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Alt 04.10.2003, 12:25
Viele Wege und doch nur ein Ziel
#101
Rikonia Wint
Gast
 
Beiträge: n/a
Rikonia war jetzt endlich außer Sichtweite Gutshof entfernt und an einer Holzwand angelehnt. Bevor sie die Konsequenzen des letzten Gesprächs unternehmen würde, musste sie ihre Gedanken ordnen.

Vior’la war noch immer in der Bruderschaft, sie versteckte sich vor Vadrak. Oder versteckte sie sich vor der Zukunft?
Eine Frage über der man lange nachdenken konnte, doch dazu hatte sie jetzt keine Zeit für solcherlei Fragen.
Vadrak würde bald in seine „letzte Schlacht“ ziehen. Diesen Gedanken dachte Rikonia fast ironisch. Vor einem Jahr wäre es eine Erleichterung gewesen solches aus seinem Mund zu hören - und nun musste sie gerade dies verhindern. Vior’la war nach wie vor ihre Freundin und sie wollte nur das Beste für ihr. Sie wusste, dass sie Vadrak noch liebte, etwas anderes konnte sie sich nicht vorstellen. Nicht umsonst hatte sie die Bruderschaft für diesen Mann verlassen, nicht umsonst hatte sie sich Monate über in einem Haus an den Klippen versteckt.

Geistesabwesend strich sich Rik eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht, hinter ihr Ohr. Sie musste Vior’la zurück zu Vadrak bringen, dass war sie ihr schuldig. Doch kleinlaut in ihrem Kopf war eine Stimme, die unentwegt „wieso?“ fragte. Genervt schob sie den Gedanken von sich weg.

Vio war immer eine gute Freundin für Rik gewesen. Vio war es dem Rik wirklich vertrauen konnte – sie würde Vio genauso vertrauen wie Aramil und bis in den Tod folgen.
Und einst hatte Rik sich geschworen, Viorla zu beschützen. Wenn es sein musste mit ihrem Leben. Diesen Schwur würde sie niemals brechen, dies stand fest. Und wenn Vadrak tatsächlich sterben würde, dann müsste sie Vior’la letzten Endes noch vor sich selbst schützen.

Doch was wenn Vadrak schon morgen aufbrechen würde um seine Worte nicht nur Worte sein lassen – nein, das durfte nicht sein.
Eilig stieß sich Rikonia von der Wand ab und machte sich auf den Weg zur Bruderschaft. Viorla würde zu Vadrak gehen und wenn sie sie zwingen musste.
 
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Alt 05.10.2003, 16:36
#102
Vadrak Larthay
Reisender
 
Registriert seit: 17 Feb 2002
Beiträge: 182
Airg war Aramil!
Wütend stapfte Vadrak durch die Schatten der rosigen Morgendämmerung nach Hause zum Gutshof. Jede Faser seines Körpers bebte vor ohnmächtiger Wut und dem Gefühl der Demütigung. Diese Runde ihres kleinen "Spiels" ging voll und ganz an Aramil, und Vadrak war sich völlig klar darüber, daß aus dieser "Runde" rasch das ganze Spiel hätte werden können - immer noch die Gefahr dazu bestand, wenn er nicht sehr achtgab. Vadrak hatte sich vorführen lassen, wie ein kompletter Volltrottel. Er war so wütend, daß ihm übel war, außerdem hätte er das Brot nicht essen sollen, bevor er trank. Wieso hatte er heute überhaupt etwas getrunken?

Dabei hatte der Tag so gut angefangen:
Vadrak war zum ersten Mal seit längerer Zeit in der Schrifthalle vorbeigegangen. Die diensttuende Schreiberin hatte von ihrer Arbeit aufgesehen und ihn mißbilligend gemustert. Vadrak wußte nicht recht, ob er diesen strafenden Blick der Tatsache verdankte, daß er schon so lange nicht mehr in der Schrifthalle gewesen war oder ob es an seinem Äußeren lag und fuhr sich ein wenig verunsichert über den Bart. Er war sich sicher, daß er weder schwankte noch lallte oder eine allzudeutliche Fahne hatte. Er hatte sich gewaschen und neue Kleidung angezogen. Er wußte, daß einem kundigen Auge seine ungesunde Gesichtsfarbe und seine manchmal etwas fahrigen Bewegungen nicht entgangen wären, aber er zweifelte daran, daß die Schreiberin dies in so kurzer Zeit mit nur wenigen Blicken hätte wahrnehmen und den Grund dafür erraten können. Also mußte ihre Mißbilligung wohl doch auf seine längere Abwesenheit hier zurückzuführen sein. Er murmelte ein paar entschuldigende Worte, als die Schreiberin ihn auch schon anlächelte und sagte: "Hier, ich habe einen Brief, er wartet schon ein paar Tage auf Euch."

Vadrak brauchte nur einen einzigen Blick auf die Handschrift zu erhaschen und schon überlief es ihn heiß und kalt und sein Herz begann zu rasen: Vio hatte geschrieben! Er konnte es kaum erwarten - andererseits überfiel ihn Angst, was er dort wohl lesen mochte. Voller Ungeduld lenkte er seine Schritte in den Park und setzte sich auf eine der Bänke. Immer noch zögerte er, den Brief zu öffnen, drehte ihn unschlüssig in Händen. Was, wenn sie ihm schrieb, daß sie... Nein, Schluß! Das hatte keinen Sinn und so würde er nie erfahren, was sie geschrieben hatte. Mit vor Anspannung und Aufregung zitternden Fingern brach er das Siegel und faltete den Brief auf.

Seine Augen flogen über das Papier. Wieder und wieder, schneller und schneller - und weiteten sich in ungläubigem Staunen:

Vadrak ich kenn doch deine Sorgen...
Ich weiß doch, wie es dich quält
deine Ängste vor dem Morgen
hast du mit 1000 Mal in 1000 Nächten ohne ein Wort erzählt.
Ich seh doch wie es dir weh tut
Ich spühr doch wie es dich kränkt.
Glaub mir ich versteh gut.
Ich will nur, das du bei allem
was du tust bedenkst...
Ich will nur das du weißt....
Das was immer jetzt geschieht,
kein anderer verstehen wird,
da kein anderer es sieht.
Und ich ich hoffe, das dir klar ist,
dass was immer dann geschieht
kein anderer mit dir erträgt,
da kein anderer dich so liebt.
Ich will doch auch das sich etwas ändert.
Offentsichtlich, dass es das muss.
Aber das größte wäre verschwendet,
das hier und jetzt,
nur wegen der Höllen in der wir sind schluss.
Vadrak ich brauch dich doch bei mir.
Hörst du wie ich sag, dass ich dich brauch?!
Und egal was auch kommt,
wenn wir zu zweit hier...
ertrag ich was dich quält gern auch.
Ich kenn die Grotten und die Tiefen
in die es dich zieht, in die du fällst
und die Stimmen die dich riefen,
von denen du keinen erzählst,
ich kenn sie doch selbst.
Ich würde es sonst auch niemals sagen,
aber auch ich hab solche Angst.
Nur mit dir kann ich sie schlagen...
... nur mit dir lohnt sich der Kampf!

Vior'la Larthay


Ganz vorsichtig und liebevoll, so als sei er zerbrechlich, faltete Vadrak den Brief wieder zusammen und steckte ihn sorgfältig ein. Dann hastete er zurück in die Schrifthalle, ließ sich Schreibzeug aushändigen und verfaßte rasch eine Antwort. Seine Handschrift war nicht so ebenmäßig und klar wie sonst, sondern eher ungleichmäßig. Die Buchstaben schienen seine innere Anspannung in sich aufzunehmen und neigten sich völlig ungewohnt mal ein wenig zu dieser, mal zu jener Seite, als wären sie selbst nicht sicher, wohin sie gehörten. Nur 3 kurze Sätze schrieb er:

Liebste Vio!
Bitte komm zurück. Ich vermisse Dich unendlich. Ich liebe Dich.

Vadrak


Dann faltete er das Schreiben, ließ sich von der Schreiberin eine Stange mit Siegelwachs aushändigen. Während er das Wachs über der Flamme einer Kerze erwärmte und ungeduldig darauf wartete, daß es geschmeidig genug wurde, um mit einem dicken Klecks das Papier zu versiegeln, stand ihm unablässig Vios Gesicht vor Augen. Sie hatte sich soviel Mühe gegeben mit ihren Versen, hatte soviel Wärme und Liebe hinein gelegt, was, wenn ihr seine drei mageren Zeilen nicht genügten, was, wenn sie mehr erwartet hatte - wenn er sie schon wieder enttäuschte? Er zauderte einen Moment und spielte mit dem Gedanken, seinen Brief zu zerreißen, doch dann siegelte er ihn doch, schrieb auf die Vorderseite Vios Namen. Beinahe hätte er "Vior'la Larthay" geschrieben, denn er betrachtete sie als seine Gemahlin, doch gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, daß dies möglicherweise zu Schwierigkeiten führen könnte, falls Vio jemanden schickte, um zu fragen, ob ein Brief für sie hinterlegt sei und so schrieb er statt dessen doch bloß "An Vior'la Lyth", blies die Tinte trocken und reichte den Brief und das Schreibzeug an die Schreiberin zurück, bezahlte und verließ die Schrifthalle.

Zum ersten Mal seit einigen Tagen verspürte er nun Hunger, also lenkte er seine Schritte zum "Lachenden Tala", bestellte dort einen Krug Wasser und etwas Brot.
Mit frischer Hoffnung durchstöberte er anschließend erneut ganz Britain, ging all die Plätze ab, an denen sie sich gewöhnlich zu treffen pflegten, doch entdeckte er niemanden, er auch nur annähernd Vios Gestalt besaß.

Als sich der Tag dem Abend zuneigte, war er immer noch recht zuversichtlich, obwohl seine Suche wieder vergeblich gewesen war. Im Gehen aß er den Rest Brot, den er sich eingepackt hatte und wollte nach Hause, als er auf den Heiler Airg traf. Airg fragte ihn mit schuldbewußt-zerknirschtem Gesicht, wie Vadrak den Abend ihres gemeinsamen Gelages überstanden hatte und man plauderte über ein paar Belanglosigkeiten, bis Airg Vadrak auf einen Wein in den "Lachenden Tala" einlud.

Der Gedanke an Wein war verlockend. Vadrak war durstig, aber da war auch noch etwas anderes... Er wollte nicht nur etwas trinken, um seinen Durst zu löschen, sondern das Verlangen nach einem Glas Wein begann, ihn zu kitzeln. Vadrak zögerte. Er wollte keinen Alkohol mehr trinken, es gab ja eigentlich keinen Grund mehr. Dennoch hatte sich das Sehnen nach ein wenig Wein in seinen Gedanken eingenistet und dehnte sich dort aus, ergriff von ihm Besitz. Nun - was konnte ein Glas Wein schon schaden? Nur ein einziges Glas und dann würde er nach Hause gehen.

Er nahm Airgs Einladung dankend an und beide Männer ließen sich an der Theke des "Lachenden Tala" nieder. Airg bestellte zwei Flaschen Wein und schenkte ein. Erneut meldete sich Vadraks schlechtes Gewissen zu Wort. Eigentlich hatte er doch vorgehabt, heute keinen Alkohol zu trinken. Ein wenig unschlüssig betrachtete er das Glas, schob es hin und her, während Airg fröhlich plauderte und trank. Irgendetwas, das Airg sagte oder tat, mußte Vadrak abgelenkt haben, denn plötzlich wurde er sich dessen bewußt, daß er, ganz ohne es wirklich zu wollen, das Glas angehoben und einen großen Schluck daraus getrunken hatte. Ein angenehm warmes Prickeln breitete sich in seinem Inneren aus. Der Wein schmeckte sehr gut. Der Duft aus dem Glas schien unwiderstehlich verlockend. Ach, ein wenig Wein konnte jemandem, der seit Tagen - oder waren es Wochen? - täglich ein bis zwei Flaschen Echsenblut in sich hinein schüttete, vermutlich nicht viel anhaben.
Vadrak Larthay ist offline  
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Alt 05.10.2003, 16:38
#103
Vadrak Larthay
Reisender
 
Registriert seit: 17 Feb 2002
Beiträge: 182
Einige Gläser Wein später war Rik in ihrer üblichen Verkleidung als die Händlerin Minera zu ihnen gestoßen und Airg lud beide, Vadrak und Rik, ein, nun als Vergleich den Wein in der "Ente" zu probieren. Unterwegs sprach eine Frau Airg an, die ihr Gesicht im Schatten einer Kapuze verbarg. Vadrak musterte sie sehr aufmerksam, doch rasch wurde ihm klar, daß dies gewiß nicht Vio sein konnte. Zu viert betraten sie die "Ente", suchten sich einen leeren Tisch. Airg bestellte Wein und Echsenblut bei Teresa, während Rik mißmutig versuchte, Teresa davon zu überzeugen, daß Vadrak Wasser trinken sollte. Riks Bevormundung weckte Vadraks Widerspruchsgeist, nun bestand er erst recht auf Echsenblut, selbst wenn die zarte, kaum wahrnehmbare Stimme der Vernunft in seinem Hinterkopf immer wieder flüsterte: "...aber ich wollte doch heute überhaupt keinen Alkohol trinken..." und mahnte, dann wenigstens nur bei Wein zu bleiben. Airg klopfte Vadrak kameradschaftlich auf die Schulter, redete etwas von Junggesellenabschied und feiern und Vadrak nahm diesen Vorwand gern und dankbar auf.

Kurze Zeit später gab es einen kleinen Aufruhr, denn die Fremde, die Vadrak als Narsieda vorgestellt wurde, entledigte sich ihrer Robe und trug darunter - mhh - nicht eben viel. Vadrak ließ seinen Blick anzüglich über ihre Figur wandern, doch schien sie das in ihrem schamlosen Verhalten, mit dem sie Airg sichtlich zu beeindrucken versuchte, nicht weiter zu stören. Mit innerer Genugtuung beobachtete Vadrak, wie Bol die Taverne betrat und zielstrebig auf Nasieda zusteuerte. Vadrak konnte sich ein boshaftes Grinsen nicht verkneifen, als sie sich unter lautstarkem Protest von Bol abführen ließ: Zu schade, daß sie sich nicht gewehrt hatte, er hätte Bol nur zu gern geholfen und mit Hand angelegt.

Die Taverne füllte sich zusehens. In der "Ente" ging es stets lautstärker und rauher zu, als im "Lachenden Tala", doch heute war es besonders schlimm. Ein paar Zwerge terrorisierten mit ihrem ungehobelten Benehmen Bedienung, wie auch Gäste, eine normal geführte Unterhaltung war kaum möglich. Der Krach fiel Vadrak zunehmend auf die Nerven, nagte an seiner Selbstbeherrschung, und er kippte das erste Glas Echsenblut in einen Zug hinunter. Anschließend fühlte er sich wieder etwas ruhiger. Der Richter Jarod Tolius setzte sich kurz zu ihnen - stand aber bald wieder auf, als Gorathan die Taverne betrat. Vadrak duckte sich sofort hinter Rik, damit der Halbelf ihn nicht sah. Wenn er jetzt irgendetwas vermeiden wollte, dann war es, Gorathans scharfem, anklagenden Blick ausgesetzt zu sein und seine bohrenden Fragen beantworten zu müssen. Doch er hätte sich keine Mühe zu geben brauchen, die Zwerge verwickelten den Halbelfen in einen lautstarken Zwist, der damit endete, daß Jarod Tolius und Gorathan die Taverne verließen. Das Echsenblut, zusätzlich zu dem Wein, den er im "Tala" getrunken hatte, sorgte mittlerweile dafür, daß der Tavernenlärm nur noch gedämpft in Vadraks Bewußtsein vordrang und er begann, sich richtig wohl und entspannt zu fühlen. Airg und er prosteten sich vergnüglich zu und leerten in leichtfertiger Stimmung Glas um Glas, während Rik mißmutig dabei saß und zusah.

Doch das Schicksal, daß letztlich zu Airgs Enttarnung führen sollte, nahm unerbittlich seinen Lauf. Narsieda, wieder in die dunkle Kutte gehüllt, betrat die Taverne. Eigentlich hätte sie nicht hier sein dürfen, und man konnte erkennen, daß ihr das durchaus bewußt war, denn sie blickte sich fortwährend um. Sie bat Airg dringlich, sie zu begleiten und der Heiler entschuldigte sich für einen Moment bei seinen Tischgenossen und folgte ihr sogleich nach draußen. Zuvor bat er Vadrak allerdings, noch zwei Flaschen Echsenblut zu bestellen.

Die Taverne war nun gut gefüllt und Teresa hatte alle Hände voll zu tun. Als es weder Rik noch Vadrak gelang, die Aufmerksamkeit der jungen Wirtin auf sich zu lenken, ging Rik schließlich hinüber zur Theke. Vadrak folgte ihr sofort, denn ihm war klar, das Rik etwas im Schilde führte. Für die Mengen an Alkohol, die er mittlerweile konsumiert hatte, wirkte er noch erstaunlich nüchtern. Nur die Wortenden schleppte er ein wenig nach, doch davon einmal abgesehen, deutete nicht viel darauf hin, wieviel er wirklich getrunken hatte. Teresa wandte sich ihnen sogleich zu und ein Streit entspann sich: Vadrak bestellte zwei Flaschen Echsenblut und Rik häufte immer mehr Goldmünzen auf den Tresen, um Teresa zu bestechen, damit Vadrak nur Wasser zu trinken bekäme, während Vadrak Teresa daran erinnerte, daß die "Ente" einen Ruf zu verlieren hatte. Doch Teresa löste das Problem pragmatisch auf Wirtinnenart, indem sie das kleine Vermögen, das da mittlerweile auf der Theke lag, einstrich, Rik einen großen Krug mit Wasser brachte und Vadrak unauffällig zwei Flaschen Echsenblut zusteckte. Doch mußte Rik gesehen haben, wie Vadrak die Flaschen in seiner Tasche verstaute, denn außer sich vor Wut leerte sie den vollen Wasserkrug über ihm aus. Vadrak schnappte nach Luft und schüttelte sich wie ein nasser Hund, daß die Wassertropfen nur so flogen. Nun war es an ihm, triefend tropfnaß, Rik bitterböse Blicke zuzuwerfen. Zornig stellte er Rik zur Rede, während sie sich ihren Weg zu ihrem Tisch zurück bahnten. Doch Rik wiederholte nur immer gebetsmühlenartig, daß sie all das allein für Vio tue und Vadrak endlich aufhören sollte mit Trinken.

Als sie sich wieder zu ihren Plätzen durchgekämpft hatten, wollte Vadrak sich gerade aus einer halbleeren Echsenblutflasche nachschenken, die noch von vorhin auf dem Tisch stand, als seine Hand ins Leere griff. Verblüfft registrierte er, mit welcher Geschwindigkeit und Geschicklichkeit Rik diese Flasche aus seiner Reichweite gezogen hatte. Doch das ließ Vadrak sich nicht gefallen. Wütend beugte er sich quer über den Tisch und ergriff nun seinerseits die Flasche, die Rik mit beiden Händen festhielt, und versuchte, sie ihr zu entwinden. Er hatte eine ungünstige Position und Rik hielt die Flasche mit beiden Händen, während er nur die Rechte am Flaschenhals hatte. In diesem Moment kehrte Airg zurück. Er schien völlig in Gedanken versunken und innerlich aufgewühlt und hatte keinen Blick für das, was an seinem Tisch geschah. Vadrak zerrte an der offenen Flasche, die ihrerseits von Rik umklammert wurde, bis Rik mit einer plötzlichen und unvorhersehbaren Bewegung ihren Zug an der Flasche lockerte und sie statt dessen in Vadraks Richtung drückte und dabei umkippte. Befriedigt sah Rik zu, wie der Inhalt sich als stinkende, rubinrote Pfütze auf dem Tisch ausbreitete. Vadrak und Airg fluchten. Beide sahen sich einig an und ließen Rik einfach stehen.

Die kühle, klare Nachtluft ließ Vadrak in seinen durchnäßten Sachen vor Kälte zittern, doch er bemerkte es nicht einmal. Statt dessen folgte er Airg schweigend zu einer anderen Taverne. Draußen am Haus hing ein Trollkopf, der Schankraum war leer, von der Bedienung einmal abgesehen, und wohin der Blick auch fiel, sah man Flaschen.

Natürlich war Rik ihnen gefolgt. Vadrak verdrehte nur die Augen, als er sah, wie sie immer wieder Airg am Ärmel zupfte und versuchte, ihn dazu zu bewegen, mit ihr nach draußen zu gehen, weil sie mit ihm allein sprechen wolle. Unschwer zu erraten, was sie Airg sagen wollte, dachte Vadrak und ärgerte sich erneut über Riks bevormundende Art und Weise. Doch der Heiler war in keiner Weise geneigt, Riks Launen nachzugeben und so kam es zu einem heftigen Wortwechsel, in dessen Verlauf Rik Airg vorwarf, seine Familie zu vergessen.

Diese ständige betonte Wiederholung des Wortes Familie ließ Vadrak aufhorchen. Was konnten Rik, diese Streunerin und Airg, den Heiler wohl für Familienbande verknüpfen? Vadrak wußte, daß die beiden sich von früher her kannten, aber eine Familie? Noch dazu eine gemeinsame? Das konnte eigentlich nur eines bedeuten. Die Erkenntnis schlich sich leise und nur langsam in Vadraks vernebelten Verstand: All das Gerede von Familie ließ nur einen einzigen logischen Schluß zu. Plötzlich fielen Vadrak Vios Worte wieder ein, die sie, schon halb im Schlaf, nach der Geburt Dorians geflüstert hatte: "Grüß mir Aramil." Damals hatte er dies ihrer Erschöpfung und einer gewissen Verwirrung durch den Blutverlust zugeschrieben, aber jetzt - jetzt paßte auf einmal alles haargenau zusammen. Airg war ein "Schwarzes Lamm" - und nicht nur irgendein Mitglied der Bruderschaft, sondern sein ärgster Feind: Aramil!
Vadrak Larthay ist offline  
Geändert von Vadrak Larthay (05.10.2003 um 17:27 Uhr).
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Alt 05.10.2003, 16:39
#104
Vadrak Larthay
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Vadrak war plötzlich stocknüchtern und weiß vor Wut. Außer sich stellte er beide zur Rede, denn ihm wurde schlagartig klar, daß Vio verloren gewesen wäre, hätten sich während der Geburt Komplikationen eingestellt. Doch Rik, die einmal mehr das Gespräch an sich riß, begann erneut damit, ihn statt dessen mit Vorwürfen wegen seines Alkoholkonsums zu überhäufen. Ungehalten wollte er gehen, als Rik ihm spöttisch zurief: "Und vergiß Deine Flasche nicht, es ist noch etwas darin." Vadrak war mittlerweile eiskalt vor Zorn. "Ja, danke, daß Du mich daran erinnerst," erwiderte er knapp mit einem maliziösen Lächeln und griff sich die Flasche. Aramil betrachtet ihn wie fasziniert mit zunehmender Verwunderung und Bestürzung, doch Vadrak genoß das, was er vorhatte, von ganzem Herzen. Er nahm die Flasche an sich, trat hinter Rik und leerte den gesamten Flascheninhalt über ihren Kopf, dann wandte er sich um und ging ohne ein weiteres Wort hinaus. Er hörte, wie Aramil hinter ihm herrief "Auf ein Wort" und blieb stehen. Nun begann auch noch Aramil, ihm scheinheilig wegen des Trinkens ins Gewissen zu reden. Vadrak empfand die Worte seines Rivalen nur noch als blanken Hohn, denn wer hatte ihn denn überhaupt erst zum Trinken verleitet? Diese ganze Geschichte war ein vollständiger Sieg Aramils und nun besaß er auch noch die Unverschämtheit, so zu tun, als sei er besorgt. Vadrak wünschte seinen Gegner lautstark zur Hölle und ließ ihn einfach stehen.

