Ein Schreiben für Kyra

*spät nachts machte sie sich an ein Schreiben bei Kerzenschein, die Linien fröhlich geschwungen dabei und munter, sandte dann dieses Schreiben mit Bienenwachs gesiegelt und einem Daumenaufdruck zu ihr*

Liebe Lydia,

es ist zwar spät und sicher schläfst du schon. Trotzdem wollte ich mich bei dir bedanken für die schönen Stunden in deinem Haus. Ich habe mich mit ihm unterhalten und es ist wieder alles gut, das solltest du wissen. Deswegen habe ich Deidre und Conner, meinen beiden Schmusekatzen, die im Bett warten von dir erzählt und dem Schokladenmann auch nur die Mütze weggeknabbert. Jetzt weiß ich wie das schmeckt und habe noch immer ein Grinsen im Gesicht, das macht nämlich unheimlich glücklich!

Übrigens diese Nussecken da würde ich gerne mal das Rezept kennen lernen. Ich habe heute sowieso alle drei Mahlzeiten eingehalten und noch diese Süßigkeiten dazu, Frau Lysander ist nun sicher stolz auf mich.

Das Schöne an Briefen ist, dass man da keine Widerworte bekommt, deswegen schreibe ich dir einfach mal weiter.

Du bist eine wundervolle Frau und ich wünsche und bete, dass du niemals dich einsam fühlst, kann man sowas eigentlich am Hof befehlen, dass jemand nie mehr einsam und glücklich zu sein hat? Hm ich frage das Hoheit besser nicht oder? Ach ja und hör auf dich zu dick zu fühlen oder zu alt, das steht dir so gar nicht, weder das eine noch das andere, alles zusammen genommen bist du perfekt. So! Und versuche auch nicht zu widersprechen, das geht nämlich jetzt nicht.

Noch was, Jakobus meinte, ob du nicht weiter den Dienst als Richterin versehen möchtest, würden wir uns dann nicht mehr sehen? Die Idee finde ich gut, wenn du das machen würdest. Zum einen denke ich, dass Glarons Gerechtigkeit in dir wohnt und auch ein Stück weit Ludias Segen.

Ach ja, du solltest mal wieder die Vitrine mit deinen Heldenzeichen reinigen, aber das mach ich gerne für dich beim nächsten mal weiter, du hast sicher die Welt zu retten, auf deine ganz eigene Weise!

Bis dahin möge Ludias Wärme immer in deinem Herzen bleiben,

ein liebes Brummen,

Aislin

[Kyra Linajah Glariel]

Liebe Aislin.

Vorweg. Du darfst mich gerne weiterhin Kyra nennen.

Das du mit deinem 'Jako' geredet hast, ist schön. Auch wenn ich von dem was du
mir berichtet hast nicht begeistert bin werde ich mir, dir zuliebe, ihm Gegenüber
nichts anmerken lassen. Da Bolwen mir ja seine Kinder verschwiegen hat, werde ich
wohl abwarten bis ich Gelegenheit bekomme, beide zusammen in einen Sack stecken
zu können, um ihnen den Kopf zu waschen.

Das Rezept der Nußecken werde ich dir natürlich nicht verraten. Was denkst du
dir denn eigendlich dabei? Wenn du schon in den Genuß dieser kommen möchtest,
hast du dich gefälligst zu mir zu begeben. So! Und nun versuche du mal mir zu
wiedersprechen.

Diese Sache mit meiner Berufung, mit Minoc, meine abgebrochene Ausbildung und
vieles weitere mehr, beschäftigt mich schon seit Monaten. Auf meinen nächtlichen
Spaziergängen zerbreche ich mir jedesmal auf's neue den Kopf darüber. Du bist nicht
die Einzige, die Frau Lysander aufsucht.
Doch ich will dich nicht auch noch damit belasten. Wir müssen dich ersteinmal auf den
Umgang bei Hofe vorbereiten. Und noch einiges andere mehr. Ich kann es kaum
abwarten, bis es draussen wärmer wird. Du weißt ja, was dich erwartet.

Allerdings solltest du Nachts besser schlafen, und nicht Briefe verfassen, die doch
teilweise etwas, nun, verwirrend sind. Würden wir uns dann nicht mehr sehen?
Oder möchtest du das wir uns sehen?

Danken möchte ich dir noch auf den dezenten Hinweis hin, bei mir mal wieder Staub
zu wischen. Doch ich habe es dir gesagt, dass ich nicht auf Besuch vorbereitet bin.
Allerdings sehe ich jetzt auch keine besondere Veranlassung mehr dazu. Immerhin
hast du dich ja angeboten es zu tun. Ich erwarte dich also demnächst mit diversen
Reinigungsutensilien vor meiner Tür.

Natürlich bist auch auch so immer willkommen bei mir. Ganz egal, was auch immer
dein Anliegen sein mag. Meine Tür steht für dich jederzeit offen. Und ich werde
auch jeden Tag Ausschau halten, ob nicht irgendein Tier in irgendeiner Ecke liegt, und
darauf wartet, gefüttert und gestreichelt zu werden.

Kyra