sich hoch um eine blutige Klinge, einen Ring und ein Amulett freizulegen. Symbole seines Triumpfes, seines glorreichen Verrats, seiner Tücke. Immernoch auf dem Rücken liegend griff er nach dem Heft der Klinge und drehte sie in seiner Hand und leckte mit der spitzen Zunge über das vertrocknete Blut an der Spitze.

Vorsichtig, die nötige Demut in Blick und Haltung, durchtrennten und schoben die beiden Hände den Vorhang zu der Kammer des Priesters zurück um dem Hünen in der Knochenrüstung den Eintritt zu ermöglichen. Und dort saß er, am breiten Kopf des Marmortisches, gehüllt in seine blutrote Priesterrobe - die einem Kind besser gestanden hätte, dort besser aufgehoben wäre. Und dennoch rutschte ihm der schwarze Haarschopf über die rechte Schulter bei der anstrengenden und tiefen Verbeugung die er seiner Hochwürden widmete - ein allerletztes Mal. Garrit selbst hatte den Priester in die heiligen Hallen gebeten, um ein Treffen gebeten, denn nach der langen Abwesenheit des Priesters gab es soviel zu berichten und das hatte der treue Frey-Vampir bisher immer getan. Er nahm Platz und der Stuhl knarzte unheilvoll unter dem Hünen, unter dem Gewicht das in seinen finsteren Gedanken lag. Und für mehr als eine Stunde fand nur die Wahrheit den Weg über seine Lippen, ein geradezu lachhafter Zustand, als er dem Priester von der roten Sonne, dem stetigen Gedeihen des Kults, die vorranschreitende Bekehrung oder endgültige Auslöschung der Govaines, und seinem ganz persönlichen Projekt: dem Kind seiner Exellenz. Laureate sorgte jedes Wort, jede Information in sich auf und war deutlich interessiert an den Aktivitäten seines vermeintlichen Schülers. So interessiert das er ihm folgte, wie ein Huhn dem Korn hinterherjagte, hinab in die tieferen Gefilde des Tempels wo Garrit dem Priester etwas "Interessantes" in Aussicht stellte. Die letzte Finte ... und das Intrigenspiel würde in einem glorreichen Moment, einem Finale, gipfeln.

Blut wird den kalten Steinboden dieser Halle tränken ..
um endlich wieder den Weg zu dir, meinem Herren zu finden, ..
aufdass du es einem Würdigen vermachen mögest, jemandem der deine Gunst verdient.
Heil dir Sekal!


Er stand direkt neben ihm und lehnte sich neugierig hervor, ganz erpicht darauf das Artefakt zu sehen das Garrits neustes Opfer fügig machen sollte. In einem Ruck entlud sich jede Achtung, jeder Respekt, jede Verehrung und auch jede Vorsicht als er dem Priester seinen Reagenzienbeutel einfach vom Gurt riss. Eine lächerliche Anstrengung, mehr kostete es den jüngeren Vampir nicht um Laureate seine Waffen zu nehmen ihn zu einem machtlosen Subjekt zu deklassieren: Wahrlich ... ein unwürdiger Diener Sekals. Wie süßlicher Honig schlich ihm der erzürnte und überraschte Schrei durch den Kopf als Garrit seinen Mentor am Kragen packte und mit einem Streich des verrosteten Dolches beinahe das rechte Handgelenk abtrennte, als der schmächtige Vampir versuchte sich zu wehren.
"Was _soll_ das? Wahnsinniger!"
Erfüllt von Hass, Abscheu und Genugtuung schleuderte der Hüne den Priester zu Boden warf ihn verletzt auf die Treppen des Tempels. In Garrit tobte es, dieser närrische Priester verstand garnichts! Was er als Wahnsinn betitelte war reine und pure Strebsamkeit. Auf dem Weg zur Macht kennt man keine Freunde, keine Verbündeten .. keine Familie. Irgendwie brannte das Verlangen in dem Frey-Vampir diese erbärmliche Ausrede eines "Bruders" über seine Beweggründe aufzuklären. Und das tat er auch, lang und breit, in aller Ausführlichkeit vollkommen von sich eingenommen. Was ein Moment ... noch jetzt schwirrten ihm die eigenen Worte im Geist herum, verpesteten ihn mit Stolz und Arroganz. Er war ein wahrer Erwählter des blutigen Vaters; in allen Belangen.
"Ihr seid eine Sprosse, erklimme ich sie erhalte ich alles Begehrenswerte und vorallem die Gunst des Herren für diese furiose Schauspiel, diese meisterhafte Intrige. Das nennt Ihr die Tat eines Wahnsinnigen? Ich bitte Euch! Wollt Ihr Euren fleißigen Schüler nicht lieber loben?"