Der Weg zurück zum Gut war weit und Vadrak schlotterte vor Kälte in seinen langsam am Körper trocknenden Sachen. Beiläufig registrierte er, daß er zwar scheinbar jämmerlich fror, dies aber gar nicht wirklich wahrnahm. Es mußte am Alkohol liegen. Er erinnerte sich an seinen vollmundigen Spruch: "Ich kann jederzeit damit aufhören." - Allmählich jedoch dämmerte ihm die Erkenntnis, daß sich das möglicherweise doch nicht so einfach gestaltete, wie er es dahin gesagt hatte. Immerhin hatte er heute nichts trinken wollen und war doch wieder beinahe bei seinem üblichen Quantum gelandet - noch dazu in aller Öffentlichkeit. Erbärmlich! Wie lange war es eigentlich her, daß er zu Trinken begonnen hatte? Ein paar Tage - oder war es sogar schon eine Woche oder noch länger? Vadrak zermarterte sein Gehirn, doch er konnte beim besten Willen nicht sagen, wie lange es schon her war, seit er mit Airg, nein, korrigierte er sich, mit Aramil am Hafen gesessen und das erste Mal getrunken hatte.

Diese ganze letzte Zeit bestand aus einer einzigen fließenden, verwirrenden Abfolge unzusammenhängender Bilder, die ihn überfluteten, ohne daß er sagen konnte, wann der eine Tag begonnen und wann der andere geendet hatte.

Einige schlaglichtartige Szenen erstanden wieder neu in seinem Gedächtnis: Althea, wie sie ihn in irgendeine Hütte gelockt und ihm Milch statt des versprochenen Weins vorgesetzt hatte, als wäre er ein lausiger streunender Kater. Althea, die ihn nach Hause begleitete und versuchte, ihm seine Flaschen abzunehmen.

Wann war das gewesen? Gestern? Vorgestern? Letzte Woche? Undeutlich erinnerte er sich an das diebische Vergnügen, daß er empfunden hatte, als er anbot, Althea seine Flaschen für einen Kuß zu überlassen, wie sie sich, außer sich vor hilfloser Wut, auf ihn gestürzt und mit ihm gerungen hatte, wie sie beide sich über den Boden gewälzt hatten. Er hatte sich wirklich köstlich amüsiert auf Altheas Kosten. Er schämte sich zutiefst. Und Ales... Sein Schüler hatte ihn völlig ohne Mühe mit dem Übungsschwert deklassiert. Es war ein Fiasko gewesen. Er konnte sich nicht mehr an die genauen Worte erinnern, die Ales ihm anschließend entgegen geschleudert hatte, aber dieser verdammte besserwisserische Milchbart hatte ihm vorgeworfen, wegen des Alkohols seine Familie zu vernachlässigen. Wenn dieser selbstgerechte Grünschnabel sich weniger herumgetrieben und nach Händeln Ausschau gehalten hätte, wäre ihm vielleicht nicht entgangen, daß Vadraks "Familie" gar nicht mehr da war. Dennoch hatte Ales Recht damit, daß Vadrak seinen Pflichten als Waffenmeister nicht mehr nachkommen konnte; er hatte Vadrak gedemütigt, aber er hatte verdammtnochmal Recht und Vadrak hatte das Feld räumen müssen, wie ein geprügelter Hund.

War das alles wirklich geschehen? Beschämt ließ Vadrak den Kopf hängen. Rik hatte Recht: Wenn Vio ihn so sah, wenn sie all dies hörte, würde sie sich dann nicht wieder tief enttäuscht von ihm abwenden? Noch nie im Leben hatte er sich derartig einsam und von allen verlassen und verachtet gefühlt, noch nie im Leben hatte er sich derartig geschämt. Wie im Reflex glitt seine Hand in die Tasche, bekam den glatten Flaschenhals zu fassen. Nein. Es kostet ihn große Mühe, die Flasche in der Tasche zu lassen. Er wollte Aramil den Sieg nicht kampflos schenken.
Vadrak Larthay ist offline  
Geändert von Vadrak Larthay (05.10.2003 um 17:28 Uhr).
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Alt 07.10.2003, 15:47
#105
Vadrak Larthay
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Vadrak traute seinen Augen kaum, als er eines Morgens, als er nach Britain gekommen war, um einige Einkäufe zu tätigen, Vio erblickte. Sie standen einige Schritte von einander entfernt in der Menschenmenge, die sich um einen zu bestrafenden Verbrecher gebildet hatte und sie musterte ihn. Sofort wurde Vadrak unsicher. Sie war nicht seinetwegen hier in Britain, die Begegnung war ein Zufall - sollte er diesen Zufall nutzen und sich ihr nähern? Sie ansprechen? Wenn ja, wie fing er es am geschicktesten an? Durfte er überhaupt den ersten Schritt machen oder war das vermessen? Würde sie es als Belästigung empfinden, als Nachstellung? Doch noch während er zögerte, war Vio schon langsam auf ihn zugeschritten. Grüne Augen fixierten ihn, ohne daß er eine Spur von Liebe darin entdecken konnte. "Möchtest Du reden?" fragte sie leise. "Reden? Ich möchte...", Vadrak biß sich auf die Lippen und senkte den Blick - nur zu gern nähme er sie in seine Arme, nichts wünschte er sich sehnlicher, als sie zu küssen und sie an sich zu drücken. Nunja - reden - besser als nichts, er nickte und folgte ihr in den Park.

Leise und noch immer zögernd trat er neben sie. Könnte er sie einfach so in die Arme nehmen? Nein, sie hatte "reden" gesagt. Mit Mühe unterdrückte Vadrak den Impuls, sie an zu sich ziehen. Hin- und hergerissen beobachtete er, wie sich der Knoten ihres Kopftuches löste und das zarte Gewebe sachte ihren Rücken hinabstrich und zu Boden glitt. Rasch bückte er sich und hob es auf. "Vio, ich...", setzte er leise an, drehte das Tuch unschlüssig in den Händen. Wie sollte er nur am besten anfangen? Ein süßer Duft nach Blumen, Heu und Sommer stieg ihm in die Nase. Vadrak roch hingerissen an dem Tuch und blickte sehnsüchtig auf Vios Rücken, den sie ihm zugewandt hatte. Langsam drehte sie sich nun um, lehnte sich an das Geländer und blickte an ihm vorbei in den Park. "Vio, es tut mir leid," flüsterte er, sah sie mit einer Mischung aus Beschämung und Hoffnung an, "ich möchte mich bei Dir entschuldigen."- Es dauerte einen Moment, bis Vior'la eine Reaktion zeigte. Sie wandte ihren Blick in seine Richtung, sah ihm jedoch nicht in die Augen: "Du würdest es jederzeit wieder tun, richtig?"- Das Gespräch lief nicht gut - gar nicht gut. So hatte Vadrak sich das nicht vorgestellt. Seine Verlegenheit wuchs. "Ja... nein - ich weiß es nicht," antwortete er ehrlich. Nun war es an Vio, seinen Blick zu suchen, doch er schaute rasch zur Seite. Noch immer glimmte dort ein Fünkchen Hoffnung in seinem Herzen, auch wenn er ihre widerstreitenden Gefühle beinahe körperlich spüren konnte und fühlte, daß er das Falsche gesagt und getan hatte. "Vadrak, ich kann nichts vergessen.... oder verzeihen, verstehst Du das?" hauchte sie. Vadrak schluckte. Ihre Frage war wie ein Peitschenhieb für ihn, dennoch verstand er Vio irgendwie. Er ließ den Kopf hängen und nickte nur stumm. Der kleine Funken Hoffnung war erloschen. "Warum, Vadrak?" fragte Vio eindringlich. Vadrak wandte seinen Kopf in Richtung Teich und starrte hinaus auf das Wasser. "Was meinst Du?", fragte er tonlos, "Die Taufe?"
Viorla seufzte leise. "Nein. Warum tust Du mir immer so unendlich weh?" Vadrak wich ihrem Blick aus. Sicher, er hatte ihr Unrecht zugefügt, hatte sich über ihre Wünsche hinweg gesetzt, hatte sogar sein Wort gebrochen, als er Dorian taufen ließ - aber unendlich weh getan? Sie hatten sich da beide nichts geschenkt, fand Vadrak. Leise antwortete er: "Es... ich... ich wollte Dir nicht wehtun, Vio." Dies war die Wahrheit - er hatte Dorian nicht taufen lassen, um Vio zu verletzen oder um sie zurückzusetzen. "Was wolltest du dann?" hakte sie nach. "Ich wollte das Richtige tun," erwiderte Vadrak wahrheitsgemäß - Das Richtige für Dorian, fügte er in Gedanken hinzu. Vior'la senkte den Blick: "Und? War es das Richtige?" Kalte Verzweiflung kroch in Vadraks Seele. War es das Richtige gewesen? Hatte er Dorian damit unter Glarons Schutz gestellt? Würde Dorian ein Leben auf Seiten des Lichts führen? Oder hatte er nicht vielmehr Dorians kleines Glück gleich zerbrochen, indem er seine Familie mit seiner Taufe zerstörte? "Ich weiß es nicht," antwortete er mit erstickter Stimme. Er, der sonst immer genau gewußt hatte, was richtig, was falsch war, der den Weg des Lichtes vor sich gesehen und stets in seinem Glauben einen festen Halt gehabt hatte, war zutiefst verunsichert, ob die Taufe nicht mehr Schaden als Nutzen angerichtet hatte.
"Aber ich weiß es, Vadrak," Vios leise Stimme klang ganz ruhig, "denn es hat mir gezeigt, daß Du mich nicht mehr liebst." Hastig blickte Vadrak auf: "Nein, Vio, das stimmt nicht. Ich liebe Dich, das mußt Du mir glauben," beteuerte er eindringlich. "Nein, das muß ich nicht, denn ich sehe keine Anzeichen dafür, daß Du es wirklich tust," erwiderte sie hart. Mit gesenktem Kopf ließ Vadrak ihre Worte über sich ergehen, die ihn noch ein Stück tiefer in die kalte Verzweiflung hinab stießen. Was sie weiter auf ihn einredete nahm er kaum mehr bewußt wahr. Sie redete davon, daß sie keine Tränen mehr habe, keine Erwartungen mehr an ihn und daß sie ihn nicht mehr liebte. Erst ihr dahingehauchte Satz: "....aber mein Herz bittet mich - zeig mir, daß Du mich liebst." ließ ihn wieder aufhorchen. Sehr langsam hob er den Blick und wieder glomm ein winziger Funken Hoffnung auf, an den er sich mit aller Macht klammerte. "Wie?" fragte er verzagt, "was soll ich tun, Vio? Alles, was ich mache, alles was ich sage, ist falsch." Sofort wußte er, daß er wieder nicht die rechten Worte gefunden hatte. Vior'la knetete an ihren Händen herum: "Du gibst also auf, ja?" Vadrak zögerte, er wollte den kleinen Funken um keinen Preis verlöschen lassen: "Gibt es denn überhaupt noch Hoffnung?" fragte er leise. Vior'la schüttelte stumm den Kopf. Er wandte sich ab, legte die Unterarme auf die Brüstung und starrte mit brennenden Augen hinaus auf den Teich. "Soll ich Dich denn belügen? Dorians wegen?" Ihre sanfte Stimme zerschnitt ihm das Herz. Fahrig fuhr er sich mit der Rechten durchs Haar und schüttelte den Kopf. Das Licht des Tages, das Zwitschern der Vögel, das Quaken der Frösche, der Geruch nach dem nahenden Herbst - all dies drang nicht mehr bis zu ihm vor - keine Hoffnung mehr, hämmerte es in seinem Kopf. Mühsam zwang er sich, weiter zuzuhören. "Soll ich mich wie eine brave Frau benehmen, die tut, was immer ihr Gemahl verlangt?" Hatte sie denn keine anderen Sorgen, als die, wie ihr Benehmen nach außen wirken könnte? Warum sah sie ihr beider Leben als einen Kampf, in dem es bei jeder Meinungsverschiedenheit um Sieg oder Niederlage ging? Vadrak starrte hinaus auf den Teich, als könnte er die Antwort dort finden. Schließlich rang er sich zu einer Erwiderung durch: "Du weißt, daß mir nichts daran liegt, Dich zu irgendetwas zu zwingen, " entgegnete er ihr leise. Er spürte erst, daß sie näher gekommen war, als ihre Nasenspitze seine Schulter berührte. Diese sachte Berührung ließ seine Seele aufschreien vor Schmerz und Verlangen, doch er zwang sich zur Ruhe. "Haßt Du mich, Vio?"flüsterte er zögernd. Seine Frage war kaum hörbar, seine innere Anspannung kaum noch zu ertragen. Ihre Antwort kam leise und hauchend: "Ja.. und nein." Sie legte ihre Hand an seine Taille, so zart war die Berührung, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings und doch war es mehr die Berührung als ihre Worte, die erneut seine Seele in Brand setzte. Sie flüsterte: "Ich liebe Dich zu sehr, um Dich zu hassen und ich hasse Dich zu sehr, um Dich zu lieben." Er hörte ihre Worte kaum, es gab für ihn nur ihre Hand auf seiner Taille und die Wärme, die sie selbst durch den Stoff hindurch ausstrahlte. Sacht griff er nach ihrer Hand und führte sie an seine Lippen, hauchte einen innigen Kuß in die Innenfläche, ließ ihre Hand dann zu seiner Wange wandern, hielt sie sanft dort fest und schmiegte sich hinein. "Ich liebe Dich, Vio, wie kann ich Dir das nur begreiflich machen?", flüsterte er rauh. Langsam hob sie ihren Blick zu seinen Augen, las die Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung darin. "Töte..." Ihre Stimme war so leise, daß er sie nicht verstand und er blickte sie nur fragend an. Sie räusperte sich und wiederholte mit leiser, aber fester Stimme: "Töte... Althea." Abrupt ließ Vadrak ihre Hand fallen und wandte sich von ihr ab. "Das soll der Beweis meiner Liebe zu Dir sein?" fragte er ungläubig. "Nein... ein Schutz für unsere Familie - wenn Du sie noch willst." Vadrak bemühte sich, ihren Standpunkt zu verstehen, doch es gelang ihm nicht. Sicher, sein Handwerk war der Kampf, doch das Töten hatte er immer verabscheut. Er hatte gelernt, den Schwertkampf möglichst perfekt zu beherrschen, gerade um nicht töten zu müssen, sondern um zu retten, was zu retten war - um seine Gegner möglichst schnell kampfunfähig zu machen, damit sie, ihrer Waffen entkleidet, wieder den Worten von Vernunft und Glauben zugänglich wurden. Im Laufe seines langen Kämpferdaseins hatte er so manchem Wesen den Gnadenstoß verpaßt, doch waren dies überwiegend unnatürliche Wesenheiten gewesen, deren unheilige Existenz das Leben selbst verspotteten. Auch den einen oder anderen menschlichen Gegner hatte er im Kampf töten müssen, weil Gefahr für das Leben anderer bestand, doch niemals hatte er einem annähernd menschliches Wesen das Leben genommen, wenn ihm eine andere Wahl geblieben war - ja, mehr als einmal hatte er seinen eigenen Tod riskiert, weil er einem besiegten Gegner das Schwert nicht ins Herz rammte, sondern sich statt dessen über ihn beugte, um ihm zu helfen. Wie konnte Vio da von ihm verlangen, Althea kaltblütig aufzulauern, ihr sein Schwert zwischen die Rippen zu stoßen und seelenruhig zuzusehen, wie ihr Leben aus ihr herausrann? "Du verlangst Dinge von mir, Vio...", flüsterte er mit rauher, unsicherer Stimme. Doch Vior'la drehte sich mit den Worten "Gut, dann eben nicht." um.
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Alt 07.10.2003, 15:49
#106
Vadrak Larthay
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In diesem Moment zerbrach etwas in Vadrak, erlosch auch noch das letzte Fünkchen Hoffnung, das er in seinem Herzen gehegt hatte und ein kalter, harter Ring aus Eis schien sich darum auszubreiten. Mit dem Verlöschen der Hoffnung erstarb in ihm auch der letzte Lichtstrahl, der ihn noch mit seinem früheren Leben als Paladin Glarons verbunden hatte. Alles, was blieb, war eine finstere, eisige Leere, die sich mit Verzweiflung füllte und ihn zu überfluten drohte. "Jeder aus meiner alten Familie wäre bereit, meinen Wunsch zu erfüllen," hörte er Vios Stimme von weit her, "nur Du, der Du behauptest, mich zu leben, nicht. Was soll ich da glauben?" - "Du verlangst zuviel von mir,"antwortete er erstickt." - "Wie Du meinst. Man kann Liebe nicht erzwingen. Leb wohl." Er hörte, wie sich ihre Schritte entfernten. Stumm legte er die Stirn auf beide Unterarme und versank still in seiner Verzweiflung.

Nach einiger Zeit hörte er, wie sie in einigen Schritt Entfernung laut seinen Namen rief: "Vadrak Larthay! Jetzt komm endlich her und schüttel mich, schrei mich an, fall vor mir auf die Knie, egal was, nur tu etwas, steh nicht nur stumm da!" - Erfüllt von eisiger Leere bis ins Mark, wischte Vadrak sich mit dem Ärmel übers Gesicht und richtete sich auf. Äußerlich ruhig trat er auf sie zu, musterte ihr zorniges Gesicht mit steinernem Blick. "Denkst Du wirklich, ich brächte jemanden um, um Dir meine Liebe zu beweisen?" fragte er mit äußerster Beherrschung. "Nein," zischte sie voller Wut, und er glaubte, Verachtung aus ihrer Stimme herauszuhören "du stehst lieber herum und tust gar nichts."- "Wenn das der Preis sein soll, so ist er zu hoch," entgegnete er mit rauher Stimme und musterte sie beinahe flehend. Nimm es zurück, flehte er stumm in Gedanken, nimm es zurück, sag, es sei eine Prüfung gewesen, sag, du habest das nicht ernst gemeint, nicht wirklich gewollt. Doch Vior'la wich nur schnell seinem Blick aus und zuckte die Schultern. "Warum?" hauchte sie nach einer Weile. "Ja, warum?" fragte er tonlos zurück. "Warum ist es zuviel?", wollte sie wissen. Vadrak blickte sie fassungslos an: "Altheas Kopf auf einem silbernen Tablett für Deine Liebe? Und Du fragst, warum das zuviel ist?" Er konnte nicht glauben, daß sie Schwierigkeiten hatte, ihn zu verstehen. "Nicht für mich," flüsterte sie, "für uns, für unsere Kinder, für unsere Sicherheit."- "Ich töte im Kampf, wenn keine andere Möglichkeit mehr besteht, aber ich töte nicht auf Verlangen, nicht für eine Belohnung."- "Nein, Du siehst lieber zu, wie Dein eigener Sohn getötet wird," behauptete Vio. Vadrak sah sie verblüfft an: "Niemand wird ihn töten, außer vielleicht Deiner sogenannten Familie." Vios Hand schnellte vor und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige. "Wer ist immer für mich da?" fragte sie herausfordernd, "Wem hat Dorian sein erstes Lächeln geschenkt? Wer liebt mich mehr als ihr eigenes Leben? - Sie oder Du?" beinahe übermächtiger Zorn war in ihren Augen zu lesen. "Dann geh doch zurück zu Deinem Aramil, wenn er Dich soviel mehr liebt als ich," entgegnete er, nun ebenfalls voller verzweifelter Wut. Vios Augen flackerten kurz auf. "Es scheint fast so," entgegnete sie und wandte sich von ihm ab. "Wenn töten ein Liebesbeweis ist...," setzte Vadrak an, doch sie fuhr herum und kam ihm zuvor: "Wenn nichtstun und heulen ein Liebesbeweis ist, so hast Du ihn längst erbracht!" zischte sie. Getroffen ließ Vadrak den Kopf sinken - sie verstand ihn nicht, hatte ihn niemals verstanden. "Du hast mich nie wirklich geliebt," warf er ihr vor. "Ohh," erwiderte Vio, "jetzt fängst Du damit an!" und fuhr mit triefendem Spott fort, nun die Stimme eines Kleinkindes nachäffend: "Mama hatte mich nie richtig lieb. Mama ist die Böse, will mir aua machen."- Vadrak holte aus, doch ließ gleich darauf die Hand wieder sinken. Nein, er würde keine Frau ins Gesicht schlagen, nicht einmal Vio. Vio blickte ihn mit geweiteten Augen an. "Und nun ist Baby ganz doll gekränkt und will Mama hauen." Vadrak ballte die Hand in ohnmächtiger Wut zur Faust, doch beherrschte er sich. "Nein, ich werde Dich nicht schlagen," entgegnete er mit erzwungener Ruhe. Vior'la wandte sich beleidigt um und wandte sich zum Gehen. "Überleg mal, was Du bist," warf sie über ihre Schulter zurück. Vadrak sah ihr mit zornsprühenden Augen nach. Doch plötzlich blieb sie stehen und drehte sich erneut um: "Ach ja, Du hast noch was, das mir gehört." fordernd streckte sie die Hand aus. Betreten blickte Vadrak auf das zerknullte Kopftuch, das er noch immer mit seiner Linken umklammerte und reichte es ihr. Mit einem Ruck riß sie es ihm aus der Hand, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, drehte sich um und stolzierte von dannen.

