Abschied von einem Bruder

[Viridian Thraal]

„Harkon, komm schon beeil dich“, mit diesen Worten trat Viridian langsam von hinten an seinen Bruder heran. Harkon stand vor einem hastig aufgetürmten Steingrab, welches nur durch eine halb vom Regen erloschene Fackel beleuchtet wurde.

„So ein Begräbnis hat er nicht verdient, wir sollten seinen Körper dem Feuer übergeben wie es seit unserer Ahnentage üblich ist“, kopfschüttelnd wendete sich Harkon zu Viridian.
Stumm nickend, stimmte Viridian ihm zu.

Ein kurzer Moment verging in dem man nur den immer stärker werden Regen auf die Umgebung niederprasseln hörte.

„ Wir haben nur leider nicht die Zeit dafür. Unser Proviant neigt sich dem Ende zu und der Weg ist noch lange“, Harkon verzog besorgt seine Mundwinkel nachdem er den Satz beendet hatte.

„ Wenn er nur ab und an mal nachgedacht hätte bevor er sein Maul aufgerissen hat, dann würde er noch unter uns weilen, aber niemand konnte wissen, dass Lucius derart überreagiert!“, Viridian ballte seine Fäuste bevor er weitersprach, „ Wenigstens hat er Lucius auch erwischt, mit dieser Verletzung kann dieser verfluchte Bastard nicht weit kommen!“.

„ Er hat es aber trotz dieser Verletzung noch geschafft die Pferde loszuschneiden und sich mit einem davon aus dem Staub zu machen. Viridian, bei diesem Wetter, ohne Pferde und ohne Karte habe ich nicht viel Hoffnung für uns.“ Harkon blickte ein letztes Mal auf das Grab, die Fackel war nun beinahe gänzlich erloschen und die Finsternis und Kälte der angebrochenen Nacht machten sich breit.

„ Tomulus Thraal, geliebter Bruder setz dich zu unseren Ahnen an den Tisch und lass dich feiern, auf dass wir uns irgendwann wiedersehen“, Viridians zittrige Stimme war bei den letzten Worten kaum noch zu verstehen. Die Fackel erlosch und die beiden verbliebenen Brüder schritten in die Dunkelheit davon.