Gerade noch versunken in einer absoluten Lobeshymne, die ihn fast den Rausch der letzten Nacht durchleben ließ, warf er das blutige Schwert einfach ruckartig von sich weg, sodass es unter lautem Scheppern und Krachen gegen die kalten Wänder Gruft prallte und zu Boden ging. "Und dann wäre mir doch glatt ein Fehler unterlaufen, peinlich.", schnaubte er ungnädig mit sich selbst in die Dunkelheit hinein, vollkommen in sich selbst versunken, als wäre er in der Annahme jemand würde ihm zuhören.

Oh, und was für einen Fehler er begangen hatte. Er ließ dem schmächtigen Priester zuviel Freiraum während seiner Rede, zuviel Zeit zum sammeln, und als er sich jenem wieder widmen wollte um zur nächsten Stufe seines Plans vorzuschreiten stieß er ihn mit einem Tritt seiner Füße weg, rappelte sich auf und versuchte zu fliehen. Das Adrenalin stieg in den sonst so toten Körper Garrits und ohne Rücksicht auf Verluste tat er das Erste was ihm einfiel; Er warf sein massives Schwert nach dem Priester der gerade versuchte die enge Treppe in die höheren Gewölbte zu erklimmen. Er warf mit all der Kraft die ihm seine Arme leihen konnte und stapfte, rannte, dem unwürdigen Feigling hinterher. Vollkommen unnütz, denn die lange Klinge traf Laureate mit der Breitseite an der hinteren Seite der Oberschenke, riss die Robe partiell auf und brachte ihn zu Fall. Da war seine Beute wieder, wieder an der Angel nachdem sie versucht hatte ihm vom Haken zu springen. Rabiat packte er Laureate mit der rechten Hand am Kragen, krallte die Hand gehüllt in die schwarzen Knochen geradezu in sie hinein, und versetzte seinem hilflosen Widersache feste Hiebe mit der linken Faust gegen die Schläfe bis jener wie ein Halm im Wind darunter einbrach. Jetzt konnte er diesen Ballast wenigstens lautlos mit sich führen und als wäre er auch nicht mehr als ein Sack Stroh schleifte er den Kleriker hinter sich her, ließ seinen Kopf einfach gegen die Stufen schlagen oder gegen die Stuhlbeine in seiner Kammer. Denn allzulange wollte er Laureate nicht im Delirium wissen, es galt noch etwas zu tun. Mit sichtlichem Amusement und einem breiten Grinsen trat er seinem Unterlegenen mehrmals mit der Stiefelspitze in den Unterleib, auch noch als schon ein lautes Stöhnen signalisierte das der Priester zu sich kam. Da war es Zeit für weitere Anweisungen, wie würde dieser naive Kleriker es sonst verstehen: "Ihr setzt Euch jetzt und schreibt einen Abschiedsbrief. Ihr verlasst den hiesigen Coven und kehrt zum Festland zurück und empfehlt mich, Euren Schüler, für die Paladinweihe."

Wieder schälte sich ein gehässiges Grinsen, eine irre Fratze, auf die Züge des immernoch daniederliegenden Labrass der jetzt mit dem geweihten Amulett, einst im Besitz Laureates, herumspielte. Sacht wog er es in beiden Händen, strich mit den spinnenartigen Fingern über die Oberfläche und spürte das Kitzeln. Dieser göttliche Einfluss, die Präsenz seins Herren, ein Teil seiner Macht versiegelt in diesem einfachen Gegenstand. Ein wahres Hochgefühl das es nun in den Händen eines Auserwählten lag.