Damit sollte nun alles zu Ende sein? Fassungslos starrte Vadrak Vio nach. Dafür hatte er sein früheres Leben aufgegeben? Er mußte etwas trinken! Seit zwei Tagen hatte er dem Alkohol erfolgreich Widerstand geleistet, obwohl es vor allem in den Abendstunden seine ganze Selbstbeherrschung gefordert hatte. Doch nun mußte er etwas trinken, sonst würde er seinem Leben gleich jetzt und hier ein Ende setzen. Die nächste Kneipe war zum Glück nicht weit - es war die Kneipe mit dem Trollkopf über der Tür, die Kneipe, in der er Aramils Verkleidung als Airg durchschaut hatte. Vadrak bemerkte es nicht einmal. Ohne zu wissen, wohin er ging, trugen ihn seine Füße zum Strand, unterhalb der Klippen. Dort ließ er sich in den Sand fallen und machte sich über die frisch gekauften Flaschen her. Er griff sich die erste und entkorkte sie geschickt und mit sichtlicher Übung mit den Zähnen. Gleichgültig spuckte er den Korken aus und hob die Flasche an seine Lippen. Er setzte sie das erste Mal ab, als sie halb leer war. Ein zweiter Zug und sie war ganz leer. Befriedigt warf er einen letzten Blick auf die leere Flasche und warf sie gleichgültig ins Meer. Eben wollte er sich der zweiten zuwenden, als einige kleine Steinchen von oben auf ihn herabprasselten. Verwundert ließ er beiläufig seinen Blick hinauf zu den Klippen wandern, doch was er dort sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren: Vio stand da, mit dem Kleinen in den Armen. Wie in einem Alptraum mußte er zusehen, wie sie ausglitt, den Kleinen schützend an sich preßte und mit ihren Armen umschloß, während sie den steilen Abhang hinabrollte. Vadrak sprang auf und versuchte, ihren Sturz aufzuhalten, doch gelang es ihm nicht, rechtzeitig zur Stelle zu sein. Dorian heulte aus vollem Halse, aber Vio lag unnatürlich still da. Vorsichtig tastete Vadrak sie ab, einige Rippen schienen angeknackst, das eine Bein vielleicht gebrochen, doch wesentlich schlimmer war eine üble Platzwunde an ihrem Hinterkopf, aus der fortwährend warmes Blut rann. Vadrak befreite Dorian vorsichtig aus Vios Armen und legte ihn iin den Sand, nahm seinen Umhang ab und legte ihn wie ein Nest um den Jungen, damit er nicht aus Versehen davonrollte oder sonstwie zu Schaden kam, dann wandte er sich erneut Vio zu. So vorsichtig er nur konnte, hob er sie von den spitzen Steinen und trug sie ein paar Schritte, legte sie neben ihren Sohn in den Sand. Anschließend holte er die zweite Flasche, entkorkte sie im Gehen, riß sich einen Streifen von seinem Hemd ab, tränkte ihn mit Schnaps und preßte ihn gegen die Kopfwunde. Mit der anderen Hand und unter Zuhilfenahme seiner Zähne riß er einen weiteren Stoffstreifen aus seinem Hemd und wickelte ihn als provisorischen Verband um die Kompresse und Vios Kopf. Besorgt mußte Vadrak zusehen, wie sich der Verband langsam rot färbte und Vio immer blasser wurde. Zum großen Glück kam zufällig ein Mann vorbei, der ein wenig in der Magie des Heilens bewandert war. Er beugte sich über Vio, murmelte einige Worte und brachte so die Blutung zum Stehen. Gemeinsam verfrachteten sie Dorian und Vio anschließend zu Asher, wo sie fachgerecht versorgt werden konnte.
Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß es Vio wieder ein wenig besser ging, die erste Gefahr überstanden war, ging er mit dem weinenden Dorian nach Hause.
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Alt 07.10.2003, 15:50
#107
Vadrak Larthay
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Vadraks Seele war wie leergebrannt, und diese Leere füllte sich langsam mit Finsternis. Fast sein ganzes Leben lang hatte er für Glaron gebrannt, wie eine hell leuchtende Fackel, solange, bis Vio alles daran gesetzt hatte, dieses Licht zu ersticken. Doch selbst, nachdem sie Glaron von der ersten Stelle in Vadraks Herz verdrängt und selbst diesen Platz eingenommen hatte, hatte Vadrak noch immer an Glaron festgehalten, denn solange noch die Liebe in seinem Herzen wohnte, fühlte er sich noch immer dem Lichte verbunden. Doch mit dem Verlust von Vios Liebe, mit dem Verlust jeglicher Hoffnung, hatte er auch jede Verbindung zum Licht verloren. Verbitterung hatte sich in ihm breitgemacht und Haß, Haß auf sich selbst und Haß auf den mysteriösen Anführer der "Schwarzen Lämmer", der ihn aus Vios Herz vertrieben hatte, der vielleicht sogar Dorians Vater war, Haß auf Aramil, von dem er annahm, daß er dieser Mann war. Wo einst das Licht Glarons brannte, hielt nun die Macht der "Schwarzen Dame"ihren furchtbaren Einzug. Nicht, daß er sie angebetet hätte oder jemals anbeten würde, nein, er war sich nicht einmal dessen bewußt, daß er nun unter ihrem Bann stand, daß sie ihn, den einstigen strahlenden Paladin Glarons, besiegt und in den Staub geworfen hatte. Volo hatte nur die Vorarbeit geleistet, die Ernte aber fuhr Tunkali ein. Vadrak hatte der tiefen Verzweiflung, die ihn ergriffen hatte, nichts mehr entgegen zu setzten. Er fluchte auf alle Götter im Allgemeinen und auf Glaron im Besonderen. Was war ihm geblieben von all seinen hochfliegenden Träumen? Ein Waisenmädchen, das bald eine junge Frau sein würde und ihn nicht mehr wirklich brauchte, ihn niemals gebraucht hatte, noch auf ihn gehört hatte und ein Baby, dessen Vater vielleicht sein meistgehaßter Feind war. Vadrak wußte nichts Rechtes mit Kindern anzufangen, er behandelte sie stets wie kleine Erwachsene, und ihre Fragerei fiel ihm meistens sehr auf die Nerven. Er wollte die beiden in Altheas Obhut geben, dann zöge er in die Wälder. Er mußte fort von hier. Wenn er hier bliebe, tränke er sich entweder über kurz oder lang zu Tode - ein Triumph, den er Aramil nicht gönnen wollte - oder er würde sich in sein eigenes Schwert stürzen.
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Alt 08.10.2003, 14:14
#108
Vior'la Lyth
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Mit einem Kuss auf die Stirn, verabschiedete Vior’la sich von dem kleinen Dorian der
Zufrieden schlummernd in dem Bett lag.
Vior’la war die ganze Nacht wach... hat die ganze Nacht immer wieder die drei Zeilen überflogen, die Vadrak ihr zukommen lassen hat. Immer wieder hat sie hin und her überlegt ob sie nicht einfach zu ihm gehen sollte... ohne einen der Bruderschaft etwas zu sagen. Aber... das wäre sehr unfair den anderen gegenüber. Also beschloss sie dort zu bleiben. Wenn das Schicksal will, dass die beiden zueinander finden, wird es ihr schon ein Zeichen geben.
Und das hat es seit der Begegnung der beiden schon oft.

Endlich schlief nun der kleine... auch er schien die ganze Nacht unruhig und hat viel genörgelt. Aber nun war es still in dem kleinen Zimmer. Die Kerzen spendeten dem fensterlosen Raum das Licht und es war stickig. Seit dem Vio hier angekommen war, hat sie kein einziges Mal das Tageslicht gesehen... oder frische Luft in die Lungen gesogen.

Aber nun wollte sie es wagen. Der kleine schlief so fest, das sie es wagte ihn allein zu lassen. Und würde er aufwachen und weinen, wäre sofort einer zur Stelle... dessen war sie sich sicher.

Ihr Kopftuch umbindend, ging Vio durch die Gassen der Hauptstadt und war ein wenig verunsichert, da es sehr still und leer war. Doch als sie sich der Tavernen näherte, hörte sie schon von weiten einen Menschntumult.
Sich recht vorsichtig nähernd, erkannte sie recht schnell, dass es um eine öffnetliche Auspeitschung handelte. Zwar wollte Vio solches nicht sehen... sie blieb aber trotzdem stehen um zu sehen. Nicht, da es ihr gefiel, sondern da sie Angst hatte einer ihrer alten Familie könnte ähnliches drohen.
Sie konnte nicht mehr machen, als dastehen und die Augen geschlossen zu halten. Die Geräusche der Peitschhiebe und die Schreie des Mannes ließen auf ihrer Haut eine Gänsehaut aufblitzen.

Als sie die Augen wieder öffnete, traute sie ihren Augen nicht. Sie sah Vadrak... aber mit wem, das schockte sie um so mehr. Althea stand neben ihm... ohne irgendwie... feindlich ihm gegenüber zu wirken. Was machte er bei.... ihr?!
Ist er etwa wieder zu den Templern zurrück? Hat er gesagt, dass er alles was geschah bereut... und das er wieder ins reine kommen möchte?

Was auch immer.... der Anblick ihn bei der Frau stehen zu sehen, die ihre kleine Familie zerstören möchte... und es mit Sicherheit auch tun wird, verletzte Vio zutiesfst.

Noch einige Zeitlang beobachtete sie die beiden.... bemerkte kaum, dass Mineria neben ihr stand... doch dann war es genug. Sie nahm all ihren Mut zusammen und schob sich in Vadraks Blickfeld.

-Jetzt bloß keine Schwäche zeigen....!- hauchte es in ihrem Kopf
-Wie schön ihn zu sehen...!- seufzte ihr Herz

Vadrak sah sie nur an... schien für einen Moment das atmen zu vergessen... und starrte.

Was nun....? Sollten sie nun auf ewig so stehen bleiben....? Warum zeigt er kein Zeichen der Freude sie zu sehen? Warum nutzt er die Chance nicht, zu ihr zu gehen.. alles wieder irgendwie gut zu machen?

Während all der Gedanken, war Vio schon auf dem Weg zu ihm.
Er sah sie nur fort an an und schien nicht recht zu glauben was er da sieht.

All den Tumult um sich nahm Vior’la zu der Zeit nicht mehr war....sie konzentrierte sich ganz dadrauf, ihm keinerlei Schwächen zu zeigen.

„Möchtest du regen?“ fragte sie so gefasst wie möglich und war selbst fast verwundert, dass solches so kühl rüber kam.
Was er antwortete, wusste sie nicht... da zu viele verwirrende Gedanken in ihrem Kopf Krach machten.

Doch als sie sich umdrehte und ging folgte er ihr.... es währe auch sehr.... sehr verletztend gewesen, währe er stehen geblieben... womöglich noch wegen dieser Althea.

Vio steuerte auf den Park zu... schon viel Vergangenheit hat sich in solchem abgespielt.

An dem Steg zum Teich hin blieb sie stehen und schwieg. Es war eine unangenehme Stille.... so gezwungen und voller Ladungen. „Vio, es tut mir leid," hauchte er endlich nach einiger Zeit und durch den Klang seiner Stimme wurden ihre Hände vor Nervosität ganz kalt.

Denkt er, dadrurch ist alles wieder gut... denkt er, es geht ihr nur um diese eine Sache???

"Du würdest es jederzeit wieder tun, richtig?"- antwortete sie. Dies war das erste mal, das ihr Herz und ihr Kopf die gleiche Frage stellten.
Doch seine Antwort ließ ihr Herz erfrieren und ihren Kopf wissend lächeln.

Ja... nein - ich weiß es nicht"
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Alt 08.10.2003, 14:14
#109
Vior'la Lyth
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Wie kann er so etwas sagen??? Geht es ihm denn so gut, dass er nicht einmal bereut??? Versteht er denn gar nicht, dass es hier um etwas wichtiges geht... bei dem man sehr gut überlegen muss, was man sagt...?

„Warum Vadrak...?“ sprach sie selbst ohne wirklich nachzudenken.

Vadrak ging von der Taufe aus... er fragte sie ob sie dieses meint....
Versteht er denn gar nichts??? Nartürlich ging es ihr nicht um diese verfluchte Taufe... solches war mitlerweile wieder neutralisiert. Es ging ihr ganz allein dadraum, dass er es immer wieder schafft, ihr Sorgenfalten auf das glatte Gesicht zu zeichen.... ihr sämmtliche Tränen zu stehlen... seit dem sie sich kennen!

Vios Herz zerknitterte.... er meinte, das er doch nur das richtige machen wollte.

Ihr Kopf lachte mit Hohn auf

-Ha, das richtige???? Ja, das richtige für ihn! An dich, hat er keine Sekunde gedacht....!-

Nein, er liebte sie nicht... denn bei jeder Tat, die sie ausführte, dachte sie an ihn.... und solches war liebe. Sie wollte immer, dass es Vadrak gut geht.. auch wenn sie dann ab und zu einstecken musste.... und nicht ihren Wünschen nachging.

Aber kaum geht es nicht nach seinem Willen....nimmt er sich einfach was er möchte... nein, das war keine Liebe!



Bei all den bösen Gedanken, ihm gegenüber schrie ihr Herz auf.

-Hör auf so zu denken! Du liebst ihn und weißt, dass auch er dich liebt! Er ist nur nicht so wie du... akzeptiere das endlich.....!-

"was soll ich tun, Vio? Alles, was ich mache, alles was ich sage, ist falsch." Sagte er leis und sah sie flehend an.

Was tut er denn???? Er tut nichts... er steht da, und redet unsinn. Er nimmt sie nicht einmal in den Arm... oder sagt ihr, wie sehr er sie vermisst... er steht einfach da und....

In ihrem Hals bildete sich ein großer Klumpen...

Ihr Herz schien für einen Moment die Überhand zu gewinnen. Sollte sie nicht vielleicht alles vergessen... wenigstens nach hinten schieben.... um glücklich mit ihm weiter leben zu können?
Tun solches nicht auch viele andere Frauen??? War sie vielleicht zu egoistisch???

Doch auf die Frage hin, ob sie ihn Dorian wegen belügen sollte, schüttelte er nur den Kopf.
"Du weißt, daß mir nichts daran liegt, Dich zu irgendetwas zu zwingen“ antwortete er nach einiger Zeit und sah auf den Teich hinaus.

Vio war zu ihm gedreht und musterte sein Profil... er war so schön... er war das... was sie wollte. Sie wollte ihn anfassen... wollte wieder gut zu ihm sein.

Ohne wirklich alles zu bedenken, trat Vio einen Schritt näher und roch an seiner Schulter. Sie duftete so vertraut... langsam schlossen sich ihre Augen und genoss das Gefühl, dass dieser Duft bewirkte... alles war frei in ihrem Kopf.

Ihre Hand wanderte langsam zu seiner Tailie und strich diese.... wie sehr sehnte sie sich doch nach ihm......!

Er nahm ganz zart ihre Hand und das was folgte, ließ ihr den Atem stocken. Seine Lippen berührte die Innenflächen ihrer Hand... ganz zart... ganz warm... voller Liebe.
Ja, man könnte sagen, sie wurde schwach.

"Ich liebe Dich, Vio, wie kann ich Dir das nur begreiflich machen?", hauchte er leis und sah sie an.

Ja... wie konnte er das??? Über solches hatte sie sich keine Gedanken gemacht... schließlich lag es an ihm sie zu überzeugen.

Aber eigentlich war ja alles was sie wollte, dass ihre kleine Familie glücklich war. Das die Kinder auch mal allein hinaus zum spielen gehen können, ohne das man angst hat eine Althea würde kommen um sie zu entführen.
Und das würde dieses Weib sofort tun. Vio war sich sicher, dass kein funke Liebe oder Mitleid in dem Herz altheas ist.

„Töte... Althea." Hauchte es auch ihr hinaus... ja, das war die Lösung...! Mit absoluter Sicherheit würde es ihrer kleinen Familie ohne Althea besser gehen... diese Templerin machte doch nur Unfug und Ärger! Aber... es gab doch Mittel und Wege, sie beiseite zu räumen. Vadrak war schließlich Krieger... er verstand sich sicherlich gut im töten....!

Vadrak sah sie an als habe sie dies alles nicht ernst gemeint.
"Das soll der Beweis meiner Liebe zu Dir sein?"
„Nein, dies ist der Schutz für unsere Familie!“

Aber er schwieg... er sagte eine ganze Zeit lang gar nichts. Ja, Vio konnte die Enttäuschung die er fühlte fast fühlen. Aber sie wollte nicht zurrück in das Leben voller Sorgen... und vor allem dieser furchtbaren Todesangst. Sie wollte glücklich leben...!

Doch dann erwiederte er "Du verlangst Dinge von mir, Vio...", und schwieg wieder...

Also... wollte er es nicht tun?! Er wollte.... sie also gehen lassen, da er althea zu sehr mag?! Er konnte das Weib nicht töten, das ohne mit der Wimper zu zucken sie töten würd?!

Solches hatte sie nicht erwartet... er zog Althea also tatsächlich vor?!

„Gut... dann eben nicht....!“ Vio war bereit zu gehen.... scheinbar... war alles, was sie an Hoffnung hatte erloschen.

"Jeder aus meiner alten Familie wäre bereit, meinen Wunsch zu erfüllen," hauchte sie enttäuscht, nur Du, der Du behauptest, mich zu leben, nicht. Was soll ich da glauben?"
Ja... dessen war sie sich sicher.... das alle der Bruderschaft sogar für sie töten würde... wenn es um ihr Leben geht.
Doch als er dann erwiederte, dass sie zuviel verlangt, sank sie innerlich zusammen und gleichzeitig wuchs eine unbändige Wut heran.

Sie ging.... nein, sie stampft fast.

Doch als sie ihren Kopf kurz herumwand, konnt sie nicht mehr machen, als stehen bleiben. Er sah ihr nicht einmal hinterher.... er stand einfach da..... wie ein geprügelter Hund.
Warum gibt er sie auf??? Er gab sich also damit ab, ohne sie weiter zu leben. Warum kämpft er nicht um ihre Liebe?

Die drehte sich um und kniff wutentbrannt in ihren langen Rock.

"Vadrak Larthay! Jetzt komm endlich her und schüttel mich, schrei mich an, fall vor mir auf die Knie, egal was, nur tu etwas, steh nicht nur stumm da!" schrie sie regelrecht und hatte das Gefühl zu platzen. Ihre Zähne bissen feste aufeinander und sie konnte durch den Stoff ihre Fingernägel spühren.

"Denkst Du wirklich, ich brächte jemanden um, um Dir meine Liebe zu beweisen?“ Gott wie dumm muss er sein, sie nicht zu verstehen... hatte sie es denn nicht erklärt???

Sie hatte keine Lust auf solches noch einmal einzugehen... wenn er nicht begreift, dass es ihr nur um das Glück der Familie geht, hat er selbst schuld!

"Nein, du stehst lieber herum und tust gar nichts."
Vior'la Lyth ist offline  
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Alt 08.10.2003, 14:15
#110
Vior'la Lyth
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Vadrak wollte ihr scheinbar erklären, dass er nicht einfach so tötet... das er das nicht kann. Aber wenn es um echte Liebe gehen würde, würde er sich selbst nach ganz hinten stellen... und alles, ja wirklich alles, für sie tun... und sei es noch so schwer... dessen war sie sich sicher.

„Du tötest nicht... du siehst lieber zu, wie dein eigener Sohn getötet wird!“ warf sie ihm zischend vor.

„Niemand wird ihn töten, außer vielleicht Deiner sogenannten Familie." Entgegnete er und sah sie strafend an.

Das war zu viel!!!!! Ihre alte Familie hat alles, alles für sie getan. Sie aufgenommen, obwohl solches weniger als nartürlich war! Sie hat ihr gut zugeredet.... ja, sich sogar für Vadrak eingesetzt! Und er,.... er wirft ihrer Familie vor, ihrem Sohn etwas anzutun?!!!

Der prickelnde Schmerz an ihrer Handinnenfläche ließ Vio erst registrieren, dass sie ihm grad eine Backpfeife gegeben hatte.
Voller Wut störte sie dies aber nicht "Wer ist immer für mich da? Wem hat Dorian sein erstes Lächeln geschenkt? Wer liebt mich mehr als ihr eigenes Leben? - Sie oder Du?" All dies war voller Wut.. Enttäuschung und... ja, fast Hass geschrien.

"Dann geh doch zurück zu Deinem Aramil, wenn er Dich soviel mehr liebt als ich," entgegnete er kalt und sah sie nur an.

Ja,- da hatte er vielleicht recht... sie sollte zurrück gehen... sie sollte zu Aramil gehen... bei ihm fühlte sie sich sicher... bei ihm und den anderen war sie und vor allem Dori sicher!!!

"Wenn töten ein Liebesbeweis ist...," setzte Vadrak an, doch das alte Thema wollte sie gar nicht mehr hören. Sie fuhr herum und schrie weiter im aufgebrachtem Ton.

"Wenn nichts tun und heulen ein Liebesbeweis ist, so hast Du ihn längst erbracht!"

Dieser Satz schien sie selbst zu schmerzen.... denn sie merkte einen Stich in ihrem Herzen, als sie ihn ausgesprochen hatte. Es war das was sie sich nie getraut hat auszusprechen... oder es sich ein zu gestehen....

Vadrak stand bedröppelt da und sah hinab... Vio atmete schnell und versuchte sich zu beruhigen.

-Jetzt sage ja nichts falsches Vadrak! Nehme dich zusammen und mache es ja nicht schlimmer.... überlege was du sagst..-

"Du hast mich nie wirklich geliebt," hörte sie aus seinem Mund hauchen und die wut loderte wieder auf.

Solch einen Schwachsinn hatte sie lang nicht mehr gehört!

"Mama hatte mich nie richtig lieb. Mama ist die Böse, will mir aua machen muss Vadrak nun weinen?!“ äffte sie ihm vor indem sie so sprach, als würde sie mit einem Baby reden.

Doch als er seine starke Hand hob... zuckte sie zusammen und verstummte.

Wollte er sie gerade schlagen????!

Das war zuviel! "Und nun ist Baby ganz doll gekränkt und will Mama hauen." Sagte sie nur so ruhig wie sie konnte und wand sich ab.

Nein, das... das hätte er nicht tun sollen... es war aus... endgültig aus!!!!

Sie geht jetzt... sie... sie muss stark sein und gehen. Als ihr die langen Haare vor das Gesicht wehten, erinnerte sie sich, dass er noch ihr Kopftuch hat.

Sie wusste nicht, ob es auch Verachtung oder aus Hoffnung, dass er irgendetwas sagt geschah... doch die drehte sich um um es sich zu holen. Und er gab es ihr... ohne ein einziges Wort.

Mit schnellen Schritten ging sie fort.... schnell... aber nicht zu schnell!

Und als sie sich umdrehte... war er nicht da.

Er folgte ihr also nicht einmal?! So egal war sie ihm also???

Sie brach in Tränen aus und lief.. doch der Schmerz übernahm die Überhand... sie sah nichts, hörte oder roch nichts.... sie fühlte nur dieses inneren Seelenschmerz.


Als sie einigermaßen klar denken konnte, strich eine Meeresbriese durch ihr Haar.
Zitternd ging sie einen Schritt zurrück und sank auf die Knie.

Wo war sie?... War sie etwa... am... ohje... sie stand eben noch so dicht an den Klippen zum Meer hinab, dass ihre Zehen schon in der Luft waren.
Aber das schlimmste war... der kleine Dorian war auf ihrem Arm.... hatte sie etwa vorgehabt zu springen?

Als sich das Zittern langsam beruhigte, wollte sie so schnell wie möglich heim.

Sie wollte ins warme... wollte reden.... nein.. sie wollte allein sein...
Ach, sie wusste nicht was sie wollte... sie wollte nur fort.

Sich an einem kleinen Felsen hochdrückend wollte sie aufstehen, doch als sie grad in der Hocke war, ließ der kleine Felsen nach und glitt gen Abgrund zum Strand hinab.

So sehr sie sich auch anstrengte, Vio verlor das Gleichgewicht und sauste die Klippen hinab. In dieser kurzen Zeit, schoben sich viele Bilder über ihr inneres Auge.

Ihre Mutter, wie sie die Lippen spitzte, um sie zu küssen.
Eine Herbstkrone eines Baumes aus der Sicht eines Liegeneden.
Die weichen Nüstern ihres ersten Pferdes.
Vadraks braunen Augen die sie liebend ansahen.
Eine Möwe die kreischend über sie hinwegflog.
Der kleine Dorian in yanyas Arm, die beide ihr zuwinkten.
Noch einiges mehr...
Doch dann....

Dann war auf einmal alles schwarz... und still. Nichts war mehr da... nichteinmal der ganze Schmerz. Es war so schön... so leicht... so frei.

Doch dies war bald vorbei... ein Licht trat in die dunkle Ruhe und brachte ihr unbändigen Schmerz mit... der sie nicht mehr loslies.

Jedes atmen schien ihre Rippen sprengen zu wollen...

Nein, sie wollte zurrück... in diese angenehme Dunkelheit... in der sie sich so behütet gefühlt hat.

Doch alles nützte nichts... der Schmerz war da... und wurde immer schlimmer. Sie dachte sie würde sterben... ja, fast wünschte sie es sich.... aber sie lebte... schlief... mit diesem Schmerz der sie zu fressen schien... und das schlimmste... sie war allein...

Ganz allein....
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Alt 10.10.2003, 20:21
#111
Vadrak Larthay
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Mit langsamen Schritten verschwand Vadrak zwischen den Bäumen. Nach einer Weile drehte er sich um und blickte nachdenklich zurück zum Tor des Klosters. Das Gespräch mit Erindor hatte ihn ein wenig aufgerüttelt. Einiges von Erindors Worten hatte Vadrak abgeblockt und gar nicht erst an sich heran gelassen, wie zum Beispiel, als Erindor Vadrak in sein ehemaliges Zimmer führte und ihm den weißen Umhang in die Hände legen wollte. Erindor wußte nur zu gut, daß all dies seinen ehemaligen Mentor daran erinnern würde, was er einst dargestellt hatte. Vadrak hatte seine Betroffenheit hinter Spott versteckt, doch hatte er es nicht einmal gewagt, den Umhang zu berühren, es steckte einfach zuviel Symbolkraft darin.

Doch als Erindor Vadrak Selbstmitleid vorwarf und ihm anbot, hier im Kloster zu verweilen, als er ihm anbot, nicht von seiner Seite zu weichen, bis Vadrak den Alkohol besiegt hätte, da schenkte er ihm erneut Zuversicht und drängte den Einfluß der Schwarzen Dame ein wenig zurück. Dennoch nahm Vadrak sein Angebot nicht an. Zuviel gab es zuvor zu bedenken und je länger er darüber nachdachte, desto weniger gefiel ihm die Idee. Bliebe er im Kloster und arbeitete auf dem Feld, wie von Erindor vorgeschlagen, so hätte er den ganzen Tag Zeit zu grübeln und das Verlangen nach Alkohol würde ihn früher oder später doch besiegen. Nein, es gab nur einen einzigen Weg. Zuviele Worte, verletzende Worte, hatte er gehört oder selbst gesagt in der letzten Zeit - nun war die Zeit der Worte vorbei. Vadrak straffte die Schultern. Ja, er ginge in die Höhlen, aus denen die untote Brut schlüpfte. Wer kämpfte, konnte nicht grübeln und Vadrak bezweifelte auch stark, daß das untote Gelichter genügend Rücksichtnahme besaß, um ihm einen Schluck aus der Flasche zu gönnen. Im Kampf besiegte er nicht nur die Gegner der Finsternis, sondern er hatte die Chance, auch den Alkohol zu besiegen. Das Überleben würde seine ganze Aufmerksamkeit und Zeit in Anspruch nehmen; kein Gedanke wäre mehr verschwendet auf verpaßte Gelegenheiten, zerstörte Liebe, verlorene Hoffnung. Stürbe er dabei, so brauchte er sich keine weiteren Sorgen mehr zu machen, doch überlebte er, so nähme er dies als Zeichen, ein neues Leben zu beginnen.

Gleich morgen wollte er es Erindor mitteilen. Nun kehrte er zunächst zurück zum Gut - wie er es Erindor versprochen hatte, machte er dabei einen weiten Bogen um Britain.
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Alt 11.10.2003, 11:12
#112
Vior'la Lyth
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Mutter...Vater......fort....alleine....Schiff....S turm....Wasser....Land!....Stadt.....Wärme....Esse n.....Haare kämmen....braune Augen..... Lichtblick.... Gregorian..... Halt....Schutz...... Gefahr.... fort..... Cove.... Inquisitation...... Furcht..... Schutz...... Liebe?....... Feuerstelle..... Viele fremde Menschen...... Krieg......

-SCHWARZ-


Mit einem Ruck erwachte Vior'la aus ihrem "Schlaf" und sah sich aufgeregt und gestresst um.

Wo war sie?.... War sie nicht mehr in Cove??? Die beiden Menschen die bei ihr standen kannte sie nicht.... Wo waren die Menschen aus Cove...wo war sie? Was wollten die Menschen?
Warum war sie verletzt??? Wurde sie im Schlaf an Gregorians Seite entführt worden....? Würde man sie töten?.... wo ist nur Gergorian? Sie musste zu ihm....!
Jetzt! Sofort...!
Ihr Kopf schmerzte bei jeder Bewegung...ihr Bein schmerzte bei jeder Bewegung... ihre Rippen schmerzten bei jeder Bewegung.

Nein, die 17-jährige Vior'la war körperliche Schmerzen nicht gewohnt. Sie nahm alles zusammen und versuchte sich aufzusetzen.... es gelang aber nicht.

Der Heiler Asher deutete ihr liegen zu bleiben. Aber sie war zu verwirrt... wollte nur zu ihrem Greagorian... der sie doch so sehr liebte.

Doch wo war er? Wo war sie?

In Brittain? Oh nein..... da musste sie sofort weg... der Inquisition wegen.... Gregorian hat ihr eingehämmert nicht nach Britain zu gehen.... War sie nun verloren?

Oh Volo helfe mir!!!!!

Angst... unsagbare Angst und Verwirrung kreiste in ihrem Kopf.

Doch Asher leibte ihr einen Schlaftrunk zu... da sie zu sehr den Willen hegte aufzustehen....

Morgen war doch ihr 18 Geburtstag...Gregorian wollte ihr doch etwas schenken....war der letzte Gedanke, bevor Vio in die Traumwelt einsank......
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Alt 12.10.2003, 15:20
#113
Vior'la Lyth
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Recht verwirrt wachte Vior'la am nächsten Morgen in aller Frühe auf und sah sich in ruhe um.
Nein, diesen Raum kannte sie nicht... er war ihr vollkommen fremd.

Langsam erhob sie sich. Bis auf ein unendliches Schwindelgefühl, das erst nach einigen Momenten weniger wurde, tat ihr nichts weh.

Doch als sie aufstehen wollte, bemerkte sie, dass ihr linkes bein höllisch schmerzte. Schnell zuckte sie zusammen und blieb sitzen.

Was war nur geschehen.... wie konnte das nur geschehen sein?

An der Wand lehnte eine hälzerne Krücke...
Sollte sie?

Sie überlegte nicht wirklich lange und nahm die Krücke als Gehhilfe.

Als sie den ersten Raum verließ gelang sie in den zweiten des Heilerhauses.
Es war niemand da.... Der Mann von gestern war fort... Volo sei dank... er kam ihr irgendwie unheimlich vor.

So leise es möglich war humpelte sie aus dem Haus auf die Straßen.
Es war seltsam... alles schien so schummerig...so weit weg....!

Sie musste nach Cove...egal wie, sie musste Gregorian finden.

Also machte sie sich auf nach Cove.. es war eine sehr komplizierte Reise... und der Gang durch den Wald war nicht wirklich angenehm mit dem verletzten Bein.
Doch sie hatte einen Willen... und wenn sie etwas wollte, dann bekam sie es auch! Das war in den letzten 17 Sommern so und würde sich heute auch nicht ändern.

Doch als sie in Cove ankam... hatte es sich verändert. Es war vor allem leer... keiner der Menschen, die sie dort kennen gelernt hatte war mehr da. Es... die Häuser schienen von anderen Menschen bewohnt..... es roch gar anders.

In ihren Kopf dröhnte es. Es tat gar weh wenn sie versuchte sich zu erinnern.

Als Vio Cove wieder verlassen wollte, machte sie einen Schwenker zu der Bank.

Die Bankfrau grüßte sie recht herrzlich... aber selbst sie war eine andere.

Sehr verwirrt fragte Vio nach Greagorian... nach der Inquisition.

Die Frau sah sie nur an, als wenn Vio eine Verrückze wäre und erklärte ihr, dass die Geschehnisse mit der Inquisition schon 4 Sommer zurrück lagen. Und einen Gregorian kannte sie nicht.

Allerdings habe Vior'la ein Bankfach das sie ihr zeigen könnte.

Verwirrt stimmte Vio zu, sie konnte sich nicht erinnern ein Bankfach eröffnet zu haben... aber nun gut.

Ihre Augen weiteten sich weit als ihr all das Gold entgegenblitze. Ganze 84 000 Taler waren es grob gezählt. Ein wenig blasser und mit kleinen Schweizperlen auf der Stirn sah sie sich die anderen Sachen an.
Vom edelsten Ballkleid bis hin zu edelsten Dolchen war alles da...

Verwirrt nahm Vio alles, was in dem Bankfach war in ihren Rucksack und machte sich auf die Rückreise, welche noch länger dauerte.

Als sie in den Vorort Britains ankam, entdeckte sie ein kleines Haus. Es schien leer zu sein... denn alles war voller Staub... und die Tür quitschte laut als sie eintrat.

"Ist wer da?!" rief sie in das Einraumhaus und schloss die Tür hinter sich.

Scheinbar war wirklich keiner da.... und der Schlüssel der Türe steckte von innen.

Nun, wie sagt Volo so schön?

Nehme das, was dir selbst Freude bereitet!

Also nachm sie den Schlüssel und sah das Haus als das ihre an.

Humpelnd versuchte sie wenigstens die Bettdecke draußen von all dem Staub zu befreien... aber ihre Gedanken kreisten ganz woanders.

Sie wusste noch, dass sie gestern von diesem Templer der Sippe Göarons erfahren hatte... er stand oben auf dem Wall... sie wusste noch, dass sie am gestrigen Tag das erste mal... etwas mehr Spaß mit Gregorian hatte, als sonst immer...
das diese Melina verrückt gespielt hatte... und das eine andere Frau geweint hatte.... nur.... wo waren sie alle?

Warum wusste sie nicht mehr was ist? was war... und was kommen wird????

Sie weiß gar nichts... alles scheint ihr fremd... alles ist so unreal und falsch!

Mit Tränen in dewn Augen setzte Vio sich auf das Bett und faltete die Hände um zu ihrem Gott zu beten.... sie brauchte Beistand in dieser falschen Welt....
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Alt 12.10.2003, 15:26
#114
Vadrak Larthay
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Beinahe widerwillig wandte Vadrak sich zum Gehen, zu gern noch hätte er sein Gewissen erleichtert, doch seit er den Ring - den Ring eines Inquisitors - an Erindors Hand erkannt hatte, wagte er es nicht mehr. Vadrak nahm an, daß Erindor bei ihm selbst vermutlich ihre gemeinsame Freundschaft in den Vordergrund stellte, sollte es hart auf hart kommen, doch dehnte sich dieses Zugeständnis sicherlich nicht auch auf Vio aus. Das Amt des Inquisitors brachte auch Pflichten mit sich, und Erindor war sehr pflichtbewußt, das war Vadrak klar. Wenn er nun also sein Gewissen erleichterte und Erindor anvertraute, was ihn mehr als alles andere quälte, nämlich das, was Vior'la von ihm gefordert hatte, so lieferte er sie der Inquisition aus. Dieses Risiko mochte Vadrak, trotz allem, was zwischen ihm und Vio vorgefallen war, nicht eingehen.

So wandte er sich fast widerstrebend nach einigem Zögern seinem Pferd zu, überprüfte nochmals den Sitz von Sattel und Zaum, bevor er aufsaß. Einen letzten Blick warf er zurück auf Erindor, wie er dort vor dem Kloster stand, die Hand zum Gruße erhoben. Noch hätte er Gelegenheit, umzukehren, doch nein, entschlossen drehte Vadrak Sturms Kopf Richtung Osten und gab ihm die Sporen.
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Alt 18.10.2003, 17:42
#115
Vior'la Lyth
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Mit wissbegirigen Blicken verschlung Vior'la zum dutzendsten Male die Zeilen des Buches des Großvaters ihrer Großmutter.

Die Buchstaben waren schon fast verblasst des Alters wegen.

Aber er war ein weiser Mann gewesen. Aus Erzählungen weiß sie, dass er ein Auserwählter Volos gewesen war. So wie es heute ihr Bruder ist.

Derjenige, der dieses Buch besitzt muss es an dem weitergeben, von dem er träumt es ihm weiterzugeben... denn solches ist das Zeichen Volos.

Vior'las alte Großmutter dachte schon, das Zeichen Volos würde sie nie bekommen, doch eine Nacht vor ihrem Tode träumte sie davon, es Vior'la zu geben.

Im Traum war Vior'la an die 25 Sommer alt und zu einer wunderschönen Frau herangereift. Allerdeings schien sie verwirrt, denn sie wusste nicht wo sie war, wer genau sie war, was nun geschehen müsste... und vor allem nicht was in den schwarzen Tagen hinter ihr geschehen war.

Vior'las Großmutter, dessen Name Vanyana Lyth gewesen war, las im Traume Vior'la immer wieder die Zeilen vor:

Die Schatten werden länger, der graue, grame Grillenfänger streicht um das Haus.....

die ganzen Seiten bis hin zu:

Ich kenn den Weg aus jedem labyrinth...


Immer wieder hat Vanyana Vior'la dieses vorgelesen... so, dass das kleine Mädchen es sich einprägt. Ihr alles über dieses heilige Buch erzählt, ihr fast eingebläut welch Ehre es ist von Volo als Ausgewählte dieses Buches benannt worden zu sein.

Und nun.... jetzt nachdem all diese schwarzen Tage hinter Vior'la liegen beginnt sie erst diese Zeilen zu verstehen....

Immer wieder dankt sie Volo für diese Worte.. für seinen Beistand und für dieses Buch das ihr wichtiger ist als alles andere.

Wieder einmal schläft Vior'la erschöpft über dem offenen Buch ein welches sie aus der verwirrenden Traurigkeit zu führen versucht.....
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Alt 20.10.2003, 23:46
Zur
#116
Vadrak Larthay
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Die Tage vergingen wie im Fluge: Vadrak schenkte sich nichts, er kämpfte, bis er vor Erschöpfung kaum noch das Schwert heben konnte, erst dann machte er kehrt und kämpfte sich wieder seinen Weg hinaus ins Freie, ruhte ein paar Stunden, nur um erneut noch tiefer in das Höhlensystem vorzudringen. Sturm hatte er für ein paar Goldstücke bei einem freundlichen alten Herrn auf die Weide stellen können, auch konnte er dort regelmäßig seine Vorräte auffrischen. Es gab nichts, um daß Vadrak sich noch hätte zu sorgen brauchen. Er achtete weder auf Verletzungen, noch dachte er an Vio oder an die Kinder oder gar an Götter, sondern lebte nur von Schwertstreich zu Schwertstreich.

Doch eines Tages hatte er in einer der kurzen Kampfpausen eine äußerst merkwürdige Begegnung. Gerade hatte er sein Schwert weg gesteckt und die Fackel, die er hier unten statt eines Schildes in der linken Hand trug, in den Höhlenschlamm gerammt und war damit beschäftigt, eine heftig blutenden Armverletzung notdürftig verbinden, als aus dem Dunkel irgendeiner Ecke ein uralter, verhutzelter Mann auf ihn zugehumpelt kam, ihn auf eine seltsam mitleidige Art besorgt musternd. "Kehr zurück nach oben, ans Licht, mein Junge," sprach der Alte ihn leise mit krächzender Stimme an. Vadrak schaute verdutzt von seiner Tätigkeit auf. Es war schon etliche Jährchen her, daß man ihn, der nun schon gute 40 Winter hinter sich hatte, "mein Junge" genannt hatte. Gerade wollte er dem Greis etwas antworten, doch dieser winkte ab und bedeutete Vadrak, zu schweigen. "Hör mir zu, Junge, es bleibt nicht viel Zeit. Kehre um und geh zurück ins Licht. Du hast erreicht, was Du hier unten erreichen konntest, hast den Dämon Alkohol besiegt, soweit es in Deiner Kraft steht. Doch wenn Du noch weiter hier in den Gefilden der untoten Brut verweilst, wird die Finsternis sich tiefer und tiefer in Dein Herz stehlen und Du wirst selbst ein Teil davon werden. Diese Gefahr ist Dir näher, als Du glaubst. Kehre um, solange Du es noch kannst. Denk daran, daß es dort oben Menschen gibt, die Dich lieben und auf Dich vertrauen. Laß sie nicht im Stich. Und nun geh endlich und mach Dich auf den Weg."- Völlig verblüfft bekam Vadrak nicht mehr als ein Nicken zustande. Der Alte drehte ihn erstaunlich kräftig herum, drückte ihm dabei die Fackel in die Hand und gab ihm noch einen aufmunternden Schubs in die richtige Richtung: "Los doch, geh schon!". Als Vadrak sich nach ein paar Schritten besann, über die Schulter zurücksah und Fragen stellen wollte, war der Alte wieder in der Dunkelheit verschwunden. Vadrak zögerte. Einen Moment lang schien es, als wolle er umkehren und entgegen des Rates des alten Mannes zurück gehen, doch dann besann er sich und strebte schulterzuckend dem Ausgang entgegen. Nur am Rande registrierte er mit Erstaunen, daß ihm keiner der Untoten den Weg zu versperren trachtete und er unangefochten und ohne ein weiteres Mal zum Schwert greifen zu müssen, die Höhlen verlassen konnte.

Das Licht des Tages blendete ihn derart, daß er blinzeln mußte, hinauf in das Gold und Rostrot eines strahlendschönen Herbstnachmittags. Die Helligkeit und die Wärme der Sonnenstrahlen indes kamen ihm fremd und verwirrend vor, gar nicht so, als kehre er in seine Heimat zurück, sondern erschienen ihm eher störend, ja sogar feindlich. Kaum hatte er die Finsternis der Höhlen hinter sich gelassen, als ihn auch schon die ganze Wucht seiner Sorgen erneut überfiel. Hier, bei Lichte betrachtet, hatte sich an seiner Situation gar nichts verändert, alles war so verfahren wie zuvor - und dennoch: er lebte. Dies war sein Zeichen und er würde wie versprochen zu Erindor zurückkehren, auch wenn ihn diese Lösung im Moment ganz und gar nicht zufriedenstellte..
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Alt 24.10.2003, 18:40
#117
Vadrak Larthay
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Müde, hungrig und durstig betrat Vadrak den "Lachenden Tala" - und blieb wie angewurzelt stehen. Dort, an der Theke, saß Vior'la und schien alleine vor sich hin zu träumen. Ein wenig zögernd trat Vadrak näher, grüßte sie höflich und setzte sich ein wenig abseits ebenfalls an die Theke. Vio ignorierte ihn völlig. Hungrig leerte Vadrak einen Teller Eintopf, bevor er sich Vio erneut zuwandte. Sie beachtete ihn nicht, als sei er ein Fremder. Kurzentschlossen rutschte Vadrak einen Platz auf, so daß er nun direkt neben ihr saß: "Wie geht es Dir?" fragte er leise. Vior'la blickte angeekelt seine etwas abgerissen und zerschrammt aussehende Gestalt hinab, dann schaute sie hinter sich. "Wen meint Ihr?" fragte sie gereizt. Vadrak seufzte. Wieder eines von Vios Spielchen, um ihn zu verletzen. Er war es langsam wirklich leid. Gemächlich stand er auf, blickte sich gespielt suchend um, schaute übertrieben hinter den Vorhang und unter den Stuhl. "Nein, keine weitere Vio da - dann muß ich wohl Dich meinen," antwortete er, seine Stimme vor Spott triefend. Ärgerlich erhob sich Vio ebenfalls: "Wie redet Ihr überhaupt mit mir?" empörte sie sich. Vadrak verdrehte die Augen zum Himmel: "Du bist mein Weib - dein Platz ist an meiner Seite, ganz egal..." - Was redet Ihr für einen Unfug? Niemals würde ich Euch heiraten!" unterbrach sie ihn. "Ganz egal, was wir beide im Moment auch für einander fühlen mögen, wir gehören zusammen, schon der Kinder wegen," hatte er hinzufügen wollen, doch sie hatte sich schon umgedreht und mit beleidigter Miene die Taverne verlassen. Vadrak eilte ihr nach.