Dabei glitten seine Gedanken zurück zu dem Marmotisch an dem Laureate nach langem Zögern endlich das Empfehlungsschreiben, seinen Abschiedsbrief, aufsetzte. Das Ganze ging ihm erstaunlich besser von der Hand als Garrit ihn mit süßen Worten, gesprochen von einer falschen Zunge gesegnet vom Blender selbst, couragierte. Er legte ihm ohne auch nur einen Mundwinkel zu verziehen nahe dieses Land wirklich zu verlassen anstatt zu sterben, er würde ihn einfach zum Hafen geleiten, ihn verabschieden und dann beten das seine Hochwürden nie zurückkehrte. Und .. beim Herren, dieser Narr, dieser naive Reinfall eines Vampirs, glaubte ihm tatsächlich. Die List dahinter erschloss sich ihm nicht obwohl er noch kurz zuvor den Grund dafür selbst ansprach: Der Ghul seiner Exllenz. Dieser hochgradige Verrat, dieses köstliche Schauspiel, würde direkt auffliegen wenn man Garrit die Leiche von Laureate aus diesen Hallen bringen würde, oder ihn gar mit einer Waffe im Anschlag aus dem Tempel geleiten würde. So ... eingelullt durch die Sicherheit die ihm Garrit versprach, die letzte Hoffnung auf noch eine Chance auf die Ewigkeit, verließ er den Tempel begleitet durch seinen Häschers ohne auch nur ein Wort zu sagen. Die letzte Torheit des Priesters. Kaum hatten sie das Gebäude hinter sich gelassen erklang das metallische Sirren der gezogenen Klinge Garrits, die sich nur wenige Sekundenbruchteile später in der Schädeldecke Laureates vergrub. Unter leisem Knacken barts der Knochen, der rote Lebenssaft, das geweihte Blut floss in Strömen am Kopf seiner Hochwürden herunter und ein Teil des Gehirns war freigelegt. Noch am folgenden Tag schüttelte es den Jungkleriker am ganzen Körper bei dem blossen Gedanken an diesen Anblick. Diese wunderbare Verstümmelung, diese Wunde, die jeden Menschen, Elfen, oder auch Zwergen direkt das Leben gekostet hätte - angerichtet mit nur einem Schlag. Hastig, die offene Straße und die neugierige Bevölkerung die Einzigen die ihm diesen Triumpf noch streitig machen konnten im Blick, packte er den gefallenen Priester an seinen Füßen und schleifte ihn in das nah gelegene kleine Waldstück.

Zum ersten Mal an diesem Morgen schloss der Frey-Vampir seine Augen, denn nun kam er endlich zu der delikatesten Stelle seiner Erinnerung und das verlange besondere Besinnung. Verstohlen, langsam und vorallem unwillkürlich leckte er sich über das verkrustete Blut um seine Mundwinkel und ein fast schon versonnenes, zufriedenes, Grinsen wanderte über die blasse sonst so ernste, mit Narben gespickte, Fratze. Der Geschmack, dieser unvergleich gute Geschmack, rief sich ihm ohne Verzögerung wieder in die Gedanken und für einen Moment konnte er schwören wieder an dem selben Hals zu hängen, sich wie eine Zecke in diesem verbissen.

Mit Tunnelblick, endlich am Ende angekommen, warf er sich neben dem nahezu reglosen, geschundenen, Körper des Priesters nieder. Das Schwert wurde einfach achtlos beiseite geworfen und stattdessen wieder der rostige Dolch zur Hand genommen, fest umschlossen wie von Krallen in seiner linken Hand - falls seine Hochwürden sich doch noch versuchte zu retten. Die ganze Erwartung, dieser glorreiche Moment, die pure Gier stand ihm im Blick und auch der bebende Kiefer, als er sein Gebiss und die Stechzähne bleckte, unterstrich das nur. Aber noch durfte er sich nicht an diesem geweihten Blut laben, das wäre eine Dreistigkeit die ihresgleichen sogar noch unter den Lügen der Glaronisten suchen müsste. Und vorallem würde dieser Biss nicht nur ein Symbol für seine Macht setzen, für den Pfad den er beschritt. Nein, es gab auch einen weitaus weniger ... egoistischen Grund: Sekal. Das Blut was in den Adern Laureates pulsierte wurde durch den blutigen Vater, den Blender, den Herren, gegeben und bei der Enttäuschung die aus jenem wurde war es das Mindeste ihm dieses wieder zuzuführen - ihm diesen Tribut zu zollen. So neigte er sein Haupt, schloss die Augen, reckte die Handflächen gen dem finstren Gestirn und erhob die Stimme an seinen Herren:

Sekal!
Wie versprochen gehört diese Nacht dir!
Und so wie die Finsternis, der Mantel der Schatten dein ist ..
so will ich dir dein Blut wiedergeben, Blut das einem Unwürdigen zu Teil wurde!
Nimm diesen Tribut deines treuen Dieners, der dich nur bittet ihm dafür deine Gunst zu gewähren.
Deine ewige, unheilige, Gunst für diejenigen die den Pfad zur wahrer Macht erkannt und betreten haben.
Heil dir Sekal!


Seine Zähne bohrten sich mit einem brachialen Ruck in die Hauptschlagader des Priesters, seine spröden Lippen pressten sich getrieben von der Gier krankhaft an dessen Hals, und in raschen Abständen hob und senkte sich der Kehlkopf als er pflichtbewusst und schon kurz darauf vom Rausch ergriffen das Blut, das Unleben, aus Laureate saugte. Dessen Haut verlor noch mehr an Farbe, ging in ein Grau über, vertrocknete und schlug widerliche riesige Falten mit jedem Schluck den Garrit an sich riss ohne dabei ein Maß zu bewahren. Erst als er den letzten Zug, den letzten Tropfen, aus der Ader gesaugt hatte erhob er sich in einer ruckartigen Bewegung und starrte mit milchig weißen Augen, geweiteten Pupillen und leichten Zuckungen der Mundwinkel sowie der Extremitäten auf den anderen Untoten hinunter Doch nicht für lange ... denn es dauerte nur wenige Sekunden bis auch der letzte Hauch der Ewigkeit den ehemaligen Kleriker verließ und er allmählich zu Staub zerfiel der einfach vom Wind weggetragen wurde.

In einem hohen Bogen flog das Amulett gegen die hohe Decke der Gruft und landete leise klirrend wieder auf der kalten Matratze, dort wo der Abdruck von Garrits Körper immernoch thronte. Und wieder erschütterte das irre, laute, Lachen die persönlichen Hallen des Frey-Vampirs, des Jungklerikers, des Wahnsinnigen, als er sich zu seinem Kleiderschrank begab um erneut in die Kluft des Häschers, des Blutroten Schatten Sekals, die Knochenrüstung des Caedes zu schlüpfen.
Garrit Labrass ist offline  
Geändert von Garrit Labrass (12.03.2010 um 20:02 Uhr).
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Alt 23.08.2010, 19:23
#2
Garrit Labrass
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Sonnenlicht kitzelte sanft die in diesem Fall jungfräuliche Haut des Direkaners und wo andere jetzt ein wohliges Seufzen von sich gegeben hätten um ihrer Gelassenheit im Angesicht der warmen Sommersonne Ausdruck zu geben, herrschte hier nur Stille. Zu einem tiefen Empfinden von Freude oder Wohligkeit war dieses Wesen schon ewig nicht mehr fähig gewesen, nicht in so einer Umgebung, nicht unter solchen Umständen. Gefühlsregungen zeigten sich nur selten und dann in einem makaberen Antlitz umspielt von Chaos, eingerahmt von Blut. Über die Jahre war der einstige Mensch verkommen zu einem Wesen das von Macht angezogen wurde wie eine Motte von Licht. Ironie? Denn wie bei einem einfachen Sterblichen, diesen zerbrechlichen und labilen Werkzeugen, gipfelte die Verwesung in einem Häufchen Asche.

Gedämpft hallten die schweren Schritte des Blutpaladins von den hohen Wänden der Tempelanlage herab, leise raschelte der Saum des blutroten Umhangs und klirrte die Schwertscheide mit der opulenten, stets blutgierigen, Klinge an dessen Waffengurt bis jedes Geräusch vehement verklang. Die blassen spinnenartigen Gliedmaßen, die Finger des Direkaners, spielten zärtlich mit der Lehne des Sessels als er den Anwesenden mit einem delikat falschen Lächeln zunickte und seine Aufwartung machte. Langsam in einer höchstgradig vermessenen Geste und Geschwindigkeit ließ er sich ungeachtet des jungen Ferilan in seinem Rücken auf dem Sessel nieder um sich dem irren Hohepriester zu widmen. Nein, so war das nicht ganz richtig. Seine Exzellenz war hier um seine Aufmerksamkeit dem tückischen Kleriker zu widmen, der wie zuvor gedachte wieder für Furore zu sorgen mit einer neuen ... verheerenden Kampagne.

„Ein neuer, weitaus ... radikaler ausgerichteter Zweig unserer Kirche.“, intonierte Garrit mit gewohnt ruhiger und geschicker Zunge, der ernste Blick untermalt von einem verheißungsvollen Lächeln. Seine Exzellenz, oder vielmehr ein Teil seiner Exzellenz, hielt nicht viel von Mienenspiel und beließ es bei der hohen Stimme und dem irren Lächeln: „Oh! Das weckt unser Interesse.“ Natürlich tat es das, schloss Garrit die Augen einen Moment genüsslich und bedacht die nächsten Minuten mit einem ergreifenden, selbstverliebtem, Monolog zu verbringen. „Aber die Maskerade darf nicht gefährdet sein. Die Maskerade wird in letzter Zeit ziemlich oft gefährdet.“, unterbrach die kalte Stimme Parantis rüde die Gedanken des Blutpaladins während dessen Gegenüber ihm auch noch einen stechenden Blick widmete. Allein jener Blick hielt Garrit davon ab direkt den Blick über die Schulter zu drehen um Bargon ein Kopfschütteln begleitet von einem süffisanten Lächeln zu schenken, zumindest kurzzeitig. Die Stille die dieser schweigsame Spott erzeugte wurde erneut durch den Urvampir gebrochen der geradezu lieblich über den Rand eines Gebetsbuches strich: „Dieses Blut, lass es mich mit Leben erfüllen, aufdass ich ewig bin. Doch auch das Blut des Vaters kann einem nicht vor allem schützen. Wir hätten ein paar Fragen an dich ... Caedes.“ Die dünnen schwarzen Brauen wanderten einen Deut hoch, Irritation stohl sich in die Gedanken des Klerikers, und dennoch legte die listgeschulte Zunge ein Bad voll Rosen zurecht: „Ich bin für Fragen immer offen, Exzellenz.“ Eine letzte Lüge, so unbefriedigend wie der Triumph über einen Brachyles. Der Hohepriester erhob sich von seinem Sessel, eine Drohgebärde die trotz der geringen Größe, schliesslich befanden sich auch so die Augen des Hohepriesters noch auf der Höhe von Garrits Kinn, ihre Wirkung zeigte und erste hektische Gedanken in dem Blutpaladin erzeugten. „Es betrübt uns sehr das sein so fähiger unserer Art, der auch noch ein Paladin des Vaters ist, so ein Spiel treibt, welches nach den Regeln unserer Gesellschaft ... Wer hat die Maskerade gefährdet?! Sag es uns!“, schloss die irre hohe Stimme keifend den ansehnlichen Vortrag des eigentlichen Hohepriesters. Langsam schloss er die Augen, suchte seine Fassung im Angesicht der drohenden Tragödie, es war nicht mehr von der Hand zu weisen das ein Wüstling sein wohl gewebtes Netz von Lügen durchbrochen hatte. Und dennoch ... dennoch das Schauspiel durfte nicht enden, was würde der Vater sonst von seinem Häscher denken. „Könntet Ihr vielleicht präzisieren um welches Vergehen es sich handelt?“, bewusst ließ die falsche Zunge wieder ihrem Spiel freien Lauf. Das Feuerholz war gelegt und seine Exzellenz begann mit den ersten impulsiven Versuchen es zu entzünden: „Tu nicht so scheinheilig, Verräter! Wegen dir ist ein hochrangiges Mitglied der Gesellschaft gestorben und dieser Platz ist nun leer. - JA! Er muss bestraft werden!, schlug die irre Stimme die Funken hoch und brachte das Feuer, dessen züngelnde Spitzen nun nach Garrit leckten, zum lodern.