Vio versuchte, einen Passanten dazu zu bewegen, sie vor Vadrak zu beschützen, doch der junge Mann, den sie sich für diese Aufgabe ausgesucht hatte, und der Vadrak mit beleidigender Beharrlichkeit als "Knecht" titulierte, zeichnete sich durch mangelnde Erfahrung im Allgemeinen und einen groben Mangel an Lebenserfahrung im Besonderen aus. Er versuchte, sich Vadrak in den Weg zu stellen, Vadrak, nun deutlich genervt, aber weit davon entfernt, den Milchbart angreifen zu wollen, ging einfach um ihn herum. Der junge Dummkopf versuchte erneut, ihm den Weg zu versperren. "Junger Mann," sprach Vadrak ihn nun mit gefährlich leiser Stimme an, "ich rate Euch im Guten: Legt Euch besser nicht mit mir an."Entweder hatte der Unterton in Vadraks Stimme die gewünschte Wirkung erzielt oder aber der Milchbart hatte mittlerweile Gelegenheit gehabt, Vadraks Statur etwas eingehender zu mustern und dessen durch die vorangegangenen Kämpfe etwas ramponiertes Äußeres entsprechend zu deuten, jedenfalls suchte er auf einmal recht hastig das Weite und Vadrak schüttelte nur den Kopf. Am Stadttor hatte er Vio wieder eingeholt. Langsam schien ihr die Sache unheimlich zu werden, denn es wirkte fast, als liefe sie vor ihm davon. "Geht endlich fort, alter vernarbter Mann!" rief sie ihm hart über die Schulter zu. Vadrak lachte bitter auf: "Ach, Kindchen, schon vergessen, wem ich die Narben verdanke?" rief er höhnisch zurück. Er war dieses Spiel mittlerweile gründlich leid und überlegte sich ernsthaft, ob es sinnvoll wäre, Vior'la einfach mal übers Knie zu legen.

Vor einem kleinen Häuschen außerhalb der Tore Britains hielt Vio schließlich an und schloß die Tür auf. So rasch es ihr immer noch schmerzendes Bein zuließ, schlüpfte sie hinein, doch bevor sie die Tür hinter sich zuziehen konnte, hatte Vadrak schon seinen Fuß in den Türspalt gestellt. "Ihr gestattet, Madame?" Er verneigte sich spöttisch, schob sie mit sich hinein und schloß die Tür. Sein prüfender Blick fiel auf ein Doppelbett und einen Tisch mit einigen Stühlen drum herum. "Gemütlich hast Du's hier," nickte er anerkennend. Eine kleine Katze schmiegte sich schnurrend um Vios Beine. "Wagt es ja nicht, mich anzurühren!" Vio strich sich den Rock glatt und starrte ihn wütend an. Gespielt entrüstet gab Vadrak den Blick zurück: "Auch wenn Du mein Weib bist, würde ich Dich nicht anfassen, mein Wort darauf."- "Wie ist Euer Name?" fragte Vio leise, sich ihm nun zuwendend. Vadrak musterte sie mit distanzierter Kühle: "Komm, wir sind nun ganz unter uns - Du kannst die Schauspielerei jetzt lassen," mahnte er mit müde klingender Stimme. "Ich... ich kenne Euch?" fragte Vio und blickte ihn prüfend an. Vadrak verdrehte erneut die Augen und sah glaronergeben zum Himmel, oder vielmehr in diesem Falle zur Zimmerdecke, empor. Die kleine Katze beschnupperte von ihm unbemerkt seine Beine. Vior'la deutete nachdenklich mit dem Zeigefinger auf ihn: "Ihr erinnert mich an jemanden..." Vadrak hob spöttisch eine Augenbraue: "Jetzt bin ich aber gespannt." Forschend glitten ihre Augen an seiner Gestalt hinab, "...aber, "sie zögerte, "Ihr seht nicht wirklich so aus... nur... Eure Augen....Ihr seid doch dieser... dieser Glaron-Mann, richtig? Kennt ihr Gregorian Silberson?" Beinahe schien sie stolz auf ihre Worte. Vadrak klatschte mit zynischem Lächeln gedehnt Beifall: "Reife Leistung, Vio, wirklich. Aber nun ist es gut, ja? Du hast es mir gezeigt: ich bin der Schweinehund in dieser Geschichte. Können wir jetzt wieder wie normale Menschen miteinander reden?" Vior'la betrachtete ihn verwirrt und preßte ihre Hände an die Schläfen: "Er wollte mir etwas schenken. Zu meinem 18. Geburtstag," fügte sie leise hinzu. "Mh - zu Deinem 18. Geburtstag, wie?"lachte Vadrak sarkastisch, "Komm, jetzt übertreibst Du aber etwas." In verletztem Ton fragte Vio: "Warum lacht Ihr mich aus?" Mit vor Hohn triefender Stimme antwortete Vadrak: "Weil Ihr Euer Blatt überreizt habt, Madame." Doch sein zynisches Lächeln machte nun einer gewissen Unsicherheit Platz, als Vio ihn nur mit deutlich sichtbarem Schmerz in den großen grünen Augen verwirrt anblickte, noch immer die Hände an die Schläfe pressend. "Setz Dich, Kindchen," schlug Vadrak nun ernst vor, "Du siehst blaß aus." Noch während Vio etwas von Inquisition, Fremden und "wo sind sie nur alle hin?" vor sich hinmurmelte, ergriff Vadrak ihren Ellenbogen und dirigierte sie zu einem der Stühle, "Setz Dich endlich, bevor Du umkippst," befahl er barsch. Die kleine Katze, die noch immer an der Tür saß, den Schwanz sehr ordentlich um die Vorderpfoten geringelt, betrachtete die Menschen mit interessiert schief gelegtem Kopf. "Du gestattetst sicherlich...."sagte Vadrak zu Vio, auf den gegenüber stehenden Stuhl deutend, und ließ sich müde darauf fallen. Ratlos blickte er sie an.
Vadrak Larthay ist offline  
Geändert von Vadrak Larthay (27.10.2003 um 23:31 Uhr).
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Alt 27.10.2003, 14:39
#118
Vior'la Lyth
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Leise schloß Vior'la die einfache Holztür hinter sich und ging hinter ihr
kleines Haus.

"Hannah, komm her du kleine Streuerin." Rief sie lockend in den langsam
erwachenden Wald hinein und hockte sich schon einmal hin. Einige Momente
später kam auch schon die junge Katze auf sie zugetapst. "Einen schönen
guten Morgen Liebes." Hauchte Vio leis und kraulte sie sanft unter dem
hellen Kinn. "Was denkst du hm.... fühlst du das auch? Dieses...
geborgene....?" Die kleine sah schnurrend zu Vio auf und strich mit dem
Köpfchen über Vior'las Hand. Vio selbst setzte sich in das Gras, streckte
die Beine aus und lehnte sich an die Hauswand. Langsam schlossen sich ihre
tiefgrünen Augen und ihre weibliche Hand streichelte sanft das glänzende
Katzenfell.

Gestern hatte sie beschlossen, in die Stadt zu gehen. Ihr Kopf tat kaum noch
weh, den Verband hatte sie schon 2 Tage zuvor abgewickelt.
In der Stadt angekommen hatte sie nach einen belebten Ort gefragt, wer
weiß... vielleicht würde sie wer wiedererkennen, und ihr wurde eine Taverne
gezeigt. Als sie eintrat, saßen zwar ein paar Menschen drin, aber sie
schienen sie kaum zu beachten. Also kannten sie sie sicherlich nicht.
Seufzend setzte Vio sich auf einen der Barhocker und stützte ihr Kinn in
eine Hand.
Langsam versank sie wieder in Gedanken... versuchte krampfhaft, sich zu
erinnern was geschehen war. Aber je mehr sie versuchte sich zu erinnern,
desto stärker wurden diese Kopfschmerzen die sie immer nach heimsuchten wenn
sie sich zu erinnern versuchte.
So sehr sie sich auch anstrengte, die undurchdringliche Dunkelheit wich
nicht.

"Wie geht es dir Vio?" hauchte es neben ihr und sie wand schnell den Kopf zu
der Stimme. Fast erschrocken sah sie den Mann an, dessen Kleidung scheinbar
viel durchgemacht hatte aber vor allem war sein Gesicht furchtbar vernarbt.
"Kenne ich euch...?"stammelte sie nach einigen Momenten und wich ein wenig
von ihm fort. Vadrak sah sie erst ein wenig verwirrt an, schien sich dann
aber sicher. "Hör auf mit deinem Spiel Vio." Sagte er fast belustigt und sah
sie schieflächelnd an.
Was wagt dieser vernarbte Mann, sie "Vio" zu nennen?!
"Für euch immer noch: "Hört auf mit Eurem Spiel.... und ich erinnere mich
nicht jemals gespielt zu haben!" recht eingeschnapt erhob Vio sich aber auch
er tat sebiges.
"Du bist mein Weib und ich folge dir, wohin du auch gehst!"
In Vio loderte nun eine noch größere Wut. Wie konnte dieser Mann sie "Sein
Weib" nennen?!? Mit giftigem Blick drehte sie sich um und er stand nur da
und lächelte sie wissend an.
"Lasst mich in Ruhe!" fauchte sie und ging, so schnell es ihr verletzter
Fuß zulies, aus der Taverne. Doch der ihr Fremde folgte ihr auf Schritt und
Tritt. "Vio, lass doch dein Spiel... es hat doch keinen Sinn." Sprach er
neben ihr gehend. Sie sah ihn nur giftig aus den Augenwinkeln an und
versuchte schneller zu gehen. "Geht fort!" zischte sie nur und begann
langsam etwas Angst zu bekommen. Wenn sie diesen Mann genauer betrachtete,
wurde ihr erst bewusst wie er gebaut war. Er war sicherlich einen Kopf
größer als sie und vielleicht auch doppelt so breit. Was hatte er vor?!?
Wollte er sie gar zu "seinem Weib nehmen"?
Da kam ihr der junge Mann, der vor ihnen ging grad ganz recht. "Wartet!"
rief Vio und hob ihre Hand um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Dieser
schien es aber eilig zu haben... er drehte sich nicht einmal um. Ja, konnte
das denn möglich sein? Eine Frau rief zu wem und dieser schaut sich nicht
einmal um?! So etwas ist ihr noch nie passiert. Welch Unverschämtheit!
Allerdings folgte ihr der kräftige Mann noch immer und Vio biss die Zähne
zusammen, um trotz des verletzten Knöchels schneller zu gehen.
"He ihr, so wartet doch!" rief sie etwas lauter und versuchte so
hilsbedürftig wie möglich zu klingen. Der Mann drehte sich um und sah
Vior'la fragend an.
"Dieser Mann dort," sie zeigte auf Vadrak, "verfolgt mich, bitte helft mir."
Sie sah flehend zu dem Mann auf und stand demonstrierend nah an ihm. Vadrak
stand nur mit einem leichten Schmunzeln da und betrachtete die Szenerie
ruhig. Anscheinend wurden in dem Mann die Beschützerinstinkte geweckt, denn
seine Augen bildete einen Schlitz. Vior'la bat ihn, vadrak ein wenig
aufzuhalten. So, dass sie Zeit habe, schnell fort zu gehen. Er nickte recht
verantwortungsbewusst und stellte sich vor Vadrak. Vio ergriff ihre chance
und ging so schnell es ging in Richtung Stadtbrücke. Doch all die Treppen
und vor allem das zu schnelle Tempo tat ihrem Knöchel gar nicht gut. Kurz
vor der Brücke musste sie eine Pause einlegen... sie konnte einfach nicht
weiter. Sie hob ihr Bein ein wenig an und befühlte ihren Knöchel, leise vor
sich hinfluchend, bis Vadrak sich vor sie stellte. Kurz zuckte sie zusammen,
als sie aufblickte und ihn sah, aber sie hatte nicht wirklich erwartet, dass
der junge Mann diesen venarbten hier lange aufhällt. War wollte er nur von
ihr.... warum war er nur so hartnäckig?!?

"Vio, denk doch an die Kinder...." sagte er, als sie mit erhobener Nase an
ihm vorbeiging. Kinder? Was für Kinder!? Der Mann scheint furchtbar verrückt
zu sein....
"Langsam könntest du mit deinem Spiel wirklich aufhören...." sagte er nach
einiger Zeit des gehens recht müde. Aber Vio hatte nur noch ein Ziel... ihr
kleines Haus... und er bleibt draußen vor!

Als sie die Tür allerdings aufschloss und die Tür schnell hinter sich
schließen wollte, stellte er einen Fuß in den Türrahmen. Eine kurze
Angstwelle huschte durch ihren Körper als er sie etwas zurrückdrückte, damit
er eintreten konnte. Sich umsehend schloss er die Tür hinter sich.
"Gemütlich hast du es hier..." sprach er dabei. Vio lehnte ihren Po an die
Tischkante um ihren Fuß etwas zu entlasten.

Als sie den Mann genauer ansah, hauchte etwas ganz leise in ihrem Inneren,
"schau genau hin... kennst du ihn nicht?". Vio strengte sich ein wenig mehr
an und versuchte verzweifelt zu erkennen was sie da sah. Sie erschrak fast,
als sich die Blicke der beiden berührten. Ja, sie kannte ihn... wie ein
Geistesblitz huschte es an ihrem inneren Auge vorbei. Er, der Temler.... er
war immer oben auf dem Wall... in Cove. Aber... aber sein Gesicht.... es war
so anders!
Er klatschte mit einem missbilligem Blick und meinte nur: "gut gemacht Vio"
"Wo.... wo ist Gregorian? Ihr kennt ihn doch!" sie stammelte all dies recht
leise, da es in ihrem Kopf dröhnte und jedes laute Geräusch nicht gut tat.
Ihre Zeige- und Mittelfinger ruhten, wie so oft in den letzten Tagen, mit
leichtem Druck auf ihren Schläfen.
Er schien sie nun ein wenig verwirrter anzublicken. "Greg.. er... er wollte
mir doch etwas zu meinem 18 Geburtstag schenken..." Sie sah ihn fast flehend
an und das Pochen in ihrem Kopf wurde immer lauter.
"Setz dich Kind... du bist ganz blass" Vadrak trat an sie heran und hob sie
fast auf einen der Stühle. Er selbst setzte sich auf einen ihr gegenüber und
sah sie forschend an.
"Was ist das letzte, an das du dich erinnerst?" fragte er nach einiger Zeit.
"Das ich in Cove war... mit Greg und all den anderen. Ich durfte nicht in
diese Stadt hier, der Inquisition wegen." Hauchte sie leicht verzweifelt und
sah ihn an. Er wurde scheinbar noch etwas verwirrter, denn eine Augenbraue
hob sich langsam. "Und was ist mit dem Strand.. den Klippen?" fragte er
leiser. "Ich... ich kenne keinen Strand... und auch keine Klippen." Gab sie
leicht verwirrt wieder. Er schüttelte nur ganz leicht den Kopf "Ich dachte
ich traue meinen Augen nicht... ich habe den Schock meines Lebens erlitten,
als ich aufsah und du mir von oben entgegenfielst...." er schien fast
verletzt...
Vior'la Lyth ist offline  
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Alt 27.10.2003, 14:40
#119
Vior'la Lyth
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"Wie heißt ihr...?" fragte sie nach einiger Zeit der Stille und sah ihn
erlich an. "Vadrak..." antwortete er eben so leise und wich mit dem Blick
nicht von ihr.
"Aber... aber Vio... was ist nur passiert!? Was hat Asher dazu gesagt?" Ja,
an den Namen konnte sie sich erinnern. Als sie "aufwachte" stellte sich der
Mann der bei ihr stand mit diesem Namen vor. "Du bist von ihm fortglaufen...
eichtig?" fragte er wissend.
In Vio's Kopf fing es wieder an zu pochen, wenn sie an den Tag der
"erwachung" dachte. All die Verwirrung die in ihr herrschte kam zurrück.
Schnell erhob sie sich und setzte sich auf die Bettkante. Sie wäre geplatzt,
wäre sie nicht aufgestanden. Langsam ließ sie sich zurrückfallen und sah an
die Decke.
"Sie sind alle tot vio.... alle von damals sind... tot..." hauchte er fast
erstickt und sah in ihre Richtung. Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem
Hals. Tot... das konnte doch nicht sein!

Still erhob sie sich von Bett um sich auf dem Stuhl neben ihn nieder zu
lassen. So saßen sie da... stumm. Nur das Ticken der Wanduhr war zu hören.
Und er schien mit jeder Sekunde lauter zu werden. Bis Hannah die Stille
unterbrach und auf Vior'las Schoß sprang um sich ihre Schmuseeinheiten
abzuholen. Mit gesenktem Blick sah Vio zu der kleinen Katze hinab und strich
ganz sanft über das Fell und genoss es, mal nicht nachzudenken. Sie fühlte
sich wohl... im Hier und Jetzt und genoss dieses Gefühl.
Als sich seine Hand in ihr Blickfeld schob musste sie etwas lächeln. Diese
kraftvolle vom Kampf gezeichnete Hand strich ganz sanft über das Fell
Hannah's, die sich daraufhin auf den Rücken dreht und ihren Bauch zum
kraulen dabot.
Als seine Hand ihre kurz berührte, glitt etwas schnelles und aufregendes
durch ihren Körper in ihre Herz. Was es war, wusste sie nicht.. aber es war
himmlisch.

Als sie dann seine andere Hand hinter ihrem linken Ohr kraulen fühlte, hielt
sie für einen Moment den Atem an. Es war so... lieblich... schien irgendwie
vertraut...!
Einige Zeit saßen sie so stumm da... das Ticken der Uhr... das Schnurren der
Katze.. und ja, sie glaubte auch seinen Atem zu hören.

Doch als sie seinen Atem dann an ihrer Wange spührte, sah sie schnell zu
ihm.
"Was tut ihr da...?" fragte sie schnell und bemerkte, dass ihr Herz raste.
Er hörte auf sie zu kraulen und blickte ihr in die Augen. "Gefällt es dir
denn nicht...?" hauchte er. "Doch... aber...nun..." nun war sie sehr
verwirrt. Es gefiel ist... sogar sehr! Es war nicht nur schön, nein.. es
schien so zu gehören. Er lächelte sie an... so wunderschön!

Schnell sah sie fast schüchtern wieder zu der Katze hinab und registrierte
stumm, dass seine Fingerspitzen wieder hauchzart ihr Ohr entlangstrichen...
in ihr Haar fassten... sanfte Bahnen srichen.
"Du... scheinst mich wirklich zu kennen..." sprach sie nach einiger Zeit mit
einem dumpfen schlucken und sah nicht von Hannah auf.
"Ja Vio..."
"Ich... ich würde mich gern erinnern...an alles..." sie sah ihn nun an und
auch er sah ihr in die Augen.
"Wir werden zu Asher gehen und ihn fragen was wir tun können Vio..."
Sie nickte und lächelte kurz.

Es war ein furchtbares Gefühl... dieser Mann, Vadrak, gab sich als ihr
Gemahl aus und ihr blieb nichts anderes übrig, als solches zu glauben. Ihr
Kopf schien sich zwar zu wehren... aber etwas ganz tief in ihr, flüsterte,
dass er nicht lügt... sie spührte dieses..."vertraute".

"Nun.... es ist schon spät... ich sollte gehen." Sprach er leis nach einiger
Zeit und erhob sich. "Ich.. ich bringe dich noch hinaus." Die Katze auf den
Arm nehmend erhob auch sie sich und öffnete Vadrak die Tür.
"Und... wir sehen und bald wieder, ja?" fragte sie etwas unsicher als sie
die kühle Nachtluft einatmete. "Ja Vio... ich komme bald wieder."
Vergewisserte er und lächelte kurz.
Dann ging er langsam in die Dunkelheit.. und verschwand. Einen Augenblick
blieb Vio noch stehen, um ihm nachzusehen. Hannah sprang aus ihrem Arm und
lief in seine Richtung.
Vior'la aber ging hinein und legte sich gleich in ihr Bett.
Auch in dieser Nacht konnte sie nur schwer einschlafen... Allerdings nicht,
da sie über diese Dunkelheit nachdachte... sondern über das Hier und
Jetzt....

Langsam erhob Vio sich und ging mit Hannah auf dem Arm in ihr Haus zurrück
um etwas zu essen. Ob er wohl wiederkommen würde....?
Etwas ganz tief in ihre hoffte solches strak.....
Vior'la Lyth ist offline  
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Alt 29.10.2003, 19:00
#120
Vadrak Larthay
Reisender
 
Registriert seit: 17 Feb 2002
Beiträge: 182
Was, wenn sie sich nun wirklich an nichts mehr erinnern konnte? Mit unterdrücktem Schaudern erinnerte er sich an ihre heftig blutende Kopfwunde. Es gab solche Fälle...

Erschöpft ließ Vio ihren Kopf auf die Tischplatte sinken und eine Woge des Mitleids durchströmte Vadrak: Leise fragte er, was das letzte sei, an daß sie sich erinnerte und ließ sich sein Entsetzen nicht anmerken, als sie ihm berichtete, wie sie mit Gregorian Silberson, ihrem Verlobtem, in Cove am Lagerfeuer gesessen hatte und dann ins Haus der Stille gegangen war.

Mit knappen Worten schilderte ihr Vadrak, wie sie nach ihrem Streit von den Klippen gestürzt war, doch nicht einmal die Erwähnung von Dorians Namen schien ihre Erinnerungen zu wecken. Die kleine Katze näherte sich ein wenig zaghaft Vadraks Fuß, während Vadrak und Vio stumm ihren Gedanken und Erinnerungen nachhingen. Schließlich nahm Vio das Gespräch wieder auf: "Ihr seid doch einer von diesen .... Glaron-Anhängern, nicht wahr?" Zögernd blickte Vadrak sie an: "Ich wars," antwortete er schlicht, "Doch das ist lange her." Mit einer äußeren Ruhe, die er in seinem Innern weit entfernt war zu empfinden, wandte sich der Katze zu und strich ihr übers Fell. Vior'las Gesicht begann ein wenig unsicher zu erstrahlen: "Dann habe ich es geschafft? Glaubt Ihr nun an... an Volo?" Vadrak meinte, deutlichen Triumph aus ihrer Stimme herauszuhören und verzog angeekelt sein Gesicht. Kalte Wut überlief ihn auf einmal, Wut auf Volo, Wut auf Glaron. Diese Wut war so abgrundtief, daß er hoffte, niemals in einer solchen Stimmung Erindor zu begegnen, denn die Gedanken, die sich in sein Hirn stahlen, waren derartig blasphemisch, daß er über sich selbst erschrak. Er ließ ab von der Katze und schaute hinüber zu Vio. "Ich glaube," antwortete er langsam mit verbitterter Stimme, "daß die Götter sich uns Menschen nur aus einem einzigen Grunde halten: nämlich um sich über uns lustig machen und uns verspotten zu können. Alles nur Lug und Trug." Für Vadrak gab es keinen "guten" Gott mehr, nur noch Schicksalsmächte, die den Menschen Fallen stellten auf die eine oder andere Weise. Doch Vadraks Wut verflog rasch, als er sah, wie traurig Vio geworden war. "Alles ist so falsch," klagte sie, "ich gehöre nicht hierher, sondern nach Cove, zu Gregorian und all den anderen." Vadrak seufzte und ließ sich von Vios Stimmung anstecken. "Gregorian ist tot," antwortete er betrübt, "und die meisten anderen aus Cove auch. Netarmas, Thorus, Seylarana, Mantana, Sadinon, Gwen - alle tot. Und Melina ist verschollen, wie auch Jarl und seine Gemahlin Aris und ihre Kinder. Nur noch wir sind übrig und Gorathan, selbst Sianne sah ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr. So viele tot, ach so viele - viel zu viele."