Normalerweise reichte es von dieser brennenden Perversion einfach Abstand zu nehmen, doch in diesem Fall würde selbst die mächtigste Flut oder der größte Sandsturm versagen wenn es darum ging diese Flammen zu ersticken. Und das ließ dem verrohten und durchtriebenen Wesen von Labrass nur einen Weg offen, eine letzte Bühne auf der er sich in all seiner Pracht präsentieren konnte während das gesamte Theater um ihn herum die Flucht ergriff und das brennende Gebälk drohte einen jeden unter sich zu begraben. „Du kennst unsere Gesetze und dennoch hattest du nicht die Zeit uns aufzusuchen. Dafür gibt es keine Entschuldigung, aber trotz alledem kannst du um dein Leben winseln!“ Dem endgültigen Tod näher als je zuvor entlockte ihm diese Großzügigkeit nur ein abfälliges Lächeln; Was wäre er für ein Kind Sekals das diese letzten Momente für jämmerliches Winseln, einem Sterblichen eigen, verschwendet hätte. Stattdessen würde er den letzten Akt mit seiner wahren Persönlichkeit in aller Hässlichkeit und Perversion füllen, die von Sekal besessene Zunge all das aussprechen was sie gewoben hat, seine ganze blutige Glorie! Der Hüne gehüllt in die Farben und Tracht des Blenders erhob sich zu voller Größe, breitete die Hände aus zu einer erhabenen Pose und begann:

„Mein grandioses Lügenspiel, mein furioser Mord, die glorreiche Selbstjustiz ist aufgefallen, ja. Und Ihr, gerade Ihr habt es nicht erkannt ... bis jetzt. Eine Made von Sterblichen musste Euch die Augen öffnen. Fragt Euch; Wer sonst hätte die Fähigkeiten einen Urvampir zu ermorden, seines Hauptes zu berauben? Wer sonst wäre so fanatisch seine Macht und sein Ansehen vor dem Herren so blutig und radikal zu mehren?“ Ein Lachen vermisste man in den hohen Steinhallen, in denen stets der süße Geruch von Blut hing und man das Gefühl hatte mit jedem Wort das man sprach einen Tropfen Blut auf der Zunge zu spüren. Herrlich erfüllend metallischer Geschmack, das Lebenselixier der Kinder Sekals ... eine Schande dies missen zu müssen. Weder der manische Unsterbliche, Garrit, noch der Hohepriester und Bargon lachten. Denn jeder wusste, wenn dieser Wahnsinnige mit der blutroten Klinge je etwas ernst gemeint hatte ... dann dieses Schauspiel. Langsam schloss er die Augen, schloss seine Rede und wandte sich wieder direkt seinem ehemaligen Mentor mit einem geradezu bemitleidenswerten Lächeln. „Ich dachte Ihr kennt mich besser, Exzellenz.“, stahl es sich über die kalten Lippen des Paladins. Und anstatt eines eiskalten Kommentars, wie man ihn von so leblosen und intriganten Wesen wie den Unseren erwartet kam ein aufrichtiges Bedauern: „Nach deinem Verrat sind wir uns nicht mehr sicher was wir noch glauben sollen, was wir zu wissen glauben.“ In einer unendlich stolzen Pose reckte Labrass sein Kinn und stieß ein geradezu amüsiertes Schnauben aus: „Ihr könnt an dem Glauben festhalten in mir den radikalsten Direkan der letzten Jahrtausende gefunden zu haben. Aber seid Euch sicher am Ende aller Tage werden wir uns wiedersehen, wenn ich an der Seite meines Vaters die Körper der Schwachen zerreiße.“, ein kaltes Lächeln später wandte er sich von Terogal ab, stellte sich hinter den Stuhl und legte seine blutrote Kutte über die Lehne. „Du wirst fehlen Labrass. Möchtest du noch etwas sagen bevor du vor unseren Vater trittst?“ Wieder sanken die Lider des zum endgültigen Tode verdammten Monsters etwas herab und mit einem schiefen Lächeln sah er sich über die rechte Schulter zu dem Hohepriester: „Ihr erinnert Euch an Laureate und sein plötzliches Verschwinden? Auch er fiel unter meinen Bemühungen, eine billige Ausrede von Direkaner wenn Ihr mich fragt.“ Der kleine Hohepriester sah für einen Moment auf die steinerne Tischplatte und das Gebetsbuch: „Wir wunderten uns über sein Verschw .. - Ich wusste es, wollte es aber nich preisgeben!, schloss die irre Stimme erneut und entlockte dem Monster ein Schnauben. Natürlich wusste er es nicht, auch er war nur eine Fliege in seinem Netz gewesen. „Nun ist dein Ende eingeleitet und wir hoffen dich beim Ende aller Tage erneut zu begrüßen um das Werk des Vaters zu beenden.“, wandte er den Blick dann von Garrit ab und nickte Bargon zu. „Mein Kind, wie versprochen darfst du das Urteil vollstrecken.“ Eine nicht vorgesehene Wendung des Schauspiels die dem sonst so gefühlskalten Monster schockgeweitete Augen auferlegte die sich auf Bargon richteten. Was eine Erniedrigung. Doch der ungehobelte Brachyles ließ es sich nicht nehmen, sich in dieser Nacht selbst zu präsentieren und das mit einer Provokation über alle Maßen: „Meine Klinge ist zu Schade um sie in Labrass Leib zu versenken.“, spuckte er dem Kleriker vor die Füße. Was würde er diese Sticheleien vermissen, so sehr er dieses Kind auch hasste das seine Natur und den Herren so weit es ging verleugnete, war es immer amüsant gewesen an der harten Kruste zu kratzen unter der er sein blutrünstiges Wesen versuchte zu zähmen. Wie besinnend senkte Garrit seine Augenlider herab und blickte seitlich gen Terogal. Es war an der Zeit die letzte Karte zu spielen, sein Spiel mit dem jungen Ferilan zu beenden und schlussendlich als Sieger hervorzugehen – wenngleich der Brachyles es nicht erkennen würde. „Vielleicht schafft Ihr es Ferilan etwas Manieren beizubringen und ihn auf die Pfade des Vaters zu führen ...“, langsam holte er rein symbolisch Luft und wandte seine hässliche Grimasse mit einem süffisanten Grinsen zu Bargon. „ .. dazu solltet Ihr nur erst seine jämmerliche Sippe auslöschen, das wird den Vorgang nur beschleunigen. Leider glaube ich nicht das Ferilan das Material für die Ewigkeit mit sich bringt, zu weich, zu tumb ... ein wahrer Brachyles.“, pochte er grinsend und mit grausamer Intention an der Pforte des Monsters das in Bargon schlummerte. Und just nach seinem letzten Wort durchbrach es seinen Käfig, Ferilan stürzte sich im Rausch nach Blut und Gewalt auf ihn, rammte seine Stechzähne in den blassen Hals von Garrit. Und jener ... jener wehrte sich garnicht. So fühlte es sich also an wenn ein Kind Sekals sich am Lebensblut der Sterblichen labte. Mit jedem Schluck den Bargon aus seinem toten Körper sog wurde der Paladin blasser, schwächer und die Haut begann einzufallen. In einem letzten Anflug von Kraft hob er den Kopf leicht an um seinen Mund nah an Ferilans Ohr zu bringen, die letzten Worte sollten nur ihm gelten, nur dem Monster das auf Befreiung wartete: „M..it ...d ..dein..er S..sipp..e fa..fange .. ich an.“

In einer sadistischen Anwandlung ließ Ferilan dem Todgeweihten einige letzte Tropfen Blut im Körper, er sollte seinen Verfall miterleben und über sein Leben sinnieren. Und wo einem jeden Menschen meist ein erfülltes Leben vor den trüben Augen liegt blieb nur gähnende Leere beim sterbenden Labrass. Er .. erinnerte sich nicht an eine erste Liebe, seine Eltern, eine Familie, wunderschöne Landschaften die er einst besucht hatte, oder Siege die er ausgefochten hatte. Nichts, nichts was an ein Leben vor dem diabolischen Caedes erinnern wollte, nichts außer Lügen und Mord verdunkelten seinen Blick bis unter feurigem Glimmen Geist und Körper zu Asche zerfielen. Diese .. jämmerliche Existenz am Rande des Wahnsinns beendeten.
Garrit Labrass ist offline  
Geändert von Garrit Labrass (23.08.2010 um 19:26 Uhr).
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