Schwermütiges Schweigen senkte sich über den kleinen Raum. Leise stand Vio auf und setzte sich auf den Stuhl neben ihm. Die kleine Katze schien nur darauf gewartet zu haben, denn sofort sprang sie auf Vios Schoß. Gedankenverloren glitten ihre Finger sanft über das weiche Katzenfell. "Wie heißt Ihr?" fragte Vio beinahe beschämt. "Mein Name ist Vadrak," erwiderte er leise und blickte wehmütig auf ihre Hand, die die Katze kraulte. "Vadrak..." wiederholte Vio nachdenklich, "Der Name tut irgendwie weh," flüsterte sie, "verrückt, oder?" Stumm schüttelte Vadrak den Kopf. Es dauerte eine Weile, bis er sich zu einer Antwort aufraffen konnte: "Nein, nicht verrückt. Wir haben uns pausenlos weh getan," erklärte er, den Blick nicht von der Katze wendend. - "Warum?" Vio klang überrascht. Vadrak seufzte erneut: "Nun... Du glaubtest an Volo und ich glaubte an Glaron. Keine guten Voraussetzungen. Und jede kleinste Meinungsverschiedenheit geriet uns zum Krieg." - "Wieso?" - Wieder zögerte er einen Moment, bevor er entgegnete: "Warum das so war? Ich weiß es wirklich nicht." - "Und trotzdem waren wir Mann und Frau?" fragte Vio verwundert. Vadrak nickte nur stumm mit abgewandtem Blick und fuhr sich ein wenig nervös durch sein widerspenstiges Haar. Vior'la schien eine Weile darüber nachzudenken. "Aber warum waren wir zusammen, wenn wir uns doch ständig nur weh taten?" ließ sie nicht locker. Vadrak wagte einen raschen Blick in ihr Gesicht. Sie schien wirklich völlig arglos. "Weil wir ... uns liebten?" fragte er leise stockend, die Augen fest auf die Katze geheftet. "Das ist unlogisch," erwiderte Vio verwirrt. Vadrak zuckte nur mit den Schultern. "Liebt Ihr mich immer noch?" wollte Vio wissen, "Ihr schautet vorhin so ... böse, so kalt." Beharrlich wich Vadrak ihrem Blick aus. Nein, selbst, wenn er davon ausging, daß sie ihm nichts vorspielte, so wollte er dennoch vermeiden, ihr eine solche Blöße zu bieten. So erklärte er nur: "Ich dachte, Du spielst mir etwas vor, um mich zu ärgern." - "Warum sollte ich das tun?" fragte sie ehrlich überrascht und blickte ihn forschend an. Nachdenklich und in sich gekehrt, vermutete Vadrak: "Aus Rache?" - "Hm," Vio klang ein wenig amüsiert, "ja, das klingt wirklich nach Krieg."

Erneut breitete sich Stille aus. Nur das Schnurren der kleinen Katze war zu hören. "Ihr seid der einzige, der bislang freundlich war zu mir," nahm Vio das Gespräch wieder auf. Vadrak schüttelte den Kopf: "Nein, das kann ich mir nicht vorstellen." - "Doch, wirklich. An einer humpelnden, zerschrammten Frau ist nichts, was die Blicke anzieht." Vadrak musterte sie prüfend und ein wenig wehmütig: "Nein, glaub mir, Du bist so schön wie eh und je." - "Was denkt Ihr?" verlangte sie zu wissen. - "Was ich denke?" Ein sehnsüchtiges Lächeln stahl sich in Vadraks Gesicht: "Ich denke, daß Dein Haar glänzt wie eine frisch vom Baum gefallene Kastanie," flüsterte er, "Deine Augen glänzen wie Smaragde und Deine Lippen..." Verlegen brach er ab und sein Blick ruhte voller Sehnsucht auf ihrem Mund. Doch Vio schien seinen Blick nicht zu bemerken.

Nach einer Weile wagte er es, seine Hand vorsichtig in Richtung der Katze zu schieben. Flüchtig nur berührte er Vios Hand, doch war es ihm, als habe er sich daran verbrannt. Sachte begann er, ebenfalls der kleinen Katze den Bauch zu kraulen, die sich darauf hin genüßlich auf dem Rücken ausstreckte. Wieder war es Vio, die das Schweigen brach: "Bin ich krank?" Vadrak musterte sie nachdenklich: "Ich glaube nicht, daß Dir körperlich noch groß was fehlt," antwortete er, "aber Du warst bös mit dem Kopf aufgeschlagen. Ich hatte schon Angst..." Verlegen sprach er nicht weiter. "Angst? Wovor?" setzte sie rasch nach. "Du wärst fast verblutet," fügte er kaum hörbar hinzu. "Wißt Ihr - ich wünschte, ich könnte mich an alles erinnern," flüsterte Vio, "Es ist ja nicht so, daß ich es nicht will - das dürft Ihr nicht denken." Sie blickte ihn beinahe beschwörend an und lächelte. Langsam hob Vadrak den Blick und nickte kaum merklich. Die Sehnsucht nach ihr überwältigte ihn fast, doch zwang er sich, nichts davon in seiner Stimme oder Mimik durchscheinen zu lassen. Beinahe distanziert lächelte er, obwohl er sanft ihren Blick suchte. "Manchmal wünschte ich, ich könnte auch einiges vergessen,"seufzte er schließlich. "Oh - willst Du damit sagen, ich soll Dir auf den Kopf schlagen?" Vio zwinkerte ihm übermütig zu und Vadrak mußte lachen. "Ich glaube kaum, daß Dein Schlag eine solche Wirkung hätte." - "Nicht doch, ich bin stark!" rief Vio und ballte spielerisch eine Hand zur Faust. "Ja," lachte Vadrak, "so stark wie Deine kleine Katze hier." Vio grinste frech und stemmte eine Hand in die Hüfte. "Na, ein wenig stärker dann wohl doch schon." Vadrak musterte sie zweifelnd: "Meinst Du?" - "Ganz sicher," nickte sie bekräftigend. "Mhh - ich hab da so meine Zweifel," Vadrak schmunzelte. "Soll ich es Dir beweisen?" fragte Vio herausfordernd. Amüsiert lachte Vadrak auf: "Versuchs doch." - "Na gut, aber nur, wenn Du versprichst, nicht zurück zu schlagen." - "Nein, versprochen." Beide schmunzelten. Kurz darauf mußte Vadrak sich lachend gegen ihre Hände wehren, die hartnäckig versuchten, ihn in die Seite zu kneifen und zu kitzeln. Unter beider Gelächter fing er ihre Hände und hielt sie mit einer Hand an den Handgelenken zusammen, bemüht, ihr dabei nicht weh zu tun. Für ihn konnte es endlos so weitergehen. Wie schön es war, sie wieder so unbefangen lachen zu hören und mit ihr herumzualbern.Vorsichtig hob er ganz langsam die freie Hand an ihre Wange. Die Art, wie sie ihr Gesicht hineinschmiegte, machte ihn mutig. Atemlos beugte er sich ein wenig vor und hauchte ihr einen kaum spürbaren scheuen Kuß auf die kirschroten Lippen, doch als er merkte, daß sie ein wenig erschrocken zurückzuckte, ließ er sofort wieder von ihr ab. Ein wenig verlegen noch sprachen sie von diesem und jenem, bevor Vadrak sich schließlich verabschiedete.

"Magst Du mich wiedersehen?" fragte sie lächelnd, und er fragte sich, ob es die Bitte um ein "Ja" sein konnte, die dort in ihren smaragdgrünen Augen glänzte. "Möchtest Du das denn überhaupt?" fragte er sanft, ohne einen Blick von ihren Augen zu lassen. Vio nickte scheu. Beinahe erleichtert versprach Vadrak, der, während er gebannt auf ihre Antwort wartete, den Atem angehalten hatte: "Dann werden wir uns wiedersehen," ohne die Zärtlichkeit und Sehnsucht, die er für sie empfand, aus seiner Stimme heraushalten zu können. Selbst, wenn es wieder Jahre dauern sollte, bis er Vio für sich gewönne, er wollte es gern erneut versuchen. Es war schön, sich wieder so unvoreingenommen gegenüber stehen zu können, ohne die schon fest eingefahrenen Vorwürfe, ohne ständig Doppelbödigkeit und absichtlich verletzende Äußerungen befürchten zu müssen. Beinahe hatte er Angst davor, was geschähe, wenn sie sich plötzlich wieder an alles erinnerte... Nur nicht drüber nachdenken. Ach, könnte es doch schon morgen sein....
Vadrak Larthay ist offline  
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Alt 19.05.2004, 10:32
#121
Vior'la Lyth
Reisender
 
Registriert seit: 11 Jan 2003
Beiträge: 117
Ganz sanft strich Vior'la die weiche Kinderwange entlang. Sie saß mit Dorian auf dem Schoß auf einer Wiese und genoss die ersten wirklich warmen Sonnenstrahlen. Dorian hatte eine ganze Weile aufgeregt gebrabbelt und Vio sämmtliche Dinge mit einem ausdrucksstarken: "Da!" gezeigt. Doch nun lag er seelenruhig in ihrem Arm und schlief.

Langsam fand sie sich damit ab, dass eine schwarze Leere über ein paar Jahre in ihrem Kopf liegt. Das sie angeblich einen Mann und zwei Kinder hatte, nahm sie hin... was blieb ihr auch anderes übrig? Allerdings fühlte sie sich nie wirklich unwohl... nur überfordert.... jendes war sie ab und zu.
Aber fangen wir von vorne an......

An dem Abend als Vadrak ging und Vior'la zurrückließ, spührte sie es das erste Mal.... dieses seltsame Gefühl, welches in ihr ruhte... doch als sie versuchte, dieses Gefühl zu erortern, versagte sie klaglich. In ihrem Kopf begann es, wie so oft in der letzten Zeit, zu hämmern... und wenn sie die Augen schloss, fürchtete sie, die Dunkelheit die sie umgab würde sie verschlingen.
Diese Ncht war sehr lang und unruhig. Ncht einmal Hannah konnte sie mit dem gleichmäßgen Schnurren beruhigen.
Vio versuchte irgendwie zu entspannen... nicht über diese endlose Leere nachzudenken... sie ging viel im Wald spazieren, räumte ihr Haus nicht nur einmal um... und in die Stadt ging sie kaum noch. Alles was sie zum Leben brauchte, konnte sie auch auf dem Lande kaufen.
Wenn sich eine ruhige Minute anbot und sie wieder in die Dunkelheit sank, dankte sie im Insgeheimen dem vernarbten Mann.... denn der Gedanke an ihn lenkte sie ab.

Es dämmerte bereits als es an Vios Tür klopfte. Hannah sprang von Vio's Schoß und ging mit erhobenem Schwanz zur Türe. Vior'las erster Gedanke war "Vadrak Larthay". So ordentlich es in der Eile ging, strich sie ihr langes Haar und den Rock des Kleides glatt... wirklich bedacht war diese Tat allerdings nicht. Als sie die Tür öffnete huschte Hannah hinaus und begrüßte Vadrak indem sie schnurrend ihr Köpfchen an sein Bein entlangstrich. Er sah nur kurz zu Hannah hinab und lächelte zaghaft. "Glaron zum Gruße ihr beiden...." sagte er fast sanft.
Ein Lächeln der Freude huschte über Vio's Lippen und sie bat ihn hinein.
"Ich würde dich bitten, etwas über zu ziehen Vio..." sprach er einfühlsam, als er im Haus stand. Etwas verwirrt sah sie an sich hinab. "Warum....?"
"Ich möchte dich mit nach Hause nehmen..." Er nahm ihren dunkelroten Kapuzenmantel von seinem Haken und bot sich an, ihn ihr überzustreifen. Etwas verwirrt ließ Vior'la dies zu. "Ich weiß nicht, ob das richtig wäre... ich meine... ich..." Vadrak legte kurz einen Finger auf ihre Lippen und sah sie warm zu ihr hinab. "Ich werde dich nicht anfassen... das verspreche ich dir..." In diesem Moment, als Vadraks Finger ihre Lippen berührte, zuckte etwas durch ihren Körper das ganz neu für sie war... ob es angenehm war...oder ob es schmerzte, konnte sie nicht beurteilen... aber eines wusste sie, es war "einzig"!

Sie folgte ihm. Sie wusste nicht, wohin es ging... und es schien ihr auch unmöglich, sich den Weg zu merken... aber ihr Gefühl sagte ihr, sie konnte ihm vertrauen. Als sie durch ein magisches Reisetor gereist waren, strich eine kühle Meerespriese durch ihr Haar... ja, solche Luft kannte sie aus ihrer Kindheit... sie mussten auf einer Insel sein. Sie gingen in etwa zehn Minuten einen Sandweg entlang bevor sie das Haus aus der Ferne sehen konnten. Je näher sie rankamen, um so mehr verliebte Vior'la sich in das Haus. Es sah so gemütlich aus... wie aus dem Schornstein der Qualm kam... sie das Licht leicht flackernd aus den Fenstern schien.... wie es dastand... an dem perfekten Ort.
Als Vadrak ihr einladend die Tür aufhielt und Vio eintrat, musste sie ersteinmal stocken. Dieser Geruch.... er kam ihr so bekannt und doch so fremd vor....
"Trete doch weiter ein... und ziehe deinen Mantel aus... ich habe bevor ich ging den Kamin gezündet... es dürfte warm genug sein." Sie nickte nur und hängte den Mantel über eine Stuhllehne. Vadrak tat selbiges und schien sie nicht aus den Augen zu lassen. Was er wohl erwartete...? Sollte sie irgendetwas tun....? Erwartete, dass sie sich erinnerte..? Nein, nichts... nur diese Dunkelheit, wenn sie es versuchte...
"Setzen wir uns doch vor den Kamin... dort ist es angenehm warm." Das Lächeln das ihr der "Fremde" zuwarf, löste wieder dieses seltsame Gefühl aus. Recht stumm setzte Vio sich daraufhin auf den Teppich vor dem Kamin und faltete die Hände im Schoß. Vadrak sah sie einige Momente an und ging in ein anderes Zimmer aus welchem er nach kurzen Momenten allerdings wiederkam. Er hatte einen Krug Wasser und zwei Kelche bei sich. Wärend er ging und auch als er sich setzte, ließ sein Blick nicht von ihr ab.
"Hier..." war das einzige was er sagte, als er ihr ihren Wasserkelch reichte. Sie nahm dankend an und trank einen Schluck. Sie folgte dem Krug mit Blicken, als sie ihn sinken ließ...
"Ich habe dich ja so vermisst...." Schnell hob sie ihren Blick an und sah in braune liebende Augen. Sie antwortete nicht darauf... sah ihn nur an und lächelte kurz ein wenig unsicher.
Als seine Lippen sich wieder öffneten und er etwas sagte, nahm sie nur die Stimme war... allerdings nicht die Worte die sie sprachen. Seine Augen zogen sie magisch an... sie schenkte ihr etwas das sie beruhigte. Und seine Stimme schien ihr Gehör zu streicheln. Als er aufhörte zu sprechen und sie nur ansah, wanderte ihr Blick von seinen Augen zu seinen schmalen Lippen. Das Lächeln, welches diese schmückten, ließ ganz langsam nach und sie wirkten entspannt. Sie kamen sich ganz langsam näher... erst rückte sie ein wenig vor... dann er... ihr Blick strich abwechselnd vom Mund zu seinen Augen... und in ihr regte sich dieses seltsame Gefühl.. nur 100 mal stärker als zuvor... es schien Verlangen zu sein.
Scheinbar stieg solches auch in ihm auf... denn Sein Blick veränderte sich... mitlerweile waren ihre Gesichter so nahe aneinander, dass sie seine Körperwärme an ihren Wangen spühren konnte.

Plötzlich weckte Vior'la etwas schlagartig.... ein kreischen wie von einer Ziege drang durch die Tür des Nachbarzimmers zu ihnen. Auch Vadraks Blick flog zu der Tür... und wenn Vio sich nicht täuschte, seufzte er kurz. "Unser Sohn... Dorian..." Vadrak erhob sich sanft lächelnd und ging eilig in das Nachbarzimmer. Auch Vio erhob sich... ihr Sohn?! Nein, dafür war sie nicht bereit....
Mit schnellen Bewegungen strich sie ihr Kleid glatt und band sich ihr Haar geschickt zu einem Knoten.
Das Weinen wurde nach einiger Zeit leiser und verstummte... ganz leise trat Vadrak aus der Tür und hauchte mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen: "Er hat sicherlich nur schlecht geträumt..."
Welch beruhigendes Gefühl in ihr aufkam, als sie ihn ohne "ihren Sohn" sah, war unbeschreiblich.
Sie setzten sich wieder vor dem Kamin und schwiegen sich einige Momente lächelnd an....
Nach einiger Zeit redeten sie erst über ernste Sachen... wie, über die Kinder... ob sie sich noch an irgendetwas erinnerte.... eher ernste Sachen, als das sie Vio glücklich machten.
Doch als Vadrak ihr spielerisch in die Seite zwickte, hob sie warnend den Finger... "Pass bloß auf...sonst...." sie grinste nur frech und auch sein Grinsen vergrößerte sich etwas. "Sonst was...?" fragte er provokant und legte eine Hand an ihre Seite. Kurz senkte sie den Blick zu seiner Hand, sah ihn aber kurz darauf wieder an. "Sonst wirst du es bereuen..." hauchte sie etwas zu ihm gebeugt und zwinkerte. Er lachte kurz und zeigte keinerlei erbahmen, als er sie nun mit beiden Händen kitzelte.
Durch das ganze Lachen hatte sie nach kurzem kaum noch Kraft ihn fortzudrücken... also zog sie es vor zu "fliehen". Sie wand sich zurrück und bettelte mädchenhaft um Erbahmen. Doch er ließ nicht locker und beugte sich so über sie, dass er sie noch gut kitzeln konnte.
Eine Träne vor Lächen strich ihre Wange hinab und sie hatte arge Probleme zu atmen. Da ließ er locker und sah ihr nur in die Augen. Vio atmete recht schnell und das Lächeln verschwand nicht...!
Auch Vadraks Atem ging ein wenig schneller als normal. Seine Augen zeigten so viel... zu viel, als dass sie es deuten konnte. Sie hatte zwar das Gefühl, diesen Blick zu kennen, aber wiederum hatte sie auch... angst davor, da dies alles so neu war. Er senkte langsam den Blick zu Vior'las Lippen und sein Atem wurde nicht langsamer. Er stützte beide Hände rechts und links von ihrem Kopf und biss sich ein wenig auf die Unterlippe. In Vior'la ging so viel vor sich, dass dies alles in einer großen Welle der Verwirrung über sie schwappte. Sie sah von seinen Lippen in seine Augen - sie hatte das Gefühl, sich nicht bewegen zu können. Vadrak ließ den leichten Biss von seiner Lippe langsam frei und seufzte leise. Er schien, ja, er schien mit sich selbst innerlich zu kämpfen. Allerdings wich er auch nicht... Er verharrte einfach und blickte sie an. Sie wusste in dem Moment nicht warum, oder wofür sie dies tat, aber sie hob ihre rechte Hand langsam an, um ihm sanft über die Wange zu streichen. Er drehte dabei den Kopf zur Seite und küsste mit geschlossenen Augen ihre Handinnenflächen. Ihr Herz raste als sie beobachtete, wie seine Lippen ihre Haut liebkosten. Mit geschlossenen Augen und einem "Schmerzensseufzer", ließ er von ihr ab und wand ihr den Kopf wieder zu. Erst ließ sie die Hand noch dort wo sie war und schaute mit leicht geöffntem Mund auf seine geschlossenen Lider.
"Ich.... habe dich wirklich vermisst....." hauchte er fast gequält und öffnete dabei langsam die Augen. Vior'la ließ ihre Hand sinken und schluckte einmal nach Langem, welches laut zu hören war. Dann sah sie unsicher fort, worauf Vadrak sich erhob um sich hin zu knien. Mit einem verstohlenen Lächeln saßen die beiden sich einige Momente gegenüber, bevor sie wieder zu reden begannen.
Allerdings wurde es immer später und die Müdigkeit holte Viror'la ein. "Gehe du in das Bett... ich schlafe hier...", sagte er mit einem sanften Lächeln und strich ihr kurz über die Wange.
"Hier?!" Vio sah sich mit zweifelndem Blick um. "Wo willst du hier schlafen....?" Ein verliebtes Schmunzeln umrandete kurz sein Lächeln. "Hier... genau hier....", er senkte den Blick ganz kurz auf den Boden und strich mit der Hand drüber. Eine der feinen Augenbrauen hob sich an und sie schaute ein wenig ungläubig. "Hier kannst du doch nicht schlafen...." Sein Lächeln wurde immer wärmer. "Oh, glaube mir- auf dem Boden schlafen ist für mich nichts neuer mehr."

Wenn sie in dem Bett schlafen würde und dieses mit Sicherheit in dem Nachbarzimmer stehen würde... dann müsste sie bei "ihren Sohn" schlafen.... nein, solches wollte sie nicht.
"Nein... ähm, ich.. ich schlafe lieber hier... hier," sie strich einmal über den Boden, "auf dem Boden." Er hob nun auch eine Augenbraue und sah sie leicht verwirrt an... als würde er sie nicht erkennen. "Ich glaube, das wäre nicht gut Vio." Sagte er etwas leiser und sah nur ganz kurz hinab. "Doch doch..." Vio seufzte leis und wusste selbst nicht, wie sie es erklären sollte. "Ich möchte gern hier schlafen... und nicht in dem Bett." Ihre Stimme wurde immer leiser und verhallte allmälig. Vadrak atmete einmal durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. "Aber ich kann nicht im Bett schlafen, wenn ich weiß das du hier auf dem Boden liegst." Er sah ihr in die Augen... sie wich allerdings aus und meinte schnell, als seie es beiläufig. "Dann schlafen wir beide hier... auf dem Boden..." Vadrak sah sie weiterhin an und fügte leise hinzu:"Das wäre gar nicht gut....." Vior'la sah ihn fragend an. "Welches Ver.." Vio stockte als ihr sein Versprechen einfiel, welches er in ihrem Haus noch gab erinnerte und senkte schnell den Blick. Er sah sie weiterhin an. "Ich.... werde hier schlafen... wo du schläfst, musst du entscheiden..." fügte sie leis hinzu und musterte ihn.
Nach einiger Zeit nickte er und seufzte:" Nun, dann soll es wohl so sein..." Er nahm seinen Umhang von der Stuhllehne und legte ihn so auf den Boden, dass sie darauf liegen konnten. Vior'las Mantel nahmen sie als Decke.
Erst lag Vio recht verspannt da... und auch er sah recht angespannt an die Decke. Doch als sie die Augen schloss... ruhig atmete.. entspannte sich ihr Körper nach langem mal wieder richtig und sie schlief mit einem Lächeln ein.
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Alt 23.05.2004, 17:03
#122
Vadrak Larthay
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Die Tage wurden zu Wochen, die Wochen zu Monaten. Allmählich sah man Vadrak auch an, daß er zuviele warme Mahlzeiten und zuwenig Bewegung bekam: er setze ein wenig Bauch an. Vio erlangte ihr Gedächtnis bislang nicht wieder.Vadrak hatte sie zurück in ihr gemeinsames kleines Häuschen an der Küste gebracht, wo sie nun wieder alle vier zusammen lebten. Zunächst war es Vadrak schwer gefallen, mehr wie Bruder und Schwester denn wie Mann und Frau mit Vio unter einem Dach zu leben, doch er hatte nicht aufgehört, sie zu umwerben und hatte sie wieder für sich gewinnen können. Seither verging kaum ein Abend, an dem sie nicht eng umschlungen vor dem prasselnden Kaminfeuer, beide eingewickelt in Vadraks Umhang, selig sich liebten und neckten und, einer in den Armen des anderen, schließlich zufrieden einschliefen. Diese Zeit war die ruhigste und friedlichste Zeit, die Vadrak in seinem Leben bislang erfahren hatte. Eigentlich hätte er glücklich sein müssen.

Dennoch gab es etwas, das tief verborgen an Vadraks Seele nagte. Obwohl er Vio versichert hatte, daß ihm Götter und Glauben mittlerweile völlig gleichgültig waren, daß alles, was ihn noch interessiere, allein sie war, gab es doch eine leise, kaum gehörte Stimme in seinem Inneren, die fragte, ob er das wirklich ernst meinen könne. Fast sein gesamtes Leben als erwachsener Mann hatte er an Glaron geglaubt, für seinen Gott unter Einsatz seines Lebens gekämpft und war sogar von Glaron selbst auserwählt worden, hatte aus Glarons eigener Hand, wenn man so sagen konnte, das heilige Flammenschwert empfangen, hatte als Vorbild für alle anderen Gläubigen gedient. Konnte er nun wirklich Glaron einfach so ablegen, wie er damals, nach seinem Eidbruch, seinen weißen Mantel, das Symbol für seine Ehre und Reinheit, abgelegt und dem völlig verdattereten Erindor in die Hände gedrückt hatte? Vadrak hatte Glaron verraten und Glaron hatte ihn verlassen. War er nun auf ewig verdammt? Würde er nach seinem Tod in den Feuern der Verdammnis schmoren, bis ans Ende aller Tage? Oder würde Glaron ihm vergeben? Und was war mit Vios Seele? Wenn Vadrak die Möglichkeit gehabt hätte, mit seinem Leben Glarons Vergebung für Vio und sich erkaufen zu können, so hätte er es freudig sofort hingegeben.

Schon oft hatte Vadrak an der Schwelle des Todes gestanden und nur deshalb überlebt, weil sein Glaube, weil Glarons Gnade ihn rettete. Doch keine Begegnung mit dem Tod hatte solchen Schrecken, solch tiefe Spuren in Vadraks Seele gegraben, wie jene Begebenheit mit der Schlinge. Voller Abscheu und Haß dachte Vadrak an Aramil. Vadrak wußte gut genug, daß Mut nicht aus der Abwesenheit von Angst entsteht, sondern durch ihre Überwindung und daß Feigheit nicht gleichbedeutend ist mit dem Empfinden von Furcht - und doch... Seit der Todesangst, die er an diesem Tage verspürt hatte, der Panik, die er im allerletzten bewußten Moment nicht mehr unter Kontrolle gehabt hatte, zweifelte Vadrak an sich, hatte viel von seinem einstigen Selbstvertrauen verloren. Noch immer plagten ihn seine Alpträume - und je glücklicher und zufriedener er eigentlich hätte sein können, desto öfter kehrten die Träume wieder.

In Vadraks Träumen war es oft genug Vios Hand und nicht Aramils, die Vadrak die Schlinge um den Hals legte und seelenruhig zusah, wie sich die Schlinge immer enger und enger zuschnürte und ihn langsam und qualvoll erstickte. In seinen Träumen war es Vio und nicht Aramil, die ihn noch verspottete, während er Todesqualen litt und sich dennoch bemühte, die aufsteigende Panik nicht durchscheinen zu lassen. In dem Moment, in dem das Grauen und die Panik schließlich unbeherrschbar über ihn hinwegspülten, schreckte er stets mit rasendem Puls aus dem Schlaf hoch. Meist flüchtete er in blinder Panik hinaus aus dem Haus, barfuß, nur mit seinem Schlafgewand bekleidet, nur raus an die klare, kalte Luft, die er tief in seine Lunge sog und sich langsam wieder beruhigte. Bislang hatte er zumeist das Glück gehabt, daß Vio noch schlief und sein hastiges Aufstehen nicht bemerkte. Das eine oder andere Mal hatte sie ihn bei seiner Rückkehr etwas verwundert angesehen, doch hatte er sich immer zufriedenstellend herausreden können.

Er konnte mit Vio nicht darüber sprechen, denn sie konnte sich an nichts erinnern und wüßte deshalb nicht einmal, wovon überhaupt die Rede war. Aber selbst, wenn es die "alte" Vio gewesen wäre, hätte er nicht mit ihr darüber reden können. Zu groß war seine Angst, nicht verstanden und verspottet zu werden, zu groß auch seine Angst, daß Vio ihre sogenannte ehemalige "Familie" und Aramil noch in Schutz nehmen könnte, daß sie ihm Aramil einmal mehr als Vorbild an Treue und Verläßlichkeit vorsetzte, wie sie es früher oft genug getan hatte, daß sie Vadrak versteckt zu verstehen geben könnte, daß sie Aramil mehr schätze als ihn selbst: Aramil, der möglicherweise einmal Vios Liebhaber gewesen war, Aramil, der sich in Verkleidung in Vadraks Familie eingeschlichen hatte, als sie am verletzlichsten war und anstelle eines echten Heilers seinen Sohn auf die Welt gebracht hatte, Aramil, der ihn beinahe ins Verderben gestürzt hatte, indem er Vadrak zum Trinken verleitete. Eine verwirrende Mischung aus Haß, Eifersucht und gedemütigter Beschämung bemächtigte sich Vadraks, sooft er an Aramil dachte. Und jeder Gedanke an Aramil war verbunden mit dem Gedanken an Tod und qualvollem Sterben, und jeder Gedanke an den Tod war verbunden mit Glaron.

Wenn er doch nur wüßte, wie er Glaron wieder versöhnen könnte. Aber es war vergeblich. Vadrak wußte, daß eine Versöhnung mit Glaron bedeutet hätte, Vio, die unbestreitbar nach wie vor an Volo glaubte, verlassen zu müssen. Und Vio zu verlieren, war das Schlimmste, was Vadrak sich ausmalen konnte. Alles glaubte er, ertragen zu können, alles - nur keine Trennung von Vio. So bemühte er sich, jene kleine Stimme in seinem Inneren zu überhören, die ihn darauf hinzuweisen versuchte, daß er fest in Volos Fängen hing, daß er in Gefahr stand, in die Finsternis zu gleiten, in jene Finsternis, die er fast sein Ganzes Leben so vehement bekämpft hatte, jene Finsternis, die für seine Seele ewige Verdammnis bedeutete.
Vadrak Larthay ist offline  
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Alt 24.05.2004, 18:31
#123
Vior'la Lyth
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Vior'la war heilfroh, als Vadrak ihr den Vorschlag machte, auszugehen. Schon lange war sie in diesem Haus..... nicht, dass sie sich nicht unwohl fühlte... aber es fehlte ihr doch die Abwechslung.
Sie hatte ihr neues Kleid an. Die nette Schneiderin hatte extra Maß genommen und ihr ein traumhaftes Kleid genäht.
Vadrak und Vior'la gingen zusammen in den lachenden Tala und setzten sich zu zwei Männern die recht freundlich erschienen. Sie unterhielten sich eine ganze Zeit lang und plauderten über das Gute im Leben.
Die beiden Männer verabschiedeten sich allerdings frühzeitig.. so das Vadrak und Vior'la allein an dem Tisch zurrück blieben, was sie aber keinesfalls störte.
Mit sehr selbstverständlichen Bewegungen setzte sich nach einiger Zeit eine Dame zu ihnen. Diese stechend blauen Augen weckten in Vior'la für einen ganz kurzen Moment ein Gefühl... welches sie nicht einordnen konnte.
Allerdings war Vadrak nicht gut auf die Frau zu sprechen.... ganz das Gegenteil war der Fall. Sie schien Vior'la zu kennen.... sie nannte sie "Vio" was nur angetraute taten.
Doch Vadrak bestand dadrauf, dass Vior'la aus der Taverne gehen solle.... er beschimpfte die Frau als Gossendreck und noch einigem mehr was Vior'la zu überhören versuchte.
Mit einem sehr beunruhigtem Gefühl ging sie aus der Taverne und lehnte sich an einen Pfahl.
Diese blauen Augen.... der Gedanke an sie rief wieder dieses Pochen in den Schläfen hervor. Vior'la wurde ganz übel als einige Bilder an ihrem inneren Auge vorbeizog. Sie sah einen dunklen Raum... ein Tisch war vor ihr und eine Kerze brannte. Diese blauen Augen sahen sie gegenüber an.... der Mund der Person bewegte sich aber Vior'la verstand nicht, was sie sprach.... es war vergebens...
Vadrak! Endlich kam er aus der Taverne....
Sie eilte schnell zu ihm und bat schnell nach Haus zu gehen. Sein Gesichtsausdruck kam ihr so fremd vor.... sie wollte heim... sich hinlegen...mit ihm.
Doch die Frau kam ihnen hinterher und als sie auch durch das Reisetor folgte, wurde Vadrak gar agressiv. Er schrie sie an, sie solle gehen.... Doch sie sah Vio immer wieder flehend an... sie wolle nur mit ihr reden.
Warum wollte diese Frau unbedingt mit ihr reden... und wieso war Vadrak so dagegen?
"Du Mistkerl solltest Vior'la entscheiden lassen, an was sie sich erinnern möchte!" keifte die Frau und die beiden zuckten ihre Schwerter.
Für einen Moment sah Vior'la viele kleine schwarze Punkte vor den Augen und hatte Angst umzukippen... was sollte sie nur tun? Die beiden sollten endlich aufhören!
Vadrak war ihr Leben... er war der einzige, der wusste wie sie war.... wie sie wieder sein konnte.... er durfte sich jetzt nicht in Gefahr bringen... auch wenn ihr selbst, dieser Gedanke recht egoistisch vorkam, konnte sie ihn nicht überhören.
Also ging sie recht energisch zu den beiden und versuchte ihnen so bestimmend wie irgend möglich zu befehlten auseinander zu gehen. Die Frau sah zu vio und Vadrak schien jendes auszunetzen. Er schlug ihr das Schwert aus der Hand und nahm es an sich. Von der Wucht des Schlages, fiel die Frau hin und schien sich selbst sammeln zu müssen.
Vadrak hielt beide Schwerter bei sich und sprach giftig, dass es Vior'la Gänsehaut bereitete:"Lass meine Familie in ruhe! Wage es ja nicht, nocheinmal auf die Idee zu kommen, Vior'la anzusprechen!"
Vior'la schluckte und für einen Moment tat ihr die Frau leid.
Welch seltsames Gefühl... als würde ihr innerlich etwas befehlen.... sich dazwischen zu stellen..... obwohl sie die Frau nicht einordnen konnte... dieser Blick den sie ihr zuwarf rief so viel in ihr hoch.
Vior'la nahm die beine in die Hand und lief.... sie konnte diese Szenerie einfach nicht mehr sehen... es hämmerte in ihren Kopf, dass sie angst hatte er würde platzen.
Als sie außer Atem zu hause ankam, war es im Hause ganz still. Die beiden Kinder schliefen ruhig in ihren Bettchen. Vior'la zitterte am ganzen Körper..... welch furchtbares Gefühl es doch war...
Doch sie beruhigte sich schnell... sie wollte nicht mehr daran denken... sie wollte einfach schlafen. Obwohl sie hunger hatte als hätte sie noch nie etwas gegessen... sie musste sich entspannen.
Als Vadrak nach haus kam fragte sie auch genau deshalb nicht nach... sie wollte morgen mit ihm drüber sprechen. Und sie hoffte inständig, er würde die Warheit sprechen.
Sie brauchte ihn... sie hatte Gefühle zu ihm, welche unbeschreiblich tief waren... sie brauchte seine Nähe, seinen Geruch... seine Stimme die ihr sanfte Liebheiten in das Ohr füsterten und genau solches holte sie sich in dieser Nacht... um all das Pochen und dieses Gefühlswirrwarr zu verdrängen....


Allerdings holte sie das Geschehen in der Nacht ein. Diese Szene... wo sie vor einem Tisch sitzt und sich mit dieser Frau stumm unterhällt hallte die ganze Nacht lang durch ihren Kopf...

Sie erwachte sehr früh am nächsten morgen... nichteinmal die Sonne war aufgegangen....
so leise sie konnte, zog sie sich ihr neues Kleid an und ging hinaus.
Vior'la wusste, dass Vadrak ihr nie erlauben würde, diese Frau zu suchen... aber warum? Genau das wollte sie irgendwie herausfinden.
Vior'la Lyth ist offline  
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Alt 24.05.2004, 18:32
#124
Vior'la Lyth
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Also zog Vior'la in die Stadt zurrück... wieder in die Taverne... vielleicht würde die Frau ja wieder da sein... und auch nach ihr suchen. Insgeheim hoffte Vior'la es.
Doch als sie die Taverne betrat, war sie nicht da.... bloß das eine bekannte Gesicht des Mannes der gestern mit an ihrem Tisch saß.
Mit einem Lächeln setzte sie sich zu ihn......
Auch er schien erfreut, sie wiederzusehen. Er erkundigte sich nach dem Wohlbefinden Vadraks und erzählte von seinem Tagesverlauf.
"Glaron zum Gruße!" war laut zu vernehmen, nachdem sie Tür sich geöffnet hatte. Eine leichte Gänsehaut strich kurz ihre Unterarme entlang.
Dieser Mann kam geradewegs auf die beiden zu. Er schien Arros zu kennen... denn er setzte sich zu ihnen.
"Darf ich euch Lady Larthay vorstellen?" Arrian deutete lächelnd zu Vior'la und auch Vior'la lächelte Vingril an. Doch seine Mimik verfinsterte sich schlagartig. "Frau Larthay also....?!" Er sah Vio recht streng an. Zwar wunderte sie sich ein wenig, nickte dann aber den Blick an Arros richtend.
"Ich würde euch nachher gern einmal sprechen...." fügte Vingril hinzu und wand sich auch an Arros.
In Vior'la tobte ein Sturm der Verwirrung. Ein innerer Instinkt befahl ihr sofort auf zu stehen und weg zu laufen. Wiederum flüsterte etwas in ihrem Inneren zu warten... auf die Frau von gestern. Sie musste einfach herausfinden, was sie wollte.
Die beiden Männer begannen zu tuscheln... sie tauschten sich Zettel aus.... anscheinend taten sie alles, um Vio bewusst zu machen, dass sie unerwünscht ist.
Vior'la aber blieb sitzen... sie ließ sich nicht so einfach vertreiben... wenn sie ein Geheimnis zu bereden hatten, sollten sie doch woanders hingehen.
Mit einem nachdenklichen Blick strich sie die Taverne... auch hier kam ihr einiges "bekannt" vor.... wenn auch nicht bildlich.... den Geruch schien sie zu kennen.
Als sie dann aus den Fenster sah, stand die Sonne schon hoch am Himmel.
-Vadrak-
Er war mit sicherheit schon erwacht und würde sich Gedanken machen wo sie ist.... so früh am morgen... ohne bescheid zu sagen. Kurz erhaschte sie dieses Herzrasen das jedes Kind hat wenn es weiß etwas falsch gemacht zu haben.
Ihr Magen schien auch gewaltig dagegen zu protestieren weiterhin dieses -gesegnete Wasser- zu trinken, welches dieser Vingril ihr gebracht hatte.
Also erhob sie sich kurzerhand und sah sanft lächelnd zu den Männern hinab. "Ich muss nun leider zu meinen Kindern... wenn ihr entschul..." Vior'la sprach nicht zu ende... zu sehr war sie durch die Reaktion Vingrils überrascht. Er sah sie ernst an und erhob sich recht schwungvoll.
Was wollte er.....?
"Ihr seid die Hure Larthays!" sprach er laut und sah sie gar hasserfüllt an. Vior'la konnte nicht mehr als erstarren und ihn geschockt ansehen....
"Ist es nicht richtig? Eine Hure der Dunkelheit!" seine Stimme erhob sich streng und er kam bedrohlich näher.
Was redete er da... wie.. wie...:"Wie könnt ihr es wagen?!?" mehr bekam Vio nicht heraus. Zu sehr raste das Blut in ihren Adern und zu stockend war ihr Atem.
Jetzt nur keine Angst zeigen..... doch solches war leichter gedacht als ausgeführt.
Als sie versuchte an dem Mann vorbei zu gehen packte er sie am Arm und hielt sie fest. "Blein ja hier... ich muss noch mit dir reden.." seine Stimme schien leise, zischend wie die einer Schlange.
Vior'la bemerkte allerdings als erstes diesen Schmerz im Oberarm. Er schien ihr unaushaltbar und wehrte sich lauthals. Doch er lies nicht locker.
"Ihr kommt jetzt mit mir... ich muss mit euch sprechen und zwar werdet ihr mir dazu in das Kloster folgen." Sein Druck an ihrem Arm wurde für kurze Zeit stärker.
Vior'la wusste weder ein noch aus... was sollte sie tun....
Sie sah so viele Augenpaare, die sie anstarrten aber nichts unternahmen.... warum half ihr keiner?!!!?
Sie wurde von Vingril mitgezogen.... Arros war auch bei ihnen und verhielt sich recht still. All das wehren hatte keinen Sinn... dieser Mann war einfach zu stark... und sie selbst zu schwach. Immernoch war ihr im Magen ganz flau... was sicherlich auch damit zu tun hatte, dass sie seit gestern morgen nichts mehr zu sich genommen hatte.... bis auf das gesegnete Wasser.... was ihr nur Schmerzen zufügte.
Als sie im Kloster angekommen waren, war sie verwirrter den je.. alles in ihr prostestierte.... und sie hatte angst.... sie hatte angst und war unfähig solches zu verbergen.
Vingril fragte sie sachen, die sie nur noch mehr verwirrten. Er warf ihr vor, Vadrak von dem Weg des Lichtes mit ihrer Bosheit fortgelockt zu haben.... er warf ihr vor Unheil im Land zu verbreiten.... er drohte ihr mit dem Kerker.... sie sollte ihm sagen, wo sich der Ketzer Vadrak aufhällt... doch Vior'la war unfähig klar zu denken. Sie wiederholte nur einige Male das sie nichts mehr weiß... das sie heim wollte... Doch Vingril sah sie nur überlegen Lächelnd an und redete ganz ruhig.
Doch Vior'la verstand nicht mehr... ihr Herz raste... ihr Bauch verkrampfte sich vor ihren Augen tanzten rote und schwarze Punkte..........

-Dunkelheit......-
-SCHOCK-

Vior'la schockte auf und ihr Herz raste schneller den je.... sie lag auf einem kalten Steinboden.... etwas kaltes drückte gegen ihre Kleidung und gegen ihren Hinterkopf.
Verängstigt raffte Vio sich auf und sah sich um. Arros saß noch an seinen Platz und sah sich scheinbat besorgt an.
"Jetzt weiht sie wieder unter den Lebenden..." sprach Vingrils Stimme hinter ihr und als sie sich umdrehte, stellte er grad einen Brunneneimer ab.
Ihre nassen Haare klebten an ihren femininen Wangenknochen und versperrten ihr erst die Sicht nach vorn. Ihr Kleid am Rücken war nass, kalt und klebte an ihrem Körper.
"Habt ihr heute schon etwas zu euch genommen....?" fragte Arros leis und sah sie an. Sie schüttelte nur den Kopf und hatte arge Probleme gerade zu stehen.
"Sie wird etwas Brot bekommen.... " Vingril Nahm ein Leib Brot hinaus und segnete es. Dann bot er es Vio an... doch sie schüttelte nur den Kopf. "Warum esst ihr nicht....?" Er schien es genau zu wissen, da sein Lächeln recht erhaben war. "Ihr... ihr habt es gesegnet...."hauchte Vio und legte die Hand an ihren Bauch der immernoch knurrte.... sicherlich nicht nur weil sie hunger hatte... sondern auch wegen dem gesegneten Wasser.
"Aber ihr habt doch gesagt, ihr wollt eurem Glauben abschwören.... dies wäre ein erster Schritt." sagte Arros in einem recht freundschaftlichen Tonfall und nickte ihr aufbauend zu. Vior'la sah auf das Brot und brach sich mit gemischten Gefühlen ein Stück ab.
Ja, sie hatte hunger..... solchen hunger hatte sie noch nie verspührt...! Allerdings wusste sie auch was passierte, wenn sie ein ganzes gesegnetes Brot isst..........
Schnell steckte sie das Stück Brot in den Mund und kaute so schnell sie konnte. Als sie es hinunterschluckte schien des Teig eine brennende Spuhr in ihrer Kehle zu ziehen. Ihr Bauch meldete sich gleich darauf lauthals und sie musste sich anstrengen, sich nicht zu übergeben.
"Esst nur...." Vingril hatte sich gemütlich zurrückgelehnt und sah mit einem seltsamen Lächeln zu ihr auf. "Nein..." hauchte Vio und senkte den Blick.... sie war sich sicher, sie würde brennen... sie konnte nichts mehr tun, was ihr helfen könne......
"Ihr werdet im Kerker nur gesegnetes Brot und Wasser bekommen...." fügte Vingril im plauderton hinzu und deutete an gehen zu wollen.
Nein..... bitte nicht der Kerker... wofür.... was hat sie nur getan?!? Das hämmern in ihren Schläfen meldete sich wieder zurrück und sie fühlte sich unfähig einen Schritt zu gehen. Die Haare klebten immernoch ihr Gesicht entlang... das Kleid war nass und kalt.... erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Zähne klapperten.
-Vadrak.... was soll ich nur tun... helf mir doch....- bat sie in ihren Gedanken voller Verzweiflung und drehte sich langsam um um mit den beiden Männern mitzugehen.
Ganz leise... kaum vernehmbar schlich sich eine Stimme in ihr Bewusstsein.
Es war eine Szenerie, welche sie mit ihrer Mutter erlebt hatte. Seit dem sie klein war brachte ihre Mutter ihr das Schauspielen bei."Es kann sehr nützlich sein Liebling,"sprach ihre Mutter,"wenn du z.b. gefangen bist... dann lass die anderen denken du seiest schwach... humpel.... stolpere... zeig ihnen, dass du aufgegeben hast... und dann, wenn sie es nicht erwarten... und du dir bewusst bist wo du hin musst laufe! Laufe so schnell deine Füße dich tragen können. Wenn es sein muss verstecke dich in irgendeinem dreckigen Loch... aber lass dich nie fangen Kind... denn für solches sind wir wahrlich nicht gebohren....."

Vior'la schloss kurz ihre Augen um all ihre innere Kraft zu sammeln und tat, wie ihre Mutter es ihr beigebracht hatte. Sie ging den beiden Männern eher langsam hinterher... sie stolperte über Äste... zitterte.... ließ ihre Zähne klappern und schaute leer geradeaus. Als sie die Stadttore schon durchquert hatten, sah sie ihre Chance. Nur mit den Augenwinkeln versuchte sie die beiden Männer zu erhaschen. Vingril ging recht dich bei ihr.... gähnte allerdings recht gelangweilt. Arros war etwas weiter hinter ihr... und da..... rechts von ihnen war eine enge Gasse.... mit vielen Möglichkeiten, sich zu verstecken.

Schnell raffte sie ihren nassen langen Rock und lief...... sie lief ohne nachzudenken... mal eine Gasse links, mal eine Gasse rechts.
Dann fand sie sich in einen Laden wieder. Der Besitzer sah sie zwar kurz verwirrt an, da sie wohl recht panisch aus dem Fenster sah, widmete sich dann aber wieder dem abputzen ihrer Regale.
Sicherlich eine halbe Stunde blieb Vior'la in diesem Laden.... aber nichts geschah.
Trotzdem war sie vorsichtig als sie hinausging. Um jede Ecke wurde nur vorsichtig geluschert....

Als sie das Reisetor im Sichtfeld hatte lief sie allerdings... so schnell sie konnte.... ohne sich auch nur einmal umzusehen.
Als sie auf Moonglow angekommen war hörte sie nicht auf zu laufen.... ein Instinkt befahl ihr weiterzulaufen..... sich in Sicherheit zu bringen. Sie lief den Weg entlang.... dann eine Abkürzung durch den Wald. Äste zerrissen ihren Rock, hinterließen Kratzer auf ihren Armen....

Dann, auf einmal blieb sie stehen.... als hätte sie wer eingefrohren. Ihre Kehle schnürte sich zu und sie hatte das Gefühl zu ersticken.... Ihr Bauch brummte laut und sie machte Laute des übergebens... allerdings kam nichts.... da war nur dieses Würgegefühl...

Langsam sank Vio auf die Knie... ihre Hände fest an den Hals gelegt... viele Tränen strichen über ihre Wange.... ihr Blick strich geradeaus... in der Ferne konnte sie ihr Haus sehen... aus dem Schornstein qualmte es.... es sah so friedlich aus.... ihr zu Hause... so nah.... und doch so fern.....

"hilfe....." hauchte sie rauh und streckte einen Arm nach dem Haus aus bevor sie nach vorn in das Gras viel.....
Vior'la Lyth ist offline  
Geändert von Vior'la Lyth (24.05.2004 um 18:32 Uhr).
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Alt 27.05.2004, 14:06
#125
Vior'la Lyth
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(VON VADRAK VERFASST!!!)


"Wollen wir heute nicht mal ein wenig ausgehen?" Im Nachhinein hätte Vadrak nur zu gern diese Worte zurückgenommen. Doch noch wußte er nicht, was die Zukunft für ihn bereithielt und lächelte Vio, die ein neues Kleid trug, verliebt an. Er wußte, daß Frauen ihre neuen Kleider gern in der Öffentlichkeit zeigen, und Vio war früher immer sehr auf ihre Kleidung bedacht gewesen. So überraschte es ihn nicht, daß sie sofort erfreut seinen Vorschlag aufnahm. An ihren Fingern begann sie abzuzählen: "Ich kenne einen Schneider - und noch einen Schneider - und ... eine Taverne." - Vadrak sah sie noch immer hingerissen an. "Und wohin möchtest Du mit mir gehen, mein Stern?" fragte er sanft. "In die Taverne," antwortete sie prompt. Sein Lächeln vertiefte sich, als er ihre Freude sah: "Welche Taverne kennst Du denn?" - Stirnrunzelnd versuchte Vio, sich zu erinnen, doch schließlich gab sie schulterzuckend auf: "Ich weiß es nicht." - "Was ist denn auf dem Tavernenschild zu sehen?" fragte Vadrak geduldig weiter. Vios Gesicht hellte sich auf: "Eine Mütze, kann das sein?" - Vadrak nickte: "Ja, die Mütze ist eine Narrenkappe und die Taverne heißt 'Lachender Tala'. Er ist ein alter Freund von mir. Ich verdanke ihm viel, nämlich mein Leben." Für einen Moment verschwand das Lächeln aus Vadraks Gesicht, als die Erinnerung daran zurückkehrte, wie Rik und ihre Mordkumpane ihn zum Sterben mitten in der Wildnis der Berge zurückgelassen hatten, nachdem sie ihn und Erindor in eine Falle gelockt hatten. Lachender Tala, der den Geist eines fröhlichen Kindes besaß, hatte ihn dank Glarons Führung gefunden und nicht eher aufgegeben, bis er Vadrak, der fast verblutet war, zu Asher geschleppt hatte. Eine Nacht allein dort in der Kälte hätte der schwer verwundete Paladin nicht überlebt. Dieser Vorfall lag nun schon einige Jahre zurück und doch war es Vadrak, als sei es erst gestern gewesen. All dies schoß dem ehemaligen Templer in wenigen Sekundenbruchteilen durch den Kopf, doch wurde er durch Vio in seinen Erinnerungen unterbrochen: "Laß uns gehen, ich möchte ihn unbedingt kennen lernen." Einen Moment hatte Vadrak Schwierigkeiten, ihre Bitte richtig einzuordnen, doch dann besann er sich und antwortete: "Ich fürchte, das wird nicht gehen. Er hat schon vor längerer Zeit die Taverne verkauft und ist fortgezogen." - Ein wenig enttäuscht nickte sie, doch schon ein paar Augenblicke später kehrte ihre Fröhlichkeit zurück.

Hätte Vadrak geahnt, daß die bittere Erinnerung an jenen Tag, als Rik dem jungen Erindor sein erstes wirklich gutes Schwert abgenommen und Vadrak beinahe getötet hatte, sich beinahe als prophetische Warnung herausstellte, hätte er den Tavernenbesuch vermutlich nicht vorgeschlagen.

Der 'Lachende Tala' war gut besucht, weshalb sie gezwungen waren, an einem Tisch Platz zu nehmen, der schon von zwei Männern besetzt war. Ein wenig eifersüchtig beobachtete Vadrak, wie ungezwungen Vio sich Fremden gegenüber verhielt. Flirtete sie etwa? Trieb sie schon wieder ihre Spielchen mit ihm? Er neidete den Fremden jedes Lächeln, das Vio ihnen schenkte und war beinahe erleichtert, als beide die Taverne verließen. Gerade fing Vadrak an, den Tavernenbesuch doch noch zu genießen, als eine Frau durch die Tür trat und zielstrebig auf Vadrak und Vio zusteuerte. Mit selbstsicherer Unverfrorenheit setzte sie sich, lächelte Vadrak gehässig an: "Dich habe ich ja lange nicht mehr hier gesehen." Vadrak war völlig verwirrt. Wer war diese Frau? Die Unbekannte lachte gekünstelt auf: "Du kennst mich nicht mehr? Du hast mich doch nicht etwa vergessen?" Dann trafen sich ihre Augen und Vadrak durchzuckte beim Anblick der eisblauen Augen der Schock des Erkennens: Rik. Es war Rik in Verkleidung. In ihrer plump-vertraulichen Art versuchte sie, sich Vior'la anzunähern. Vadrak sträubten sich die Nackenhaare, er wollte nur noch weg und Vio in Sicherheit bringen. Er flüsterte in Vios Ohr: "Sie ist eine Verbrecherin, Vio, ein Geist aus der Vergangenheit. Geh rasch aus der Taverne." Ein wenig zögernd und blaß gehorchte sie. Grenzenloser Haß war in Riks Augen zu lesen, als sie Vadrak ansah. Auch er erhob sich, um Vios Rückzug zu decken, denn wie nicht anders erwartet, versuchte Rik, Vio zu folgen. Breitbeinig stellte er sich Rik in den Weg und legte eine Hand an sein Schwert. "Laß meine Familie in Ruhe," zischte er Rik wütend zu, "Wage es nicht, dich jemals wieder einem Mitglied meiner Familie zu nähern!" Doch Rik lachte nur gehässig, tänzelte seitwärts an ihm vorbei: "Und? Was gedenkst Du dagegen zu tun?" - Vadraks Augen verengten sich zu zornigen Schlitzen: "Wirst Du nicht mehr von der Garde gesucht?" fragte er mit trügerisch seidenweicher Stimme und verstellte ihr erneut den Weg. "Vadrak, Du hast nicht das Recht, Vio vor etwas zu 'beschützen', was sie selbst entscheiden muß!", warf Rik ihm vor. - "Ich bin ihr Mann, sie liebt mich und ich liebe sie. Das gibt mir JEDES Recht, sie vor euch zu beschützen." In diesem Moment betraten drei Mitglieder der herzöglichen Garde, die entweder auf ihrem Routinerundgang waren oder von besorgten Bürgern gerufen worden waren, die Taverne. Vadrak entspannte sich ein wenig, obwohl ihm die Gesichter der Gardisten unbekannt waren. "Du hast gewonnen, Vadrak," knurrte Rik, "geh zu Deiner Familie." Sie spie das Wort 'Familie' förmlich aus. Vadrak lächelte boshaft: "Dir noch einen schönen Abend," und nickte den Gardisten freundlich zu, während er die Taverne verließ. Warum hatte er Rik nicht verraten? Er wußte es selbst nicht. Vermutlich war es deshalb, weil er nicht zuviel Aufmerksamkeit auf sich oder Vio lenken wollte. Immerhin galten sie beide als Ketzer und Vadrak wußte nicht, wie groß das Interesse der Inquisition an ihnen war.

Doch war es beiden nicht vergönnt, in Frieden nach Hause zu gehen, denn Rik war ihnen gefolgt. Leider hatte die Garde die verkleidete Verbrecherin nicht so lange aufgehalten, wie Vadrak gehofft hatte. Fluchend wandte er sich um und verstellte Rik erneut den Weg: "Laß uns endlich in Ruhe!" Er wirkte angespannt und wütend. Rik begehrte, Vio nachsetzen zu können und knurrte ihn an: "Laß mich vorbei! Zwing sie nicht zu Sachen, zu denen Du kein Recht hast." Beide hatten nun die Hand am Schwert und lauerten darauf, daß der andere eine Fehler machte. "Ich habe jedes Recht dazu. Ich habe sie jedenfalls nicht in die Finsternis gezogen, so wie ihr dies tatet." - "So? Warum läßt Du sie das nicht selbst entscheiden?" - Vadrak entgegnete ruhig: "Weil sie sich an nichts mehr erinnern kann - und das ist gut so." Rik schien einen Moment zu überlegen, dann behauptete sie gehässig: "Bravo, Du zwingst sie zu einem Leben, das sie haßt oder hassen würde, wenn sie sich noch erinnern könnte. Und das weißt Du genau." Über Vadrak schlug eine Woge glühender Wut zusammen: "Nein, Du unverschämtes Weib," herrschte er sie an, doch Rik entgegnete kalt: "Du willst es nur nicht wahr haben."
"Geh zurück in die Gosse," knurrte Vadrak verächtlich, "da, wo du hingehörst." Rik lachte nur boshaft: "So wie Du aussiehst, bist doch Du doch eben erst daraus entsprungen!" Dies bezog sich sicherlich auf seine Haare, die er nun lang trug im Gegensatz zu früher, weil es Vio so besser gefiel.

Vio blickte nur blaß und völlig fassungslos von einem zum anderen, unfähig, sich zu rühren. "Sie liebt mich und ich liebe sie! Und jetzt laß uns endlich in Ruhe." brüllte Vadrak voller Wut. "Ach?" antwortete Rik zynisch, "Glaubst Du wirklich, sie liebte Dich auch noch, wenn sie MICH erkennen würde?" Nur mit äußerster Mühe zwang Vadrak sich zur Ruhe: "Ja, das würde sie," entgegnete er bestimmt. - "So? Würde sie das? Und warum verstellst Du mir dann den Weg?" - Vadrak knirschte mit den Zähnen: "Weil ich Dir nicht traue." - Rik lachte höhnisch auf: "Glaubst Du, ich könnte sie verletzen oder töten? Du bist wahrhaftig noch dümmer, als ich Dich in Erinnerung habe." - "Nein, aber Du könntest sie entführen," stellte Vadrak fest. Rik schnaubte verächtlich: "Während Du daneben stehst? Mach Dich nicht lächerlich." - "Geh endlich zurück durchs Tor," verlangte Vadrak und deutete mit dem Kopf auf das magische Tor hinter Rik, durch das sie vor kurzem gegangen waren. Stur schüttelte Rik den Kopf: "Laß mich zuerst mit ihr reden." - "Laß sie in Ruhe, sie erinnert sich an nichts und ich will nicht, daß sie sich Sorgen macht." - "Laß das Vio selbst entscheiden. Vio - warum willst Du Dich nicht erinnern?" wandte sich Rik nun direkt an Vio. Vadraks Augen sprühten nun förmlich vor Haß: "Laß sie endlich in Ruhe, Du Gossendreck!" Vio, die blaß und zitternd hinter Vadrak stand, lugte unglücklich hinter seinem Rücken hervor. "Du hast jedes Recht, es zu erfahren," erklärte Rik mit nun sanft lockender Stimme zu Vio, "egal, was er sagt." Vio brachte kaum hörbar ein "Erfahren? Was erfahren?" hervor. - "Deine Vergangenheit. Oder hat der da Dir etwa gesagt, daß Du immer ein ganz braves Mädchen warst?" - "Halt endlich die Klappe, Du wandelnder Misthaufen. Siehst Du nicht, was Du anrichtest?", herrschte Vadrak seine Gegnerin an, dann bat er Vio leise und ohne den Blick von Rik zu lassen: "Geh nach Hause, Kleines, bitte." Vio nickte zaghaft und ging ein paar Schritte. Rik wollte ihr nachsetzen.

Metallisch klirrte Vadraks Schwert, als er es aus der Scheide zog. "Vior'la!" rief Rik verzweifelt, "Bleib hier, komm zurück!" Gleichzeitig zog auch sie ihr Schwert, während Vio unsicher stehen blieb und zurück durch das Blätterwerk spähte. "Du hast es noch immer!" schnaubte Vadrak zornig, als er das Schwert erkannte: es war eben jenes Titanalschwert, das einst dem jungen Erindor gehört hatte und das Rik ihm abgenommen hatte. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Vadrak in seiner Erinnerung, wie Erindor zähneknirschend das Schwert niederlegte und Rik es sofort gierig aufhob. Sein eigenes Schwert wagte damals niemand anzufassen, denn aus ihm strahlte Glarons Kraft und über die Klinge zuckten unzählige kleine Flammen. Ruckartig kehrte er in die Gegenwart zurück. Offensichtlich hatte Rik nicht verstanden, was er mit der Bemerkung meinte. Mit beiden Händen umklammerte sie den Schwertgriff, obgleich es sich nur um einen Einhänder handelte, und sah recht unsicher dabei aus. Vadrak blickte sie verachtend an und ließ sein eigenes Schwert geübt einmal drohend und kraftvoll durch die Luft schwingen und ging dann in Angriffsstellung: "Zwinge mich nicht, eine Frau anzugreifen, Weib," knurrte er Rik zu. Doch seine Kontrahentin sah weiterhin eher zu der Stelle, an der Vio scheinbar stehengeblieben war und verharrte, als sich auf ihren Gegner zu konzentrieren. Dann blickte sie Vadrak an: "Ich habe keine Angst vor Dir, Vadrak," schnaubte sie verächtlich. Vior'la rief ihm mit flehender Stimme zu: "Bitte, bitte komm, Vadrak. Laß sie doch." - Doch ihr Rufen wurde von Rik beantwortet: "Vio, komm zurück - ich möchte doch nur mit Dir reden." - "Halte endlich Dein Schandmaul," zischte Vadrak, "bevor ich es Dir stopfe." Erneut war Vios furchtsame Stimme zu vernehmen: "Bitte, Vadrak - ich habe Angst um Dich." Ein wenig verunsichert blickte Rik nun in Richtung Vio und hielt das Schwert noch ungeschichter als zuvor. Diesen Moment nutzte Vadrak, um mit einem kraftvollen Schlag, gefolgt von einer geübten Drehung des Schwertes Rik ihre Klinge aus den Händen zu schlagen. Riks Titanalschwert fiel ins Gras. So groß war die Kraft des Schlags gewesen, daß Rik selbst das Gleichgewicht verlor und ebenfalls zu Boden ging. Rasch stellte Vadrak seinen Fuß auf die Klinge und richtete sein Schwert drohend auf ihre Brust: "Heb Dein Geraffel auf und troll Dich durchs Tor," befahl er und ließ ihr ein bißchen mehr Platz, um aufstehen zu können. "Ich werde nicht eher gehen, bis ich nicht mit Vio geredet habe," erklärte Rik starrköpfig. Vio war unterdessen besorgt nähergekommen. "Dann laß sie doch mit mir reden, Vadrak - und dann können wir in Ruhe nach Hause gehen," schlug sie mit besänftigender Stimme vor. Vadrak schüttelte den Kopf: "Ich will nicht, daß Du ihren Worten zuhörst, Vio. Sie lügt, wenn sie nur den Mund aufmacht und sie wird versuchen, uns auseinander zu bringen. Bitte geh nach Hause, Vio. Ich komme nach, sobald ich diese falsche Schlange hier zurück durchs Tor geschickt habe." - "Bitte, Vadrak... nein," bettelte Vio mit tränenerstickter Stimme. "Ich schone ihr Leben, Kleines, sei unbesorg," antwortete Vadrak ruhig, "obwohl sie den Tod mehr als einmal verdient hätte." Vadrak bückte sich und hob das Titanalschwert auf. Ohne einen Blick von Rik zu lassen, steckte er sein eigenes Schwert zurück und nahm das Titanalschwert in die Rechte. Er richtete die Klinge nicht mehr auf Rik, doch hielt er es weiterhin abwehrbereit in den Händen: "Und nun steh endlich auf, Gossendreck," herrschte er Rik an. Zähneknirschend tat sie, wie ihr geheißen. "Und nun geh durch das Tor." - Trotzig fragte Rik: "Und was, wenn nicht?" - "Zurück nach Britain, na los, oder soll ich nachhelfen?" Eine Weile noch ging dieses Geplänkel hin und her und Vadrak stellte erleichtert fest, daß Vior'la nun doch den Weg nach Hause eingeschlagen hatte. Doch machte Rik keinerlei Anstalten, aufzugeben. Bedauernd blickte Vadrak kurz auf das Titanalschwert. Gern hätte er es Erindor zurück gebracht, obgleich dieser schon seit langem Ersatz dafür gefunden hatte. Dann warf Vadrak mit einer plötzlichen und unerwarteten Bewegung das Schwert mit dem Heft voran durchs magische Tor und die Klinge verschwand scheinbar im Nichts. Fluchend wandte Rik sich um und sprang hinterher.

Rasch wandte Vadrak sich um und folgte Vio nach Hause.

Dort angekommen, nahm er sie tröstend in den Arm. Sie klammerte sich an ihn und sagte leise: "Ich will heute nur noch schlafen. Wir reden morgen darüber, ja?" Vadrak strich ihr beruhigend übers Haar und nickte. Eine Weile standen sie noch eng umarmt dort, bevor Vio ihn drängte, sich auszuziehen und sich mit ihr auf ihrem Lager vor dem Kamin niederzulassen. Er verstand sie nur zu gut: sie wollte seine Nähe spüren, wollte so dicht bei ihm sein, wie es nur ging. Nicht einmal auch nur ein Stück Stoff zwischen ihrer Haut und der seinen konnte sie ertragen. Fest aneinander gekuschelt lagen sie vor dem Kamin. Doch Vadrak war zu aufgewühlt, um einschlafen zu können. Als er an Vios ruhigem Atem spürte, daß sie tief und fest schlief, befreite er sich vorsichtig und zärtlich aus ihrer Umarmung, zog sich rasch an und ging hinaus. Eine ganze Weile striegelte er sein Pferd, dann hackte er bis zur Erschöpfung Holz. Im Osten färbte sich der Himmel bereits sachte grau, als er sich endlich zurück zu Vio legte und auch sofort einschlief. Und so kam es, daß er erst gegen Mittag erwachte und verwundert feststellen mußte, daß Vio nicht im Haus war.
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